Goldener Kanaldeckel 2008 verliehen
29.10.2008
Seit dem Jahr 2002 verleiht das IKT alljährlich im Herbst den "Oscar" der Kanalbranche, den "Goldenen Kanaldeckel". Während des IKT-Forums "Herausforderung bürgernahe Grundstücksentwässerung" wurden am 28. Oktober 2008 drei Mitarbeiter von Stadtentwässerungen für ihre Projekte aus den Bereichen Innovationen im Kanalbetrieb, Grundstücksentwässerung und Abwasserwärmenutzung geehrt.
Wie die zahlreichen Bewerbungen belegen, ist das Interesse am Goldenen Kanaldeckel seitens der Netzbetreiber groß. Die Branche ist aktiv. In diesem Jahr bereits zum siebten Mal, widmete sich die Jury der spannenden Aufgabe, aus allen Bewerbungen die drei besten Projekte auszuwählen.
Die Siegerprojekte spiegeln die aktuellen Branchenthemen wieder:
- Innovationen im Kanalbetrieb
- Grundstücksentwässerung
- Wärme aus Abwasser
Erster Platz
Preisträger: Heiko Althoff, Emschergenossenschaft
Projekt: Automatisches Inspektionssystem für den Abwasserkanal Emscher
Preisgeld: 3.000,00 EUR
Zweiter Platz
Preisträger: Rainer Hein, Stadt Billerbeck
Projekt: Ganzheitliche Sanierung der privaten und öffentlichen Kanalisation mit umweltgerechter Drainagewasserableitung
Preisgeld: 2.000,00 EUR
Dritter Platz
Preisträger: Peter Lubenau, Wirtschaftsbetrieb Ludwigshafen
Projekt: Abwasserwärmenutzung
Preisgeld: 1.000,00 EUR
Preisträger Heiko Althoff, Emschergenossenschaft
"Automatisches Inspektionssystem für den Abwasserkanal Emscher"
Die Emschergenossenschaft plant derzeit den Abwasserkanal Emscher (AKE). Zukünftig wird er als zentraler Sammler mit einer Länge von 51 km die Abwässer der Region unterirdisch in Tiefenlagen bis zu 40 transportieren. Der AKE wird in weiten Teilen einzügig gebaut und mit Nennweiten von DN 1600 bis DN 2800 permanent Abwasser führen. Die Haltungslängen sind mit bis zu 600 m geplant. Voraussetzung für einen sicheren Betrieb ist es, diesen Kanal unter laufenden Betrieb zu inspizieren und Schäden frühzeitig festzustellen, dass eine Sanierung unter den schwierigen Bedingungen rechtzeitig möglich ist.
Für die Inspektion hat die Emschergenossenschaft gemeinsam mit Entwicklungspartnern und Planern drei Prototypen entwickelt:
- das Schadenserkennungssystem (SEK),
- das Reinigungssystem (RS) sowie
- das Schadensvermessungssystem (SVM).
In seiner Funktion als Projektleiter für die Entwicklung eines Inspektionssystems hat Herr Heiko Althoff die verschiedenen Entwicklungspartner und Planer zu einem integrierten Vorgehen zusammengeführt. Hierbei waren sowohl die betrieblichen Anforderungen aus Betreibersicht als auch die Anforderungen der Genehmigungsbehörden für einen sicheren Betrieb zu berücksichtigen. Er war von der Umsetzbarkeit des Vorhabens überzeugt und hat in vielen iterativen Schritten die baulichen und betrieblichen Randbedingungen für den Abwasserkanal Emscher mit den Lösungen, die Automatisierungstechnik bot, abgestimmt und optimiert.
Preisträger Rainer Hein, Stadt Billerbeck
"Ganzheitliche Sanierung der privaten und öffentlichen Kanalisation mit umweltgerechter Drainagewasserableitung"
In zahlreichen Gemeinden und Städten besteht großes Interesse an ganzheitlichen Sanierungen der privaten und öffentlichen Kanalisation und gleichzeitiger umweltgerechter Ableitung von Drainagewasser.
