Netze zwischen Technik, Kommerz und Personalwirtschaft

28.04.2014

21. Tagung Rohrleitungsbau in Berlin

"Netze zwischen Technik, Kommerz und Personalwirtschaft" lautete das Motto der 21. Tagung Rohrleitungsbau, die am 21. und 22. Januar in Berlin stattfand. Rohrleitungsbauverband e. V. und der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. (HDB) hatten ihre Mitglieder eingeladen, um mit Ihnen über die aktuellen Entwicklungen des Marktes zu diskutieren. Welches Spannungsfeld sich aus der heterogenen Mixtur von wirtschaftlichen Interessen, rechtlichen Rahmenbedingungen und politischen Aktivitäten ergibt, führten Fachleute in Vorträgen und Diskussionsrunden aus. Die Perspektiven der Bauwirtschaft nach der Bundestagswahl – Die Entwicklung der Gasinfrastruktur - Die Zukunft der Zertifizierungspraxis – Ausschreibungsfehler und Bieterirrtümer – Haftungsrisiken beurteilen und verringern – Die Zukunft der Wasserinfrastruktur – Wirtschaftlicher Erfolg durch Unternehmenskultur: Diese Auswahl an Titeln aus dem Vortragsprogramm macht deutlich, welche technischen, wirtschafts- und personalpolitischen Sachthemen die Leitungsbaubranche seit Monaten bewegen.

Seit der Proklamation der Energiewende beschäftigen die Entwicklungen rund um die Netzinfrastruktur die Leitungsbauer in besonderem Maße. Verkommt der Umbau unserer Versorgungswirtschaft zu einem politischen Ränkespiel oder stehen die Planungen zum Ausstieg aus der Kernenergie auf energie- und volkswirtschaftlich fundierter Basis? Das fragen sich viele. Was also tun als Leitungsbauunternehmer, der sich nicht nur mit einem sich neu strukturierenden Markt auseinandersetzen muss, sondern auch mit den Auswirkungen des demografischen Wandels und einem stetig zunehmenden Fachkräftemangel? Interessante Denkansätze und mögliche Strategien zeigten die Vorträge der Referenten auf.

Die Botschaft, dass diese Themen durchaus nicht nur den deutschen Markt betreffen, sondern immer mehr europäische Züge annehmen, gab die Präsidentin des Rohrleitungsbauverbandes, Dipl.-Volksw. Gudrun Lohr-Kapfer, den Teilnehmern schon in ihrer Begrüßungsansprache mit auf den Weg. Exemplarisch führte sie die Regulierungsmaschinerie der EU an. Hierbei gelte es, unsere hohen Qualitätsstandards gegen die Mindestanforderungen der übrigen Mitgliedsstaaten zu verteidigen. „Allerdings hat der Verband mit dem Arbeitskreis Strategie ein geeignetes Werkzeug geschaffen, um diese Entwicklungen für die Leitungsbauer zu beleuchten und Konzepte für die ganze Branche zu entwickeln“, machte die rbv-Präsidentin den Mitgliedern Mut.

Traditionsgemäß eröffnete RA Michael Knipper, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie e. V., Berlin, den Reigen der Referenten. „Deutschland nach der Bundestagswahl – Perspektiven für die Bauwirtschaft in der neuen Legislaturperiode“ lautete der Titel seines Vortrages. "Auf dem Baumarkt stimmt einiges nicht." Mit dieser Aussage setzte Knipper gleich zu Beginn seiner Rede einen Akzent. Während man sich bei Produkten mit verschiedensten Alleinstellungsmerkmalen abgrenzen könne, bliebe beim Angebot von Bauleistungen meist nur der Preis, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen. "Die Konsequenzen des teilweise ruinösen Preiswettbewerbs haben die Unternehmen zu tragen", so der HDB-Hauptgeschäftsführer, "deshalb müssen die Rahmenbedingungen nachhaltig geändert werden."

