Hamburg Airport erhält neue Regenwasserkanalisation
26.08.2016
6.000 Meter Stahlbetonrohre in FBS-Qualität für Vorfeld 1
Der Flughafen Hamburg (offiziell Hamburg Airport, künftig „Helmut Schmidt Airport“) ist mit rund 15,6 Millionen Passagieren in 2015 der fünftgrößte Flughafen Deutschlands. Er zählt als Drehkreuz von Germanwings sowie der britischen Easyjet und Ryanair und gilt mit seiner Eröffnung im Jahre 1912 als der älteste Flughafen im Land. Alt sind auch die Betonflächen auf dem 570 Hektar großen Gelände rund acht Kilometer nördlich der Stadtmitte, da diese seit etwa 60 Jahren nicht mehr saniert wurden.
Aus diesem Grund plant der Hamburger Flughafen im Zeitraum 2016–2020 auf einer Fläche von 330.000 Quadratmetern für rund 120 Millionen Euro die grundhafte Erneuerung des Hauptvorfeldes (Vorfeld 1). Im Zuge dieser Maßnahme kommt es auch zu einer kompletten Erneuerung der Regenwasserkanalisation. Hierbei entschieden sich die Planer aus zahlreichen Gründen für eine Lösung aus Stahlbetonrohren in FBS-Qualität.
Seit März 2016 laufen die Bauarbeiten am Vorfeld 1. Da nicht nur die Betonoberflächen des Vorfeldes schadhaft waren, sondern flächendeckend auch die gesamte Regenwasserkanalisation, entschied sich der Bauherr dafür, die vorhandenen Anlagen komplett auszutauschen. Im Rahmen der Grundinstandsetzung entstehen 27 Positionen im Pierbereich und 15 Positionen auf den zwei Remoteinseln. Die Anforderungen an die Entwässerung und die zu verwendenden Materialien waren dabei entsprechend hoch.
Im Rahmen der Vorplanungen wurde daher eine Studie zur Materialauswahl für die Rohrleitungen der Regenentwässerung mit Stahlbeton- und Gfk-Rohren durchgeführt. Aufgrund der teilweise geringen Rohrüberdeckungen und den daraus resultierenden Einflüssen auf die Befestigung der Flugbetriebsflächen bei Wahl von biegeweichen Gfk-Rohren, entschied sich der Bauherr für den Einsatz von Stahlbetonrohren.
Stahlbetonrohre mit Sonderkonfiguration
Dipl.-Ing. Sascha Bätz – Projektleiter der Bickhardt Bau AG – schildert die Anforderungen an das zu verwendende Material: „Aufgrund der hohen Lasten, mit denen wir es hier auf dem Vorfeld zu tun haben, kommen hier nur Stahlbetonrohre mit einer Sonderkonfiguration zum Einsatz. Konkret bedeutet dies eine Verdoppelung der Bewehrung gegenüber Standardrohren. Zudem haben wir uns bei den Rohren mit den Durchmessern 300, 400 und 500 mm für deutlich erhöhte Wandstärken ausgesprochen. Statt den sonst üblichen 70 mm bei Rohren DN 300, weisen diese Rohre durchweg Wandstärken von 120 mm auf, um auch die Anforderungen an die Betondeckung zu erfüllen.“
Neben der Stabilität spielte für die Planer aber auch die Beständigkeit der Rohre gegen aggressive Medien eine Rolle. Aus diesem Grund schreibt das Abwasserhandbuch des Flughafens u.a. die Verwendung eines bestimmten Betons und spezieller Dichtungen vor. Sascha Bätz: „Die Rohre wurden mit einem Beton hergestellt, welcher der Druckfestigkeitsklasse C 60/75 entspricht. Damit übersteigt die Festigkeit sogar den geforderten Wert von C 40/50 (nach DIN V 1201). Ebenso wurde der Nachweis erbracht, dass alle Ausgangsmaterialien resistent sind gegen die Alkali-Kieselsäure-Reaktion (AKR). Als Dichtungssystem kommen integrierte Ankerplus L-Dichtungen in NBR-Qualität zum Einsatz“, so Bätz.
Abwasserhandbuch definiert hohe Anforderungen an Entwässerung
Weil es das Abwasserhandbuch als weitere Anforderung vorschreibt, handelt es sich bei allen neu verbauten Rohren um schalungserhärtete Rohre. Diese weisen eine besonders hohe Maßhaltigkeit auf und bieten aufgrund der glatten Oberfläche sehr gute hydraulische Eigenschaften. Ebenso bringt diese Bauweise Rohre mit einer sehr geringe Wassereindringtiefe von nur 5 bis 10 mm hervor und liegt damit weit unter den vom Abwasserhandbuch geforderten 20 mm.
