Öffentliche und private Auftraggeber bauen auf Qualifikation - Ganzheitlicher Sanierungsansatz gefordert
24.06.2005
"Grundstücksentwässerung und Schachtsanierung" lautete der Titel der Veranstaltung, mit der die Nürnberger Kolloquien zur Kanalsanierung fortgesetzt wurden. Eine Interessengemeinschaft, bestehend aus der Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg, der Verbund Ingenieur Qualifizierung gGmbH sowie der RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau, hatte die Diskussionsplattform für Auftraggeber, Fachfirmen und Studenten 2002 aus der Taufe gehoben. "Wir bringen die beteiligten Interessengruppen aus Wissenschaft, Verbänden, Behörden und Unternehmen zusammen", so Dr. Ursula Baumeister, Geschäftsführerin Verbund IQ, zum Konzept der Nürnberger Kolloquien. "Damit wollen wir eine Bühne schaffen, auf der Teilnehmer und Referenten über die tägliche Praxis diskutieren können."
Ganzheitlicher Ansatz
Eine erfolgreiche Sanierung des Abwassernetzes kann nur unter ganzheitlicher Betrachtung des Entwässerungssystems erfolgen – so der Tenor der Veranstaltung. Was das bedeutet, erläuterte Prof. Dr.-Ing. habil. Willfried Teschke, Fachbereich Bauingenieurwesen, Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule Nürnberg, in seiner Begrüßungsrede: "Abwasserbauwerke und Grundstücksleitungen wurden bei der Sanierung der Hauptkanäle aus finanziellen oder politischen Gründen meistens nicht berücksichtigt. Aus diesem Grund ist in naher Zukunft mit einer hohen Sanierungs- und Bauinvestition an Hausanschluss- und Grundleitungen zu rechnen." Gesetzlichen Auflagen und gestiegenem Umweltbewusstsein stehen heute allerdings oft Vollzugsprobleme mit den Auftraggebern gegenüber. Gleichzeitig fordern die kleineren Nennweiten der Grundstücksentwässerung neue technologische Lösungen. Dipl.-Ing. Robert Thoma, Sachgebietsleiter Kanalkataster und Ingenieurbau, Staatliches Hochbauamt Würzburg, einer der Referenten der Veranstaltung, wies darauf hin, dass 20% des öffentlichen Kanalnetzes so schadhaft sind, dass sie kurz- bis mittelfristig zu sanieren sind. "Über Länge und Zustand der privaten Grundstücksentwässerungsanlagen liegen dagegen keine flächendeckenden Angaben vor", so Thoma. "Untersuchungen einiger Städte und Netzbetreiber lassen jedoch Schlimmes befürchten." Umfragen wie die der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) aus dem Jahr 2004 unterstreichen diese Aussage: Eine regelmäßige Inspektion der privaten Grundleitungen ist nur in den seltensten Fällen gegeben. Vereinzelte Untersuchungen zeigen, dass der Zustand meistens noch schlechter ist, als im öffentlichen Bereich.
Hier besteht Handlungsbedarf. Mit dem Hinweis auf die aktuelle Gesetzgebung, die eine Untersuchung der Entwässerungsanlagen auf Grundstücken bis zum Jahr 2015 vorschreibt, ist es nach Ansicht der Diskussionsteilnehmer nicht getan. "Mit den vorhandenen Kapazitäten werden die Erstinspektion aller privaten Grundstücke und die daraus resultierenden Sanierungsmaßnahmen Jahrzehnte in Anspruch nehmen," entwarf ein anderer Referent ein regelrechtes Schreckenszenario. Hinzu kommt: Die Planung und Durchführung von Sanierungsleistungen an Grundstücksentwässerungsanlagen erfordert Fachkenntnisse und Erfahrung, etwa im Umgang mit den spezifischen Anforderungen der am Markt zur Verfügung stehenden Sanierungstechnologien und deren Einsatzmöglichkeiten. Deshalb ist erfolgreiche Kanalsanierung ohne konsequente Qualitätssicherung von der Kanaluntersuchung bis zur Ausführung nicht möglich. Besonderes Augenmerk ist auf die Definition von Anforderungsprofilen, das Vergabeverfahren, die Bauüberwachung sowie die Qualitätskontrollen zu legen. "Hier sind die öffentlichen Auftraggeber gefordert", erklärte Dipl.-Ing. Dieter Walter, ein vom Güteausschuss der RAL-Gütegemeinschaft beauftragter Prüfingenieur. "Sie müssen Verantwortung übernehmen und mit privaten Betreibern an einem Strang ziehen." Eine Sanierung kann nur erfolgreich sein, wenn beide Partner eine ganzheitliche und gemeinsame Sanierung der undichten Kanäle verfolgen. Dabei können sie geeignete Instrumente nutzen. "Augenmerk muss vor allem auf die Anforderungen hinsichtlich der Qualität der Sanierungs- bzw. Bauausführung und auf die Qualifikation der Baupartner gelegt werden", so Walter. Instrumente wie die RAL-Gütesicherung GZ 961 dienen hier beispielsweise der Orientierung. So gibt es eine Vielzahl von Sanierungsfachfirmen, die über ein RAL-Gütezeichen Kanalbau verfügen. Firmen, die diesen Nachweis führen, erfüllen die von Auftraggebern gestellten Anforderungen an Material, Verfahren, Ausführung und Eigenüberwachung in Übereinstimmung mit den aktuellen Regelwerken.
