Geislingen setzt Gabionen an die Steinenkircher Steige - Linearverbau sorgt für optimalen Bauablauf
13.09.2016
Im baden-württembergischen Geislingen an der Steige wird derzeit die rund drei Kilometer lange Landesstraße „Steinenkircher Steige“ auf einer Länge von 1,8 km grundhaft überholt und erneuert. Im Zuge des Projektes mit einem Volumen von rund 5,7 Millionen Euro lässt der Auftraggeber, der Bauamtsrat des Regierungspräsidiums Stuttgart, Baureferat Süd, die Trasse talseitig bis zum Felsgrund abgraben und bis zu einer Tiefe von rund fünf Metern mit Gabionenwänden befestigen.
Zur Sicherung der Baugrube setzt die mit der Ausführung der Arbeiten beauftragte STRABAG GmbH, Direktion Baden-Württemberg, Bereich Dettingen, den einschienigen Linearverbau von Emunds + Staudinger ein, einer Produktmarke der thyssenkrupp Infrastructure. Rund 170 lfdm. des Verbausystems mit Modullängen von 4,13 m hält das ausführende Unternehmen auf der Baustelle vor. Entsprechend des Konzeptes, das die Baupartner gemeinsam erarbeitet haben, werden alle Module komplett eingebaut. Diese Vorgehensweise schafft ideale Voraussetzungen dafür, dass alle Gewerke in gut abgestimmten Taktungen nacheinander ablaufen können – von der Vorbereitung der Sohle über die Herstellung der Bettung bis hin zum Einbau der Gabionen.
Wirtschaftliche und nachhaltige Alternative
Gartenbesitzer kennen Gabionen als Alternative zu Zaun oder Mauer, die einen besonderen Blickfang bietet; auch als Sicht- oder Lärmschutzanlage, Stützmauer oder Böschungsbefestigung eignen sich die mit Bruchsteinen gefüllten Drahtkörbe. Im Rahmen eines großangelegten Bauvorhabens in Geislingen an der Steige kommen ebenfalls Gabionen zum Einsatz, und zwar bei der grundhaften Sanierung einer sogenannten Steige. Der Begriff der Steige ist vor allem in Süddeutschland gebräuchlich, wo er als Bezeichnung für steile Straßen verwendet wird und gerade der Raum Geislingen ist über die Region hinaus bekannt für seine zahlreichen Albsteigen. Angelegt im 19. Jahrhundert, wurden die Steigen im Laufe der Zeit verbreitert, um der steigenden Belastung durch den stetig zunehmenden Verkehr gerecht zu werden. In der Regel wurde dafür Material bergseits abgetragen und talseits angeschüttet – ein Verfahren, in dessen Folge im Laufe der Zeit nicht selten Setzungen entstanden.
Bei Bedarf wurde repariert, aber auf Dauer sei das kein Zustand gewesen, so Dipl.-Ing. (FH) Thomas Odehnal, Bauamtsrat Regierungspräsidium Stuttgart, Baureferat Süd. Im Zuge der Erstellung eines Konzeptes für die fachmännische und dauerhafte Sanierung der Steigen habe man verschiedene Möglichkeiten ins Auge gefasst und getestet. „Bei einer der von uns in Betracht gezogenen Varianten haben wir einen Randbalken aus Beton mit den Abmessungen 800 x 800 mm talseits auf Bohrpfähle gegründet“, führt Odehnal aus. Ein zweiter Ansatz war, den Hang talseitig mit einer Spritzbetonauflage zu versehen, die rückverankert wurde. Mit Blick auf Aufwand und vor allem Kosten schieden beide Vorgehensweisen jedoch ebenso aus wie ein von anderen Kreisen gewähltes Verfahren, bei dem Wände aus Bohrpfählen gesetzt wurden. Auf der Suche nach einer kostengünstigen und wirksamen Alternative stieß Odehnal schließlich auf die Gabionen.
Verfahren hat sich bewährt
Die Einsatzmöglichkeiten für die mit Steinen gefüllten Drahtkörbe sind vielfältig und reichen von Maßnahmen der Landschaftsarchitektur über die Errichtung von Sicht- und Lärmschutzanlagen bis hin zur Verwendung als Stützmauer und zur Böschungsbefestigung. An Hängen als Abfangelemente eingesetzt, können Gabionen zur Aufnahme des horizontalen Erddrucks dienen – ein Verwendungszweck, den man sich jetzt auch in Geislingen zunutze macht. Zwar könne man für die Konstruktion, die hier zum Einsatz gelangt, keine Statik rechnen, ein Präzedenzfall sei das aber trotzdem nicht: „Vor Jahren hat man bereits Steigen auf genau die Art und Weise saniert, wie wir sie jetzt in Geislingen anwenden. Trotz starker Beanspruchung auch durch Schwerlastverkehr sind die fraglichen Straßen bis heute ohne Beanstandung und einwandfrei in Schuss“, weiß Odehnal.
Fest in Straßenkörper eingebunden
Vor Beginn der eigentlichen Straßenarbeiten wurden zunächst umfangreiche geologische Untersuchungen durchgeführt, ebenfalls vor dem Baubeginn im März 2016 hatte man notwendige Abholzungen vorgenommen. Um den Schichtenaufbau des Baugrundes zu bestimmen, wurden in Abständen von jeweils 40 m und bis zu einer Tiefe von 6 m Bohrkerne entnommen und analysiert. „So wissen wir genau, in welcher Tiefe wir mit anstehendem Felsgestein rechnen müssen“, erklärt Oberbauleiter Dipl.-Ing. (FH) Steffen Schnepf, STRABAG GmbH, Direktion Baden-Württemberg, Bereich Dettingen. Die Baugrube wird bis zum anstehenden Fels ausgebaggert, im Anschluss wird die Sohle der Baugrube vorverdichtet und eine Ausgleichsschicht hergestellt. Auf diese wird ein Planum von 10 bis 20 cm Höhe aufgebracht, auf das wiederum eine 20 cm dicke Schicht Einkornbeton folgt.
