Schlechte Qualität ist keine Option
01.07.2021
Mitgliederversammlung der Gütegemeinschaft Leitungstiefbau e.V. (GLT), Berlin
„Nur mit Fachwissen und einer uneingeschränkt qualitätsorientierten Bauausführung können wir punkten und unsere Auftraggeber von der besonderen Leistungsfähigkeit unserer Branche überzeugen“, unterstrich Dipl.-Ing. Willi Thomsen, Präsident der Gütegemeinschaft Leitungstiefbau e. V. (GLT), Berlin, anlässlich der ersten digital durchgeführten Mitgliederversammlung seit Gründung der Organisation vor mehr als 30 Jahren.
Und obwohl die Corona-Pandemie viele organisatorische Abläufe der Gütegemeinschaft im vergangenen Jahr zeitweise beeinträchtigt habe, sei doch Qualität im Tiefbau genau die unveränderliche Größe, die sich auf lange Sicht immer durchsetze, auszahle und damit bleibe und zähle, betonte der aus Rendsburg live auf die Bildschirme der Teilnehmer geschaltete GLT-Präsident.
Auch die Mitgliederversammlung der GLT, die am 7. Mai 2021 als Online-Konferenz durchgeführt wurde, unterschied sich naturgemäß von den persönlichen Zusammenkünften der vergangenen Jahre. Nachdem alle für das Jahr 2020 satzungsgemäß erforderlichen Beschlüsse bereits im Vorfeld im schriftlichen Verfahren eingeholt worden waren, informierten GLT-Geschäftsführerin Dipl.-Ing. Susanne Hake, GLT-Präsident Thomsen, GLT-Vizepräsident Dipl.-Kfm. Hauke Krüger und Präsidiumsmitglied Matthias Fiedler die rund 90 „online akkreditierten“ Teilnehmer über alle relevanten Initiativen und Aktivitäten des Vereinsjahres 2020 sowie über die wirtschaftlichen Kennzahlen und die Arbeit des Güteausschusses.
Kräfte bündeln und fair behandeln
Neben neun ordentlichen Mitgliedsunternehmen konnte das GLT-Team mit der Stromnetz Berlin GmbH und dem Güteschutz Kanalbau, Bad Honnef, zudem zwei außerordentliche Mitlieder neu in den Reihen der Güteorganisation willkommen heißen. Im Schulterschluss mit beiden Organisationen wolle man der Forderung nach Qualität im Tief- und Leitungsbau zukünftig nun noch mehr Nachdruck verleihen.
Live zugeschaltet aus Göppingen und Bodenheim waren ebenfalls GLT-Vizepräsident Karl Jelinski und Präsidiumsmitglied Dipl.-Ing. (FH) Fritz Eckard Lang. Beide nutzten die Live-Schalte für einen sehr warmen und herzlichen Willkommensgruß an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vor den heimischen Bildschirmen. „Ich bin dankbar und froh, dass wir aktuell arbeiten dürfen und können“, stellte Jelinski die im Verhältnis zu anderen Branchen fast als komfortabel zu bezeichnende Situation des Tief- und Leitungsbaus in Zeiten der Pandemie heraus.
Einen weiteren, nicht minder wichtigen Aspekt betonte Lang. Die Gütegemeinschaft sei eine unersetzliche Institution der Branche, die sich durch ein faires und freundschaftliches Miteinander charakterisiere. Diese besondere Form eines von Vertrauen geprägten Umgangs gelte es auch über die Grenzen der GLT hinaus im Markt zu leben. „Wir brauchen keine Ellenbogenmentalität, sondern Kollegialität, Respekt und einen fairen Wettbewerb“, so Langs Appell an das Auditorium.
"Wir sind für Sie da - in der Pandemie und darüber hinaus!"
„Ich habe Ihnen zu Beginn der Pandemie versichert, dass die GLT während dieser Krise und darüber hinaus stets fest an Ihrer Seite steht. Wo immer, und wann immer Sie unsere Hilfe benötigen, wir sind für Sie da und unterstützen Sie“, erneuerte Thomsen sein Versprechen an die Mitgliedsunternehmen. Und auch wenn das „sich sehen“ und „miteinander reden“ in dem ungewohnten Distanz-Format der Mitgliederversammlung ein bisschen schwieriger sei als bei einem persönlichen Zusammentreffen, so trage doch auch dieser webbasierte Rahmen dem im Tiefbau gelebten „safety first-Konzept“ verantwortungsvoll Rechnung.
