Komplexe Sanierung in der Innenstadt. Kanalrenovation am Beispiel eines großstädtischen Sandstein-Mischwassersammlers in Dresden.

14.02.2007

Ein durch Hochwasserfolgen schwer geschädigter, ca. 960 m langer Mischwassersammler aus Sandsteinmauerwerk wurde mittels Rohrrelining-Verfahren und verschiedener Sanierungstechniken renoviert. Die Schachtbauwerke und mehr als 200 Anschlussleitungen mussten teils erneuert teils saniert werden. Erschwert wurde die Maßnahme dadurch, dass das Baufeld im innerstädtischen Bereich lag und Teil eines Komplexvorhabens in zeitlicher Verknüpfung mit grundhafter Straßenerneuerung einschließlich Erneuerung einer zweigleisigen Straßenbahntrasse war. Erhebliche zeitliche Aufwendungen für Abstimmung, Koordination und Qualitätskontrolle waren erforderlich.

Analyse des Istzustandes

Lage und Funktion
Der zu sanierende Mischwassersammler und die ebenfalls grundhaft zu erneuernde Hauptverkehrsstraße in Dresden im Stadtteil Friedrichstadt ist topographisch kaum gegliedert. Der geodätische Höhenunterschied beträgt weniger als 2 m und verläuft entgegen dem Rohrgefälle.

Es handelt sich um eine zwei- bis vierspurige Straße, die mit seitlichen Parkmöglichkeiten ausgebildet ist. In Straßenmitte befinden sich zweigleisige Anlagen der Verkehrsbetriebe. Unter dem Gleisbereich ist der Mischwassersammler angeordnet, so dass die Schachtabdeckungen meistens zwischen beiden Gleisanlagen zu finden sind.
Der Mischwasserkanal  wurde am Ende des 19. Jahrhunderts gebaut. Er weist ein äußerst geringes Sohlgefälle (stellenweise Kontergefälle, Maximalgefälle von 0,165 %) und unterschiedliche Profilquerschnitte auf.

Auf Grund der Gefällegegebenheiten und des in Fließrichtung abnehmenden Profilquerschnittes ist zu vermuten, dass die ursprüngliche Richtung der Abwasserableitung entgegengesetzt der aktuellen stattfand. Durch zu geringe Schleppkräfte sind damit betriebliche Einschränkungen durch Ablagerungen verbunden.
Die Tiefenlage des Kanales erstreckt sich von 4,50 m bis 7,20 m.
Bauzustand des Hauptsammlers, der Bauwerke und Anschlussleitungen
Zur genauen Schadensbeurteilung wurde im Rahmen der Planung nach zwischenzeitlich erfolgter, intensiver Grundreinigung der Kanal in seiner gesamten Länge detailliert inspiziert. Es wurden sowohl Einzel- als auch Streckenschäden festgestellt:


Streckenschäden:
  • Risse im Gewölbescheitel, die höchstwahrscheinlich durch die Einwirkungen des Sommerhochwassers 2002 verursacht wurden.
  • Mechanischer Verschleiß an den Wänden und vor allen Dingen im Sohlbereich.

Einzelschäden:
  • nicht fachgerecht hergestellte Einbindungen der Anschlusskanäle
  • aus Rohrwandung herausgelöste Einzelsteine
  • Putzabplatzungen
  • ausgewaschene Fugen
Des weiteren waren vereinzelt und unregelmäßig in Sandstein gesetzte Aufbauten auf dem Hauptkanal festzustellen (sog. Kamine), deren ursprüngliche Funktion nicht mehr eindeutig zu erhellen war. Zumindest dienten sie mitunter der Ableitung von Drainage- und Oberflächenwasser.
Für den weiteren Fortgang der Sanierungsplanung war es von grundsätzlicher Bedeutung, dass die Sanierungswürdigkeit des Hauptsammlers begründet festgestellt werden konnte. Dies geschah auf der Basis eines Gutachtens der Landesgewerbeanstalt Bayerns [1]. Darin stellte der Gutachter nach Auswertung der Baugrunduntersuchungen und der Ergebnisse zur Standfestigkeit des Sandsteinmauerwerkes fest, dass der Hauptsammler dem Altrohr-/Boden-Zustand II zuzurechnen und damit sanierungsfähig ist. Neben der statischen Beurteilung des Abwasserkanals erfolgte die Inspektion und die bauliche Beurteilung der Schächte (siehe Tabelle 1).
Schachtmaterial Anzahl Lichte
Weite[m]
Schadensbild Empfehlung
sandsteingemauert 5 0,70 Risse, Putzabplatzungen, korrodierte Steigeisen Abbruch und Neubau
Beton 7 1,20 korrodierte Schachtwände und Steigeisen Sanierung
Kamine
sandsteingemauert
55 0,25 Teilweise eingestürzt verschließen
Tabelle 1: Angaben zu vorhandenen Schächten. Quelle: Hoffmann et.al.