Auf diese Grundlage werden nun die mit Kalkstein der Körnung 90/120 gefüllten Gabionen gesetzt. Je nach Tiefe des anstehenden Gesteins kommen mehrere Lagen zum Einsatz, den Abschluss bildet ein 800 mm breiter und 600 mm hoher Gurt aus Beton, der fest mit den Gabionen verbunden wird. Auch hierfür hat Odenahl sich etwas Besonderes einfallen lassen: In den Gabionenkörper werden KG-Rohre eingebracht, in die wiederum Monierstahl gestellt wird, der mit dem Betonbalken verbunden wird. Die verwendeten Gabionen-Elemente sind jeweils 2 m breit, 1 m hoch und 2 m lang – im Unterschied zu den bei ähnlichen Projekten verwendeten Gabionen, die üblicherweise 1 m breit sind, entschied Odenahl sich zugunsten von Elementen mit doppelter Breite: „Nach dem Einbau überlappt die neue Straßendecke den ‚Gabionen-Unterbau’ um mehr als 1,10 m“, begründet Odehnal seine Entscheidung, „das sorgt für zusätzliche Stabilität der gesamten Konstruktion“. Die Gabionen sind fest in den Straßenkörper eingebunden und können nicht talwärts kippen.
Abgestimmte Taktung sorgt für reibungslosen Bauablauf
Nicht nur die zur Sanierung der Steinenkircher Steige eingesetzte Konstruktion hat ihre Bewährungsprobe in der Praxis bestanden, auch das zur Sicherung der Baugrube eingesetzte Verbausystem war für die STRABAG keine unbekannte Größe: „Mit dem Linearverbau von Emunds + Staudinger haben wir in der Vergangenheit bereits verschiedentlich gute Erfahrungen gemacht – unter anderem haben wir das System schon bei der Sanierung der Türkheimer Steige eingesetzt“, so Oberbauleiter Schnepf, der gemeinsam mit thyssenkrupp Infrastructure-Fachberater Jens Zehner eine Lösung für den Einsatz des Systems in Geislingen erarbeitet hat. STRABAG-Schachtmeister Reimer Dürr ergänzt: „Dank unser beider Erfahrungen mit dem Verbausystem war die Kolonne vor Ort schon nach dem Einbau von wenigen Modulen bestens eingespielt.“
Im Einsatz sind 170 lfdm. des Linearverbaus mit Einfachgleitschiene – eine für die Arbeiten vor Ort ideale Länge, dank derer sich eine gut abgestimmte Taktung und ein reibungsloser Bauablauf der verschiedenen Gewerke ergibt. Das aus Linearverbauträgern, Verbauplatten und einem Laufwagen bestehende System der thyssenkrupp Infrastructure bietet eine Reihe von Konstruktionsmalen, die es für den Einsatz in Geislingen prädestiniert. Da ist zum Beispiel der biegesteife Laufwagen: Er sorgt für stets gleichbleibende Grabenbreite – bei Ein- und Rückbau des Systems genauso wie in jeder anderen Bauphase. Die Breite des biegesteifen Rahmens, der entsprechend der fortschreitenden Bautiefe des Grabens in der Höhe verfahrbar ist, lässt sich durch unterschiedlich lange Zwischenstücke an die jeweils gewünschte Grabenbreite anpassen. „In Geislingen setzen wir eine Ausführung mit 4,13 m langen Modulen und 4,13 m langen Trägern ein“, erläutert Zehner.
Sicher und flexibel
Beim Ausschachten der Baugrube stellt ein Bagger die Verbauelemente ein. Zeitgleich mit dem Bauaushub werden die Elemente mit der Baggerschaufel nach und nach ins Erdreich gedrückt. Bereits beim Ansetzen des ersten Baufeldes zeigen sich die Vorteile des Systems, das sich durch seine einfache Handhabung auszeichnet und das entscheidend zum schnellen Baufortschritt und damit zur Wirtschaftlichkeit einer Baumaßnahme beiträgt. Nach der Vormontage der Führungsrahmen mit den Laufwagen sowie mit gegebenenfalls erforderlichen Verbreiterungen wird der Graben für eine Feldlänge in geringer Tiefe ausgehoben, danach wird der erste Führungsrahmen eingestellt.
Ein zweiter Bagger kann jetzt die Verbauplatten setzen und parallel zueinander sowie rechtwinklig zum Laufwagen ausrichten. Sobald dies geschehen ist, lässt sich problemlos der zweite Führungsrahmen von oben in die Plattenenden einschieben. „Nach Einstellen des Verbaus und Ausheben des Grabens wird die Sohle bearbeitet und die Gabionenbettung hergestellt – in dieser Bauphase können die Laufwagen entsprechend den statischen Vorgaben des Herstellers in die Höhe gezogen werden, damit Platz für das Setzen der Gabionen ist“, beschreibt Zehner den Ablauf.
Nach der Fertigstellung der Gabionen-Konstruktion werden die Verbauelemente gezogen, abschließend werden die Deckschicht und der Straßenaufbau hergestellt. Oberbauleiter Schnepf ist mit der gewählten Verbaulösung sehr zufrieden – auch bei den Arbeiten in Geislingen habe der Linearverbau die von den Baupartnern gestellten Ansprüche an ein wirtschaftliches, einfach zu handhabendes System erfüllt. Aller Voraussicht nach werden die Arbeiten an der Steinenkircher Steige wie geplant im November des Jahres ihren Abschluss finden.
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