Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)

Infiltrationsprüfung

Eine bisher in Deutschland wenig diskutierte Möglichkeit zur Dichtheitsprüfung verlegter Kanäle stellt die Infiltrationsmessung dar. Diese Methode ist in den USA im ASTM Standard C 1091-90 [ASTMC109190] für Freispiegelkanäle aus Steinzeugrohren und in Großbritannien werkstoffunabhängig genormt. Mit dieser Art der Dichtheitsprüfung werden planmäßig Undichtigkeiten sanktioniert, was der Forderung der DIN EN 752 [DINEN752c] nach wasserdichten Kanälen widerspricht. Aus diesem Grunde wurde auf die Übernahme eines entsprechenden Prüfkriteriums in das europäische Normenwerk (CEN) verzichtet.

Die Prüfung gemäß [ASTMC109190] erfolgt an überschütteten Leitungen unter der Voraussetzung, daß der Grundwasserspiegel mindestens 2 feet (65 cm) über dem Rohrscheitel - gemessen in Haltungs- bzw. Prüfabschnittsmitte - ansteht. Hierfür muß gegebenenfalls die Grundwasserhaltung für mindestens 24 Stunden unterbrochen werden. Bei nur teilweise im Grundwasser liegenden Kanälen oder geringen Grundwasserdrücken sollten nach [ASTMC109190] andere Prüfverfahren eingesetzt werden, wobei jedoch die exakte Feststellung der Höhe des Grundwasserspiegels ein Problem darstellt (Abschnitt 4.4.1) .

Nach dem Absperren des Abschnittes mit herkömmlichen Packern oder Prüfverschlüssen kann bei konstanter Abfluß- bzw. Infiltrationsmenge die eigentliche Infiltrationsmessung beginnen. Hierzu wird das infiltrierte und abfließende Grundwasser während einer nicht näher spezifizierten Prüfzeit in einem Meßgefäß aufgefangen.

Alternativ kann die Messung mit einer anstelle eines Prüfverschlusses am Tiefpunkt montierten und sehr niedrigen Überlaufschwelle erfolgen (Abschnitt 4.4.1) . Die Leitung gilt als dicht, wenn die auf eine Länge von 100 feet (30 m) bezogenen Infiltrationsraten die in der ASTM C 1091 [ASTMC109190] als Wasserzugabewerte aufgeführten Grenzwerte nicht überschreiten.

Die entsprechende noch zulässige Infiltrationsrate wurde gemäß dem britischen CEN-Entwurf [CENN69E] mit 0,5 l/m Kanallänge und pro m Kanaldurchmesser während einer Prüfzeit von 30 Minuten angegeben.

Zum Vergleich sei auf die entsprechenden, im Rahmen eines Entwässerungsprojektes in Abu Dhabi festgelegten Werte [Taylo78] verwiesen. Dort sind Infiltrationen von 1 l/(Tag x Leitungslänge [km] x Rohrnennweite [mm]) noch zulässig.

Die in diesem Anwendungsfall zum Einsatz kommenden Prüfgeräte müssen das infiltrierende Wasser fassen und den Volumenstrom anzeigen. Für den nichtbegehbaren Nennweitenbereich entwickelte spezielle Prüfgeräte zeigen (Bild 4.5.1.9-1) und (Bild 4.5.1.9-2) .

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Bild 4.5.1.9-1: 

Muffenprüfgerät auf der Basis der elektrischen Widerstandsmessung für DN 150 [FI-Hydro]

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Bild 4.5.1.9-2: 

Prinzipskizze einer Infiltrationsmessung mit dem Leckage-Meßgerät in Anlehnung an [FI-Müller] [Quelle: STEIN Ingenieure GmbH]

Instandhaltung von Kanalisationen / Hrsg.: Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH / Redaktion: D. Stein, R. Stein (2001)