Damoklesschwert Renten

Beim Ausblick auf die Entwicklung der Bauwirtschaft im kommenden Jahr berief sich Knipper auf das Urteil von Wirtschaftsforschern, die ein reales Wachstum der Bauinvestitionen von 4 % prognostizieren, wobei Impulse vor allem vom Wohnungsbau kommen sollen. Bei einer Bestimmung des wirtschaftspolitischen Standortes nach der Bundestagswahl äußerte sich Knipper zurückhaltend. Das grundsätzliche Bekenntnis der großen Koalition zu mehr Investitionen sei zwar grundsätzlich zu begrüßen, ebenso erfreulich sei die Bekenntnis zu Erhöhung und Verstetigung der Infrastrukturinvestitionen sowie der Einstieg in die Nutzerfinanzierung, doch vor allem in Hinblick auf die Energiepolitik seien die Ziele, mit einer grundlegenden Weichenstellung mehr Verlässlichkeit und Planungssicherheit zu schaffen, verfehlt. "Bevölkerung und Wirtschaft brauchen einen strukturierten Weg, auf dem das Erneuerbare-Energien-Gesetz vernünftig umgesetzt werden kann", so Knipper. Ein Damoklesschwert sieht Knipper in der Entwicklung der Rentenbeschlüsse, deren langfristige Kosten von über 600 Mrd. Euro zulasten kommender Generationen gingen. Puffer in der Rentenversicherung würden durch Hartz-Beschlüsse innerhalb von nur vier Jahren regelrecht verfrühstückt, die Mehrausgaben von 3 bis 4 Mrd. Euro in 2014 stiegen bis 2030 auf 16 bis 20 Mrd. und eine Entlastung der Arbeitgeber und Arbeitnehmer durch die eigentlich vorgeschriebene Absenkung der Rentenversicherungsbeiträge würde unterbleiben.

Wettbewerbsfähigkeit gefährdet

Insbesondere die Investitionsschwäche stellt für Knipper eine Gefährdung der deutschen Wettbewerbsfähigkeit dar. Seine Forderungen an die Politik sind deshalb konsequent: Vor allem gilt es, die Marktmechanismen am Bau fairer zu gestalten, etwa in Form fairer Ausschreibungs- und Vertragsbedingungen. Hierzu gehören für den HDB-Hauptgeschäftsführer eine klare Definition der geschuldeten Leistung, ein Verzicht auf die Abwälzung aller Risiken auf die Bauunternehmen und die zwingende Einführung von Streitschlichtungsverfahren während der Bauphase. "Es ist skandalös, wie sich manche Auftraggeber verhalten", prangerte Knipper eine Vollkasko-Mentalität an, bei der die Auftragnehmer alle Risiken übertragen bekommen. Gleichzeitig forderte er den Rohrleitungsbauverband und seine Mitglieder auf, sich gemeinsam mit dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie aktiv für eine Verbesserung dieser Missstände einzusetzen. Unterstützung erhofft er sich ebenfalls bei der Zukunftsaufgabe Personalsicherung, auf die er zum Abschluss seines Vortrages einging. Untersuchungen zufolge fehlen bis 2025 rund 200.000 Schulabgänger. Das trägt zu einem enormen Fachkräftemangel bei, dem mit schlüssigen Konzepten begegnet werden müsse. Potenzial, das es zu heben gilt, sieht Knipper vor allem in der Zuwanderung ausländischer Fachkräfte."Packen wir auch dieses Thema gemeinsam an und lassen Sie uns gemeinsam Konzepte entwickeln", so sein Appell an die Leitungsbauer und den rbv.