Die Bürger an solchen Maßnahmen zu beteiligen, die Bürger von der Notwendigkeit und dem Nutzen solcher Maßnahmen zu überzeugen und die Bürger zur Finanzierung zu bewegen, stellt für jede Gemeinde und jede Stadt eine besondere Herausforderung dar.
Herr Rainer Hein hat mit den Bürgern und mit der Verwaltung seiner Gemeinde - der Gemeinde Billerbeck - eine ganzheitliche Sanierung der privaten und öffentlichen Kanalisation mit gleichzeitiger umweltgerechter Ableitung von Drainagewasser erreicht. Er hat die Verbindung zwischen Bürger und Verwaltung hergestellt. Möglich wurde dies durch das außergewöhnliches Engagement von Rainer Hein.
In einem Einzugsgebiet von 113 Grundstücken mit hohen Grundwasserständen wurden alle geplanten Maßnahmen einvernehmlich zwischen Bürgern und Verwaltung durchgeführt. Ein zusätzliches Ableitungssystem zu den nächstgelegenen Vorflutern für das Fremdwasser wurde gebaut und alle privaten und öffentlichen Kanäle wurden nach erfolgter Sanierung auf Dichtheit geprüft.
In Billerbeck wurden die Bürger frühzeitig an diesem Projekt beteiligt. Dies schafft Vertrauen. Durch die gesamtheitliche Vorgehensweise hat Herr Hein eine gleiche Qualität bei der Sanierung des öffentlichen und privaten Bereichs erreicht.
Sowohl von den privaten Grundstücken als auch aus der öffentlichen Kanalisation gelangt heute kein Fremdwasser mehr in die vorhandene Mischwasserkanalisation.
Preisträger Peter Lubenau, Wirtschaftsbetrieb Ludwigshafen
"Abwasserwärmenutzung"
Der Gedanke, das in Siedlungsgebieten kontinuierlich und kostenfrei verfügbare Abwasser zur Wärmegewinnung zu nutzen, wird seit längerem verfolgt. Entsprechende Pilotanlagen sind vereinzelt in Betrieb.
Es erfordert neben einem Blick für das Machbare visionären Mut und Beharrlichkeit, ein Projekt der Abwasserwärmenutzung anzupacken und durchzuziehen. Peter Lubenau, Leiter des Bereichs Abwasser und Straßenunterhalt beim Wirtschaftsbetrieb der Stadt Ludwigshafen, hatte diesen Blick und er hat sich engagiert. Er erkannte die Chance, für die Beheizung und Warmwasserversorgung des Betriebshofs des Abwasserbetriebs den Abwasserstrom des unmittelbar vorbeiführenden Hauptsammlers der Stadt zu nutzen. Eine Wirtschaftlichkeitsberechnung zeigte, dass das Projekt im Vergleich mit den Alternativen Blockheizkraftwerk, Holzpelletsfeuerung und konventionelle Ölheizung im Vorteil war. Dennoch musste viel Überzeugungsarbeit gegenüber den Beschlussgremien der Stadt, gegenüber dem Energieversorgungsunternehmen und auch gegenüber den eigenen Mitarbeitern geleistet werden. Schließlich handelte es sich um eine selten erprobte Technik, über deren Betriebstauglichkeit wenig bekannt war.
Die Betriebserfahrungen der seit dem Jahr 2006 laufenden Ludwigshafener Abwasser-Wärmenutzungsanlage sind gut. Es werden 67% des Wärmebedarfs des Betriebshofs abgedeckt und eine jährliche Reduktion von CO2-Emissionen von 33 Tonnen erzielt. Die Anlage zeigt beispielhaft, dass unter günstigen Randbedingungen auch Abwasser als alternative Energiequelle wirtschaftlich eingesetzt werden kann.
Herrn Peter Lubenau gebührt Anerkennung dafür, dass er in seinem Verantwortungsbereich die Initiative ergriffen hat, diese energiewirtschaftlich interessante und umweltfreundliche Anlage zu realisieren.
