8. Nürnberger Informations- und Erfahrungsaustausch zum Rohrvortrieb
10.04.2013
Am 14. März 2013 trafen sich Mitarbeiter von Kommunalen Auftraggebern, Vergabestellen, Wasserwirtschaftsämtern, Ingenieurbüros, Rohrvortriebsunternehmen und Herstellern von Rohren und Rohrvortriebsmaschinen zum 8. Nürnberger Informations- und Erfahrungsaustausch.
Die Teilnehmer am Nürnberger Informations- und Erfahrungsaustausch diskutierten über aktuelle Entwicklungen im Regelwerk und Technik und Qualifikationen im Rohrvortrieb (Foto: Güteschutz Kanalbau)
Informiert und diskutiert wurde auf der gemeinsamen Veranstaltung der TÜV Rheinland LGA Bautechnik GmbH und des Güteschutz Kanalbau e.V. unter anderem über Entwicklungen im Regelwerk, Innovationen der Branche, Vortriebsprojekte und Verfahren. Zu den inhaltlichen Schwerpunkten zählten neben dem Arbeitsblatt DWA-A 161 (Weißdruck) und der Vorstellung wichtiger Änderungen bei der Baugrundbeschreibung (ATV DIN 18319) die Analyse von Gefahrenquellen beim Rohrvortrieb sowie die Diskussion über Aspekte der Qualitätssicherung von der Planung bis zur Ausführung.
Themen, bei denen der Güteschutz Kanalbau und die LGA Bautechnik an einem Strang ziehen. Beide Organisationen setzen sich für Qualität und Qualifikation in diesem Bereich ein: der Güteschutz Kanalbau u.a. durch die Prüfung der Bieterqualifikation nach RAL-GZ 961; die LGA Bautechnik für Dienstleistungen bei Bodengutachten, Statik, Materialprüfung und Bauüberwachung. „Im Fokus beider Institutionen steht eine Verbesserung der Qualität beim Rohrvortrieb“, erklärte Dr.-Ing. Marco Künster, Geschäftsführer des Güteschutz Kanalbau, der die Veranstaltung gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Albert Hoch, TÜV Rheinland LGA Bautechnik GmbH, moderierte.
Erfahrungen aus der Praxis
Ziel der Veranstaltung sei es, den am Rohrvortrieb interessierten Personenkreisen ein Forum für den praxisbezogenen und regelmäßigen Austausch zu bieten. Dementsprechend stellten aktuelle Informationen zu Regelwerken, technische Weiterentwicklungen und Berichte über Vortriebsmaßnahmen den Praxisbezug her. Ebenso wie die Erfahrungsberichte zum Thema Ausschreibung und Qualitätssicherung bei Rohrvortriebsmaßnahmen. Eine begleitende Ausstellung der beteiligten Industrie gab Auftraggebern und Fachfirmen die Gelegenheit, den Erfahrungsaustausch zu intensivieren und das berufliche Netzwerk zu pflegen.
Erfolgreiche Vortriebsmaßnahmen hängen von der Qualität der Verfahren und Produkte ebenso ab, wie von der Qualifizierung der handelnden Personen – von der Planung bis zur Ausführung. Das war immer wieder Thema der Vorträge und Gespräche. So machte Dipl.-Ing. Tim Barbendererde, Barbendererde Engineers GmbH, in seinem Vortrag über „Gedanken, Wunsch und Realität – von der Ausschreibung zur Ausführung“, deutlich, dass bei manchen Vortriebsprojekten zwischen Anspruch und Wirklichkeit durchaus eine Lücke klafft.
Sachverstand gefragt
Bei der Durchführung von technisch anspruchsvollen Vortriebsarbeiten ist Sachverstand gefragt. Das gilt für die Planung ebenso wie für die Erstellung des erforderlichen Baugrundgutachtens. Doch hier fehlt es oft an der nötigen Erfahrung – so eine klare Botschaft des Vortrages. Dabei sind die entsprechenden Anforderungen festgelegt, etwa im Arbeitsblatt DWA-A 125 (Rohrvortrieb und verwandte Verfahren) oder der DIN 4020 (Geotechnische Untersuchungen für bautechnische Zwecke). Klare Vorgaben gibt es auch für die Leistungsbeschreibung, in der die Leistung so eindeutig und erschöpfend zu beschreiben ist, dass alle Bewerber die Beschreibung im gleichen Maße verstehen müssen und ihre Preise sicher und ohne umfangreiche Vorarbeiten berechnen können (VOB A § 7 (1)).
