IKT-Marktumfrage: Kanalinvestitionen steigen 2007 um 10%

08.12.2006

Das IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur führte im Auftrag der Steinzeug Abwassersysteme GmbH eine Markterhebung unter ausgewählten deutschen Netzbetreibern zum Thema „Bauinvestitionen Kanalisation“ durch (August – September 2006). Mehr als 1.500 Netzbetreibern wurde ein Fragebogen zugesandt; die Rücklaufquote war mit knapp 18% sehr gut, man kann daher davon ausgehen, dass sie repräsentativ für ganz Deutschland ist.

Bauinvestitionen in die Kanalisation
Die Ergebnisse der Marktumfrage zeichnen ein für die Branche erfreuliches Gesamtbild: die Investitionen der Netzbetreiber in ihre Kanalisation steigen um bis zu 10% (2006: +8% und 2007: +10%). Das stärkste Wachstum erfährt der Teilmarkt „Erneuerung und Sanierung alter Leitungen“ mit jeweils +13% in 2006 und 2007. Die sonstige Sanierung und die Neuerschließung nehmen zwar auch zu, im Jahr 2007 verlangsamt sich jedoch ihr Wachstum leicht.
Favorisiertes Rohrmaterial für verschiedene Rohrdurchmesser
Netzbetreiber setzen verschiedene Rohrwerkstoffe in starker Abhängigkeit vom Rohrdurchmesser ein. Während im Bereich DN ≤ 200 Steinzeug und Kunststoff vorrangig eingesetzt werden, sind im Bereich DN 200 bis 400 Steinzeug, Beton und Kunststoffe und ungefähr gleich stark vertreten. Eine Priorität des Werkstoffs Beton gibt es bei Rohren DN > 400. Andere Werkstoffe spielen hingegen insgesamt nur eine untergeordnete Rolle.
Argumente für die Wahl der Rohrwerkstoffe
Bei der Wahl der Rohrwerkstoffe kommt es den Netzbetreibern in erster Linie auf eine hohe Lebensdauer an, gefolgt von Korrosionsbeständigkeit und Beständigkeit gegen HD-Reinigung. Hingegen halten sie Kostenargumente für viel weniger wichtig: niedrige Einbau- und Materialkosten stehen am Ende ihrer Präferenzskala.
Weitere Daten verfügbar
Eine detaillierte Aufschlüsselung der Umfrageergebnisse nach Bundesländern ist bei der STEINZEUG Abwassersysteme GmbH auf Anfrage erhältlich: Telefon 02234 507-212; Fax: 02234 507-706; Email: info@steinzeug.com
Reichweite der Umfrage
Die Umfrage fand im Zeitraum Mitte August bis Mitte September 2006 statt. Insgesamt wurden 1.546 Netzbetreiber per Fax oder E-Mail angeschrieben.
Geantwortet haben 274 Netzbetreiber, was einer Rücklaufquote von 17,7% entspricht. Dies ist ein außerordentlich guter Wert, verglichen zu den bei derartigen Umfragen üblichen Rücklaufquoten von rund 5%.
Summiert man die Einwohnerzahlen aller Rückläufer, so zeigt sich, dass die Umfrage insgesamt 22,4 Mio. Einwohner abdeckt. Dies entspricht 27,2% der Bundesbevölkerung.
Bauinvestitionen 2005 – 2007
Im ersten thematischen Schwerpunkt wurden die Netzbetreiber gebeten, ihre aktuellen und künftigen Bauinvestitionen in die Kanalisation anzugeben oder zu schätzen. Dabei sollte wie folgt unterteilt werden:
Gesamte Bauinvestitionen Kanalisation davon:
  • Neuerschließung
  • Erneuerung alter Leitungen
  • sonstige Sanierung alter Leitungen
Tabelle 1: Bauinvestitionen Kanalisation (Schätzungen) ohne Kläranlagen
  2005 2006 2007
Gesamt 100 108 110
davon      
- Neuerschließung 100 108 107
- Erneuerung alter Leitungen 100 113 113
sonst. Sanierung alter Leitungen 100 109 108
 