Hydraulik des Haupsammlers

Der vorhandene Mischwasserkanal in der Friedrichstraße wies eine ausreichende hydraulische Leistungsfähigkeit auf. Unter Zugrundelegung des Berechnungsregens für das Kanalnetz ergab die durchgeführte hydrodynamische Kanalnetzberechnung einen Wasserscheitel, der ca. der Vollfüllung des Kanals entsprach.

Nebensammler und Anschlussleitungen

Die am Anfang, innerhalb und am Ende der Sanierungsstrecke einbindenden Nebensammler (Kanaldimension bis Ei 600/900) wurden in ihrer Länge nicht in die Baumaßnahme mit einbezogen und damit auch nicht im Rahmen der Planung untersucht.

Alle Anschlussleitungen mussten nach mitunter aufwändiger Reinigung vom Hauptkanal und den Kellern aus mittels Kanal-TV befahren werden. Insgesamt wurden ca. 220 Anschlusskanäle in die Untersuchung und damit in die Sanierungsplanung mit einbezogen. Dabei konnten folgende bauliche Mängel festgestellt werden:
  • Versatz
  • Quer- und Längsrisse,
  • Scherben,
  • Wurzeln,
  • Ablagerungen
  • Einsturz.

Baugrundverhältnisse

Zur Charakterisierung des Untergrundes wurden Rammsondierungen und Rammkernbohrungen durchgeführt und begutachtet [2].
Schichtpakete kennzeichnen den bodenmechanischen Aufbau:
  • Schichtpaket 1.1: Straßenkonstruktion
    Mächtigkeit ca. 0,40 m ... 0,47 m
    Asphalt/Betonschicht bzw. Pflasterdecke
  • Schichtpaket 1.2: Auffüllung,
    gemischtkörnig
    Mächtigkeit bis max. 4,5 m
    Bodenklasse 3 nach DIN 18 300
  • Schichtpaket 2: Tallehm
    Mächtigkeit von 1,60 m ... 2,00 m
    Bodenklasse 4 nach DIN 18 300
  • Schichtpaket 3: Flussschotter
    Bodenklasse 3 nach DIN 18 300
Während der Erkundungsarbeiten wurde bis zur Endteufe von 6,00 m ... 7,00 m unter GOK kein Wasser angetroffen.

Randbedingungen des Straßenverkehrs

Für die Zeit der Baumaßnahme der Kanalrenovation forderte die Straßenverkehrsbehörde eine ständige Befahrbarkeit in beide Fahrtrichtungen mit einer Mindestfahrbahnbreite von 3,25 m je Fahrspur. Die Maschinen und Anlagen zur Sanierung sollten im Gleisbereich aufgestellt werden, so dass eine Befahrbarkeit der Straße gewährleistet konnte. Arbeiten, die eine Einengung der Straße auf eine Fahrspur bedingen, sollten nur am Wochenende in Verbindung mit der Aufstellung von Lichtsignalanlagen durchgeführt werden.

Anliegerprobleme

Durch die Komplexität der Baumaßnahme musste es zwangsläufig u. a. zu folgenden Behinderungen bzw. Einschränkungen kommen:

  • Wegfall der Parkmöglichkeiten im Baubereich,
  • zeitweise Einschränkungen in der Zufahrt zu einzelnen Grundstücken,
  • Lärmbelästigung,
  • Geschwindigkeitsbegrenzungen,
  • Erschütterungen von Gebäuden insbesondere im Zusammenhang mit der Gleisdemontage.

Zielsetzungen

Bauliche Sanierung

Zielsetzung der baulichen Sanierung war die Wiederherstellung der

  • hydraulischen Dichtheit der Kanalhaltungen und Schächte,
  • statischen Belastbarkeit des Hauptsammlers und der Schächte
  • Funktionsfähigkeit und Betriebssicherheit der Anschlussleitungen
für weitere 50 Jahre.


