5200 m bis zur sicheren Wasserversorgung. Neue Trinkwasserleitung mit egeplast SLA® 2.0-Rohr

23.05.2006

Im Rhein-Lahn-Kreis war der Sandoz-Unfall von 1986 Anlass zum Umdenken im Gewässerschutz und der Trinkwasserversorgung des Gebiets. Aufgrund der Kontaminationsgefahr wurden Sicherheitsrohre für die neue Versorgungsleitung verlegt.

Nicht nur den Ortsgemeinden Osterspai, Filsen und Kamp-Bornhofen im Rhein-Lahn-Kreis ist der Sandoz Unfall von 1986 in Erinnerung geblieben: Am 1.11.86 wurden bei einem Brand in diesem Chemiewerk Tonnen giftiger Chemikalien durch das Löschwasser in den Rhein gespült. Sie schädigten den Rhein aufs Äußerste. Aufgrund der Verunreinigungen des Rheinwassers mussten alle zur Trinkwasserversorgung eingesetzten Brunnen im Uferfiltratbereich des Rheins abgeschaltet werden, die Bevölkerung wurde von den Feuerwehren notversorgt. Der Unfall galt als einer der größten bis dahin stattgefundenen Umweltkatastrophen.
Gleichzeitig war er ein Anlass zum Umdenken im Gewässerschutz und in der Trinkwasserversorgung. Langfristig wurde zur Sicherstellung der Gruppenwasserversorgung der Ortsgemeinden eine Änderung der Wassergewinnung in Erwägung gezogen. Bislang erfolgte die Versorgung über zwei Trinkwasserbrunnen (alter Brunnen I und neuer Brunnen II in Osterspai). Aufgrund der baulichen Entwicklungen der Gemeinde und den Festsetzungen der Trinkwasserschutzzonen in diesem Gebiet ist ein Weiterbetrieb des Brunnen I allerdings infrage gestellt. Der neue Brunnen II kann aber allein den Wasserverbrauch des Versorgungsgebiets nicht sicherstellen.
Zudem liegt auch der Brunnen II im Uferbereich des Rheins und kann somit bei jedem Chemie- und Ölunfall ausfallen. Einstimmig wurde aufgrund dieser Tatsachen im Werksausschuss der Beschluss gefasst, zur Sicherstellung der Wasserversorgung für die Rheingemeinden Osterspai, Filsen und Kamp-Bornhofen eine Verbundleitung von den Verbandsgemeindewerken Braubach nach Osterspai zu verlegen. Dabei wurde im Ortsgebiet von Osterspai bereits ab dem Jahr 1992 im Zuge von Kanalisationsmaßnahmen die Wasserleitung vom Kläranlagenstandort bis zum Tiefsammelbehälter verlegt. Das restliche Teilstück bis zur Übergabestation in Braubach wurde ab Sommer 2005 erstellt. Der Anteil der Baukosten für die Wassertransportleitung belief sich auf ca. 760.000 Euro. Das Land förderte diese Maßnahme mit einem zinslosen Darlehen in Höhe von 60% des Betrags.
Beauftragt mit den Planungsleistungen und der Bauleitung des Projekts wurde das Ingenieurbüro Leyendecker GmbH aus Waldesch in Rheinland-Pfalz. Das Ingenieurbüro ist mit der Planung für die baureife Bearbeitung und Bauleitung von Tiefbauanlagen jeglicher Art vertraut. Zu berücksichtigen waren im letzten Bauabschnitt wie folgt:

  • 5.200 m Trinkwasserdruckrohr aus Polyethylen
  • Abmessung 180 x 10,7 mm SDR 17
  • 2 Entlüftungsschächte
  • 2 Eisenbahnkreuzungen
  • Bau der Übergabestation in Braubach mit technischer Ausrüstung
  • Erweiterung der Steuerungs- und Fernwirktechnik

