Tabus als Teil eines frühen Wassermanagements in Polynesien
14.01.2019
Ein Team des Deutschen Archäologischen Instituts legt Wasser- und Fruchtbarkeitsheiligtum auf der Osterinsel frei.
Schon immer war Süßwasser auf der Osterinsel (Rapa Nui) inmitten des Pazifiks ein wertvolles Gut. Obwohl ausreichend Regen fällt, sind oberflächlich gut erreichbare Wasserspeicher selten oder nur schwer zugänglich.
Ein Team der Kommission für Archäologie Außereuropäischer Kulturen des DAI will herausfinden, wie die einstigen Siedler während der letzten tausend Jahre mit dem Wassermangel umgegangen sind.
In Ava Ranga Uka a Toroke Hau – einem an einem Wasserfall gelegenen Fundplatz aus dem 13.–17. Jahrhundert – stoßen sie auf überraschende Befunde.
An den Wasserfall schließen sich künstliche Kanäle, mehrere Wasserbecken und eine Prozessionsstraße an. Noch ist die genaue Funktion der Becken rätselhaft – genau wie die einer Herdgrube, die die Archäologen neben einem der Becken freigelegt haben. Sie enthielt Steine, Holzkohle und Asche. Wurden die Steine dort erhitzt, um damit das Wasser im benachbarten Becken zu erwärmen?
Zunächst ebenfalls überraschend sind die gewaltigen Mengen von Stein- und Schottermaterial, die die ehemaligen Osterinsel-Bewohner bewegt haben, um ältere Anlagen wie Wasserbecken und Kanäle mit monumentalen Terrassen zu überbauen. Die Terrassen scheinen die früheren Installationen förmlich zu versiegeln und von einer weiteren Nutzung auszuschließen. Zusammen mit den anderen Befunden liegt die Vermutung nahe, dass damit der Zugang zum Wasser des Baches gesellschaftlich und religiös sanktioniert und durch Tabus reglementiert wurde.
Gestützt wird die These durch mehrere Gruben, in denen man rotes Pigment herstellte. Rot gilt in Polynesien als heilig und repräsentiert spirituelle Kraft, physische Stärke und Fruchtbarkeit.
Auch Seen, Brunnen, Becken und Quellen – wie etwa der Wasserfall von Ava Ranga Uka a Toroke Hau – sind im polynesischen Kulturkreis heilige Orte, an denen Götter und Geister wohnen.
Die in Ava Ranga Uka a Toroke Hau freigelegten Anlagen waren folglich Teil eines Wasser- und Fruchtbarkeitsheiligtum. Hier fanden rituelle Handlungen statt, die einerseits einen Regenzauber bewirken, andererseits aber auch menschliche Fruchtbarkeit steigern sollten.
Die weiteren Forschungen sollen neue Erkenntnisse zur Gestaltung des Fundplatzes durch monumentale Terrassen, aber auch Einblicke in die frühe Nutzung des Heiligtums liefern.
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