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In Abhängigkeit der Zuständigkeit (öffentlich / privat) wird ein Entwässerungssystem in Kanalisation (auch Entwässerungsnetz oder Kanalnetz genannt) und Grundstücksentwässerung unterschieden.

Öffentlicher
Zuständigkeits-bereich
Den Teilbereich des Entwässerungssystems, der sich in der Regel im öffentlichen Zuständigkeitsbereich befindet, bildet die
Kanalisation nach [EN752:2017]: Netz von Rohrleitungen und zugehörigen Bauwerken (Sammel-, Pump-, Absperr- …

Grundleitungen sind nach DIN 1986 Teil 30 [DIN1986a] im Erdreich oder in der Grundplatte unzugänglich verlegte Leitungen, die das Abwasser in der Regel dem Anschlusskanal oder, bei entsprechender rechtlicher Zuordnung, direkt dem Straßenkanal zuführen. Sie bilden ein weitverzweigtes und kompliziertes Netz mit einer Fülle von Formstücken, wie Abzweigen, Bögen und Übergangsstücken (Bild).

[DIN1986:2004]

(Bild: Lage der Grundleitungen unter Gebäuden) (…

Im deutschen Normenwerk gehört nach DIN 4045 auch der Anschlusskanal zum öffentlichen Zuständigkeitsbereich – genauer gesagt, der Kanal zwischen dem öffentlichen Abwasserkanal und der Grundstücksgrenze bzw. der ersten Reinigungsöffnung (z. B. Übergabeschacht) auf dem Grundstück.

(Bild: Anschlusskanal an einen Übergabeschacht)

Die Festlegung der Grenze des Zuständigkeitsbereiches erfolgt in der Entwässerungssatzung der jeweiligen Kommune. Dabei bestehen folgende Möglichkeiten:

  • Zuordnung von Anschlusskanal und Grundleitung zu den privaten Entwässerungsanlagen des Grundstückseigentümers
  • Zuordnung des Anschlusskanals bis zur Grundstücksgrenze zu den öffentlchen Abwasseranlagen (Bild oben)
  • Zuordnung des Anschlusskanals bis zum Revisionsschacht hinter der Grundstücksgrenze (…

Die bisher beim Betrieb und Unterhalt von Grundstücksentwässerungen gewonnenen Erfahrungen haben ergeben, dass trotz der modernen Inspektionstechnik z. B. eine ordnungsgemäße Zustandserfassung (aber auch eine Sanierung im Schadensfall) sehr aufwendig und oftmals nur unter großen Schwierigkeiten durchzuführen ist.

Daher wird empfohlen, zumindest bei Neubau- oder Erneuerungsmaßnahmen, von dieser bisherigen Leitungskonzeption Abstand zu nehmen und, wenn …

Was ist Abwasser?

Nach DIN EN 752 wird Abwasser als Wasser, bestehend aus jeglicher Kombination von abgeleitetem Wasser aus Haushalten (häusliches Schmutzwasser), Industrie- und Gewerbebetrieben (betriebliches Schmutzwasser), Oberflächenabfluss (Niederschlagswasser) und unbeabsichtigtem Fremdwasserzufluss (Fremdwasser) verstanden.

[EN752:2017]

(Bild: Abwasser in einem Mischwasserkanal aus Stahlbeton) (Bild: Zuordnung der Begriffe im Kontext von Abwasser)

Was darf nicht ins Abwasser?

Allgemeine Richtwerte für die wichtigsten Beschaffenheitskriterien von Substanzen, die bei der Einleitung in öffentliche Abwasseranlagen noch als unbedenklich anzusehen sind, enthält der Anhang A.1 des DWA-M 115-2.

Stoffe, welche die Funktionsfähigkeit der Kanalisation beeinträchtigen, giftige, übelriechende oder explosive Dämpfe und Gase bilden sowie Bau- und Werkstoffe in stärkerem Maße angreifen, dürfen nicht in öffentliche …

(Bild: Häusliches Schmutzwasser)
  • Häusliches Schmutzwasser nach DIN EN 16323: „Wasser, das durch menschlichen Gebrauch verschmutzt worden ist, einschließlich Wasser aus Küchen, Waschräumen, Waschbecken, Badezimmern, Toiletten und ähnlichen Einrichtungen“.
(Bild: Industrielles (gewerbliches) Abwasser)
  • Industrielles Abwasser definiert die DIN EN 16323 als: „Abwasser aus Industrie- und Gewerbebetrieben“.
(Bild: Fremdwasser)
  • Fremdwasser ist nach DIN EN …

(Bild: Häusliches Schmutzwasser)

Was ist häusliches Schmutzwasser?