Hydraulische Orientierung
Ein maßgebliches Ziel bestand in der Verbesserung der Abflussverhältnisse zur Vermeidung von Ablagerungen durch eine Anhebung der Kanalsohle über die gesamte Länge der Baumaßnahme. Demgegenüber stand eine zwangsläufige Verringerung des Querschnittes, was - auch bei einer geringeren betrieblichen Rohrrauhigkeit - zu einer Reduzierung der maximal zu transportierenden Abwassermenge führte. Dies konnte jedoch vom Bauherren akzeptiert werden.

Renovation Anschlussleitungen
Auf Grund der Ergebnisse der Kanal-TV-Untersuchung wurde für jede Anschlussleitung eine Bewertung des baulichen Zustandes und ihrer Funktion vorgenommen. In die praktische Renovierung wurden nur die Kanäle einbezogen, bei denen nach erfolgter Schadensermittlung feststand, dass

  • sie weiterhin in Betrieb bleiben müssen,
  • ihre statische Tragfähigkeit gefährdet und
  • ihre hydraulische Funktionsfähigkeit nicht mehr gegeben ist.

Abwasserhaltung

Eine Grundvoraussetzung für die ordnungsgemäße Durchführung der Sanierungsarbeiten bestand in der Gewährleistung eines abwasserfreien Zustandes im jeweiligen Bauabschnitt, was den Aufbau und das Betreiben einer (wandernden) Abwasserhaltung notwendig machte.

Zusammenspiel Renovation/grundhafter Strassenausbau/Neuverlegung Gleisanlage
Die Kanalrenovation war eingebettet in den grundhaften Strassenausbau, eine teilweise Erneuerung der Trinkwasserleitungen und die Neuverlegung der Gleisanlage der Straßenbahn. Dies wurde separat planerisch erarbeitet, ausgeschrieben und ausgeführt. Zwischen den Auftraggebern wurde vor Beginn der Baumaßnahme eine Vereinbarung über die Komplexmaßnahme geschlossen, die den zeitlichen und sachlichen Ablauf definierte. Um einen zügigen Bauablauf für alle Gewerke zu gewährleisten, wurden definierte Baufelder durch die beteiligten Büros und Firmen zeitlich und örtlich abgesteckt.

Auswahl der Renovierungsverfahren

Randbedingungen

Wie bereits angedeutet musste das Vorhaben verschiedenen Zielstellungen gerecht werden, wobei einige Randbedingungen gravierend waren:

  • Vergleichmäßigen des Sohlgefälles über ca. 960 m
  • Herstellen eines Bauwerkes mit prüfbarer Rohrstatik
  • extrem kurze Bauzeiten in Abschnitten
  • Tolerierung nachfolgender und sich zeitweise überschneidender Baufelder anderer Firmen
  • Abklärung der Funktion von Anschlussleitungen während der Bauzeit - Arbeiten bei fließendem Straßenverkehr.
Gewählte Renovierungsverfahren;
Hauptsammler

Während der Planungsphase wurden die möglichen Varianten hinsichtlich technischer Lösung, entscheidender monetärer und nichtmonetärer Faktoren sowie in Anbetracht der o.g. Randbedingungen untersucht (siehe Tabelle 2).
Verfahren Vorteile Nachteile
Erneuerung Neuer Kanal mit ausgeglichenem Mindestgefälle Linienbaustelle mit hohem Zeit- und Tiefbauaufwand
Schlauchlining Keine Bauzeit mit geringem Tiefbauaufwand Veränderung des Sohlgefälles nicht möglich; Querschnittsänderungen des Kanals nicht nachzubilden; schwierige Statik
Kurzrohrrelining Relativ kurze Bauzeit und geringerer Tiefbauwaufwand; Ausgleich des Sohlgefälles möglich; Statik ergibt akzeptable Rohrwandstärken Verringerung des Abflussquerschnittes; große Baugruben mit Neubauschächten
Tabelle 2: Verfahrensauswahl Hauptsammler. Quelle: Hoffmann et.al.
Im Ergebnis von technischen Untersuchungen [5] z.B. Rohrstatik sowie Hydraulik und dynamischen Kostenvergleichsrechnungen wurde das Relining mit GFK-Kurzrohren mit einer dem Altkanal weitgehend angepassten Querschnittsform der Vorzug gegeben.
Schachtbauwerke
Die vorhandenen Schachtbauwerke, die in einem ausreichend guten Bauzustand waren und den zulässigen Abmessungen entsprachen, sollten mittels Beschichtung mit Ergelit saniert werden. Einige im Durchmesser zu gering bemessene Schächte waren zu entfernen bzw. durch neue, den Regeln des Gesundheitsschutzes entsprechende Bauwerke zu ersetzen.

