Wasser bald "wertvoller als Öl" - Schlauchlining-Sanierungsverfahren für Trinkwasserdruckleitungen können zur globalen Versorgungssicherheit beitragen
28.07.2004
Renovierung » Auskleidung mit Rohren » Schlauch-Lining Kanäle
Die Weltbevölkerung wächst und mit ihr der Bedarf an Wasser. Trotz aller Erfolge der letzten Jahre beim weltweiten Ausbau von Wasserversorgungseinrichtungen ist der flächendeckende Zugang zu genießbarem Wasser in ausreichender Menge vielerorts aber noch ein weiter Weg. Haupthindernis auf diesem Weg ist oft nicht der bloße Mangel an verfügbarem Wasser, sondern ein ineffizienter Umgang mit dem lebensnotwendigen Rohstoff, der nach Meinung mancher Experten bald wertvoller als Öl sein wird.
Nicht hinnehmbar: Wasserverluste durch defekte Netze
Bedenklich ist die Erkenntnis, dass in vielen der rasant wachsenden Welt-Metropolen weit mehr Menschen mit der vorhandenen Fördermenge an Wasser versorgt werden könnten, wenn das verfügbare Wasser auch komplett beim Verbraucher ankäme. Das ist aber nicht der Fall. Pumpen, Ventile und vor allem Rohrleitungen sind oft in so desolatem Zustand, dass erhebliche Anteile des Wassers verloren gehen. Der Global Water Supply and Sanitation Assessment 2000 Report konstatiert, dass die Wasserverluste oft 50 % der Förderung überschreiten. In Asien und Lateinamerika versickern durchschnittlich 42 von 100 Kubikmetern Trinkwasser aus den Netzen, in Afrika beträgt der Verlust 39 %, selbst Nordamerika verzeichnet immerhin noch 15 % Schwund aus dem System. Für Europa legt der Report keine Zahlen vor; zumindest in den maroden Infrastrukturen Osteuropas dürften sie aber deutlich über den nordamerikanischen Werten liegen. Auch in Deutschland geht nach wie vor ein Teil des Trinkwassers auf dem Weg zum Hahn spurlos verloren. Angesichts des weltweit fast einmaligen Aufwands zur technischen Aufbereitung des Wassers und entsprechend hoher Wasserpreise sind Wasserverluste jedoch nicht akzeptabel.
Unvermeidlich sind sie längst nicht mehr, denn es gibt eine Reihe von technischen Optionen, um Trinkwassernetze zu sanieren, ob sie nun in Baden-Baden, Bukarest oder Bogota liegen. Gerade bei zentralen Versorgungsleitungen muss das keineswegs Neubau bedeuten. Der wäre oft auch kaum zu bewältigen, ohne große Mengen von Menschen zumindest temporär von der Versorgung zu abzukoppeln. Die Sanierung von Trinkwasserdruckleitungen durch das Schlauchlining-Verfahren Process Phoenix ist eine grabenlose Technologie, die mehrere Vorzüge in sich vereint: Sie funktioniert schnell, also bei minimalen Betriebsunterbrechungen, führt zu einer nachhaltigen Sanierungswirkung und ist mit den hygienischen Anforderungen des Transportmediums Trinkwasser voll vereinbar. Die minimalen Reduzierungen des Leitungsquerschnitts im Zuge des Schlauchlining werden durch die verbesserten hydraulischen Eigenschaften der sanierten Druckleitung meist mehr als ausgeglichen. Vor allem ist eine Schlauchlining-Sanierung in der Regel weit wirtschaftlicher als eine offene Erneuerung. Das gilt vor allem, wenn man auch die monetären und nicht monetären Nebenkosten umfangreicher Tiefbaumaßnahmen in die Betrachtungen einstellt, etwa die Koste der Erneuerung von Oberflächen oder das Risiko von Eingriffen in fremde Leitungssubstanz.
