Trennsystem in FBS-Qualität: Heilsbronn erschließt Neubaugebiet mit 1.200 Metern Stahlbetonrohren
08.08.2016
Trenn- oder Mischsysteme – vor dieser Entscheidung stehen Kommunen bei der Entsorgung von Schmutz- und Oberflächenwasser über die Kanalisation. Führte man früher Schmutz- und Regenwasser über einen gemeinsamen Kanal zur Kläranlage, so hat sich heute die Anlage so genannter Trennkanalsysteme durchgesetzt. Hierbei wird lediglich das Schmutzwasser der Kläranlage zugeführt, wohingegen das Regenwasser davon getrennt über einen zweiten Kanal abgeleitet wird. Dies gilt insbesondere für die Erschließung von Neubaugebieten, denn hier kann der Niederschlag oft auf relativ einfachem Wege in nahe gelegene Bachläufe oder Versickerungsanlagen geführt werden. Welche Vorteile ein getrennter Umgang mit dem Abwasser bringt, das zeigt ein aktuelles Beispiel aus der mittelfränkischen Stadt Heilsbronn, die bei der Erschließung eines Neubaugebietes auf ein differenziertes Kanalsystem setzte.
Die Stadt Heilsbronn liegt zwischen Nürnberg und Ansbach im geografischen Zentrum Mittelfrankens. Dank ihrer guten Verkehrsinfrastruktur (3 km vom Ortszentrum befindet sich die Anschlussstelle an die A6 und zentral gelegen eine direkte S-Bahn Anbindung an Nürnberg) gilt die Kleinstadt mit ihren gut 9.300 Einwohnern als beliebter Wohnstandort der Metropolregion Nürnberg.
Weil aus diesem Grund in der Gemeinde schon seit Längerem eine große Nachfrage nach Wohnraum besteht, hat sich die Stadt im Jahre 2013 dazu entschieden, zur Deckung der Nachfrage nach Wohnbauflächen westlich des Ortsteils Weiterndorf das Neubaugebiet „An den Schwabachauen“ auszuweisen. Auf einer Fläche von gut 4,4 Hektar sollen hier in den nächsten Jahren 56 Einfamilienhäuser und zwei Mehrgeschossbauten entstehen.
Ökologische und wirtschaftliche Gründe sprechen für ein Trennsystem
Seit November letzten Jahres laufen hierfür die Erschließungsmaßnahmen. Wolfgang Nölp, Sachgebietsleiter der Abteilung Bautechnik im Rathaus der Stadt Heilsbronn, erläutert die Gründe, die für ein Trennsystem sowie für den Einsatz von Stahlbetonrohren in FBS-Qualität geführt haben: „Für die Schmutz- und Oberflächenwasserentsorgung setzten wir in unserer Gemeinde - wenn immer möglich - auf ein Trennsystem. Auch im Erschließungsgebiet „An den Schwabachauen“ sprachen hierfür verschiedene Gründe: Zum einen gibt es eine wichtige ökologische Komponente. Eine getrennte Ableitung von Schmutz- und Regenwasser gewährleistet uns, dass die nicht unerheblichen Regenwassermengen, die in dem neuen Wohngebiet anfallen, erst gar nicht in die Kläranlage gelangen. Das ist ökologisch gewünscht, denn es fördert den natürlichen Wasserkreislauf und reduziert die Betriebskosten der Kläranlage“, so Nölp.
Der differenzierte Umgang mit dem Abwasser bot den Planern aber noch einen weiteren Vorteil. Hierzu Wolfgang Nölp: „Bei der vorliegenden Maßnahme reichte uns eine Dimensionierung des Schmutzwasserkanals mit einem Durchmesser von 250 mm aus, um das Schmutzwasser des gesamten Wohngebietes problemlos bis zur Kläranlage zu befördern. Hätten wir hier auf einen Mischwasserkanal gesetzt, der zusätzlich den gesamten Niederschlag aufnehmen muss, dann wäre es erforderlich gewesen, den kompletten Kanalbestand bis zur Kläranlage deutlich größer zu dimensionieren. Dies hätte dann sicher auch kostenmäßig höher zu Buche geschlagen“, beschreibt Wolfgang Nölp.
