Dauerpatient Kanalisation

03.01.2005

Mit Qualifikation und Qualität aus der Krise In der (Bau)Fachpresse wurde in den letzten Monaten intensiv über den Zustand der Abwasserkanäle in Deutschland diskutiert. Von maroden Leitungsnetzen und zunehmender Gefährdung unserer Umwelt war die Rede. Über leere Kassen bei den Netzbetreibern wurde berichtet, trotzdem die Einleitung von Maßnahmen gefordert.

Zunehmend wurde Ursachenforschung betrieben: Wer ist verantwortlich? Ist der Dauerpatient überhaupt noch zu retten? Was muss getan werden, damit die aktuelle, oft unzureichende Lebensdauer von Rohrleitungssystemen verlängert werden kann? Der Markt fordert Bauleistungen in immer kürzerer Zeit zu immer niedrigeren Preisen ? eine Rechnung die nicht aufgeht. Nach einhelliger Meinung der Fachleute sind auch für das nächste Jahr die Rahmenbedingungen für den Umgang mit der Kanalisation klar abgesteckt: Es wird weiter gespart. Und das in noch größerem Umfang als nach Meinung der Experten gesund sein kann. Völlig unzureichende Instandhaltungsmaßnahmen und zu zögerliche Investitionen in die Erneuerung unserer Leitungsnetze drohen mittelfristig zu einer schweren Hypothek für die Funktionsfähigkeit der Rohrleitungsinfrastruktur zu werden. Wie kann man dieser Entwicklung entgegensteuern? Mit Know-how, mit Technik, mit Qualität? So lauten die Fragen, die aus der Sicht von Herstellern, Planern, Bauunternehmen und Netzbetreibern diskutiert werden.
Verstärkt setzten auch die Fernsehsender unsere oft schadhafte Unterwelt ins Bild. Dem allgemeinen Wettbewerb um Zuschauerzahlen und Einschaltquoten Rechnung tragend, überwiegend in reißerischer Aufmachung. Passend hierzu die Schlagzeile "Auto von Straße verschluckt!" Die aussagekräftige Überschrift einer regionalen Tageszeitung bescherte dem nunmehr prominenten Fahrzeuglenker immerhin eine Einladung zum RTL-Jahresrückblick "2004! Menschen, Bilder, Emotionen". Doch der Zweck heiligt hier wohl die Mittel. Im Bewusstsein der Öffentlichkeit spielen Abwasserkanäle nach wie vor keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Das Image unserer Kanalinfrastruktur ist schlecht. Der Bürger erhält einen Bescheid über die zu zahlende Abwassergebühr und manchmal Informationen über einen verstopften Abwasserkanal, den die Firma "Rohrfrei" für Geld wieder auf Vordermann bringt. Oder er liest über eine Tiefbaumaßnahme in seinem Stadtteil, die Staus, Lärm und Dreck verursacht.
Präqualifikation für Bauunternehmen
Auch Politikern werden die Fehlentwicklungen "unter der Erde" zunehmend bewusst. Mit Sanierung, Instandhaltung, Renovierung oder Erneuerung von Kanälen lassen sich zwar nach wie vor keine wählerfreundlichen Botschaften verpacken, dennoch denken die verantwortlichen Kreise verstärkt über geeignete Maßnahmen nach. Schlagzeilen von der "Einführung eines Präqualifikationssystems" oder dem "TÜV für Bauunternehmen" machen die Runde. So hat das Bundeswirtschaftsministerium ein Eckpunktepapier für die Einführung eines Präqualifikationssystems bei öffentlichen Aufträgen im Baubereich erarbeitet. Mit diesem System sollen das Vergaberecht verschlankt und damit die Kosten für Unternehmen und Verwaltung reduziert werden. In diesem System bedeutet Präqualifikation eine vorgelagerte auftragsunabhängige Prüfung der Vollständigkeit von Unterlagen, in denen der Auftragnehmer Erklärungen zum Beispiel zu Liquidität, Steuerangelegenheiten, Gewerbeanmeldung, Handelsregisterauszug, Unternehmensbilanz oder Referenzen abgibt. Die erbrachten Nachweise gelten innerhalb einer bestimmten zeitlichen Periode bei allen öffentlichen Auftraggebern. Mit einer Art TÜV für Baubetriebe will die Bauwirtschaft Nordrhein-Westfalen dem verschärften Wettbewerb in einer erweiterten EU trotzen.
Die Themen Bauqualität, Qualifizierung und Qualifikation entwickeln sich zur zentralen Existenzfrage in der Branche, sagte kürzlich der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Bauindustrie e. V. Nordrhein-Westfalen, Josef Zantis, in Düsseldorf. Daher sollen künftig nur Firmen, die sich einmal pro Jahr einer Qualitätskontrolle unterzögen, zu öffentlichen Ausschreibungen zugelassen werden. In den Benelux-Staaten und Frankreich wird bereits so verfahren. Selbst die öffentliche Hand habe mittlerweile erkannt, dass die Auftragsvergabe nicht alleine über den Preis zu regeln sei. Daher sei damit zu rechnen, dass in Zukunft so genannte Präqualifikationen, in der auch Fähigkeiten und Kenntnisse des Betriebsinhabers und Managements eine Rolle spielen dürfe, in Deutschland Voraussetzung für die Vergabe öffentlicher Bauleistungen werde.
Schlüsselwort Qualifikation
Qualität, Qualifizierung und Qualifikation heißen die neuen Schlüsselwörter. Gerade der Begriff Qualität hat sich in den letzten Jahren zunehmend zum Reizwort entwickelt. Die Nichteinhaltung der Mindestanforderungen für Bauleistung und Bauprodukte bereitet zunehmend Sorge. Hauptursache ist der unablässige Preisdruck, dem vor allem die ausführenden Unternehmen ausgesetzt sind. Bei unrealistischen Preisen kann die geforderte und volkswirtschaftlich notwendige Qualität nicht geliefert werden. Schlecht gebaute und defekte Kanäle bedrohen Gewässer und Böden. Hiervon sind alle betroffen.
Auftraggebern stehen heute die verschiedensten Instrumente zur Verfügung. Mit individuell zugeschnittenen Sanierungsstrategien und der Vergabe von Aufträgen an zuverlässige und erfahrene Firmen mit glaubwürdiger Eigenüberwachung werden wirtschaftliche Lösungen gefunden. Nachweisverfahren zur Zuverlässigkeit und Erfahrung sind neben Ahndungsmöglichkeiten bei Verstößen im Regelwerk zur Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961 verankert. Ordnungsgemäße Vergabe an nachweislich qualifizierte Firmen sichert Qualität, spart Kosten und ist Voraussetzung zur Einhaltung des Nichtdiskriminierungsgebots der Bieter.

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