Grundwasser schützen und nützen: "6. Bochumer Grundwassertag" an der Ruhr-Uni Bochum
25.03.2014
Tief unterm Westen ist einiges los: Im Ruhrgebiet könnte es Pumpspeicherwerke unter Tage geben und die Bauarbeiten des Emscherkanals könnten gefährliche Sulfatbelastungen verursachen. Unter anderem über diese Themen diskutierten Experten auf dem "6. Bochumer Grundwassertag" an der Ruhr-Universität. Anlässlich des Weltwassertags organisiert ein Team des RUB-Lehrstuhls für Angewandte Geologie alle zwei Jahre das Treffen. Die Hydrogeologen informierten außerdem über das deutsche Nord-Süd-Gefälle von Uran im Grundwasser und neue Messmethoden von Schadstoffbelastungen.
Neue Schadstoffe: Uran im Grundwasser
Ein Grenzwert für die Konzentration von Uran im Trinkwasser wurde erstmals 2011 festgelegt. In einigen Regionen Deutschlands, vor allem im Süden des Landes, überschreiten die Uran-Gehalte teilweise diesen Grenzwert von zehn µg/L. Das entspricht zehn Teilen Uran auf eine Milliarde Teile Wasser. Dr. Andre Banning untersucht die Herkunft des Urans sowie die für die Lösung verantwortlichen Prozesse. Bei Studien in Franken und im südlichen Bayern konnte er natürliche Uran-Quellen ausmachen. Die großräumige Uran-Verteilung in Deutschland ist im Zusammenhang mit seiner geologischen Entwicklungsgeschichte zu sehen.
Neues Konzept: Pumpspeicherwerke unter Tage
Der Bergbau im Ruhrgebiet und regenerative Energien – das muss kein Gegensatz sein. RUB-Geologen um Prof. Dr. Stefan Wohnlich prüfen, zusammen mit der Uni Essen-Duisburg, ein Konzept, das vorsieht, ehemalige Schächte, Flöze und Stollen als Pumpspeicherwerke im offenen System zu nutzen. Die Idee: Fällt überschüssige alternative Energie an, pumpt man mit ihr Wasser aus den Stollen. Bei Energiebedarf lässt man das Wasser über Turbinen zurücklaufen und gewinnt die Energie so zurück. Um abzuschätzen, ob dieses Konzept realisierbar ist, entwickeln die Forscher derzeit eine neues Messprogramm. Damit testen sie die Wasserräume unter Tage im Hinblick auf Füllmenge, Strömungen, chemische Zusammensetzung und Temperaturverteilung.
Neue Messmethode: Schadstoffe im Grundwasser besser vorhersagen
Um die Transportwege von Schadstoffen im Untergrund besser vorherzusagen, arbeitet Jun.-Prof. Andreas Englert mit seinem Team vom Lehrstuhl für Angewandte Geologie am experimentellen Hochskalieren. Dabei untersuchen sie zunächst Fließprozesse in kleinen Gesteinseinheiten und vergrößern diese Einheiten dann allmählich. Im Gegensatz zu herkömmlichen Verfahren können sie mit dieser Methode die Transporteigenschaften des Untergrundes genauer bestimmen. Das ist besonders für die Vorhersage von Grundwasserströmen und dem Transport im Grundwasser von Interesse. Durch die Ergebnisse des neu entwickelten Verfahrens können Computersimulationen mit genaueren Daten versorgt werden.
Neue Problematik: gefährliche Sulfatbelastungen bei Bau des Emscherkanals
Beim Bau des Abwasserkanals der Emscher, dem Emscherkanal, werden riesige Erdmassen ausgehoben. Dieser Emschermergel verursacht im Grundwasser eine große Menge des Schadstoffes Sulfat. Das natürlich vorkommende Mineral Pyrit im Emschermergel reagiert bei Luftkontakt zu Sulfat und Säure. Nach umfangreichen Untersuchungen konnten Prof. Dr. Frank Wisotzky und sein Team feststellen, dass die Säure durch natürliche Prozesse neutralisiert wird.
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