Nach dem NEP ist vor dem NEP

Die Entwicklung der Gasinfrastruktur war Gegenstand des Vortrages von Inga Posch, Geschäftsführerin der Vereinigung der Fernleitungsnetzbetreiber Gas e. V. (FNB Gas), Berlin. Die FNB versteht sich als zentraler Ansprechpartner für Entscheidungsträger in Politik, Medien und Verwaltung sowie Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zu allen Themen rund um Gasfernleitungsnetze. Zu ihren Aufgaben zählen unter anderem die Koordination bei der Erstellung des Netzentwicklungsplans Gas sowie begleitender Projekte, die Sicherstellung der Zusammenarbeit mit Behörden und Verbänden auf nationaler und internationaler Ebene sowie – in Deutschland – die Interessenvertretung in Politik und Öffentlichkeit. Die Rednerin ging explizit auf die Komplexität des Netzentwicklungsplans (NEP) ein, durch den der Ausbau des Gasnetzes stark reglementiert wird. In Abstimmung mit der Bundesnetzagentur arbeiten die Fernleitungsnetzbetreiber jährlich an dem Plan, um die künftig benötigten Transportkapazitäten für Erdgas zu ermitteln.

Das Netz der Zukunft

Was sich auf den ersten Blick nach mühsamer Kleinarbeit anhört, hat nach Meinung der FNB-Gas-Geschäftsführerin positive Auswirkungen auf die Volkswirtschaft, denn die intensive Beschäftigung mit Inhalten und Strategien ist äußerst effizient und trägt zu Versorgungssicherheit und einer vernünftigen Gestaltung der Gebühren bei. Der Weg zum Erdgasnetz der Zukunft ist für Posch durch einen Rückgang der sogenannten L-Gas-Produktion gekennzeichnet. Daraus ergibt sich Handlungsbedarf. "So muss die Versorgung der aktuell mit L-Gas belieferten Verbraucher weiterhin sichergestellt werden, auch vorhandene deutsche L-Gas-Aufkommen sollen soweit möglich weiter gefördert und in die Erdgastransportnetze eingespeist werden können", erklärte Posch, die voraussieht, dass sich die Anforderungen durch die sukzessive Umstellung von L-Gas-Netzbereichen auf H-Gas umsetzen lassen. "Die Fernleitungsnetzbetreiber sind an verbindlichen Aussagen über Kapazitäten und Bedarf interessiert, um nicht planlos Millionen im Boden zu verbuddeln", so die Rednerin weiter. Deshalb setzt die FNB auf effiziente Produkte, die die Netzausbaukosten um rund 1,7 Mrd. Euro und somit die Netzentgelte für die Verbraucher reduzieren sollen.

Quo vadis Zertifizierung

Mit dem anschließenden Vortrag von Dipl.-Phys. Theo B. Jannemann, Geschäftsführer der DVGW CERT GmbH, Bonn, wurde die Berliner Tagung um eine interessante europäische Komponente bereichert. Die Darstellung der Konsequenzen des sogenannten Frabo-Urteils auf die Tätigkeiten der DVGW CERT GmbH ließ durchaus den Schluss zu, dass massive Auswirkungen auf die Zertifizierungspraxis und die Regelsetzung durch die Auslegung von europäischem Recht nicht mehr wegzudiskutieren sind. In dem acht Jahre währenden Rechtsstreit eines italienischen Herstellers von Kupfer-Pressverbindersystemen (FRABO) gegen den DVGW e.V. ging es um die Frage, ob der DVGW als privater Regelsetzer und Zertifizierer für die Vergabe seines Qualitätszeichens Anforderungen stellen kann, die über diejenigen für das Inverkehrbringen von Produkten in anderen EU-Ländern hinausgehen. Hierbei geht es insbesondere um Anforderungen an die in Deutschland geltenden Standards für die Trinkwasserhygiene. "In dem Rechtsstreit stellte das Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf vom 14.08.2013 das Prüfwesen infrage – und damit auch die deutschen Qualitätsstandards", erklärte Jannemann. Die Richter entschieden zugunsten des italienischen Herstellers, der sich auf dem deutschen Markt benachteiligt sah, weil er ein in Deutschland übliches Prüfzeichen nicht erhielt. Für den Geschäftsführer der DVGW CERT GmbH wurde damit Rechtsgeschichte geschrieben. Glücklich ist man mit der Entwicklung natürlich keineswegs. "Gerade im Bereich Trinkwasser sollten in ganz Europa deutsche Standards gelten", so Jannemann. Er befürchtet, dass durch Gerichtsurteile wie vom OLG Düsseldorf Prüfzeichen und Siegel ihren Wert verlieren und Qualitätsstandards zulasten von Verbrauchern ausgehöhlt werden. Der DVGW e.V. und die DVGW CERT GmbH haben inzwischen gegen das Urteil Revision beim Bundesgerichtshof eingelegt.