„In unseren Betrieben haben wir sehr schnell die notwendigen Hygienemaßnahmen eingeführt, Masken getragen und sind auf Abstand zueinander gegangen“, erläuterte Thomsen das verantwortungsvolle Handeln der Branche in einem sehr ernsten Ausnahmezustand. „Wir können stolz darauf sein, dass wir auch unter diesen mehr als widrigen Umständen unserer gesellschaftlichen Verantwortung als systemrelevante und der Daseinsvorsorge verpflichtete Unternehmen gerecht geworden sind.“
Zusammenhalt, wie er in der GLT gelebt werde, sei auch hier das entscheidende Pfund in der Waagschale eines strategischen Krisenmanagements. Gut aufgestellte Verbände und Vereine könnten gerade in solch herausfordernden Zeiten für die in ihnen organisierten Unternehmen einen wesentlichen Unterschied machen und immer dann Unterstützung leisten, wenn Überforderungen für einzelne Marktteilnehmer drohten.
RAL-GZ 962 – Ein Zeichen für Qualität und Nachhaltigkeit
Neben allen neuen Aufgaben, die mit der Pandemie zu den Arbeits- und Organisationsabläufen der GLT hinzugekommen seien, bestünde das Hauptanliegen der Gütegemeinschaft selbstverständlich aber allem voran weiterhin darin, die Mitglieder im Bereich Kabelleitungslegung zu prüfen, das Gütezeichen RAL-GZ 962 zu verleihen, zu verlängern und ihnen damit zu attestieren, dass Sie im Bereich Leitungstiefbau qualitativ hochwertige Arbeit leisten. Eine im Berichtszeitraum vorgenommene Befragung im Kreise der GLT-Mitglieder habe ergeben, dass fast 60 Prozent der befragten Unternehmen einen positiven Einfluss des Gütezeichens RAL-GZ 962 auf Ausschreibungen und Vergabe beobachten.
Dies seien 16 Prozent mehr als noch 2019. Nach Einschätzung der GLT knüpfen rund 44 Prozent der Stadtwerke und Versorgungsunternehmen eine Auftragsvergabe an den Nachweis der Eignung über ein entsprechendes Gütezeichen. 70 Prozent der im Rahmen der GLT-Erhebung befragten Unternehmen gaben an, dass sich die Qualität in ihrem Unternehmen durch die Einführung der Eigenüberwachung nachhaltig verbessert habe. „Das ist ein sehr schöner Erfolg für unser Gütezeichen“, hob Thomsen hervor. „Und obwohl die Pandemie uns gezwungen hat, die Prüfungen zeitweise auszusetzen, haben wir gemeinsam mit der RAL-Dachorganisation einen pragmatischen Ansatz gefunden, um den Prüfrhythmus nicht vollständig aufzuheben“, so Thomsen weiter.
„Nach Rücksprache mit der RAL-Gütezeichenorganisation wurde uns die Erlaubnis erteilt, die Kontrollprüfungen bis zum 30. April 2020 auszusetzen“, erläuterte Fiedler in seinem Bericht über die Arbeit des GLT-Güteausschusses. „Das war eine schwere Entscheidung für alle Beteiligten, denn der hohe Qualitätsstandard unseres RAL-Gütezeichens basiert auf der strikten Einhaltung des Prüfrhythmus“, unterstrich Fiedler. Nachdem zum 1. Mai 2020 unter Einhaltung strikter Hygienemaßnahmen der Startschuss für die Wiederaufnahme der Prüfungen gefallen sei, seien jedoch alle Prüfungen im Sommer nachgeholt worden, so dass man sich nun fast wieder im Rhythmus befände.
Der Tiefbau wird gebraucht
Auch mit einem Appell an politische Entscheider wurde Thomsen mehr als deutlich. „Dass die Politik von uns verlangt, das Breitbandnetz bis 2025 unter die Erde zu bringen, überfordert die Kapazitäten unserer Branche. So schnell wird es nicht gehen, denn schließlich stehen wir weiterhin zusätzlich in der Pflicht, Wasser-, Abwasser-, Gas-, Fernwärme- und Stromleitungen zu sanieren und zu verlegen!“ Vor diesem Hintergrund hätten der politisch aufgebaute Druck, in Kombination mit schlecht vorbereiteten Ausschreibungsunterlagen, teilweise dazu geführt, dass GLT-Mitglieder sich nicht mehr dazu in der Lage sähen, sich aktiv am Breitbandausbau zu beteiligen.