Regenwasserleitung wirkt wie Stauraumkanal
Gleichzeitig wirkt die etwa 1.200 Meter lange Regenwasserleitung bei stärkeren Regenereignissen aber quasi auch wie ein Stauraumkanal. Realisiert wurde dies, indem schrittweise von vorne nach hinten in der Kanalisation Stahlbetonrohre mit immer größerem Durchmesser eingebaut wurden. So wurde der vordere Teil der Kanalisation mit Stahlbetonrohren im Durchmesser DN 300 realisiert, im hinteren Bereich kamen dagegen Stahlbetonrohre mit einem Durchmesser von bis zu DN 600 zum Einsatz.
Wolfgang Nölp erklärt die Gründe hierfür: „Auf diese Weise stellen wir sicher, dass es bei starken Regenereignissen nicht zu Überflutungen kommt, denn durch die größere Dimensionierung nach hinten, wirkt der Kanal wie ein Stauraumkanal. Kommt es dennoch zu besonders starken Regenereignissen, so dass die vorhandene Kanalisation nicht ausreicht, dann gelangt das überschüssige Wasser zunächst in ein nebengelagertes Regenrückhaltebecken, bevor es von hier in die Schwabach fließt.“
Stahlbetonrohre bieten hohe Stabilität
Eine weitere Besonderheit der Baumaßnahme liegt in der Qualität der verwendeten Bauteile. Hierzu Wolfgang Nölp: „Obwohl die meisten Rohre mit etwa zwei Metern Überdeckung verbaut sind, spielt die Stabilität für uns hier eine entscheidende Rolle. Aus diesem Grund haben wir uns für Stahlbetonrohre entschieden, denn diese bieten die geforderte Stabilität.“
Die rund 1.200 Meter Stahlbetonrohre und über 270 Schächte, die vom Herstellerwerk Ruf GmbH aus Wildburgstetten geliefert wurden, weisen aber noch weitere besondere Qualitätsmerkmale auf, denn sie wurden nach den Qualitätsrichtlinien der Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre (FBS) gefertigt. Diese beinhalten eine umfassende werkseigene Produktionskontrolle und stellen eine lückenlose Qualitätsüberwachung von den Ausgangsstoffen über die Herstellung bis zu den Endprodukten sicher. Darüber hinaus sorgt eine halbjährliche Fremdüberwachung durch bauaufsichtlich anerkannte Güteschutzgemeinschaften und Prüfinstitute für die Einhaltung der hohen Standards.
FBS-Qualitätsrichtlinie garantiert Qualität weit über der Norm
Wolfgang Nölp erklärt: „Bereits in der Ausschreibung haben wir FBS-Qualität gefordert. Dies gibt uns die Sicherheit, dass wir hier eine geprüfte Qualität einbauen.“ Die Qualität der Rohre, die das FBS-Qualitätszeichen tragen, liegt weit über der Norm und sorgt damit für eine besonders lange Nutzungsdauer. Verantwortlich hierfür sind vor allem die guten Eigenschaften der FBS-Rohre in Punkto Dichtheit der Rohre und der Rohrverbindungen, der Tragfähigkeit, und der Hydraulik. Aber noch ein weiterer Punkt ist Wolfgang Nölp wichtig: „Stahlbetonrohre punkten auch in Punkto Nachhaltigkeit, denn sie lassen sich nach Ablauf ihrer Nutzungsdauer problemlos recyceln und können als Baustoffe mit wenig Energieaufwand weiterverarbeitet und wiederverwendet werden.“
Anfang Mai 2016 wurde im Neubaugebiet „An den Schwabachauen“ mit dem Ausbau der Straßen begonnen, 48 Grundstücke sind heute bereits vermarktet, bis Ende 2018 sollen auch alle Hochbaumaßnahmen komplett abgeschlossen sein. In welcher Weise das Trennsystem, das von Baufirma Moezer GmbH aus Lichtenau gebaut wurde, seine Funktion auch als Stauraumkanal wahrnehmen wird, wird sich vermutlich erst nach den ersten kommenden Starkregenereignissen zeigen.
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