Ein streitsüchtiges Volk

Unterschiedliche Auffassungen gibt es allerdings nicht nur auf europäischer Bühne. Streitigkeiten sind auch bei vielen Baumaßnahmen in Deutschland vorprogrammiert, wie Dipl.-Ing. Manuel Biermann, vereidigter Sachverständiger, Litzendorf, zu berichten wusste. "Ich komme zum Einsatz, wenn Auftraggeber und Auftragnehmer sich nicht verstehen", erklärte Biermann, der die Deutschen mit einem Augenzwinkern als streitsüchtiges Volk einstufte – eine Aussage, die der Referent anhand zahlreicher Beispiele aus der täglichen Praxis eindrucksvoll untermauern konnte. Ausschreibungsfehler und Bieterirrtümer sind meist Ursache, wenn es mit der partnerschaftlichen Umsetzung eines Projektes nicht klappt. Zu den typischen Ausschreibungsfehlern zählt Biermann neben widersprüchlichen Vertragsbedingungen, fehlerhaften Ausschreibungsmengen und fehlenden Positionen vor allem technisch fehlerhafte, unvollständige oder unklare  Leistungsbeschreibungen. "Das ist das Unangenehmste, was passieren kann", weiß Biermann aus Erfahrung. Er empfiehlt nachdrücklich, bei der Auslegung des Inhaltes einer Leistungsbeschreibung Regeln zu beachten. "So kommt bei der Auslegung dem Wortlaut der Erklärung die maßgebliche Bedeutung zu, und zwar beurteilt aus der Sicht der Bieter", erläuterte Biermann. Des Weiteren ist die Leistungsbeschreibung als sinnvolles Ganzes auszulegen und der Bieter darf die Leistungsbeschreibung nicht in seinem wirtschaftlichen Interesse auslegen. Zu den typischen Bieterirrtümern zählt in erster Linie die fehlerhafte Auslegung der Ausschreibungsunterlagen. Mit seinen Ausführungen zündete der Referent ein regelrechtes Feuerwerk von diversen Streitfällen und einschlägigen Gerichtsurteilen, die eines deutlich machten: Die Unternehmen sind in der Regel gut beraten, wenn sie nicht immer alles widerspruchslos hinnehmen, sondern um ihr Recht kämpfen.

Von Unternehmern und Gärtnern

Den Bogen von der Streit- zur Unternehmenskultur spannte Fachbuchautor und Referent Dr. Matthias Nöllke in seinem Vortrag "In den Gärten des Managements – was Manager von Gärtnern lernen können". Humorig stellte Nöllke den Unternehmenslenker mit dem Gärtner auf eine Stufe. Das Unternehmen ist der Garten und die Mitarbeiter die Pflanzen, die es zu führen und zu pflegen gilt – so seine Parabel, in der sich manche Aspekte auf die rbv-Mitgliedsunternehmen übertragen ließen. "Der Gärtner verkörpert vielleicht am sinnfälligsten, was wir heute an Führungskräften oft vermissen", führte Nöllke aus und meinte damit in erster Linie Unaufgeregtheit, Beharrlichkeit und vor allem Zugewandtheit. "Es geht überhaupt nicht darum, im Zeichen der Gartenpflege die letzten Ressourcen aus den Mitarbeitern herauszuholen", so Nöllkes Fazit. "Vielmehr ist die Blickrichtung geradewegs andersherum. Führung und Management sollen etwas von der Entspanntheit, der Vitalität und der Lebensfreundlichkeit aufnehmen, deren angestammter Ort der Garten ist."