Anschlussleitungen
Für die Anschlussleitungen kam je nach Zustand
  • Erneuerung,
  • Partliner*
  • Schlauchlining oder
  • Verdämmen
in Frage.

Realisierung und Qualitätssicherung

Zeitrahmen und Bauumfang

Nach dem Baubeginn im März standen 26 Wochen für die Maßnahme der Kanalrenovation zur Verfügung. Die praktische Bautätigkeit erstreckte sich über den Zeitraum von 28 Wochen. Im Bauzeitraum der Kanalrenovation mussten folgende wesentlichen Leistungen erbracht werden:

  • Demontage von ca. 100 m Doppelgleis,
  • Aufbau und Betreiben der Abwasserhaltung,
  • Abbruch und Neubau von 5 Schächten mit einem Aushubvolumen pro Schacht von bis zu 170 m3,
  • Sanierung von 7 Schächten mit einer Tiefe von bis zu 7,20 m,
  • Einbau von 960 m GFK-Elementen (überhöhtes Ei-Profil bis zu 570/1310) einschl. Herstellung der Seitenanschlüsse,
  • Auswechslung und Neubau von 12 Anschlussleitungen mit einer Dimension von bis zu DN 300 und einer Länge von bis zu 12 m,
  • Sanierung von 21 Anschlussleitungen mittels partieller Sanierung und im Schlauchliningverfahren mit Dimensionen bis zu DN 500 und Längen bis zu 42 m.
Renovation des Hauptsammlers
Die gesamte Kanalstrecke von ca. 960 m wurde in insgesamt 8 Einbaustrecken unterteilt. Es ergaben sich Einbaulängen von 97 m bis 221 m. Nach Aufbau der Abwasserhaltung für den ersten Teilabschnitt und der Reinigung der Kanalstrecke wurde diese kalibriert. Zur Überprüfung der ausgeschriebenen Abmessungen für die einzubauenden GFK-Elemente in Form eines überhöhten Eiprofiles und zur Feststellung der maximal einzubauenden Rohrlängen infolge eines nicht immer geraden Kanalverlaufes wurde ein speziell angefertigter Holzkaliber durch den Hauptsammler gezogen. Weiterhin mussten die einzelnen Zuläufe eingemessen werden, um die genaue Lage ihrer Einbindung in den Hauptsammler festzustellen. Die berechnete Rohrstatik des Rohrherstellers wurde anschließend der LGA Bautechnik GmbH, Institut für Statik Nürnberg zur Prüfung vorgelegt. Danach konnte der Rohrfolgeplan für die einzelnen GFK-Elemente aufgestellt werden. Damit wurde die Reihenfolge und die Längen der einzubauenden Rohrsegmente festgelegt, um zu verhindern, dass an einer Verbindungsstelle zweier Rohrsegmente eine Anschlussleitung in den Hauptkanal einbindet.

Nach der Freigabe der Statik konnte ein erster Wickeldorn für das berechnete Sonderprofil hergestellt und die ersten Elemente produziert werden.

In den 5 Wochen nach erfolgter Kalibrierung bis zur ersten Lieferung der Rohrsegmente wurden in Vorbereitung des Einbaues der GFK-Elemente notwendige Hauptarbeiten ausgeführt:
  • Demontage der Oberleitungen und Gleisanlagen im ersten Baufeld,
  • Reprofilierung/Anhebung der Kanalsohle,
  • Ortung bzw. Feststellung der Funktionsfähigkeit von Anschlussleitungen, deren Funktion im Rahmen der Planung nicht eindeutig festgestellt werden konnte,
  • Abbruch/Neubau bzw. Neubau von Anschlussleitungen,
  • Abbruch von Schächten und Herstellung der Montagebaugruben für den Einbau der GFK-Elemente.
     
Besonderes Augenmerk wurde auf die detaillierte Vermessung der künftigen Kanalsohle gelegt, da hier das Gesamtgefälle auf ein Mindestgefälle von 0,1 % gebracht werden musste.

Beim Einbau der GFK-Elemente (Länge 1 bis 3 m) wurden die einzelnen Rohrsegmente mittels Kran in die Baugrube abgelassen, auf einen speziellen Fahrwagen aufgesetzt und zum Einbauort transportiert. Die Rohrstücke wurden über eine Steckmuffenverbindung mit integrierter Dichtung mittels Seilwinde miteinander verbunden.

