"Extremwetterereignisse sind Herausforderungen für Rohrleitungen"
19.02.2019
Die Pressekoferenz auf dem Oldenburger Rohrleitungsforum 2019 zum Thema "Rohrleitungen - Transportmedium für Trinkwasser und Abwasser" beleuchtete die gestiegenen Anforderungen an eben jene Leitungen unter Berücksichtigung des allgegenwärtigen Klimawandels.
Thomas Martin, Moderator der Pressekonferenz und Geschäftsführer von Thomas Martin Kommunikation, schlug nach einer herzlichen Begrüßung auf der Pressekonferenz des 33. Oldenburger Rohrleitungsforums in 2019 schnell düsterere Töne an: Laut einer aktuellen Studie bewerten die deutsche Bürger und Bürgerinnen die Folgen des Klimawandels als beängstigender als andere drohende Szenarien wie beispielsweise weltweite Kriegsbedrohungen.
Extreme Wetterbedingungen - etwa Starkregen und Hitzeperioden - häufen sich auch in bundesdeutschen Gefilden. Mit dieser Information im Hinterkopf begann eine informative Präsentations- und Diskussionsrunde.
Das Klimaschutz-Szenario
Prof. Dr. Daniela Jacob, Direktorin des Climate Service Center Germany, GERICS des Helmholtz-Zentrums Geesthacht klärte darüber auf, was auch ein US-amerikanischer Präsident wissen sollte, in seinen Tweets aber häufig das Gegenteil beweist: Das Klima ein Mittel über die Wetterwerte und keine Augenblickaufnahme eines heißen Tages oder einer schneereichen Woche. Heiße Sommer und starke Regenfälle hat es über die Jahrhunderte häufig gegeben und sind nichts, wovor man sich ängstigen muss, jedoch gibt es in Deutschland seit dem Anstieg über 1,01 Grad Celsius seit dem Industriezeitalter nachgewiesenermaßen mehr Wetterextreme.
Ein düsteres Zukunftsbild zeichnet sich auf sollte der Klimaschutz weiterhin nicht ernst genommen werden. In diesem Fall werden sich Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius um den Faktor vier erhöhen. Die guten Nachrichten sind indess, dass sich durch angewandte Klimaschutzmaßnahmen und die Erreichung des viel diskutierten Höchstanstiegs um 1,5 °C dieser Wert deutlich reduzieren lässt auf drei bis vier zusätzliche Hitzetage und damit einhergehende weitere Extreme. Prof.-Dr. Jacob merkte an, dass es keine ökonomischen, soziokulturellen oder technischen Gründe gibt, diese 1,5 °C nicht zu schaffen, lediglich am politischen Willen muss hier angesetzt werden.
Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Vorstandsmitglied des Instituts für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e.V., Geschäftsführer der iro GmbH Oldenburg und Vizepräsident der Jade Hochschule verriet, dass das Dachthema für das Oldenburger Rohrleitungsforum stets bereits im April der Vorjahres angesetzt wird und somit ein Risiko der mangelnden Aktualität besteht - im Rahmen des Klimawandels bestand in diesem Sinne in diesem Jahr ironischerweise kein Grund zur Sorge.
Interdisziplinäre Lösungen für belastete Rohrleitungen
Dipl.-Ing. Ingo Hannemann, Technischer Geschäftsführer der HAMBURG WASSER, berichtete vom vergangenen Rekordsommer in der Hansestadt Hamburg. Im letzten Jahr wurde die stärkste Abgabe im Vergleich der letzten zwei Jahrzehnte gemessen, gleichzeitig war im Januar 2018 der Zulauf in Hamburger Klärwerken auf einem Höchstniveau. Während des Hitzesommers verfügte die Freie und Hansestadt noch über Reserven von fünf bis zehn Prozent, ein länger andauernder Hitzesommer mit Dürreperioden würde Verbraucherinnen und Verbraucher somit zukünftig möglicherweise schwerer treffen.
Apl.-Prof. Dr. Helge Bormann der Jade Hochschule in Wilhelmshaven, Oldenburg und Elsfleth vertrat die Meinung, dass Lösungen für einen versierten Umgang mit Starkregen, Hitzeperioden und den damit einhergehenden geforderten und gefährdeten unterirdischen Rohrleitungen eine Gemeinschaftsaufgabe eines jeden Bürgers, der Kommunen und Städte sein muss.
Auch ein Blick auf die internationale Gemeinschaft und die Maßnahmen anderer Länder sei stets eine vielversprechende Option. Der Meinung, es müssen verschiedene Wege und Herangehensweisen gefunden werden und nicht auf die "eine" Lösung gewartet werden, schloss sich Prof.-Dr. Jacob an: "Wir müssen weg vom sektoralen Denken hin zu einem cross-sektoralem Denken."
HAMBURG WASSER unter der technischen Leitung von Dipl.-Ing. Ingo Hannemann versucht hier wie viele Städte Reparaturen an der unterirdischen Infrastruktur zu vermeiden und lieber auf die Vorbeugung von Schäden zu setzen. Dies geschieht ebenfalls durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Entwässerungsunternehmen, Klimaforschern und Mitarbeitern des Städtebaus. Im Stadtteil Oberbillwerder in Hamburg mit 16.000 Einwohnern wird eine sogenannte Schwammstadt entworfen. Hier wird Regenwasser gezielt gespeichert und versickert. Auch Energiegewinnung aus Abwasser ist in der hanseatischen Stadt ein Thema und wird an zwei Stellen bereits verwirklicht.
