Herausforderungen der Kanalnetze im Zeitalter des Klimawandels
11.03.2024
Der Klimawandel und die damit verbundenen Trockenperioden und Starkregenereignisse stellen die Kanalnetze vor große Herausforderungen. Die zu Beginn des Jahres vermehrt aufgetretenen Starkregenereignisse haben zu einer entsprechenden Belastung der Netze geführt.
Die Abwasserentsorgung ist eine wichtige Aufgabe des Ruhrverbands. Die Kanalnetze spielen dabei eine entscheidende Rolle, indem sie das häusliche und gewerbliche Schmutzwasser sowie das Niederschlagswasser schnell, vollständig und ohne Schaden ableiten. Funktionierende Kanalnetze sind unerlässlich für Hygiene, Lebensqualität, Gewässerschutz und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung. Sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil der öffentlichen Versorgung.
Klimawandel, Trockenperioden und Starkregen
Der Klimawandel und die damit einhergehenden Trockenperioden und Starkregenereignisse stellen nicht nur die vom Ruhrverband betreuten Kanalnetze in Meschede, Schmallenberg, Eslohe, Schalksmühle, Hattingen, Balve und Ennepetal vor große Herausforderungen. Die vermehrten Starkregenereignisse zu Beginn des Jahres haben die Kanalnetze stark beansprucht. In einem Mischsystem fließen Schmutz- und Regenwasser zusammen in einen Kanal. In den Kläranlagen des Ruhrverbands wird dieses Wasser gereinigt und schließlich in ein Gewässer eingeleitet. Dabei müssen die Kläranlagen auf eine begrenzte Wassermenge ausgelegt und betrieben werden. Aufgrund des Klimawandels treten Starkregenereignisse häufiger auf, bei denen mehr Niederschlag fällt, als die Kläranlagen bewältigen können. Daher werden Regenwasserbehandlungsanlagen in die Kanalnetze integriert, um überschüssiges Wasser zu speichern oder zu behandeln. Extreme Niederschlagsereignisse, wie das Hochwasser im Juli 2021, können jedoch auch diese Kapazitäten übersteigen und das Kanalsystem überfordern.
Maßnahmen als Alternative zum neuen Kanalnetz
Ein Kanalnetz, das speziell auf solche Extremereignisse ausgerichtet ist, würde massive Eingriffe in die Natur und Infrastruktur erfordern und wäre finanziell nicht realisierbar. Stattdessen sind alternative Maßnahmen zielführend:
- Entsiegelung von Flächen: Durch das Schwammstadtprinzip kann Regenwasser vor Ort versickern, anstatt es in die Kanalisation zu leiten.
- Abkopplung von Dachflächen und Drainagesystemen: Dadurch wird verhindert, dass zusätzliches Wasser in die Kanalnetze gelangt
- Rückstausicherung für Hauseigentümer: Diese Maßnahme ist in vielen kommunalen Entwässerungssatzungen vorgeschrieben und schützt sowohl die Eigentümer als auch ihre Mieter.
Auch Hitze und Trockenheit haben Auswirkungen auf die Kanalnetze. In Trockenperioden müssen Mischwassersysteme ausreichend große Wassermengen zur Ableitung von Niederschlägen und häuslichen Abwässern aufnehmen können. Während das häusliche Abwasser (ca. 120 Liter pro Tag und Einwohner) auch bei Trockenwetter ausreichend spült, nimmt dieser Effekt mit zunehmendem Kanaldurchmesser ab. Dadurch steigt die Gefahr von Ablagerungen im Kanal. Zudem kann bei Wetterumschwüngen nach längerer Trockenheit die im Kanal befindliche Luft an die Oberfläche entweichen, was in der Nähe der Kanaldeckel zu Geruchsbelästigungen führen kann. Daher ist regelmäßiges Spülen der Kanäle in Trockenperioden notwendig, um Geruchsbelästigungen und Verstopfungen zu vermeiden.
Herausforderungen und Lösungsansätze
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Oberflächen- und Straßenentwässerung, die in der Verantwortung der Kommunen liegt, und der Abwasserableitung, für die der Ruhrverband zuständig ist, sofern ihm das Kanalnetz von der Kommune übertragen wurde. Eine Entlastung der Kanalisation bei Hochwasserereignissen kann beispielsweise durch die Entsiegelung von Flächen erreicht werden. Der Ruhrverband untersucht außerdem hydraulische Engpässe im Kanalnetz und beseitigt diese durch bauliche Maßnahmen. Dabei ist eine ganzheitliche Betrachtung wichtig, bei der auch das Gewässer einbezogen wird, um effiziente und wirkungsvolle Maßnahmen zu treffen.
Der Ruhrverband profitiert dabei von jahrzehntelanger Erfahrung in der Siedlungsentwässerung.Nicht zuletzt ist es sinnvoll, das eigene Verhalten zu hinterfragen. Ein erster Schritt besteht darin zu überlegen, was über die Hausentwässerung entsorgt wird. Essensreste ziehen Ratten magisch an, daher sollten flüssige Speisen wie Suppen in den Mülleimer und nicht in die Toilette gelangen. Gleiches gilt für Medikamente, deren Wirkstoffe sich nur schwer oder gar nicht aus dem Wasserkreislauf entfernen lassen. Feuchte Hygienetücher sind ein großes Problem, da sie sich anders als herkömmliches Toilettenpapier nicht auflösen, sondern zu unzerreißbaren Zöpfen verknoten und ganze Pumpstationen lahmlegen können. Auch Binden, Tampons und Wattestäbchen gehören nicht in die Toilette, sondern in den Müll.Die Zusammenarbeit mit gewerblichen Nutzern der Kanalisation ist gut eingespielt. Hier finden regelmäßige Beprobungen der Abwässer durch das Labor des Ruhrverbands statt, da die Zusammensetzung der Abwässer für die Wasserwirtschaft von großer Bedeutung ist.
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