Unmittelbar nach dem Einbau eines Rohrsegmentes mussten die notwendigen Auftriebssicherungen im Scheitelbereich im Ringspalt zwischen GFK-Element und Altkanal sowie die Abstandshalter eingebracht werden. Des weiteren war es erforderlich, in dem Bereich der Einbindung einer Anschlussleitung diese Verbindung sofort herzustellen. Im nachfolgenden Arbeitsschritt wurde der Einbindebereich der Anschlussleitung händisch bis ca. 10 cm in den Zulauf überlaminiert.

Als abschließende technologische Maßnahme erfolgte die Verdämmung des Ringraumes zwischen Alt- und Neukanal. Dazu wurde ein Porenleichtbeton in zwei Schritten eingebracht. Im ersten Schritt wurde der Dämmer bis ca. 2/3 der Kanalhöhe eingefüllt. Nach der Erstarrung wurde der restliche Ringraum verdämmt.
Renovation/Neubau der Schächte
Insgesamt wurden fünf Schächte abgebrochen und anschließend neu gebaut, wobei an diesen Stellen die Montagegruben für die einzubringenden GFK-Elemente zu errichten waren. Auf Grund der Dimension des vorhandenen/renovierten Kanals und der notwendigen Einordnung des Einstieges in den Gleisbereich wurden prinzipiell werksseitig vorgefertigten Betonunterteile eingebaut. Die zu renovierenden Schächte wurden mit Ergelit beschichtet.

Renovation/Neubau der Anschlusskanäle
Die komplette Renovation wurde vorzugsweise mittels Schlauchlining durchgeführt. Dabei wurden in Abhängigkeit der Dimension und der Trassierung des zu sanierenden Kanals unterschiedliche Verfahren angewendet. Die partielle Sanierung wurde mit Kurzlinern ausgeführt. Für alle genannten Sanierungsverfahren lag die Bauaufsichtliche Zulassung des Deutschen Institutes für Bautechnik vor.

Bauüberwachung/Qualitätssicherung
Die Ausschreibungsunterlagen enthielten neben den allgemein üblichen Auflagen zur Fachkunde und Leistungsfähigkeit umfangreiche Anforderungen an die Bewerber insbesondere hinsichtlich der hohen technischen Qualität des auszuführenden Rohrrelinings [6]. Mit der praktischen Kanalrenovation einschl. der teilweisen Erneuerung von abwassertechnischen Anlagen ging eine umfangreiche Qualitätssicherung einher. Neben der laufenden Bauüberwachung durch das Ingenieurbüro und den Projektleiter des Auftraggebers wurde die Baustelle ordnungsgemäß beim Güteschutz Kanalbau und der Tiefbau-Berufsgenossenschaft angemeldet. Ein SiGe- Koordinator kontrollierte regelmäßig die Belange des Arbeits- und Gesundheitsschutzes auf dem Baustellengelände Zu Beginn der Baumaßnahme erhielt die Sanierungsfirma vom bauüberwachenden Büro ein Katalog mit insgesamt 37 geforderten Qualitätsnachweisen [7]. Rechtzeitig vor Anfang von einzelnen Tätigkeiten bzw. unmittelbar nach Ausführung von bestimmten Arbeiten wurden die jeweiligen Nachweise abverlangt und von der Firma zeitnah übergeben. Die Qualitätskontrolle begann bereits mit dem simplen Nachmessen der Kaliber der Rohrschüsse beim Eintreffen auf der Baustelle. Die Folge davon war eine wesentlich höhere Maßhaltigkeit.

Die Ausführung der Arbeiten vollzog sich entsprechend den im Verfahrenshandbuch vorgegebenen Technologie- und Arbeitsschritten. Während der Baumaßnahme kam es lediglich zu einem gravierenden Ausführungsmangel. Nach einer Inspektion der im ersten Bauabschnitt eingebauten GFK-Elemente wurden an 32 Rohrverbindungen Querrisse festgestellt. Nach umfangreicher Begutachtung, an der auch die LGA Nürnberg beteiligt war, wurde als Ursache eine vom Rohrhersteller zu stark bemessene 14 mm-Dichtung in den Rohrmuffen ermittelt. Beim Zusammenziehen der Rohre entstand dadurch ein zu hoher Kompressionsdruck. Da dies keine Auswirkungen auf die statische Tragfähigkeit des renovierten Abwasserkanals hatte, wurden die betroffenen Muffenbereiche aufgeschliffen, durchgeharzt und anschließend durch ein umlaufendes Überlaminat abgedichtet. Alle nachfolgend eingebauten Rohre wurden mit einer 12 mm-Dichtung ausgestattet, die den Dichtheitsanforderungen genügte.

