3. Mitteldeutsche Fachtagung Kanalbau/Kanalsanierung - Ist das deutsche Kanalnetz noch zu retten?
23.05.2005
Im Ausbildungszentrum des BFW Bau Sachsen e.V. in Leipzig fand am 10. Mai 2005 die 3. Mitteldeutsche Fachtagung Kanalbau - Kanalsanierung statt. Die Fachtagung war eingebettet in das Fortbildungsprogramm des Bildungsinstitutes des Leitungsbaus der Bauindustrie und der Bauakademie Sachsen und bildete den Abschluss der Winterseminare zum Thema Leitungsbau und -sanierung. Insgesamt 78 Teilnehmer, sowohl bauausführende Firmen und Ingenieurbüros als auch Betreiber der Kanalnetze, nutzten die Gelegenheit im ÜAZ (Überbetriebliches Ausbildungszentrum) Leipzig gemeinsam ins Gespräch zu kommen und sich bei den Ausstellern der begleitenden Fachmesse über neue Materialien und Verfahren in der Kanalsanierung zu informieren.
In den Fachvorträgen wurde deutlich, dass aufgrund der Kostensituation der Kommunen seit langer Zeit viel zu wenig für das vorhandene Kanalnetz getan wird und damit der nachfolgenden Generation eine scheinbar unlösbare Aufgabe aufgebürdet wird. Das öffentliche Kanalnetz hat bei einer aktuellen Länge von ca. 446.000 km einen Wiederbeschaffungswert von etwa 300 Mrd. €. Davon sind nach einer Erhebung der DWA (Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V.) aus dem Jahr 2003 ca. 20% so beschädigt, dass sie kurz- oder mittelfristig erneuert werden müssen (im Vergleich: im Jahr 2000 waren es nur 17%). Die dafür notwendige Investitionssumme von 50 bis 55 Mrd. € ist bei einer derzeit jährlichen Investitionssumme von 1,64 Mrd. € schon jetzt nicht mehr aufzubringen, und stellt nur den bisher entstandenen Investitionsaufschub dar. Stellt man den Wert der gesamten Kanalisation von ca. 300 Mrd. € den aktuellen jährlichen Investitionen von 1,64 Mrd. € gegenüber bedeutet dies, dass erst in über 200 Jahren das Netz einmal erneuert würde, oder mit anderen Worten:
Jedes Kanalrohr, jeder Schacht, jedes Bauwerk und jeder Hausanschluss den wir heute einbauen, muss mindestens 200 Jahre ohne Reparatur und Sanierung halten.
Da sich die finanziellen Möglichkeiten der Kommunen auch in absehbarer Zeit nicht deutlich verbessern werden, lag der Schwerpunkt der Fachtagung auf dem Austausch von Erfahrungen mit verschiedenen Kanalsanierungstechnologien, die den bisherigen Kanal erhalten, statt ihn auszuwechseln. So sprach Frank Möller von der OEWA Wasser und Abwasser GmbH über die guten Erfahrungen mit neuen Beschichtungsverfahren bei der Sanierung eines Pumpwerkes. In der Pause führte dann die Firma Schulz Bau GmbH aus Torgau im Freigelände des ÜAZs eine Schachtsanierung mittels Polyurethanausschleuderung praktisch vor. Norman Wonka von der Stadtentwässerung Dresden GmbH stellte seine Erfahrungen mit verschiedenen Verfahren der grabenlosen Kanalsanierung an unterschiedlichen Baustellen im Raum Dresden dar, und Werner Winterfeld von den Kommunalen Wasserwerken Leipzig (KWL) beschrieb die Verfahrensweise bei der Vergabe der entsprechenden Bauleistungen in der Kanalsanierung durch die KWL.
Ursachen für Schäden an den Kanälen und typische Fehler bei der Inspektion von Kanalnetzen, der Auswertung der Daten und der anschließenden Sanierung zeigte Torsten Schulz aus seiner Arbeit als öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger auf diesem Gebiet.