Mit derlei Tätigkeitsempfehlungen an der Hand endete die Pressekonferenz des 33. Oldenburger Rohrleitungsforums mit einem versöhnlichen und optimistischeren Blick in die Zukunft.
Weitere News und Artikel
02.10.2023
News
Neue Lektion auf UNITRACC: Untersuchung von begehbaren Querschnitten und Bauwerken
Die Lektion "Untersuchung von begehbaren Querschnitten und Bauwerken" ist jetzt für alle Abonnent*innen des Weiterbilungspaketes zugänglich und wird künftig Teil des neu erscheinenden Kurses "Untersuchung und Reparatur von begehbaren Querschnitten und Bauwerken" sein.
02.10.2023
News
Wie sich gereinigtes Abwasser auf Flüsse auswirkt
Kläranlagen sind ohne Zweifel eine große Errungenschaft, haben sie doch erheblich zur Verbesserung der Wasserqualität in natürlichen Gewässern beigetragen. Eine von Wissenschaftler:innen der Goethe-Universität durchgeführte Studie zeigt aber, dass über das eingeleitete Abwasser noch immer Substanzen in den Wasserkreislauf gelangen, …
27.09.2023
News
Leitungsbau geht viral!
Über 2.500 Follower, mehr als zweieinhalb Millionen Views und an die 100.000 Likes: In weniger als zwei Monaten hat sich der pipeline.31-Kanal auf TikTok zu einer unfassbaren Erfolgsgeschichte entwickelt.
25.09.2023
News
Welche Gesetze erleichtern den Bau von Wasserfern- und Verbundleitungen?
Der Bedarf an Wasserfern- und Verbundleitungen dürfte aufgrund der Folgen des Klimawandels zukünftig erheblich ansteigen. Die Auswirkungen der Trockenphasen auf die Wasserversorgung sind bereits an vielen Stellen in Deutschland sichtbar und werden noch ansteigen. Das macht einen erheblichen Aus- und …
22.09.2023
News
Betontrennmittelemulsionen auf Basis nachwachsender Rohstoffe
MC-Bauchemie hat mit der Ortolan Bio 800er-Reihe eine neue Produktfamilie auf den Markt gebracht. Die Betontrennmittelemulsionen Ortolan Bio 800 und Ortolan Bio 880 wurden speziell für glatte Sichtbetone entwickelt und überzeugen durch besonders umweltfreundliche Eigenschaften.
20.09.2023
Fachartikel
Energiesparend: Pumpen sollten Herzschlag folgen
Das Pumpen von Flüssigkeiten scheint ein gelöstes Problem zu sein, aber die Optimierung dieses Prozesses ist immer noch ein aktives Forschungsgebiet. Jede Anwendung – von Industrie bis Haushalt – würde von Energieeinsparungen profitieren. Forscher des Institute of Science and Technology …
18.09.2023
News
BRAWO® SYSTEMS verlängert und erweitert seine DIBt Zulassung für den erdverlegten Bereich
BRAWO® SYSTEMS hat das vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) vorgegebene umfangreiche Prüfprogramm erfolgreich absolviert und seine Zulassung für den erdverlegten Bereich erweitert.
15.09.2023
News
Marschengräben – Ökologisch ausgerichtete Gewässerunterhaltung und aktuelle Entwicklungen
Die DWA hat das Merkblatt DWA-M 622-2 „Marschengräben – Ökologie und Unterhaltung – Teil 2: Ökologisch ausgerichtete Gewässerunterhaltung und aktuelle Entwicklungen“ veröffentlicht.
13.09.2023
News
Ruhrverband mit dem DWA-Klimapreis ausgezeichnet
Der Ruhrverband hat den 3. Platz beim erstmals ausgeschriebenen Klimapreis 2023 der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) gewonnen.
11.09.2023
News
Flächenbündig ohne Höhen und Tiefen
Stolperfallen und gefährliches Absacken durch den richtigen Einbau von Schachtabdeckungen vermeiden
08.09.2023
News
Gütegemeinschaft Entwässerungstechnik e. V. (GET) Kompakt Info 95
Wassergefährdende Stoffe dürfen nicht in die Umwelt gelangen. Deshalb müssen Leichtflüssigkeitsabscheideranlagen zum Schutz gegen Austrag von Leichtflüssigkeiten eine Überhöhung gegenüber dem tiefsten Zulauf sowie gegenüber der Rückstauebene aufweisen. Ein Fachkundiger für Abscheideranlagen gibt Tipps, was zu tun ist.
06.09.2023
News
DIRINGER & SCHEIDEL (D&S) übernimmt Druckrohr- und Kanalsanierungssparte der RTi Austria GmbH in die neu gegründete DIRINGER & SCHEIDEL AUSTRIA GMBH
Mit der Unterzeichnung des Kaufvertrags hat die DIRINGER& SCHEIDEL Rohrsanierung GmbH & Co. KG aus Mannheim, Deutschland Teile der traditionsreichen RTi Austria GmbH mit Sitz in Pucking, Österreich übernommen. Es handelt sich dabei um die grabenlose Druckrohr- und Kanalsanierungssparte, deren …
Kontakt
Institut für Rohrleitungsbau Oldenburg (iro)
Ina Kleist
Ofener Straße 26
26121 Oldenburg
Deutschland
Telefon:
+49 441 3610390
Fax:
+49 441 36103910