Deutschland gesamt; Basisjahr 2005 = 100
Quelle: IKT
Im Jahr 2006 investieren die Netzbetreiber beachtliche 8% mehr in den Kanalbau als im Basisjahr 2005. Ein Jahr später beträgt der Zuwachs sogar 10% zum Basisjahr. Nach mehreren Jahren stetig sinkender Investitionen zeichnet sich also eine klare Trendumkehr auf breiter Front ab. Die mehrjährigen Strukturanpassungen nach dem Ende des Wiedervereinigungsbooms, unter denen die gesamte Baubranche gelitten hat, scheinen nun auch im Leitungsbau ihren Abschluss gefunden zu haben.
Dies liegt in erster Linie daran, dass sich die allgemeine Finanzsituation der öffentlichen Haushalte durch höhere Steuereinnahmen deutlich gebessert hat. Die lange Jahre geübte Zurückhaltung bei Investitionen in die Infrastruktur – vor allem in den alten Bundesländern – wird nach und nach aufgegeben. Vieles spricht dafür, dass Investitionen nun nachgeholt werden, die zwar bereits vor geraumer Zeit sowohl volkswirtschaftlich als auch technisch notwendig waren, aber aus Haushaltsgründen zurück gestellt wurden.
Möglicherweise sind Kanalsanierungen länger zurückgestellt worden als dies sinnvoll war. Dies kann dazu geführt haben, dass der Zustand der Altleitungen sich weiter verschlechtert hat und nun an manchen Stellen einem Komplettersatz statt einer Renovation mit grabenlosen Sanierungsverfahren der Vorzug gegeben wird.
Einen Hinweis darauf gibt das besonders starke Wachstum des Marktsegments „Erneuerung alter Leitungen“. Dabei werden Altleitungen durch neue Rohre ersetzt. Für das Jahr 2006 ist hier ein bemerkenswerter Sprung nach oben, nämlich um 13% zu erwarten. Im Folgejahr bleiben die Investitionen in diesem Segment auf gleich hohem Niveau.
Die Sanierung alter Leitungen mit sonstigen Verfahren erlebt von 2005 auf 2006 zwar auch einen beachtlichen Zuwachs um 9%, ebbt aber im Folgejahr wieder leicht ab. Auch dies kann als Hinweis gewertet werden, dass offene Bauverfahren gegenüber der geschlossenen Bauweise möglicherweise an Boden gewinnen.
Auch das Marktsegment der Neuerschließung wächst zunächst um starke 8%, nimmt aber im Jahr 2007 wieder leicht ab.
Aus den Daten dieser Marktumfrage ergibt sich also ein für die Branche erfreuliches Gesamtbild, das von deutlich steigenden Bauinvestitionen in die Kanalisation geprägt ist – bis zu 10%. Die Antworten der Netzbetreiber erlauben eine recht zuverlässige Prognose für die Jahre 2006 und 2007. Für die Jahre ab 2008 ist die Datenlage allerdings sehr uneinheitlich, so dass mit heutigem Wissen keine verlässliche Langfrist-Prognose möglich ist. Zahlreiche Netzbetreiber haben nämlich für 2008 ff. keine Angaben gemacht. Dies mag darauf beruhen, dass die Planungshorizonte nicht so weit reichen oder dass die teilweise notwendigen politischen Entscheidungen als zu unsicher eingeschätzt werden.
Favorisierte Rohrmaterialien
Der zweite thematische Schwerpunkt der Marktumfrage ist die Frage nach den favorisierten Rohrmaterialien für verschiedene Rohrdurchmesser, unabhängig davon, ob die Rohre für Leitungsneubau oder -erneuerung eingesetzt werden sollen. Gefragt wurde auf Wunsch des Auftraggebers nach den Werkstoffen
  • Steinzeug
  • Beton
  • Kunststoffe
  • andere Werkstoffe
und den Rohrdurchmessern
  • DN ≤ 200
  • DN 200 ≤ 400
  • DN 400 ≤ 800
  • DN > 800
Hier zeigt sich, dass Netzbetreiber Steinzeug- und Kunststoffrohre in erster Linie in den Bereichen DN ≤ 200 und DN ≤ 400 einsetzen. Demgegenüber dominieren Betonrohre im Bereich DN > 400 eindeutig. Im Bereich DN 200 bis DN 400 sind diese drei Materialien ungefähr gleich stark vertreten. Das am stärksten umkämpfte Marktsegment ist also der Bereich DN 200 bis DN 400. Hier herrscht ein besonders intensiver Wettbewerb der Rohrmaterialien. Andere Werkstoffe spielen demgegenüber nur eine untergeordnete Rolle.
Tabelle 2: Favorisierte Rohrmaterialien nach Rohrdurchmesser (Deutschland gesamt)
  DN ≤ 200 DN 200 ≤ 400 DN 400 ≤ 800 DN > 800
 