Professor Olaf Selle von der Universität Leipzig erläuterte im Anschluss den Stand und die Tendenzen bei der bauaufsichtlichen Zulassung neuer Kanalsanierungsverfahren.
Aber nicht nur die geeigneten Verfahren für die grabenlose Sanierung der Rohre und Schächte spielten auf der Fachtagung eine Rolle, sondern ebenso die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet der technischen Ausstattung und der Materialien. So wurde im Freigelände des Ausbildungszentrums in einem vorhandenen Kanal die Inspektion der Haltungen mittels Kamerasystem praktisch vorgeführt. Der Leiter des Ausbildungszentrums, Jens Uwe Strehle, berichtete über den Bau einer Versuchsstrecke, welche ab Herbst 2005 zur Verfügung steht, um Verfahren der Sanierung real durchzuführen und Vor- und Nachteile vor Ort erkennen zu können.
Mit der 3. Mitteldeutschen Fachtagung Kanalbau – Kanalsanierung gab das Ausbildungszentrum in Leipzig den Herstellern der Technik und Materialien ebenso wie den anwendenden Firmen, den Theoretikern wie den Praktikern, den Auftraggebern der Bauleistungen wie den Auftragnehmern eine unabhängige Plattform zur Diskussion und zum Austausch ihrer Erfahrungen.
Neu auch in diesem Zusammenhang: Als Nachweis wurden die ersten Urkunden des Bildungsinstitutes des Leitungsbaus der Bauindustrie in Sachsen überreicht!Weitere News und Artikel
24.07.2024
Fachartikel
Innovative Lösungen aus dem Funke-Baukasten
Modernes Regenwasserkonzept für neues Betriebsgelände von Nüßing
Aufgrund der anfallenden Menge an Niederschlagswasser und mit Blick auf behördliche Auflagen hat die Alois Nüßing GmbH & Co.KG beim Umzug …
19.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Aussteller Acquaint
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten technischen …
19.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Pflichtaufgabe Abwasser – eine Chance für strategische Partnerschaften
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen …
19.07.2024
News
Ein leistungsstarkes Trio
VibroDrill-Vibrationsbohrgeräte von terra infrastructure
Mit der neuen Serie VibroDrill VD 50, 100 und 150 erobert die terra infrastructure GmbH derzeit den Markt für Vibrationsbohrgeräte. Dank modernster Technik setzen …
17.07.2024
Fachartikel
Hachenburg setzt auf eine nachhaltige Kanalinfrastruktur
Bau eines 2.800 m langen Verbindungssammlers mit FABEKUN®
Dass man gemeinsam stärker ist, zeigt sich im rheinland-pfälzischen Hachenburg derzeit gleich an zwei Beispielen. Um eine mehr …
16.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Aussteller WIEDEMANN enviro tec
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten …
16.07.2024
News
Weitergehende Aufbereitungsanlage im Wasserwerk Hengsen geht in Betrieb
Um die Trinkwasserqualität zu sichern und auch in Zukunft in der Ruhr vorkommenden Spurenstoffen entgegenzuwirken, hat die Wasserwerke Westfalen GmbH (WWW) eine weitergehende …
15.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Nutzung von Wärme aus Abwasser in den Kanälen der Stuttgarter Stadtentwässerung
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele …
12.07.2024
News
Naturnahe Umgestaltung der Lippe mit Schwimmbagger in Datteln-Ahsen
Ab dieser Woche setzt der Lippeverband in Datteln-Ahsen einen Schwimmbagger ein, um die Ufer- und Auenlandschaft der Lippe auf einer Länge von etwa 400 Metern naturnah umzugestalten …
11.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Aussteller APX10
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten technischen und …
10.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: CO2-Emissionen bei der Kanalsanierung– Ermittlung und Konsequenzen
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen …
10.07.2024
News
Davon profitieren alle
terra infrastructure kooperiert mit den Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg
Es ist eine besondere Art der Kooperation, die die terra infrastructure GmbH mit den Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg e.V. geschlossen hat. …
Kontakt
Dipl. Ing. Patrick Lesser, Überbetriebliches Ausbildungszentrum Leipzig (ÜAZ)