Häusliches Schmutzwasser ist Wasser, das durch menschlichen Gebrauch verschmutzt worden ist.

Als Hauptquellen für die Inhaltsstoffe im häuslichen Schmutzwasser werden daher die menschlichen Ausscheidungen und die Wasch- und Reinigungswässer angegeben [Stein1987].

Dem häuslichen Schmutzwasser ist auch Abwasser aus dem Kleingewerbe zuzurechnen, das in Wohngebieten angesiedelt ist (z. B. …

(Bild: Industrielles (gewerbliches) Abwasser)

Was ist industrielles, gewerbliches Abwasser?

Die Zusammensetzung von industriellem Abwasser hängt von der wirtschaftlichen Struktur der Kommune ab [Stein1987] [Stein1989].

Abwässer mit anorganischen Inhaltsstoffen fallen in Betrieben oder Anlagen an, bei denen Wasser mit löslichen oder unlöslichen anorganischen Ausgangs-, Zwischen- und Endprodukten, mit zur Herstellung der Produkte verwendeten anorganischen …

(Bild: Niederschlagswasser)

Was ist Niederschlagswasser?

Eine Übersicht über die Terminologie mit Bezug zum Regenwasser vermittelt die Prinzipdarstellung (Bild rechts).

(Bild: Prinzipdarstellung zur Erklärung der Terminologie mit direktem Bezug zum Regenwasser)
  • Regenwasser: „Wasser aus atmosphärischem Niederschlag, das noch keine Stoffe von der Oberfläche aufgenommen hat

[DINEN16323:2014]

  • Oberflächenabfluss: „Niederschlagswasser, das von einer Oberfläche …
(Bild: Fremdwasser)
(Bild: Infiltration (BBF) von Grundwasser in eine Kanalsohle - Spritzen, Eindringen unter Druck (Kodezusatz D))
(Bild: Infiltration (BBF) von Grundwasser in einem gemauerten Kanal)

Was ist Fremdwasser?

Fremdwasser ist nach DIN EN 16323 ein „unerwünschter Abfluss in einem Entwässerungssystem“.

Zur Kategorie des Fremdwassers zählen infiltrierendes Grundwasser ebenso wie unerlaubt über Fehlanschlüsse eingeleitetes Wasser (z. B. einem …

Welche physikalischen Zustandsformen der Inhaltsstoffen im Abwasser lassen sich unterscheiden?

Abwasser ist eine Mischung von Wasser mit den verschiedenartigsten Inhaltsstoffen, die sich nach ihren physikalischen Zustandsformen unterscheiden lassen in:

  • gelöste Stoffe (Flüssigkeiten),
  • emulgierte Stoffe (mit Wasser nicht mischbare Flüssigkeiten) und
  • ungelöste Stoffe (Feststoffe).
(Bild: Abwasser in einem gemauerten Eiprofil) (Bild: Abwasser in einem …
Wichtig:

Nur ein vergleichsweise geringer Anteil der in Abwässern enthaltenen Inhaltsstoffe wird heute quantitativ erfasst. Gründe hierfür sind die Vielzahl von oft noch undefinierten Inhaltsstoffen, die analytischen Probleme durch die sich vielfach ändernde Beschaffenheit der Gewässermatrix, die Unzulänglichkeiten der analytischen Reaktionen, die einen immensen Aufwand erfordern und weitere Analysen verhindern.

Nach den kommunalen Ortssatzungen dürfen …

Was ist eine Emulsion?

Eine Emulsion ist ein fein verteiltes Gemisch zweier normalerweise nicht mischbarer Flüssigkeiten ohne sichtbare Entmischung. In einer Emulsion liegt ein fein verteiltes Gemisch zweier Flüssigkeiten, wie Öl und Wasser, vor. Eine Flüssigkeit (Phase) bildet kleine Tröpfchen, verteilt in der anderen Flüssigkeit. Die Phase, die Tröpfchen bildet, nennt man innere Phase oder auch disperse Phase

(Bild: Wasser und nicht mischbare Flüssigkeit - …

Ungelöste Inhaltsstoffe werden als Feststoffe bzw. partikuläre Substanzen oder Stoffe bezeichnet. Nach DIN 38409 werden diese in Abfiltrierbare (AFS) und Absetzbare Stoffe (ASS) eingeteilt.

