Felsbohrungen mit Klein- und Kleinstbohranlagen
02.02.2007
Felsbohrungen im HDD-Verfahren werden im Allgemeinen mit der Großbohrtechnik, also mit Bohranlagen ab der 35-t-Klasse aufwärts, ausgeführt. Mit Mudmotoren, das sind Bohrlochsohlenmotoren nach dem Moineau-Prinzip, kann bei entsprechendem Bohrmeißelaufsatz nahezu jedes Hartgestein verlaufsgesteuert, horizontal oder schräg, in beliebiger unterirdischer 3D-Raumlage, durchbohrt werden. Mit eigens für das HDD-Verfahren entwickelten „Hole Openern“ können die HDD-Bohrungen aufgeweitet und auf die gewünschten Enddurchmesser gebracht werden. Seit über drei Jahren ist es überdies technisch möglich, auch mit Kleinbohranlagen ab der 10-t-Klasse mit leistungsstarken, aber verbrauchsarmen (=spülungsarmen) LowFlow-Mudmotoren nahezu alle Felsformationen zu durchbohren.
Seit über 35 Jahren gibt es Bodendurchschlagshämmer (Erdraketen) zum Verlegen von Hausanschlüssen in verdrängungsfähigen Lockergesteinsböden. Die Firma Tracto-Technik hat hier wegweisend die Entwicklung leistungsfähiger und richtungsstabiler Erdraketen bestimmt. Seit über 8 Jahren kamen Kleinstbohranlagen (sogenannte Baugrubenbohrgeräte = GrundoPit-Bohranlagen) hinzu, die in wenig verdrängungsfähigen, schweren Böden die Kreuzungen und Hausanschlüsse herstellen.
Die Felsbohrlanze sollte klein aufbauend, handlich tragbar, schnell montierbar, robust und verschleißfest sein. Ein Flüssigkeitsantrieb, wie er beim Mudmotor notwendig ist, schied wegen der erforderlichen Aufbaulänge von mehreren Metern aus. Die TT-Felsbohrlanze wird daher druckluftgetrieben. Der Nutzerwunsch nach Ortbarkeit konnte trotz des schlagenden Druckluftantriebs durch umfangreiche Dämpfungselemente für den Bohrkopfsender zur Positionsbestimmung realisiert werden. Da konventionelle schlagende Felsbohrkronen nur bei geringen Querschnitten eine hohe Vortriebsleistung zeigen und weiterhin auch nur bei sehr starkem Energieeintrag, hohem Bohrkleinaustrag und durch starke Luftspülung auch größere Querschnitte vortriebsstark bewältigen, musste hier ein neuer, unkonventioneller Weg gewählt werden.
Viele Hausanschlüsse in Hanglagen haben bei zum Teil kräftigem Gefälle stark variierende Anschlusslängen von bis zu 40 bis 50 m. Dies trifft vor allem für ältere und engere Bebauungslagen zu. Häufig müssen hier Hausanschlusserneuerungen mittels Neubau vorgenommen werden, da die Versorgungsleitungen ins Haus oft schon viele Jahrzehnte ihre Dienste geleistet haben. Sowohl die Enge der baulichen Anordnung als auch das Alter der Gebäude sprechen jedoch gegen offene Eingriffe im engen Straßenraum und vor den Häusern.
Im Gegensatz zu den weichen, kriechenden Lockergesteinssituationen am Hang findet man in Mittelgebirgsbereichen häufig Situationen, bei denen im Haus- und Gartenuntergrund Felsbänke in weichen Gesteinslagen eingelagert sind oder in denen durchgehend felsiger Untergrund vorhanden ist. Solche Hausanschlüsse konnten vor wenigen Jahren nur in offener Bauweise erstellt werden, da die Felsbohrtechnik mittels Mudmotoren nur für lange Bohrungen mit großen Anlagen geeignet war. Felsbänke wurden mittels Aufbruchhammer durchörtert oder „klassisch“ durchbrochen, geschürft, gesprengt oder gerissen, um dann aufwendig ausgehoben und abgefahren zu werden. Neues Wiedereinfüllmaterial musste antransportiert werden und mit Querverbau eingebaut werden.
Mit der grabenlosen Leitungsverlegung sind sowohl für die Leitungsneuverlegung als auch für die Leitungserneuerung – im ebenen Gelände wie auch in Hanglagen – klare Vorteile erreichbar. Besondere Aufwendungen des klassischen Tiefbaus, wie zum Beispiel Handschachtungen oder spezielle Schreitbagger am Hang, Sicherungsmaßnahmen, Verbau, Sicherung des Erdaushubes, Verstrebungen im Graben, Verdichtungsarbeiten beim Wiedereinfüllen von Erdaushub und aufwendige landschaftspflegerische Nachsorgearbeiten können komplett entfallen. Bei der Leitungserneuerung wird mit der grabenlosen Bautechnik eine über Jahre sorgsam aufgezogene und gepflegte Gartenvegetation erhalten und in ihrem Wurzelbodengefüge nicht verletzt. In kritischen Hanglagen, die aufgrund von quellfähigen Tonmineralanteilen oft eine Leitungserneuerung mit flexiblen Kunststoffleitungen nötig haben, sind mit der grabenlosen Bauweise zusätzliche Vorteile gegeben, die hangberuhigend und hangstabilisierend wirksam sein können.
Literatur
Bayer, H.-J., Koch, E. (2003): Felsbohrtechnik mit hochleistungsfähigen und spülungsarmen Mudmotoren. IRO-Schriftenreihe Bd. 27, S. 644-655, Vulkan-Verlag, Essen.
Bayer, H.-J. (2004): Hausanschlüsse am Hang – Einfacher und besser mittels Bohrtechnik; 3R Int. 43/2, S.117-119, Essen.
Bayer, H.-J. (2005): HDD-Praxis-Handbuch, 196 S., Vulkan-Verlag, Essen.
Stein , D. (2003): Grabenloser Leitungsbau, 1144 S., Ernst & Sohn, Berlin.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der tis Tiefbau Ingenieurbau Straßenbau. Mehr Informationen unter http://www.tis-online.info/.
Kontakt:
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