Die neue Leitung wurde fast durchgehend parallel zur Bundesstraße B42 am Rhein zwischen Braubach und Osterspai in offener Bauweise verlegt. Das ausführende Bauunternehmen war die Ph. Steeg & Söhne GmbH aus Oelsberg. Schwerpunkt des Leistungsspektrums der Firma ist der Kanal- und Wasserleitungsbau für Kommunen. Das Unternehmen ist DVGW zertifiziert und somit für die Verlegung und Verschweißung von Trinkwasserrohren aus Polyethylen berechtigt.
Der Rohrgraben wurde dazu vom Bauunternehmen gefräst, das dafür eingesetzte Schutzmantelrohr im Rohrgraben verlegt, der Bodenaushub wurde als wirtschaftliche Maßnahme wenn möglich wieder verwendet. Aufgrund der Höhenlage des Gebiets konnte die Leitung fast kreuzungsfrei verlegt werden. Lediglich zwei Bohrungen unter einer Bahntrasse und einer Bundesstraße waren erforderlich.
Als Rohrmaterial für diese Baumaßnahme wählte das Ingenieurbüro aufgrund der Kontaminationsgefahr des Trinkwassers durch die Rheinufernähe das egeplast SLA® 2.0-Sicherheitsrohr. Das Kernrohr des egeplast SLA® 2.0-Sicherheitsrohres ist ein DVGW zugelassenes Trinkwasserrohr aus PE 100 RCplus-Werkstoffen. Ergänzt wird das Kernrohr durch eine Sperrschicht aus einer speziell entwickelten, mehrschichtigen Aluminiumfolie, die als Diffusionssperre dient.
Kernrohr und Aluminiumschicht werden durch eine patentierte Mantelschicht aus einem extrem abriebfesten, mineralverstärkten Polypropylen geschützt, dadurch ist auch eine grabenlose Verlegung oder eine Verlegung ohne Sandbett mit diesen Schutzmantelrohren möglich. Bei der Verlegung von Trinkwasserleitungen in kontaminierten Böden besteht die Gefahr der Verunreinigung durch das Eindringen von Schadstoffen. Insbesondere Kohlenwasserstoffe im Erdreich weisen hohe Migrationsraten durch Polyethylen auf.
Das von egeplast entwickelte SLA® 2.0-Sicherheitsrohr schließt das Eindringen von Schadstoffen ins Trinkwasser zuverlässig aus. Die Rohre wurden in 12m-Stangen bereits abgemantelt zur Verschweißung angeliefert. Erforderlich für die Diffusionsdichtheit der Rohrleitung ist die nachträgliche Bearbeitung der Schweißverbindungen. egeplast SLA® 2.0-Rohre lassen sich mit allen gängigen Heizwendelformteilen nach dem Abmanteln der Rohrenden verschweißen oder aber stumpfverschweißen.
Nach dem Verschweißen wird der Diffusionsschutz aus Aluminium sowie der Schutz der Aluminiumfolie im Schweißbereich durch eine nachträgliche Umhüllung gemäß der egeplast-Verarbeitungshinweise wiederhergestellt. Die neue Leitung wurde mit einer Überdeckung von mind. 85 cm verlegt. Die Einspeisung der Trinkwasserleitung erfolgt in Braubach mit einem Druck von 5 bar und tritt in Osterspai offen aus.
Nach Berechnungen des Ingenieurbüros wird die Beschickung der Leitung so geregelt, dass mit der Schleppgeschwindigkeit unter Berücksichtigung der Rohrleitungslänge und der damit verbundenen Reibungsverluste die Leitung betrieben werden kann. Dazu werden zwei Elektroschieber EDV gesteuert so geregelt, dass die Höhe der Schleppgeschwindigkeit ausreicht, um evtl. Lufteinschlüsse auszugleichen und einen gleichmäßigen Betrieb der Leitung zu gewährleisten. Dieser Baumaßnahme angeschlossen haben sich auch ein Stromversorgungsunternehmen und die Telekom, die im Rahmen dieser Baumaßnahme Strom- und Telefonleitungen mitverlegt haben.
In einer Bauzeit von Juli 2005 bis Mitte März 2006 wurde die Leitung komplett fertiggestellt, so dass nach Fertigstellung der Übergabestationund der Anschlüsse in Braubach und Osterspai die Ortsgemeinden Osterspai, Filsen und Kamp-Bornhofen auch im Falle von Hochwasser- oder Chemieunfällen am Rhein nicht mehr von der öffentlichen Trinkwasserversorgung abgeschnitten werden.

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