Weitere News und Artikel
27.09.2023
News
Leitungsbau geht viral!
Über 2.500 Follower, mehr als zweieinhalb Millionen Views und an die 100.000 Likes: In weniger als zwei Monaten hat sich der pipeline.31-Kanal auf TikTok zu einer unfassbaren Erfolgsgeschichte entwickelt.
25.09.2023
News
Welche Gesetze erleichtern den Bau von Wasserfern- und Verbundleitungen?
Der Bedarf an Wasserfern- und Verbundleitungen dürfte aufgrund der Folgen des Klimawandels zukünftig erheblich ansteigen. Die Auswirkungen der Trockenphasen auf die Wasserversorgung sind bereits an vielen Stellen in Deutschland sichtbar und werden noch ansteigen. Das macht einen erheblichen Aus- und …
22.09.2023
News
Betontrennmittelemulsionen auf Basis nachwachsender Rohstoffe
MC-Bauchemie hat mit der Ortolan Bio 800er-Reihe eine neue Produktfamilie auf den Markt gebracht. Die Betontrennmittelemulsionen Ortolan Bio 800 und Ortolan Bio 880 wurden speziell für glatte Sichtbetone entwickelt und überzeugen durch besonders umweltfreundliche Eigenschaften.
20.09.2023
Fachartikel
Energiesparend: Pumpen sollten Herzschlag folgen
Das Pumpen von Flüssigkeiten scheint ein gelöstes Problem zu sein, aber die Optimierung dieses Prozesses ist immer noch ein aktives Forschungsgebiet. Jede Anwendung – von Industrie bis Haushalt – würde von Energieeinsparungen profitieren. Forscher des Institute of Science and Technology …
18.09.2023
News
BRAWO® SYSTEMS verlängert und erweitert seine DIBt Zulassung für den erdverlegten Bereich
BRAWO® SYSTEMS hat das vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) vorgegebene umfangreiche Prüfprogramm erfolgreich absolviert und seine Zulassung für den erdverlegten Bereich erweitert.
15.09.2023
News
Marschengräben – Ökologisch ausgerichtete Gewässerunterhaltung und aktuelle Entwicklungen
Die DWA hat das Merkblatt DWA-M 622-2 „Marschengräben – Ökologie und Unterhaltung – Teil 2: Ökologisch ausgerichtete Gewässerunterhaltung und aktuelle Entwicklungen“ veröffentlicht.
13.09.2023
News
Ruhrverband mit dem DWA-Klimapreis ausgezeichnet
Der Ruhrverband hat den 3. Platz beim erstmals ausgeschriebenen Klimapreis 2023 der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V. (DWA) gewonnen.
11.09.2023
News
Flächenbündig ohne Höhen und Tiefen
Stolperfallen und gefährliches Absacken durch den richtigen Einbau von Schachtabdeckungen vermeiden
08.09.2023
News
Gütegemeinschaft Entwässerungstechnik e. V. (GET) Kompakt Info 95
Wassergefährdende Stoffe dürfen nicht in die Umwelt gelangen. Deshalb müssen Leichtflüssigkeitsabscheideranlagen zum Schutz gegen Austrag von Leichtflüssigkeiten eine Überhöhung gegenüber dem tiefsten Zulauf sowie gegenüber der Rückstauebene aufweisen. Ein Fachkundiger für Abscheideranlagen gibt Tipps, was zu tun ist.
06.09.2023
News
DIRINGER & SCHEIDEL (D&S) übernimmt Druckrohr- und Kanalsanierungssparte der RTi Austria GmbH in die neu gegründete DIRINGER & SCHEIDEL AUSTRIA GMBH
Mit der Unterzeichnung des Kaufvertrags hat die DIRINGER& SCHEIDEL Rohrsanierung GmbH & Co. KG aus Mannheim, Deutschland Teile der traditionsreichen RTi Austria GmbH mit Sitz in Pucking, Österreich übernommen. Es handelt sich dabei um die grabenlose Druckrohr- und Kanalsanierungssparte, deren …
31.08.2023
News
Erstellung eines Arbeitsberichts „Plant Wide Control“ – Vernetzte Automatisierungslösungen auf Kläranlagen
Die DWA plant die Erstellung eines Arbeitsberichts „Plant Wide Control“ – Vernetzte Automatisierungslösungen auf Kläranlagen.
30.08.2023
News
Kanalgipfel 2023: Wasserwirtschaft in der Region - Stand und Perspektiven
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten technischen und wirtschaftlichen Bewertung dieser langlebigen Anlagen. Der Kanalgipfel bietet eine Hilfestellung für eine detaillierte und konsistente …