Ein Schlauchliner für den "Holzwurm": Kanalsanierung in historischem Gasthaus in Höxter

10.02.2009

Der "Holzwurm" ist ein beliebtes Studentenlokal, in einem historischen Fachwerkhaus, in der Altstadt von Höxter. Im Januar 2009 stand die Sanierung der unter dem Bauwerk liegenden 27 Meter langen Abwasserleitung an. Kein einfaches Unterfangen, denn der Kanal liegt unmittelbar über einem denkmalgeschützten Gewölbekeller, so dass offene Baumaßnahmen definitiv ausgeschlossen waren. Die Lösung des Problems wurde gemeinsam durch das Planungsbüro Klauke, aus Marsberg, und durch die PKT Pader Kanal Technik Rohr Frei GmbH & Co. KG, auf Basis des RAL-gütegesicherten Schlauchlining-Verfahren PKT-BRAWOLINER S29.09, entwickelt.

Wie alt das Fachwerkgebäude der Gaststätte "Holzwurm" in der Innenstadt von Höxter wirklich ist, weiß niemand ganz genau. Ein Balken im Dachgeschoss ist zumindest auf das Jahr 1548 datiert. Für den Denkmalschutz-Status des Hauses reichte das allemal aus. Dies wiederum erschwert erfahrungsgemäß jegliche Bauarbeiten im und am Gebäude; auch für Kanalsanierungsprojekte gibt es da keinen Ausnahmestatus. Vor dem Hintergrund des neuen § 61a des Landeswassergesetzes von Nordrhein-Westfalen hatte die Stadt Höxter bereits Sept. 2007 Teile der Altstadt zum Fremdwasser-Schwerpunktgebiet 1 erklärt. In diesem Gebiet 1, das sich durch ein nicht hinnehmbares Fremdwasseraufkommen im öffentlichen Kanal auszeichnet, mussten unverzüglich Sanierungsmaßnahmen sowohl in den öffentlichen Netzen als auch in privaten Rohren durchgeführt werden, soweit sich diese bei einer Dichtheitsprüfung als undicht erweisen. Im Gegenzug gibt es für das Gebiet 1 bis zum Oktober 2009 Fördermittel des Landes NRW für die Sanierung.
Von dieser Regelung war auch der "Holzwurm" berührt, dessen Abwasserleitungen sich bereits früher unangenehm bemerkbar gemacht hatten, nämlich einerseits durch regelmäßige Verstopfungen, zum anderen durch eine wiederholt auftretende Vernässung eines in nahezu ganzer Länge unter der Leitung liegenden uralten Gewölbekellers. Dem entsprechende Befunde brachte eine optische Untersuchung des 27 Meter langen Abwasserleitungen zutage. Muffen mit deutlichen Lageabweichungen waren offensichtlich undicht, in der gesamten Leitung war die Rohrsohle mit verfestigten Ablagerungen zugesetzt. So marode der Kanal auch war – sein Austausch war in diesem sensiblen Umfeld praktisch undenkbar. Vor diesem Hintergrund entwickelte die PKT Pader Kanaltechnik Rohr Frei GmbH & Co. KG, Paderborn, ein grabenloses Sanierungskonzept, das auf die Installation von Schlauchlinern mittels PKT-BRAWOLINER-Verfahren S29.09 setzte. PKT ist einer der ersten und leistungsstärksten Anwender dieses Systems: Seit 2001 gilt das Unternehmen als umsatzstärkster BRAWOLINER-Anwender Deutschlands.
Der Einsatz im Holzwurm wurde in zwei Bauabschnitte gegliedert, die jeweils mit einer unterschiedlichen Installationstechnik durchgeführt wurden. Ausgangspunkt für die Sanierung war -nach einer gründlichen mechanischen Vorreinigung- ein alter Kontrollschacht, der zwar mit Bodenfliesen überbaut, aber glücklicherweise auffindbar war. Gebäudeauswärts, zur Straße hin verläuft das Abwasserrohr ohne Bögen. Hier wurde der BRAWOLINER in klassischer Inversionstechnik durch den Druck einer 3,5 Meter hohen Wassersäule installiert. In der beengten Räumlichkeit der Gaststube wurde zu diesem Zweck eine zweiteilige, bis unter die Zimmerdecke reichende Inversionssleiter über dem geöffneten Schacht aufgestellt, die als Aufhängung für einen Feuerwehrschlauch diente. Der wiederum wurde zum Inversionsrohr umfunktioniert, durch das man erst den mit Epoxidharz getränkten, 4 mm starken Liner in die Leitung einstülpte und dann im zweiten Arbeitsgang einen PVC-Kalibrierschlauch, der den Liner mit 0,35 bar Druck formschlüssig gegen die Wandung des Rohr presste, inversierte. Über einen zusammen mit dem Kalibirierschlauch eingezogenen Rücklaufschlauch und einen an der Oberseite des Inversionsturmes angebrachten Vorlaufschlauch ließ man letztlich die Wasserfüllung im Liner über eine mobile Heizung im Kreis laufen; dabei wurde das Wasser auf bis zu 65°C aufgeheizt. Nach drei Stunden war der Liner mit dem thermo-reaktiven Harzsystem zur selbst tragenden Kunststoffauskleidung des Kanals ausgehärtet. Die in einem 3,5-to-LkW installierte Heizanlage parkte unterdessen vor dem Holzwurm auf dem Gehsteig.
Der hauseinwärts liegende, gleichfalls 13 Meter lange Leitungsabschnitt wies allerdings einen 90°- und einen 67°-Bogen auf. Das erzwang eine alternative Installationstechnik. Hier wurde der Liner aus einer mobilen Drucktrommel heraus in die Leitung reversiert und schließlich, über Nacht, bis zum nächsten Morgen einmal aufgeheizt und dann kalt ausgehärtet. Die pneumatische Variante wurde gewählt, um zum Einen in den Bogenbereichen den Druck erhöhen zu können für den Fall, dass der Schlauch sich dort "festfahren" sollte und zum Anderen im Sinne des Schankbetriebes die Bauzeit erheblich zu verkürzen. Beim Einbau per Wassersäule hätte man diese Option nicht gehabt.
Mit diesen Verfahrensvarianten wurden binnen zwei Tagen beide Leitungsabschnitte erfolgreich saniert; im zweiten Abschnitt wurden anschließend zwei Toilettenzuläufe per Mini-Fräsroboter geöffnet.
Somit kann das Bier im Lokal ab sofort wieder uneingeschränkt, umweltverträglich (ab)fließen und einen Beitrag zum Fremdwasserproblem der Stadt Höxter leistet der Holzwurm künftig auch nicht mehr.
Das BRAWOLINER-System
Der BRAWOLINER von KOB, Wolfstein, ist das bundesweit meist installierte Schlauchliner-System und seit 1997 im Einsatz. PKT Rohr Frei ist BRAWOLINER-Anwender "der ersten Stunde". Der BRAWOLINER besteht aus einem auf maximale Bogengängigkeit (bis 90°) hin optimierten Polyestergestrick, hat eine Wandstärke von bis zu 4 Millimetern und wird in einer mobilen Anlage mit einem Epoxidharz-System imprägniert. Die Installation kann im Inversionsverfahren per Wassersäule oder durch pneumatische Reversion aus einer Drucktrommel heraus erfolgen. Der Liner wird thermisch unterstützt (bei Einbau mit Wasser) oder kalt (bei pneumatischem Einbau) ausgehärtet.

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Dipl.-Ing. Dirk Mumm

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