Die "Bude dicht" halten - Verantwortung für die nächste Generation übernehmen

24.09.2004

»Unsere Leitungsnetze sind marode«, »Unter der Erde tickt eine Zeitbombe«, »Kanalisation war den Wassermassen kurzfristig nicht mehr gewachsen« ? so lauteten einige der Schlagzeilen, mit der nicht nur die (Bau)Fachpresse in den letzten Monaten über den Zustand der Leitungsnetze in Deutschland berichtete. Auf der anderen Seite wird der Ruf nach effizienten Sanierungsstrategien laut. Doch was tun?

?Wenn wir nicht dringend in die Leitungsinfrastruktur investieren, wird es in Zukunft noch viel häufiger zu spektakulären und gefährlichen Unglücken kommen, wie jetzt in Berlin, wo ein Wasserrohrbruch unter der Berliner Stadtautobahn zu chaotischen Verhältnissen im morgendlichen Berufsverkehr führte oder im Bremer Weserstadion, wo eine defekte Kabelleitung die Übertragung des Bundesliga-Auftaktspieles um Stunden verzögerte.? Darauf wies der Vizepräsident Technik des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Dr. Klaus-Dieter Ehlers, hin. Vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen, spiele sich derzeit unter der Erde ein gigantischer Verfall unseres Leitungssystems ab, der in der Folge zu erheblichen Umweltschäden führe. Allein in Berlin gingen durch schadhafte Leitungen 30 Prozent des Trinkwassers verloren, führte Ehlers weiter aus. In Deutschland seien 60.000 Kilometer der öffentlichen Kanäle defekt. Die Kommunen trügen hier einen Investitionsstau von 50 Milliarden Euro vor sich her, der täglich größer werde. Über den Zustand privater Abwasserleitungen könne nur spekuliert werden. Insgesamt sieht Ehlers einen Bedarf von 40 Milliarden Euro jährlich, um die Leitungsinfrastruktur zu erhalten (Pressemitteilung des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie). Diese Zahlen ? sie decken sich mit Erhebungen der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (ATV-DVWK) ? schrecken auf. Ist die Zeche eigentlich noch zu bezahlen?

Viele Fachleute sind der Meinung: Das Geld ist vorhanden. Es wird jedoch nicht zielgerichtet eingesetzt, sondern vielfach benutzt, um Finanzlöcher zu stopfen. Dieses Verhalten ist nicht zu akzeptieren. Es führt zu einem schleichenden Verzehr der Substanz. Ein Infrastruktur-Kannibalismus mit schlimmen Folgen für Städte und Gemeinden und deren Bürger. Prof. Joachim Lenz, Gründer und langjähriger Geschäftsführer des Instituts für Rohrleitungsbau Oldenburg (IRO), brachte die misslichen Zustände auf einen Punkt: ?Mangelhafte Investition in die Leitungssysteme ist fachlich abwegig, politisch verantwortungslos und eine arglistige Form der Kreditaufnahme zu Lasten unserer Kinder.? Kanalbau war und ist eine Investition für die Zukunft. Doch wie sieht diese aus? Was muss getan werden, damit die aktuelle, oft unzureichende Lebensdauer von Rohrleitungssystemen verlängert wird?

Qualitätsbewusstsein gestiegen
1990 haben Auftragnehmer und Auftraggeber mit der Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961 gemeinsam ein wirkungsvolles Instrument geschaffen, um Anspruch und Wirklichkeit der von allen Beteiligten anerkannten Qualitätsmaßstäbe anzunähern und die Situation langfristig zum Positiven zu verändern. Die konsequente Arbeit hat Früchte getragen. Der Markt ist in Bewegung, ein Umdenken hat stattgefunden. Gradmesser hierfür ist nicht nur die zunehmende Akzeptanz auf Auftraggeberseite, sondern auch die kontinuierlich steigende Zahl an Firmen, die das RAL-Gütezeichen »Kanalbau« besitzen.

Trotzdem gilt weiterhin: Der Markt fordert Qualität in immer kürzerer Zeit zu immer niedrigeren Preisen ? eine Rechnung die nicht aufgeht. Nach einhelliger Meinung der Fachleute sind auch für das nächste Jahr die Rahmenbedingungen für den Umgang mit der Kanalisation klar abgesteckt: Es wird weiter gespart. Und das in noch größerem Umfang als nach Meinung der Experten gesund sein kann. Völlig unzureichende Instandhaltungsmaßnahmen und zu zögerliche Investitionen in die Erneuerung unserer Leitungsnetze drohen mittelfristig zu einer schweren Hypothek für die Funktionsfähigkeit der Rohrleitungsinfrastruktur zu werden.

Die Gefahr ist groß, dass wir der folgenden Generation ein marodes Kanalnetz hinterlassen, dessen Instandsetzung und Erneuerung nicht mehr zu finanzieren ist. Alle stehen hier in der Verantwortung. Um den Werteverzehr aufzuhalten, müsste in den nächsten Jahren eine Verdoppelung des finanziellen Engagements erfolgen, um Zustand und Vermögenswert der Kanalisation zu erhalten.

Kontakt

RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau

53583 Bad Honnef

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02224/9384-0

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02224/9384-84

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