Minimalinvasive Operation am Kanalnetz
09.12.2021
Grabenloses Verfahren auch bei komplizierten Schadensbildern
Die Zahl der defekten, sanierungsbedürftigen Kanäle in Deutschland ist hoch. In diesem Kontext sind somit zügige und wirtschaftliche Lösungen gefragt. Ausführende Unternehmen wie die Sanierungstechnik Dommel GmbH setzen daher bei der Instandsetzung der Abwasserkanäle vor allem auf grabenlose Sanierungsmethoden. Schächte und Rohre können auf diese Weise nachhaltig und schnell saniert werden, ohne dabei die oberirdische Infrastruktur zu belasten. Im Vergleich zu offenen Bauweisen ist dies nicht nur eine umweltfreundlichere, sondern auch eine wesentlich wirtschaftlichere Sanierungsmöglichkeit. Je nach Kanalzustand und Schadensausmaß wird dabei auf unterschiedliche grabenlose Techniken zurückgegriffen. Neben dem Schlauchliner-Verfahren, dem klassischen Rohr-Relining oder Berstlining ist auch das TIP-Verfahren eine effiziente Methode zur Ertüchtigung defekter Kanäle.
Von Rissen, Undichtigkeiten und Wurzeleinwüchsen bis hin zu Betonkorrosionen, Einsturz und Verformungen – Schadensbilder im Kanalnetz sind vielfältig und längst keine Seltenheiten. Deutschland verfügt über ein rund 600.000 Kilometer langes, flächendeckendes Abwasserkanalnetz, an das 10.000 leistungsfähige Kläranlagen angeschlossen sind. Laut der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA), sind rund ein Fünftel dieser Kanalisationshaltungen erneuerungs- oder sanierungsbedürftig. Rund 30 Prozent der Kanäle sind dabei älter als 40 Jahre.
Neben dem Alter des Abwassernetzes sind fehlerhafte Bauausführungen, Umwelteinwirkungen, Belastungsänderungen oder Werkstoffermüdung die häufigsten Ursachen für den schlechten Kanalzustand. Aktuell wird rund ein Prozent des Kanalnetzes in Deutschland saniert. Aufgrund des hohen Schadenszustands – und vor dem Hintergrund des steigenden Verkehrsaufkommens auf den Straßen – sind effiziente Arbeitsmethoden gefragt, die einen zeitsparenden Bauprozess gewährleisten.
Nachhaltige Instandsetzung
Im Vergleich zur offenen Bauweise müssen bei geschlossenen Baumaßnahmen keine Straßen oder Gehwege aufgebrochen werden. Diese Verfahren reduzieren damit nicht nur den zeitlichen Aufwand. Auch wird die Umwelt weniger Belastungen ausgesetzt. Boden, Pflanzen und Bäume bleiben von der Sanierungsmaßnahme unberührt. Zusätzliche Beeinträchtigungen wie Schmutz, Staub und Lärm für die Anwohner sowie Störungen im Straßenverkehr entfallen weitestgehend. Überdies zeichnen sich die sanierten Kanäle durch eine lange Haltbarkeit und Beständigkeit aus. Sie eröffnen eine neue technische Nutzungsdauer von bis zu 100 Jahren.
Sanieren ohne zu graben
Um die Funktionstüchtigkeit der Kanalisation zu gewährleisten, stehen mehrere grabenlose Sanierungsverfahren zur Auswahl. Diese sind in Abhängigkeit vom jeweiligen Schadensbild und -grad zu wählen. Die Statik des vorhandenen Rohrs ist zunächst zu prüfen. Ist diese noch erhalten, kommt beispielsweise das Schlauchliner-Verfahren in Frage. Dabei wird ein Schlauchliner aus glasfaserverstärktem Kunststoff oder harzgetränktem Nadelfilz in das geschädigte Entwässerungsrohr eingebracht. Unter konstantem Luft- oder Wasserdruck legt er sich an die alte, beschädigte Rohrwand und härtet dort innerhalb weniger Stunden aus. Die Aushärtezeit kann durch Zugabe von Wärme wie Warmwasser, Dampf oder UV-Licht angestoßen beziehungsweise reduziert werden. Beim Einbau werden so Muffenspalte, Risse und Undichtigkeiten zuverlässig verschlossen. Es entsteht ein nahtloses Rohr-im-Rohr-System mit nur minimaler Querschnittsverringerung.
Ein weiteres System zur Kanalerneuerung ist das „klassische Relining“. Hier werden kleiner dimensionierte Neurohre in das Altrohr eingezogen. Der dabei entstehende Ringraum wird verfüllt. Das statische selbsttragende Neurohr – beispielsweise aus Polypropylen (PP-HM), Polyethylen (PE) oder glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) – garantiert gleichbleibende Qualität und hohe Lebensdauer unabhängig vom Ort des Einbaus. Die genannten Rohrmaterialien sind schon seit Jahrzehnten in der Abwasserentsorgung etabliert und zeichnen sich im Handling durch ihr vergleichsweise geringes Gewicht und hohe Flexibilität bei den Rohrlängen aus.Eng am Rohr
Bei stark deformierten, korrodierten und undichten Rohren hat sich im Bereich der grabenlosen Sanierungsmöglichkeiten das sogenannte Tight-In-Pipe-Verfahren (kurz TIP) als effektive Methode erweisen. Beim Einschub des Neurohres kommt hier eine vorgeschaltete, konische Aufweithülse zum Einsatz. Sie kann Versätze von zehn Prozent und Deformationen von bis zu 25 Prozent zurückformen. Sowohl der Kreiszustand als auch die Rohrstatik wird auf diese Weise wiederhergestellt.