Das Verfahrens-Grundprinzip des Process Phoenix ist denkbar einfach. Die an den beiden Enden des Sanierungsabschnitts punktuell geöffnete Leitung wird gereinigt. Inzwischen wird der druckfeste mit Polyethylen beschichtete Schlauchliner in voller Länge mit einem thermoreaktiven Epoxydharz gefüllt, in eine auf dem Einsatzfahrzeug installierte Reversions-Drucktrommel eingezogen und darin auf eine Spindel aufgezogen. Das offene Ende des Schlauchs wird umgestülpt am Auslassstutzen der Drucktrommel angeflanscht. Auf der Baustelle angelangt, positioniert man den Auslassstutzen vor dem geöffneten Rohr und beaufschlagt die Reversionstrommel mit Druckluft. Durch den ansteigenden Innendruck wird der am Stutzen festgeflanschte Schlauch umgekehrt aus der Trommel herausgepresst und in das zu sanierende Rohr eingestülpt. Aus der klebergetränkten Schlauchinnenseite wird bei diesem Reversionsvorgang die Lineraußenseite, die mit dem Wasserrohr verklebt, während die beschichtete vormalige Außenseite des Schlauchs im Rohr zur Liner-Innenwand wird. Solcherart wird der Liner nun Meter um Meter in die Trinkwasserleitung eingestülpt und legt sich dem Rohr auf ganzer Länge formschlüssig und auf geraden Strecken faltenfrei an. Da diese Inversionstechnik reibungsfrei abläuft, lassen sich - im Prinzip - unbegrenzte Schlauchlängen einbauen. In der Praxis wirken Größe, Gewicht und Transportfähigkeit der gefüllten Reversionstrommel natürlich begrenzend. In Nennweiten über 500 Millimeter sind derzeit 350 Meter Einbaulänge das Limit; bei Nennweiten kleiner als 300 Millimeter sind dagegen auch Längen bis zu 650 Metern möglich.
Die Aushärtung des Schlauchliners erfolgt schließlich, indem man den unter Innendruck stehenden Liner über Schleusen schrittweise mit Heißdampf füllt, der den Epoxydharz binnen einer exakt definierten Zeit aushärten lässt. Nachdem Entspannen des Dampfes und Entfernung des Kondensats kann sanierte Wasserleitung schließlich wieder in Betrieb gehen. Je nach Länge und Nennweite ist von Sanierungszeiten von einem bis maximal zwei Tagen auszugehen.
Der Sanierungserfolg ist die zuverlässige Wiederherstellung der Druckbelastbarkeit der Leitung bei vorherigen Schadensbildern, die von Rissen, über korrosionsbedingte Leckagen bis hin zu undichten Fugen und Dichtungen und Versätzen im Rohr reichen. Dabei weist Process Phoenix systembedingt eine Reihe wichtiger Vorzüge auf:
- Auskleidung aller Rohrwerkstoffe möglich
- minimale Betriebsrauhigkeit
- gleichmäßige und geringe Wandstärke
- keine erneute Rissbildung möglich
- kein Ablösen und -blättern von Beschichtungen
- pH-Neutralität
- Beständigkeit gegen Bodenbewegungen
- keine Ablagerung von Kohlenwasserstoffen möglich
Mit diesen Eigenschaften hat sich Process Phoenix sowohl in Europa, als auch in Teilen Nordamerikas und Asiens inzwischen als attraktive Alternative zur klassischen Leitungserneuerung etabliert.
Nichtsdestoweniger bleibt ein erhebliches, noch zu erschließendes Marktvolumen. Ein entscheidendes Argument ist die deutlich höhere Wirtschaftlichkeit gegenüber den klassischen Sanierung durch Neubau. Hierzulande kann dies Grundlage einer wirtschaftlicheren Betriebsführung in der Wasserversorgung sein. In den Wassermangelgebieten der Erde hingegen kann die Schlauchlining-Sanierung nicht nur dazu beitragen, empfindliche Wasserverluste schnell und gründlich zu verringern. Wirtschaftliche Einsparungen eröffnen dort Freiräume für einen forcierten Ausbau der Wasserversorgung. So wird jenes ehrgeizige Ziel vielleicht doch erreichbar, das der Water Supply and Sanitation Collaborative Council (WSSCC) in seinem Report VISION 21 anlässlich des zweiten Weltwasserforums in Den Haag 2000 steckte: Für alle Menschen bis zum Jahr 2025 genießbares Trinkwasser in ausreichender Menge bereit zu stellen.
Der österreichische Baukonzern Rabmer, Altenberg, gehört zu jenen Unternehmen, die nicht nur die Lizenzrechte am Process Phoenix besitzen, sondern auch die weltweit größten Erfahrungen mit dem System haben. Da Rabmer seit Anfang 2004 Mitgesellschafter des Sanierers KMG Rohrtechnik ist, steht die Schlauchlining-Sanierung von Trinkwassernetzen nun auch auf der Agenda des traditionellen Kanalsanierungsunternehmens aus Schieder-Schwalenberg. Für die Ostwestfalen, die ihrerseits im Abwasserbereich über zwei Jahrzehnte Schlauchlining-Erfahrung verfügen, bedeutet das Process-Phoenix-Engagement den Schritt in ein neues, attraktiv eingeschätztes Segment des Infrastruktur-Sanierungsmarktes. |
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