Risiken minimieren

Dass unternehmerische Verantwortung durchaus mit Haftungsrisiken verbunden ist, wurde den Teilnehmern an der diesjährigen Tagung Rohrleitungsbau im Vortrag von RA Stefan Brettschneider, Leiter der Abteilung Tarif- und Sozialrecht, Arbeitsschutzrecht Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V., Berlin, nachdrücklich vor Augen geführt. Insbesondere beim Einsatz von ausländischen Nachunternehmen ist es angeraten, Haftungsrisiken zu beurteilen und gegebenenfalls zu verringern. "Dementsprechend will ich Ihnen die breite Struktur der Haftungsrisiken aufzeigen", so der Ansatz des Redners. Der Einsatz von Nachunternehmern ist in der Praxis der Normalfall, da große Aufträge ohne deren Unterstützung kaum oder gar nicht zu stemmen sind. Natürlich geht es dabei letztendlich auch um die Wahrnehmung von Kostenvorteilen. Dabei sind nach Aussage von Brettschneider jedoch einige Fallstricke zu beachten, sei es in Bezug auf das Steuerrecht, die Bürgerhaftung oder das Strafrecht. Mindestlöhne und Werkvertrag oder Arbeitnehmerüberlassung gehören zu den Sachverhalten, die hier im Fokus stehen. "Dabei gibt es durchaus landesbezogene Differenzierungen zu beachten", erklärte Brettschneider. Ungemach droht auch beim unsachgemäßen Einsatz von ausländischen Arbeitskräften. "Die steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Haftungsrisiken beim Einsatz (in- und) ausländischer Nachunternehmer sind erheblich und durch Sicherheitseinbehalte nicht abzusichern", so der Rechtsanwalt weiter. "Die Risiken sind allerdings beherrschbar, insbesondere durch eine sorgfältige Prüfung der Zuverlässigkeit des Nachunternehmers."

Deutscher Standard führend

Wesentlich ungefährlicher scheinen hier die aktuellen Entwicklungen in der Wasserwirtschaft, über die Dr. Michaela Schmitz, Bevollmächtigte Wasserwirtschaft, BDEW - Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e.V., Berlin, berichtete. Für Schmitz, die sich mit allen Facetten der Wasserwirtschaft auskennt, stellt sich die Frage, ob noch genügend für die Aufrechterhaltung des Betriebes unserer Wasser- und Abwassernetze getan wird. Deutschland ist weltweit führend, wenn es um Standards in der Wasserwirtschaft geht, etwa beim Anschlussgrad oder bei der Trinkwasserqualität. Das belegte die Referentin mit eindrucksvollen Zahlen. Trotzdem gebe es noch viel zu tun, auch von politischer Seite. Als Schwerpunkte der Wasser- und Abwasserpolitik nannte Dr. Schmitz neben der EU-Dienstleistungskonzessionsrichtlinie und der GWB-Novelle (Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen) unter anderem Preise und Gebühren, das Erneuerbare-Energien-Gesetz, den Breitbandausbau, den Koalitionsvertrag zu Fracking und die IT-Sicherheit. Bei all diesen Sachthemen sieht sich Schmitz mit den anderen Referenten im Schulterschluss: "Gemeinsam müssen wir daran arbeiten, deutsche Standards auf die europäische Ebene zu transportieren."

Sanierungsmaßnahmen nötig und finanzierbar

Einen Blick in die Zukunft warf auch Prof. Dr.-Ing. Karsten Müller, Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen (FiW) e.V., der die Zukunft der Wasserinfrastrukturen unter dem Gesichtspunkt von Herausforderungen aus demografischen, wirtschaftlichen und klimatischen Veränderungen beleuchtete. "Ergebnisse von regelmäßigen Umfragen wie der von der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) zum Zustand der Kanalisation in Deutschland belegen, dass unsere Netze sanierungsbedürftig sind. Mit Blick auf den Sanierungsbedarf ist allerdings die Frage nach der Finanzierbarkeit zu stellen." Der demografische Wandel ist nach Meinung von Prof. Müller durch schnelllebige und lokal sehr unterschiedliche Prozesse gekennzeichnet, während der Klimawandel und der damit in Verbindung stehende Anstieg der Extremregenereignisse Auswirkungen auf die Aus- und Umgestaltung der Netze bedingen. Da nach Auffassung von Müller die gezahlten Gebühren mittlerweile durchaus zweckgebunden eingesetzt werden, ist eine Sanierung trotz Netzzustandsverschlechterung finanzierbar.

