FBS-Stahlbetonvortriebsrohre "halboffen" verlegt: Neuer Stauraumkanal für Neuköllner Weigandufer
18.04.2010
Fast 200 m lang ist der neue Stauraumkanal, den die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Weigandufer, bestehend aus der Meyer & John GmbH & Co. KG (techn. Federführung) und der Echterhoff Bau GmbH (kfm. Federführung), im Auftrag der Berliner Wasserbetriebe am Ufer des Schifffahrtskanals im Berliner Stadtteil Neukölln errichtet hat. Das Besondere an der Tiefbaumaßnahme, für die die BERDING BETON GMBH, ein Mitgliedsunternehmen der FBS-Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V., Stahlbetonvortriebsrohre in der Nennweite DN 2600 geliefert hat, war die Ausführung im so genannten halboffenen Vortrieb. Ein Verfahren, das im Stadtgebiet von Berlin beim Einbau von Rohren in einer solchen Dimension erstmalig zum Einsatz kam.
Mitte September 2009 hatte die ARGE Weigandufer mit der Einrichtung der Baustelle begonnen. Im Anschluss daran erfolgte die Herstellung der Start- und Zielbaugrube für den Vortrieb der für den Einbau vorgesehenen FBS-Sahlbetonvortriebsrohre, die von der BERDING BETON GmbH im Werk Schermbeck gefertigt wurden. Hierbei handelt es sich um Stahlbetonvortriebsrohre mit Vortriebsmuffe und Führungsring Typ 2 nach DIN V 1201 in Verbindung mit DIN EN 1916, die den erhöhten Anforderungen der FBS-Qualitätsrichtlinie entsprechen. "Die Vortriebsrohre mit einer Nennweite von DN 2600 und einem Außendurchmesser von DA 3100 sind 3,50 m lang und haben eine Wandstärke von 250 mm", erklärt Dipl.-Ing. Volker Reiß, BERDING BETON GmbH. "Sie besitzen eine auf dem Spitzende gekammerte Keilgleitringdichtung nach DIN 4060 und DIN EN 681-1 und sind darüber hinaus mit einem Stahlführungsring sowie im Kämpferbereich mit zwei Transportankern ausgestattet." Die fast 19 t schweren Rohre sind für eine maximale Vortriebskraft von 16.000 kN ausgelegt. Die Druckübertragung erfolgt über einen Druckübertragungsring, der aus einer 25 mm starken OSB 3-Platte gefertigt wird. Entsprechend der Anforderungen des Bauherrn wurden die Vortriebsrohre in einer Stahlschalung gefertigt und ausgehärtet. Das ist vor allem für Vortriebsrohre von Bedeutung, da Rohre, die auf diese Weise gefertigt werden, nur geringe Maßtoleranzen aufweisen und über eine hohe Festigkeit verfügen. Zum Einsatz kam dabei ein Beton der Festigkeitsklasse C 50/60. "Beim Beton wurde eine Rezeptur gewählt, die neben der Festigkeit auch einen über erhöhten Widerstand gegen chemische Einflüsse verfügt", so Reiß weiter. "Das trägt vor allem zu einer langen Nutzungsdauer der Rohre bei." Sie sind bei einer Erdüberdeckung von 1,40 bis 3,65 m für eine Verkehrslast SLW 60 ausgelegt.
Neu für eine Tiefbaumaßnahme in Berlin: Die FBS-Stahlbetonvortriebsrohre wurden im so genannten halboffenen Vortrieb eingebaut. Nach Aussage des zuständigen Projektleiters, Dipl.-Ing. Arne Battermann, Meyer & John GmbH & Co. KG, funktioniert dieses Verfahren wie ein gewöhnlicher Rohrvortrieb, nur dass der Boden direkt aus dem Steuerkopf abgebaut und an die Oberfläche befördert wird. "In der Vortriebsmaschine befindet sich eine Schottwand, die den Steuerkopf von der Maschine trennt, und im Scheitel des Steuerkopfes ist eine Öffnung, durch die der Boden entnommen werden kann", beschreibt Battermann den Ablauf. In der Praxis sah das dann so aus: Oberhalb der Maschine wurde im Bereich der Rohrachse ein rund 1,30 m breiter Rohrgraben erstellt, der bis zur Rohroberkante in 2,0 m bis 3,7 m Tiefe herabreichte. Über diesen Rohrgraben erfolgte die Bodenentnahme aus dem Steuerkopf. "Auch ein Grundwasserstand bis zur Rohroberkante ist bei dieser Bauweise unproblematisch", ergänzt Battermann. "Durch die Ausführung des Schildes im Sohlbereich wird sichergestellt, dass im Zuge des Ausbaggerns mit dem Greifer kein Vorgriff in die Rohrbettung erfolgen kann."
Die halboffene Bauweise bei der Erstellung des Stauraumkanals am Weigandufer hat sich für die Beteiligten aus mehreren Gründen gelohnt. Die auf dieser Baustelle notwendige Grundwasserabsenkung konnte entfallen. Zudem konnten die Beeinträchtigungen der Anwohner auf ein Minimum reduziert werden, denn die Herstellung des Kanals in konventioneller Bauweise wäre laut Projektleiter Battermann mit dem Einsatz eines aufwändigeren Verbaus und den dafür nötigen Großgeräten verbunden gewesen. Durch den nur schmalen Rohrgraben wurde das erforderliche Aushubvolumen und damit auch der Ab- und Antransport deutlich gesenkt. Hinzu kommt: Aufgrund der gewählten Bauweise konnte der wertvolle Baumbestand entlang der Rohrleitungstrasse nahezu unbeschadet erhalten werden, da ein Spundwandverbau nur im Bereich der Start- und Zielbaugrube erforderlich war. Und auch für den öffentlichen Straßenverkehr stand aufgrund der schmalen Baugrube mehr Platz zur Verfügung.
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