Geschäftsidee für ein Kanalnetz der Zukunft
25.10.2017
Das „EXIST-Gründerstipendium“ des Bundeswirtschaftsministeriums soll Studierende und Absolventen auf dem Weg zur eigenen Firma unterstützen. Es fördert „innovative technologieorientierte oder wissensbasierte Projekte“, die gute wirtschaftliche Erfolgsaussichten haben. Ein Duo aus Mittelhessen kann sich jetzt über den positiven Bescheid aus Berlin freuen.
Vom ersten Oktober an erhalten Pierre Büttner und Ivana Hrisova ein Jahr lang ein monatliches Stipendium von jeweils 2.500 Euro und zusätzlich maximal 35.000 Euro an Sachmitteln. Beide sind nicht nur privat Partner, sondern auch eine technisch-betriebswirtschaftliche Interessengemeinschaft. Ihr Stipendium haben sie sich mit einer Geschäftsidee verdient, über die der Hessische Rundfunk im August unter der Überschrift „Das Kanalnetz der Zukunft“ berichtete.
Gemeinsam arbeiten sie an der Vermarktung von „Variokan“, einer neuartigen technischen Lösung, die künftig in Abwassersystemen zum Einsatz kommen soll. Pierre Büttner hat 2012 an der TH Mittelhessen den Bachelor in Bauingenieurwesen gemacht und sich anschließend mit dem Masterstudium Infrastrukturmanagement weiterqualifiziert, das die THM gemeinsam mit der Frankfurt University of Applied Sciences anbietet. Einen Studienschwerpunkt legte er auf Siedlungswasserwirtschaft und erfuhr, was er als aktuelle Bedarfssituation zusammenfasst: „Knapp 20 Prozent des deutschen Abwasser-Kanalsystems sind sanierungsbedürftig.“
Im Masterstudium kam ihm die Idee, die er bis zum heutigen Prototypen entwickelte: Ein Gummischlauch kann in bestehende Rohrfassungen eingezogen werden, so dass keine aufwändige Neuverlegung erforderlich ist. Das allein ist noch keine Innovation. Einzigartig macht Variokan das innere Gerüst der flexiblen Innenhaut, ein V-Profil, das sich situativ anpasst und imstande ist, die Fließgeschwindigkeit des Abwassers zu regulieren. Die schmale Rinne, die durch die V-Basis läuft, sorgt auch bei geringem Zustrom für einen Abfluss mit ausreichender Geschwindigkeit. Nimmt die Flüssigkeitsmenge zu, bewirkt der steigende Druck, dass sich der Durchflussraum erweitert und große Abwassermengen abgeführt werden können. Eine technische Lösung, die sowohl beim zuletzt gehäuft auftretenden „Starkregen“ als auch bei undichten Rohren gute Dienste leisten wird. Interessant ist Variokan zudem für ländliche Gemeinden mit schrumpfenden Einwohnerzahlen, deren Infrastruktur für die Abwasserentsorgung inzwischen zu groß bemessen ist. Denn Ebbe im Kanalsystem führt zu Rückständen, die einen hohen Reinigungsaufwand und Mehrkosten verursachen.
Das Konzept überzeugte beim landesweiten Hochschul-Gründungswettbewerb „Hessen-Ideen“ und brachte dem Duo dort im Herbst 2016 den ersten Platz ein. Der Ingenieur Pierre Büttner und die Betriebswirtin Ivana Hrisova, die kurz vor dem Masterabschluss an der Gießener Universität steht, werden sich mit ihrem Produkt an Städte, Kreise und Abwasserverbände wenden.
Das Geld aus dem Exist-Gründerstipendium wollen sie unter anderem zur Finanzierung einer Testanlage nutzen, wo sie Variokan in einer 25 Meter langen Rohrleitung systematisch dem Betrieb mit unterschiedlichen Wassermengen aussetzen. „Davon erwarten wir uns weitere Erkenntnisse, zum Beispiel zu den Materialstärken. Die brauchen wir, um mit möglichen Herstellern konkret über die Produkteigenschaften sprechen zu können“, erläutert Pierre Büttner. Das Gießener Team will die Gummischläuche extern in Serie fertigen lassen. Die junge Firma wird sich zunächst auf die Geschäftsfelder Vertrieb und Beratung konzentrieren.
Weitere News und Artikel
27.09.2023
News
Leitungsbau geht viral!
Über 2.500 Follower, mehr als zweieinhalb Millionen Views und an die 100.000 Likes: In weniger als zwei Monaten hat sich der pipeline.31-Kanal auf TikTok zu einer unfassbaren Erfolgsgeschichte entwickelt.