Sascha Bätz ergänzt: „Ein wichtiger Punkt sind auch die Qualitätsrichtlinien, nach denen diese Produkte gefertigt wurden. Alle Beton- und Stahlbetonrohre, die allesamt das Betonwerk Bieren aus Bad Oeynhausen geliefert hat, wurden nach DIN EN 1916 und DIN V 1201 sowie nach den erhöhten Anforderungen der FBS-Qualitätsrichtlinie, Teil1 gefertigt“, so Bätz. Der Hersteller ist ein Mitgliedsunternehmen der Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V. (FBS). Nur Produkte mit dem FBS-Qualitätszeichen erfüllen den hohen Qualitätsanspruch der FBS. Dieser sieht eine umfassende werkseigene Produktionskontrolle vor. Hiermit ist eine lückenlose Qualitätsüberwachung von den Ausgangsstoffen über die Herstellung bis zu den Endprodukten sichergestellt. Darüber hinaus sorgt eine halbjährliche Fremdüberwachung durch bauaufsichtlich anerkannte Güteschutzgemeinschaften und Prüfinstitute für die Einhaltung der hohen Standards.
Auftraggeber fordert FBS-Qualität
Diese hohen Qualitätsanforderungen an die Rohre fordert der Auftraggeber auch in seinem Abwasserhandbuch. Die Qualität der Rohre, die das FBS-Qualitätszeichen tragen, liegt weit über der Norm und sorgt damit für eine besonders lange Nutzungsdauer. Verantwortlich hierfür sind vor allem die guten Eigenschaften der FBS-Rohre in Punkto Dichtheit der Rohre und der Rohrverbindungen, der Tragfähigkeit, der Hydraulik und der Korrosionsbeständigkeit.
Auch logistisch war der Einbau der insgesamt 6.000 Meter Stahlbetonrohre und der über 80 Rundschächte eine echte Herausforderung: Um eine schnelle Lieferabfolge zu gewährleisten, setzte der Hersteller extra 4 Formen DN 800/3000 mit zweifacher Belegung ein. Dank einer speziellen Schulung der Fahrer gelang es auch - trotz der hohen Sicherheitsstandards auf dem Flughafengelände - die benötigten Materialien bedarfsgerecht vor Ort anzuliefern. Um die Auswirkungen auf den Flugverkehr so gering wie möglich zu halten, werden die Bauarbeiten in zehn zeitlich versetzten Abschnitten umgesetzt. Geplante Fertigstellung ist 2020. Den neuen Lebenszyklus für Rollgassen und Flugzeugpositionen gibt der Flughafenbetreiber mit rund 25 Jahren an.
Weitere News und Artikel
24.07.2024
Fachartikel
Innovative Lösungen aus dem Funke-Baukasten
Modernes Regenwasserkonzept für neues Betriebsgelände von Nüßing
Aufgrund der anfallenden Menge an Niederschlagswasser und mit Blick auf behördliche Auflagen hat die Alois Nüßing GmbH & Co.KG beim Umzug …
19.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Aussteller Acquaint
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten technischen …
19.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Pflichtaufgabe Abwasser – eine Chance für strategische Partnerschaften
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen …
19.07.2024
News
Ein leistungsstarkes Trio
VibroDrill-Vibrationsbohrgeräte von terra infrastructure
Mit der neuen Serie VibroDrill VD 50, 100 und 150 erobert die terra infrastructure GmbH derzeit den Markt für Vibrationsbohrgeräte. Dank modernster Technik setzen …
17.07.2024
Fachartikel
Hachenburg setzt auf eine nachhaltige Kanalinfrastruktur
Bau eines 2.800 m langen Verbindungssammlers mit FABEKUN®
Dass man gemeinsam stärker ist, zeigt sich im rheinland-pfälzischen Hachenburg derzeit gleich an zwei Beispielen. Um eine mehr …
16.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Aussteller WIEDEMANN enviro tec
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten …
16.07.2024
News
Weitergehende Aufbereitungsanlage im Wasserwerk Hengsen geht in Betrieb
Um die Trinkwasserqualität zu sichern und auch in Zukunft in der Ruhr vorkommenden Spurenstoffen entgegenzuwirken, hat die Wasserwerke Westfalen GmbH (WWW) eine weitergehende …
15.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Nutzung von Wärme aus Abwasser in den Kanälen der Stuttgarter Stadtentwässerung
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele …
12.07.2024
News
Naturnahe Umgestaltung der Lippe mit Schwimmbagger in Datteln-Ahsen
Ab dieser Woche setzt der Lippeverband in Datteln-Ahsen einen Schwimmbagger ein, um die Ufer- und Auenlandschaft der Lippe auf einer Länge von etwa 400 Metern naturnah umzugestalten …
11.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Aussteller APX10
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten technischen und …
10.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: CO2-Emissionen bei der Kanalsanierung– Ermittlung und Konsequenzen
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen …
10.07.2024
News
Davon profitieren alle
terra infrastructure kooperiert mit den Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg
Es ist eine besondere Art der Kooperation, die die terra infrastructure GmbH mit den Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg e.V. geschlossen hat. …
Kontakt
Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V.
Schloßallee 10
53179 Bonn
Deutschland
Telefon:
+49 (0) 228-954 56 54
Fax:
+49 (0) 228-954 56 43