Steinzeug 43,4 % 38,7 % 11,3 % 3,6 %
Beton 2,2 % 37,6 % 67,5 % 66,4 %
Kunststoffe 57,3 % 33,6 % 11,7 % 8,0 &#td;
Andere Werkstoffe 4,4 % 10,9 % 8,8 % 8,8 %
274 Antworten
Keine Aufsummierung auf 100%, da Mehrfachnennungen möglich.
Quelle: IKT
Argumente für Rohrmaterialien
Der dritte thematische Schwerpunkt der Markterhebung betrifft die technischen Argumente, die aus Sicht der Netzbetreiber bei der Wahl des Rohrmaterials von Bedeutung sind.
Im Multiple-Choice-Verfahren konnten die Netzbetreiber ihre Präferenz für acht Argumente ausdrücken, die vom Auftraggeber ausgewählt wurden:
  • Beständigkeit gegen HD-Reinigung
  • Biegefestigkeit
  • Hohe Lebensdauer
  • Korrosionsbeständigkeit
  • Niedrige Einbaukosten
  • Niedrige Materialkosten
  • Umweltfreundlichkeit
  • Verformungsrisiko
Die Umfrageergebnisse zeigen eine eindeutige Präferenz für eine hohe Lebensdauer. Demgegenüber werden die Einbau- und Materialkosten als untergeordnet eingeschätzt. Es ergibt sich folgendes Bild der Präferenzstruktur:
Tabelle 3: Rangfolge der Argumente bei der Wahl von Rohrmaterialien
 
Rang Argument Note
 
1. Hohe Lebensdauer 1,1
2. Korrosionsbeständigkeit 1,5
3. Beständigkeit gegen HD-Reinigung 1,6
4. Umweltfreundlichkeit 1,8
5. Verformungsrisiko 1,8
6. Biegefestigkeit 1,9
7. Niedrige Einbaukosten 1,9
8. Niedrige Materialkosten 2,1
Noten:
1 = sehr wichtig; 2 = wichtig; 3 = weniger wichtig; 4 = unwicht
Quelle: IKT
Tabelle 4: Bedeutung der Argumente bei der Wahl von Rohrmaterialien
Einzelergebnisse nach Bundesländern Hohe Lebens-
dauer
Biege-
festigkeit
Korrosions-
beständigkeit
Verformungs-
risiko
Niedrige
Materialkosten
Niedrige
Einbaukosten
Beständigkeit
gegen
HD-Reinigung
Umwelt-
freundlichkeit
 
Baden_Württemberg 1,1 1,9 1,6 1,9 1,9 1,9 1,5 1,6
Bayern 1,1 1,9 1,5 1,9 2,2 2,0 1,7 1,8
Brandenburg 1,2 1,8 1,4 1,6 1,9 1,9 1,6 1,9
Hessen 1,1 1,9 1,5 1,7 2,4 2,3 1,6 1,9
Mecklenburg-Vorpommern 1,0 12,5 1,3 2,0 2,0 2,3 1,3 1,5
Niedersachsen 1,1 1,9 1,4 2,0 2,2 2,0 1,5 2,0
Nordrhein-Westfalen 1,1 1,8 1,5 1,8 2,1 1,9 1,5 1,8
Brandenburg 1,2 1,8 1,4 1,6 1,9 1,9 1,6 1,9
Rheinland-Pfalz 1,2 1,9 1,6 1,9 2,2 1,8 1,8 2,2
Saarland 1,3 2,0 1,8 1,8 2,0 1,8 2,3 2,5
Sachsen 1,1 1,6 1,0 1,3 2,1 1,7 1,5 1,3
Sachsen-Anhalt 1,4 2,3 1,5 2,0 2,1 2,3 1,6 2,3
Schleswig-Holstein 1,0 2,0 1,3 2,1 2,8 2,1 1,4 2,0
Stadtstaaten 1,0 2,3 1,3 1,7 3,0 2,3 1,0 1,3
Thüringen 1,1 1,9 1,3 1,7 2,0 1,6 1,3 2,0
 
Gesamt Bewertung 1,1 1,9 1,5 1,8 2,1 1,9 1,6 1,8
Noten:
1 = sehr wichtig; 2 = wichtig; 3 = weniger wichtig; 4 = unwichtig
Quelle: IKT

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