„Viele Unternehmen unserer Branche können die angebotenen Rahmenbedingungen nicht mehr akzeptieren, hierzu zählen auch die Haftungsrisiken, wenn bauausführende Unternehmen aufgefordert werden, etwa entgegen der Norm Trenching-Verfahren durchzuführen“, legte Thomsen seinen Finger in die Wunde eines unkoordinierten und technisch verantwortungslosen Breitbandausbaus. Auch eine strukturierte und effiziente Zusammenarbeit mit Auftraggebern gestalte sich oftmals mehr als schwierig. „Von der Beauftragung über die Planung bis hin zur Ausführung und Abrechnung benötigen wir aktuell zu viel Zeit. Das macht viele Projekte für die Kommunen beziehungsweise für die Versorgungsunternehmen unnötig teuer und erschwert eine langfristige Kapazitätsplanungen“, so Thomsen.
Bei allen Schwierigkeiten, mit denen sich die Branche aktuell konfrontiert sähe, gelte es aber, sich ein entscheidendes Faktum immer wieder vor Augen zu führen: ob Energiewende, Breitbandkabel-Offensive oder das Brot- und Buttergeschäft der leitungsgebundenen Ver- und Entsorgung – all dies würde ohne den unermüdlichen Einsatz der in der GLT oder in befreundeten Branchenverbänden organisierten Mitgliedsunternehmen niemals funktionieren. „Wir sehen also, der Tiefbau wird gebraucht“, betonte der GLT-Präsident mit Nachdruck.
Gestaltungswillen bewiesen
Stellvertretend für den krankheitsbedingt nicht teilnehmenden Obmann des Güteausschusses Dipl.-Ing. Gerhard Hallstein berichtete Güteausschuss- und Präsidiumsmitglied Matthias Fiedler über das technische Engagement des Gremiums im Jahr 2020. Auch dem Güteausschuss sei es im Jahresverlauf leider nicht möglich gewesen, persönlich zusammenzutreffen. Daher seien im Mai, September und Dezember 133 Prüfungen im Rahmen von Webmeetings besprochen worden. „Unsere Arbeit bedeutet aber so viel mehr als nur eine Diskussion und Evaluierung von Prüfergebnissen“, so Fiedler.
„Erneut haben wir Änderungen im Gütezeichen-Antrag und im Vorab-Fragebogen sowie in den Protokollen zum RAL-GZ 962/2 vorgenommen“, erklärte Fiedler die weiterführenden Ausschuss-Aktivitäten. Darüber hinaus habe man die Mitgliedsunternehmen über Veränderungen bei dem Thema „Maut für LKWs“ sowie über das Inkrafttreten der ZTV Pflaster-StB 20 informiert, die in 2020 neu veröffentlicht wurde. Zudem – hierbei handele es sich um einen besonders wichtigen Baustein in der Arbeit des Güteausschusses – würden regelmäßig Mitglieder der Organisation in normgebende Gremien entsendet. „Da unsere Mitglieder ihren Auftrag sehr ernst nehmen, leitungsgebundene Infrastrukturen stets normativ korrekt nach den anerkannten Regeln der Technik und auf höchstem Qualitätsniveau zu installieren, bringen die Experten der GLT ihr Know-how regelmäßig in die Arbeit der normgebenden Gremien ein.“
So seien auch im vergangenen Jahr sowohl beim Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e. V. (VDE) als auch beim Deutschen Institut für Normung e. V. (DIN) sowie bei der Forschungsgesellschaft für Straßen- und Verkehrswesen e. V. (FGSV) verschiedene Normen unter Mitwirkung der GLT entstanden und weiterentwickelt worden.
Ein besonderer Dank Fiedlers für die vielen Jahre ihrer engagierten Mitarbeit galt Dipl.-Ing. Michael Lintgen und Hans-Dieter Schulte, die beide infolge beruflicher Veränderungen dem neu gewählten Güteausschuss nicht mehr angehören.
Engagiert handeln - im Sinne von Qualität und Zukunft
Wenn etwas diese Branche in ihrem tiefsten Innern zusammenhalte – in Zeiten der Pandemie und darüber hinaus – dann sei dies ein unentwegtes und unerschütterliches Engagement für die Grundsätze einer qualitätsorientierten Bauausführung, so Thomsen in seinem beherzten Abschlussstatement. „Legen Sie den Finger in die Wunde, wenn Ihre Auftraggeber aus Kostengründen oder mangelndem Fachwissen schlechte Qualität bestellen oder dulden“, forderte der GLT-Präsident die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Mitgliederversammlung auf, bevor er das Webmeeting nach gut zwei Stunden offiziell für beendet erklärte.
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