Im Rahmen der begleitenden Fachausstellung präsentierte die Gütegemeinschaft Kanalbau umfangreiches Informationsmaterial zum Thema Vortrieb (Foto: Güteschutz Kanalbau)
Verantwortlich sind alle
Die Realität sieht jedoch anders aus: Unklare Leistungsbeschreibungen führen zu unklaren Angeboten. Die Folgen sind schwerwiegend. Sowohl in Bezug auf die Ausführungsqualität als auch hinsichtlich der Auskömmlichkeit. Hoffentlich kommen wir durch und können Geld über Nachträge generieren, so die Hoffnung mancher Unternehmen. Laut Tim Barbendererde sind wir alle für diese Entwicklung verantwortlich. Es gilt Vorschriften zu beachten, Fachleute zu beauftragen, eine ordentliche Bauvorbereitung durchzuführen und klare Dokumentationen zu erstellen – so der Appell des Referenten.
Gefahren analysiert
Dass bei Planung, Ausschreibung und Ausführung von Vortriebsmaßnahmen durchaus nicht immer alle Beteiligten auf dem gleichen Kenntnisstand sind, weiß auch Dipl.-Ing. Stephan Tolkmitt, einer der vom Güteausschuss der Gütegemeinschaft Kanalbau beauftragten Prüfingenieure. In seinem Vortrag analysierte er Gefahrenquellen beim Rohrvortrieb und gab Beispiele aus der Praxis. Nur dauerhaft intakte und dichte Kanäle ermöglichen letztlich tragbare Entsorgungskosten – hierin ist sich Tolkmitt mit seinem Kollegen Dipl.-Ing. Dieter Walter einig, der ebenfalls als Prüfingenieur für die Gütegemeinschaft Kanalbau tätig ist. „Angesichts dieser Tatsache und der von schadhaften Kanälen ausgehenden Umweltbeeinträchtigungen ist eine zuverlässige Qualitätssicherung im Kanalbau besonders wichtig“, so Walter. Auftraggeber berücksichtigen dies insbesondere durch Sicherstellung der Qualifikation der ausführenden Unternehmen. Dazu haben sie als gemeinsames Instrument die Gütegemeinschaft Kanalbau geschaffen.
Gemeinsam für Qualität
Bei der Gütesicherung Kanalbau handelt es sich um ein System, das von Auftraggebern und Auftragnehmern gleichberechtigt getragen wird. Gemeinsam wird das Thema Ausführungsqualität angegangen – mit abgestimmten Anforderungen und den Elementen Selbstverpflichtung der Gütezeicheninhaber, Neutralität bei der Bewertung sowie Beratung und Schulung. Da Auftraggeber bei der RAL-Gütesicherung Kanalbau mitwirken, vertrauen sie diesem System und nutzen es in immer größerer Zahl. Auftraggeber führen die Bewertung der Qualifikation von Auftragnehmern auf Grundlage der Bewertung durch den neutralen Güteausschuss durch.
Eine qualifizierte Planung, Ausschreibung und Ausführung ist Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung von Vortriebsprojekten (Foto: Güteschutz Kanalbau)
In den Güte- und Prüfbestimmungen RAL-GZ 961 finden sich detaillierte Anforderungen an die Fachkunde, technische Leistungsfähigkeit und technische Zuverlässigkeit der Bieter sowie die Dokumentation der Eigenüberwachung. Sie werden regelmäßig angepasst und überarbeitet – so auch in Bezug auf Ausschreibung und Bauüberwachung, zum Beispiel im Bereich Vortrieb (ABV), aber auch in den Bereichen Offener Kanalbau (ABAK) und Sanierung (ABS). Ziel dieser Erweiterung ist es, die Umweltverträglichkeit von Abwasserleitungen und -kanälen durch eine qualitativ hochwertige Ausschreibung und Bauüberwachung zu verbessern.
Dieser Mechanismus funktioniert in der Praxis. Zusätzliche Hilfestellung bietet das umfangreiche Dienstleistungspaket der Gütegemeinschaft Kanalbau, zu dem unter anderem die Broschüren „Rohrvortrieb – Herstellung von Abwasserleitungen und -kanälen in grabenloser Bauweise“ sowie „Leitfäden zur Eigenüberwachung bei Ausschreibung“ und „Bauüberwachung“ von Rohrvortriebsarbeiten (Beurteilungsgruppe ABV) und bei der Ausführung entsprechender Arbeiten (Beurteilungsgruppen VP, VM/VMD, VO/VOD) gehören. Vor allem bei der Dokumentation der Eigenüberwachung bieten die Leitfäden eine hervorragende Arbeitsgrundlage.
Instrumente wie diese können dazu beitragen, die verschiedenen Projektphasen – angefangen bei der Planung über die Ausschreibung bis zur Bauausführung – einfacher, strukturierter und im Sinne eines nachhaltigen Kanalbaus erfolgsorientiert zu gestalten: Auch das war Tenor bei der Veranstaltung zum Rohrvortrieb in Nürnberg.
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