Anders als beim klassischen Relining liegt beim TIP-Verfahren das neue Rohr eng am Altrohr. Damit ist nicht nur der Querschnitt auf ein Minimum reduziert, sondern auch eine Verdämmung des vorhandenen Ringspalts nicht erforderlich. Der Einbau des Rohrstrangs erfolgt vorzugsweise von Schacht zu Schacht und ermöglicht eine Vortriebsgeschwindigkeit von bis zu 25 Meter pro Stunde. Für die grabenlose Anbindung der Zulaufleitungen stehen hier ausgereifte Einschweiß-Sättel zur Verfügung.
Grabenlose Erneuerung
Wenn die beschädigte Kanalhaltung beispielsweise aus hydraulischen Gründen nicht im Querschnitt reduziert werden kann, bietet sich die grabenlose Rohrerneuerung im Berstverfahren an. Hierbei wird das Altrohr durch eine Aufweithülse geborsten und ins umgebende Erdreich verdrängt. Hierbei entsteht Platz für das Neurohr, welches auch den gleichen Innendurchmesser haben kann wie das Altrohr. Je nach Rohrdurchmesser und Bodenverhältnissen können hier verfahrensbedingte Baugruben erforderlich sein. Insgesamt ist diese Methode aber in der Regel immer noch wirtschaftlicher als ein kompletter Austausch in offener Bauweise. Gleichzeitig kann die so erneuerte Rohrleitung von der Abschreibungsdauer einem Neubau gleichgesetzt werden.
„Der lange Nutzungszeitraum der sanierten Rohre, die schnelle Bauausführungen und der Wegfall von großen Bodenbewegungen machen geschlossenen Sanierungsmaßnahmen zu einer attraktiven Alternative zur offenen Bauweise – nicht nur für Betreiber kommunaler Abwassersysteme. Denn als minimalinvasive Lösungen sind sie nicht nur wirtschaftlich, sondern schonen auch die Umwelt. Auch schränken sie beispielsweise den Verkehrsfluss kaum ein“, so Benedikt Stentrup, Geschäftsführer der Sanierungstechnik Dommel GmbH.
Weitere News und Artikel
24.07.2024
Fachartikel
Innovative Lösungen aus dem Funke-Baukasten
Modernes Regenwasserkonzept für neues Betriebsgelände von Nüßing
Aufgrund der anfallenden Menge an Niederschlagswasser und mit Blick auf behördliche Auflagen hat die Alois Nüßing GmbH & Co.KG beim Umzug …
19.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Aussteller Acquaint
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten technischen …
19.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Pflichtaufgabe Abwasser – eine Chance für strategische Partnerschaften
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen …
19.07.2024
News
Ein leistungsstarkes Trio
VibroDrill-Vibrationsbohrgeräte von terra infrastructure
Mit der neuen Serie VibroDrill VD 50, 100 und 150 erobert die terra infrastructure GmbH derzeit den Markt für Vibrationsbohrgeräte. Dank modernster Technik setzen …
17.07.2024
Fachartikel
Hachenburg setzt auf eine nachhaltige Kanalinfrastruktur
Bau eines 2.800 m langen Verbindungssammlers mit FABEKUN®
Dass man gemeinsam stärker ist, zeigt sich im rheinland-pfälzischen Hachenburg derzeit gleich an zwei Beispielen. Um eine mehr …
16.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Aussteller WIEDEMANN enviro tec
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten …
16.07.2024
News
Weitergehende Aufbereitungsanlage im Wasserwerk Hengsen geht in Betrieb
Um die Trinkwasserqualität zu sichern und auch in Zukunft in der Ruhr vorkommenden Spurenstoffen entgegenzuwirken, hat die Wasserwerke Westfalen GmbH (WWW) eine weitergehende …
15.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Nutzung von Wärme aus Abwasser in den Kanälen der Stuttgarter Stadtentwässerung
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele …
12.07.2024
News
Naturnahe Umgestaltung der Lippe mit Schwimmbagger in Datteln-Ahsen
Ab dieser Woche setzt der Lippeverband in Datteln-Ahsen einen Schwimmbagger ein, um die Ufer- und Auenlandschaft der Lippe auf einer Länge von etwa 400 Metern naturnah umzugestalten …
11.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: Aussteller APX10
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten technischen und …
10.07.2024
News
Kanalgipfel 2024: CO2-Emissionen bei der Kanalsanierung– Ermittlung und Konsequenzen
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen …
10.07.2024
News
Davon profitieren alle
terra infrastructure kooperiert mit den Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg
Es ist eine besondere Art der Kooperation, die die terra infrastructure GmbH mit den Werkstätten der Lebenshilfe Heinsberg e.V. geschlossen hat. …
Kontakt
Sanierungstechnik Dommel GmbH
Benedikt Stentrup
Erlenfeldstraße 55
59075 Hamm
Deutschland
Telefon:
02381 98 764 21