Gelebte Unternehmenskultur

Packen wir es an, scheint deshalb das Gebot der Stunde. Wirtschaftlicher Erfolg stellt sich allerdings nur für den ein, der über die nötige Unternehmenskultur verfügt. Diese Meinung vertritt Prof. Sonja A. Sackmann, Ph. D. Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie Universität der Bundeswehr München, München. Darunter versteht man den Geist und den Stil eines Hauses, einfach ausgedrückt das, wofür wir stehen, oder so, wie man es bei uns macht. Für Prof. Sackmann ist eine funktionierende und gelebte Unternehmenskultur unabdingbar für die Gewinnung und Bindung von Fachkräften ans Unternehmen und damit für den wirtschaftlichen Erfolg. "Funktionen wie Stabilität und Kontinuität, Komplexitätsreduktion, Orientierung und Sinngebung dienen dabei nicht nur der internen Koordination und der externen Anpassung", ist Sackmann überzeugt. "Sie beeinflussen Engagement, Motivation und Identifikation der Mitarbeiter ebenso wie Produktivität und Wirtschaftlichkeit des Unternehmens." Damit prägt die Unternehmenskultur ein Unternehmen in all seinen Dimensionen; es hat Auswirkungen auf die Leistungsfaktoren und damit den Erfolg, wie empirische Studien belegen. Prof. Sackmann macht die Unternehmenskultur aufgrund ihrer immensen Bedeutung zur Chefsache. Sie betrachtet ein Unternehmen als lernende Organisation, die durch vorbildliches und konsistentes Führungsverhalten gekennzeichnet wird und in der Worte und Werte gemeinsam gelebt werden.

Neue Wege beschreiten

In ihrem Abschlussvortrag über zukünftige Wege des Rohrleitungsbauverbandes richtete die rbv-Präsidentin Gudrun Lohr-Kapfer den Blick traditionsgemäß nach vorn. Zu Recht wies sie darauf hin, dass sich die Tagung Rohrleitungsbau zu einem wichtigen Baustein der Verbandsarbeit und des rbv-Dienstleistungspaketes entwickelt habe. "Mit der Berliner Veranstaltung verfügt der Rohrleitungsbauverband über ein Alleinstellungsmerkmal in der Verbändelandschaft", fügte die Präsidentin an. Gleichzeitig gebe das zweitägige Programm mit seinen Rückblicken, Ausblicken und Trends wichtige Impulse für die Arbeit des rbv, die durch sich verändernde Märkte, Strukturen, Vorschriften, Gesetze und internationale Verordnungen gekennzeichnet sei. "Es gilt, neue Ziele anzugehen und den Weg dahin effizient und im Sinne der Mitglieder zu gestalten", erklärte Lohr-Kapfer, für die vor allem der im Frühsommer 2013 aus der Taufe gehobene rbv-Arbeitskreis Strategie das richtige Instrument für die Umsetzung dieser Ziele ist. Ein Schwerpunkt der Verbandsarbeit liegt unter anderem auf der Analyse des Marktes. "Hieraus wollen wir ableiten, welche Anforderungen die Mitglieder in Zukunft an die Arbeit ihres Verbandes stellen", so Lohr-Kapfer weiter. Zu den wichtigen Bausteinen des rbv-Engagements gehört ihrer Meinung nach die Auseinandersetzung mit Sachthemen wie dem demografischen Wandel, dem Fachkräftemangel, der Umsetzung der Energiewende und der zunehmenden Europäisierung in Bezug auf Regelwerke und Normen.

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