rbv verurteilt Umgang mit der Leitungsinfrastruktur - Fachlich abwegig und politisch verantwortungslos
08.02.2013
Bereits vor Monaten wurde bekannt, dass bei der Shell Rheinland Raffinerie in Wesseling rund eine Million Liter Kerosin im Boden versickert sind.
Viele namhafte regionale und überregionale Zeitungen haben inzwischen über den Kerosin-See berichtet. Über seine Ausdehnung wird noch spekuliert, auch darüber, wie nachhaltig Boden und Grundwasser verschmutzt worden sind. Kritisch wird auch das Schadensmanagement des Mineralölkonzerns in den Medien begleitet, das für viele zu zurückhaltend und langsam erfolgt. Jedenfalls hat sich in den letzten Wochen neben der Bezirksregierung Köln auch der nordrhein-westfälische-Umweltausschuss des brisanten Themas angenommen. Der Umweltminister verschaffte sich persönlich vor Ort einen Überblick und forderte die schnellstmögliche Sanierung von Boden und Grundwasser. Die Öffentlichkeit darf gespannt sein, was nun weiter passiert.
Letztendlich zeigen Beispiele wie dieses, dass die unterirdische Infrastruktur augenscheinlich nicht regelmäßig überprüft wird und die Bereitschaft zu vorausschauenden nachhaltigen Investitionen für die Sanierung und den Erhalt des enormen volkswirtschaftlichen Gutes unter der Erde nur unzureichend vorhanden ist. Auf diesen Missstand weist der Rohrleitungsbauverband e.V. (rbv) seit Jahrzehnten regelmäßig auf Fachveranstaltungen und in Veröffentlichungen hin. Große Teile der unterirdischen Infrastruktur bedürfen einer dringenden Sanierung oder Erneuerung. Und das gilt nicht nur für Druckleitungen, in denen Gefahrgut transportiert wird, sondern auch für Gasleitungen und in gleichem Maße für alle Trink- und Abwassersysteme.
Mangelhafte Investition in die Leitungssysteme der Ver- und Entsorgung ist fachlich abwegig, politisch verantwortungslos und eine arglistige Form der Kreditaufnahme zu Lasten der nachfolgenden Generationen – lautet das klare Statement des Rohrleitungsbauverbandes, der gleichzeitig deutlich macht, dass die andauernde Investitionszurückhaltung der Netzbetreiber langfristig auch Einfluss auf den Arbeitsmarkt nimmt. Aussagen, die auch von der Bundesfachabteilung Leitungsbau im Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V. (BFA LTB) mitgetragen werden.
Werterhaltung als gesellschaftliche Verpflichtung
Die Situation in Deutschland ist seit vielen Jahren unverändert. Große Teile der unterirdischen Infrastruktur bedürfen einer dringenden Sanierung oder Erneuerung, doch die Investitionen reichen noch nicht einmal für die dringend notwendige Instandhaltung geschweige für einen weiteren Ausbau. Fachleute weisen seit langem darauf hin, dass wir der nachfolgenden Generation u. a. ein marodes Kanalnetz hinterlassen, dessen Instandsetzung und Erneuerung nicht mehr zu finanzieren ist. Alle stehen hier in der Verantwortung – so die einhellige Meinung der Experten. Die Bestandserhaltung der Infrastruktureinrichtungen stellt eine der größten und wichtigsten Zukunftsaufgaben der Netzbetreiber dar. Angesichts der angespannten Finanzlage müssen deshalb sowohl in technischer als auch wirtschaftlicher Hinsicht die richtigen Konzepte gefunden und umgesetzt werden. „Große Versorger, Industriebetriebe oder Raffinerien – wie in dem aktuellen Beispiel der Mineralölkonzern Shell – haben neben der eigenen Verpflichtung zur Werterhaltung ihrer Anlagen auch eine gesellschaftliche Verpflichtung im Umgang mit Gefahrstoffen“, erklärt rbv-Geschäftsführer Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann. „Ganz besonders gilt das für die nicht sichtbaren unterirdischen Leitungssysteme.“
Umdenken gefordert
Doch die Realität sieht anders aus. Schäden werden oft nicht festgestellt oder jahrelang ignoriert. „Dazu können wir als Verband nicht schweigen“, so Hesselmann, „denn die Sanierung der aufgetretenen Schäden an unterirdischen Leitungen können nicht wegen angeblich fehlendem Budgets jahrelang aufgeschoben werden. Damit werden wir weder unserer Verpflichtung für die nachfolgenden Generationen noch unserer Verantwortung für unsere Umwelt gerecht.“ Möglichkeiten, etwas zu ändern gibt es etliche. Einen Ansatz zu einer nachhaltigen Bewirtschaftung unterirdischer Leitungssysteme bieten zum Beispiel Alterungsberechnungen, die weitreichende Erkenntnisse liefern, um überalterte Leitungssysteme gezielt auszutauschen. „Es muss an den verantwortlichen Stellen ein Umdenken stattfinden“, fordert Hesselmann. Bei privaten wie öffentlichen Netzbetreibern ebenso wie bei kommunalen Auftraggebern oder Kämmerern.“ Konsequent mahnt der rbv eine Verstetigung der Investitionen und damit die Entwicklung nachhaltiger Instandhaltungsstrategien an, die dann auch von Fachbetrieben ausgeführt werden können. Im Rohrleitungsbauverband sind eine Vielzahl von Unternehmen organisiert, die über das entsprechende Know-how, die Technik und gut ausgebildete Mitarbeiter verfügen.
„Zumindest bis jetzt noch“, wie rbv-Geschäftsführer Hesselmann kritisch anmerkt. Denn die wirtschaftliche Lage hat letztendlich auch Auswirkungen auf die Struktur eines Unternehmens. Bleiben die Aufträge aus, zieht das einen Personalabbau nach sich. „Und Personalabbau oder -abwanderung bedeutet Wissensverlust, der so schnell nicht wieder aufzuholen ist“, sieht Hesselmann ein weiteres Damoklesschwert über der Mammutaufgabe Instandhaltung der unterirdischen Leitungsinfrastruktur.
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