  • Unter Abfiltrierbaren Stoffen versteht man nach DIN 38409 „die volumenbezogene Masse der im Wasser enthaltenen ungelösten Stoffe, die unter bestimmten Bedingungen abfiltriert und im Anschluss an ein festgelegtes Trocknungsverfahren ausgewogen werden. Dazu zählen …

Nach ihrer Zusammensetzung können Feststoffe folgendermaßen unterschieden werden:

  • organische Stoffe,
  • mineralische Stoffe,
  • Mischungen und Verbindungen aus organischen und mineralischen Stoffen,
  • Produkte von chemischen und biochemischen Umlagerungsprozessen, z.B. Sielhaut.

(Bild: Ablagerungen Abwasserkanal-Mischungen aus organischen und mineralischen Stoffen) (Bild: Ablagerungen im Kanal – mineralische Feststoffe) (Bild: Produkte von chemischen …

(Bild: Feststoffeinträge in Kanalisationen - Höhere Auflösung)

Die eingetragenen Feststoffe in Kanalisationen stammen überwiegend aus folgenden Quellen:

  • aus Schmutzwassereinleitungen
    • Feststoffeintrag durch häusliches Schmutzwasser (1)
    • Feststoffeintrag durch betriebliches (gewerbliches und industrielles) Schmutzwasser (2)

  • aus Regenwassereinleitungen
    • Feststoffeintrag von Bodenboberflächen durch Straßenabläufe (3)
    • Feststoffeintrag von Dachflächenentwässerungen (…

Sowohl für das Mischsystem als auch für das Trennsystem gibt es Varianten mit einer getrennten Ableitung des Niederschlagswassers. Diese Varianten werden als modifiziertes Mischsystem bzw. modifiziertes Trennsystem bezeichnet.

Modifiziertes Mischsystem
(Bild: Entwässerungssystem als modifiziertes Mischsystem)
Modifiziertes Trennsystem
(Bild: Entwässerungssystem als modifiziertes Trennsystem)

Modifiziertes Mischsystem: Entwässerungssystem zur gemeinsamen Ableitung von Schmutz- und Niederschlagswasser im gleichen Leitungs-/Kanalsystem, wobei zwischen Niederschlagswasser mit unterschiedlichem Verschmutzungsgrad differenziert wird. Ziel ist, den Abfluss des Niederschlagswassers im Kanalnetz so weit wie möglich zu vermeiden. Nicht behandlungsbedürftiges Niederschlagswasser wird getrennt in nahe liegende Gewässer abgeleitet, dezentral, semizentral …

Modifiziertes Trennsystem: Entwässerungssystem, üblicherweise bestehend aus zwei Leitungs-/Kanalsystemen für die getrennte Ableitung von Schmutz- und Niederschlagswasser. Ziel ist, das Niederschlagswasser so weit wie möglich aus dem Regenwasserkanal herauszuhalten und es dezentral, semizentral oder zentral einer Versickerung zuzuführen oder vor Ort zur späteren Nutzung zwischen zu speichern (Bild).

(Bild: Entwässerungssystem als modifiziertes Trennsystem)

Bevor nachfolgend der Aufbau und die Randbedingungen moderner Kanalisationen dargestellt werden, noch ein kurzer Rückblick in das 18. und 19. Jahrhundert. Ein anschauliches Beispiel für die damalige Situation liefert das bekannte Buch „Das Parfüm“ von Patrick Süßkind:

"Zu der Zeit, von der wir reden, herrschte in den Städten ein für uns moderne Menschen kaum vorstellbarer Gestank. Es stanken die Straßen nach Mist, es stanken die Hinterhöfe nach Urin, …

So gestaltete sich vielerorts die Lebenssituation bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. Erst die dritte Cholera-Epidemie überzeugte gegen 1863 auch die letzten Zweifler von der Notwendigkeit, die hygienischen Verhältnisse in den Städten auf Vordermann zu bringen, um das Überleben der verbliebenen Menschen für die Zukunft zu sichern.

(Bild: Zeitgenössischer Kupferstich von der Pest von Marseille im Jahre 1720) (Bild: A Portrayal of Cholera from 1912 (…

In dieser Epoche begann der Bau der Kanalisation. Dieses Riesenprogramm beschäftigt uns bis heute. Der Startschuss fiel 1843 in Hamburg. Die Straßen wurden aufgerissen, Leitungen verlegt. Heute haben wir insgesamt 1,9 Millionen Kilometer an öffentlichen und privaten Kanälen. Circa 96 % der deutschen Bevölkerung sind an dieses Netzwerk angeschlossen – eine Zahl, auf die wir mit Fug und Recht stolz sein können, vor allem, wenn wir uns die Leistungen …