Seminar und Fachausstellung
Aber nicht nur zur Preisverleihung kamen die rund 150 Gäste nach Gelsenkirchen. Während des Forums "Herausforderung bürgernahe Grundstücksentwässerung" konnten sie sich bei interessanten Vorträgen umfassend über das Thema Grundstücksentwässerung informieren. Referenten aus dem NRW-Umweltministerium und Kommunen erläuterten die neuen gesetzlichen Anforderungen aus dem §61a Landeswassergesetz NRW, stellen Beiträge der Grundstücksentwässerung zum Flussgebietsmanagement vor und erarbeiten die neuen Herausforderungen für Kommunen.
Zum Thema "Grundstücksentwässerung als kommunale Aufgabe" führten interessante Gäste ein moderiertes Streitgespräch, das allen Interessen eine Stimme gibt. Motto: "Hart, aber fair". Teilnehmer des Streitgesprächs waren:
- Staatssekretär Dr. Alexander Schink (NRW-Umweltministerium),
- Dipl.-Ing. Joachim Schulte (Stadtentwässerung Schwerte GmbH),
- Dipl.-Ing. Claus Externbrink (Stadtbetrieb Abwasserbeseitigung Lünen, AöR) sowie
- Dipl.-Ing. Heinz Brandenburg (Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR).
Kontakt:
IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur gemeinnützige GmbH
Daniela Brown
Exterbruch 1
D-45886 Gelsenkirchen
Tel.: +49 (0) 209 17806-0
Fax: +49 (0) 209 17806-88
Email: info@ikt.de
Internet: www.ikt.de
Weitere News und Artikel
24.07.2024
Fachartikel
Innovative Lösungen aus dem Funke-Baukasten
Modernes Regenwasserkonzept für neues Betriebsgelände von Nüßing
Aufgrund der anfallenden Menge an Niederschlagswasser und mit Blick auf behördliche Auflagen hat die Alois Nüßing GmbH & Co.KG beim Umzug …
19.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Aussteller Acquaint
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten technischen …
19.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Pflichtaufgabe Abwasser – eine Chance für strategische Partnerschaften
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen …
19.07.2024
News
Ein leistungsstarkes Trio
VibroDrill-Vibrationsbohrgeräte von terra infrastructure
Mit der neuen Serie VibroDrill VD 50, 100 und 150 erobert die terra infrastructure GmbH derzeit den Markt für Vibrationsbohrgeräte. Dank modernster Technik setzen …
17.07.2024
Fachartikel
Hachenburg setzt auf eine nachhaltige Kanalinfrastruktur
Bau eines 2.800 m langen Verbindungssammlers mit FABEKUN®
Dass man gemeinsam stärker ist, zeigt sich im rheinland-pfälzischen Hachenburg derzeit gleich an zwei Beispielen. Um eine mehr …
16.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Aussteller WIEDEMANN enviro tec
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten …
16.07.2024
News
Weitergehende Aufbereitungsanlage im Wasserwerk Hengsen geht in Betrieb
Um die Trinkwasserqualität zu sichern und auch in Zukunft in der Ruhr vorkommenden Spurenstoffen entgegenzuwirken, hat die Wasserwerke Westfalen GmbH (WWW) eine weitergehende …
15.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Nutzung von Wärme aus Abwasser in den Kanälen der Stuttgarter Stadtentwässerung
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele …
12.07.2024
News
Naturnahe Umgestaltung der Lippe mit Schwimmbagger in Datteln-Ahsen
Ab dieser Woche setzt der Lippeverband in Datteln-Ahsen einen Schwimmbagger ein, um die Ufer- und Auenlandschaft der Lippe auf einer Länge von etwa 400 Metern naturnah umzugestalten …
11.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Aussteller APX10
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten technischen und …
10.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: CO2-Emissionen bei der Kanalsanierung– Ermittlung und Konsequenzen
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen …
10.07.2024
News
Davon profitieren alle
terra infrastructure kooperiert mit den Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg
Es ist eine besondere Art der Kooperation, die die terra infrastructure GmbH mit den Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg e.V. geschlossen hat. …
Kontakt
IKT - Institut für unterirdische Infrastruktur
45886 Gelsenkirchen
Telefon:
0209 17806-0
Fax:
0209 17806-88