25.09.2023
News
Welche Gesetze erleichtern den Bau von Wasserfern- und Verbundleitungen?
Der Bedarf an Wasserfern- und Verbundleitungen dürfte aufgrund der Folgen des Klimawandels zukünftig erheblich ansteigen. Die Auswirkungen der Trockenphasen auf die Wasserversorgung sind bereits an vielen Stellen in Deutschland sichtbar und werden noch ansteigen. Das macht einen erheblichen Aus- und …
22.09.2023
News
Betontrennmittelemulsionen auf Basis nachwachsender Rohstoffe
MC-Bauchemie hat mit der Ortolan Bio 800er-Reihe eine neue Produktfamilie auf den Markt gebracht. Die Betontrennmittelemulsionen Ortolan Bio 800 und Ortolan Bio 880 wurden speziell für glatte Sichtbetone entwickelt und überzeugen durch besonders umweltfreundliche Eigenschaften.
20.09.2023
Fachartikel
Energiesparend: Pumpen sollten Herzschlag folgen
Das Pumpen von Flüssigkeiten scheint ein gelöstes Problem zu sein, aber die Optimierung dieses Prozesses ist immer noch ein aktives Forschungsgebiet. Jede Anwendung – von Industrie bis Haushalt – würde von Energieeinsparungen profitieren. Forscher des Institute of Science and Technology …
18.09.2023
News
BRAWO® SYSTEMS verlängert und erweitert seine DIBt Zulassung für den erdverlegten Bereich
BRAWO® SYSTEMS hat das vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) vorgegebene umfangreiche Prüfprogramm erfolgreich absolviert und seine Zulassung für den erdverlegten Bereich erweitert.
15.09.2023
News
Marschengräben – Ökologisch ausgerichtete Gewässerunterhaltung und aktuelle Entwicklungen
Die DWA hat das Merkblatt DWA-M 622-2 „Marschengräben – Ökologie und Unterhaltung – Teil 2: Ökologisch ausgerichtete Gewässerunterhaltung und aktuelle Entwicklungen“ veröffentlicht.
13.09.2023
News
Ruhrverband mit dem DWA-Klimapreis ausgezeichnet
Der Ruhrverband hat den 3. Platz beim erstmals ausgeschriebenen Klimapreis 2023 der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) gewonnen.
11.09.2023
News
Flächenbündig ohne Höhen und Tiefen
Stolperfallen und gefährliches Absacken durch den richtigen Einbau von Schachtabdeckungen vermeiden
08.09.2023
News
Gütegemeinschaft Entwässerungstechnik e. V. (GET) Kompakt Info 95
Wassergefährdende Stoffe dürfen nicht in die Umwelt gelangen. Deshalb müssen Leichtflüssigkeitsabscheideranlagen zum Schutz gegen Austrag von Leichtflüssigkeiten eine Überhöhung gegenüber dem tiefsten Zulauf sowie gegenüber der Rückstauebene aufweisen. Ein Fachkundiger für Abscheideranlagen gibt Tipps, was zu tun ist.
06.09.2023
News
DIRINGER & SCHEIDEL (D&S) übernimmt Druckrohr- und Kanalsanierungssparte der RTi Austria GmbH in die neu gegründete DIRINGER & SCHEIDEL AUSTRIA GMBH
Mit der Unterzeichnung des Kaufvertrags hat die DIRINGER& SCHEIDEL Rohrsanierung GmbH & Co. KG aus Mannheim, Deutschland Teile der traditionsreichen RTi Austria GmbH mit Sitz in Pucking, Österreich übernommen. Es handelt sich dabei um die grabenlose Druckrohr- und Kanalsanierungssparte, deren …
31.08.2023
News
Erstellung eines Arbeitsberichts „Plant Wide Control“ – Vernetzte Automatisierungslösungen auf Kläranlagen
Die DWA plant die Erstellung eines Arbeitsberichts „Plant Wide Control“ – Vernetzte Automatisierungslösungen auf Kläranlagen.
30.08.2023
News
Kanalgipfel 2023: Wasserwirtschaft in der Region - Stand und Perspektiven
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten technischen und wirtschaftlichen Bewertung dieser langlebigen Anlagen. Der Kanalgipfel bietet eine Hilfestellung für eine detaillierte und konsistente …
Kontakt
Technische Hochschule Mittelhessen
Wiesenstraße 14
35390 Gießen
Deutschland
Telefon:
+49 641 309-0
Fax:
+49 641 309-2901