Nach Fertigstellung dieser umfangreichen Bauleistung konnten nur wenige, geringfügige Mängel bei der Abnahme festgestellt werden. Die eigentliche Renovation des Hauptsammlers einschl. der Anschlussleitungen wies durchgehend eine sehr gute Qualität auf.

Zusammenspiel der beteiligten Partner

Die Gesamtmaßnahme stand von Anbeginn unter erheblichen Zeitdruck, sodass die zeitliche Abstimmung der an dem Vorhaben Beteiligten nicht immer optimal sein konnte. Während der Bauüberwachung wurden die entstehenden Probleme konstruktiv mit dem Ziel einer einvernehmlichen Lösung diskutiert, wobei der Beratungsaufwand größer als ursprünglich erwartet war.

Auf Grund der Komplexität der Baumaßnahme, der Zuordnung der Funktionalität unterirdischer Bauwerke (Kamine, Betonfundamente u.dgl.) traten zwangsläufig temporäre Schwierigkeiten auf. Auf Grund der verschiedenen Baufelder und der ständigen Gewährleistung des öffentlichen Fahrverkehrs kam es teilweise zu hinnehmbaren, gegenseitigen Behinderungen der auf der Baustelle tätigen Firmen. So mussten die Interimsfahrbahnen des Fahrverkehrs oft verändert werden, wobei die örtlich begrenzten Einzelbaustellen in ihrer zeitlichen Ausdehnung häufig signifikante Randbedingungen stellten.

Erheblicher Zeitaufwand musste auch für die vielseitigen Abstimmungen mit Grundstückseigentümern, Pächtern, Versorgungsträgern usw. aufgebracht werden, da viele Fragestellungen zu Details im Untergrund und in den angrenzenden Grundstücken erst während der Bauphase auftraten.

Schlussfolgerungen

Die Renovation eines Mischwassersammlers aus Sandsteinmauerwerk in innerstädtischer Bebauung ist mit einem hohen Aufwand an Vorbereitungsarbeit, Bauüberwachung und Qualitätskontrolle verbunden. Rohrreliningverfahren haben im innerstädtischen Bauen bei komplizierten Renovierungsaufgaben den Vorteil, dass sie in übersichtlichen Abschnitten bauen, bei denen Anpassungen an sich ändernde Randbedingungen prinzipiell möglich sind. Das Durchsetzen einer zeitnahen Qualitätskontrolle im laufenden Baustellenbetrieb erfordert ein hohes Engagement [9,10].

Der Abstimmungsbedarf zu baubedingten Details ist sehr hoch anzusetzen und vergrößert sich beim Bauen im Komplex anderen Gewerken erheblich. Umso erfreulicher ist es, wenn die Renovation eines komplizierten Kanalabschnittes in sehr guter Qualität und nahezu termingemäß abgeschlossen werden konnte.

*Anmerkung der Redaktion: Partliner™ ist ein eingetragenes Warenzeichen der resinnovation GmbH
 

Literatur

[1] DOLL, Gutachten zum Bauzustand, Landesgewerbeanstalt Bayern; 2003

[2] IFB EIGENSCHENK, Geotechnischer Bericht Friedrichstraße; 2003

[3] Lehrgangsunterlagen des VSB „Zertifizierter Kanalsanierungsberater“, Verband Zertifizierter Sanierungsberater für Entwässerungssystem; 2003

[4] STEIN, D. ;NIEDEREHE, W., Instandhaltung von Kanalisationen, Verlag Ernst & Sohn Berlin; 1992

[5] PLENKER, TH., Multikriterielles Auswahlverfahren zur Bestimmung der bestgeeigneten Sanierungstechnik für individuelle Abwasserkanäle TU Dresden, Fakultät Bauingenieurwesen Dresdner Beiträge zum Stadtbauwesen; 2003

[6] Ausschreibung, Vergabe und Bauüberwachung von Sanierungsleistungen, Verband Zertifizierter Sanierungsberater e.V., VSB-Empfehlung Nr. 0.2; 2004

[7] SCHMAUTZ, H., Qualitätssicherung in der grabenlosen Kanalsanierung; Fachtagung Kanalsanierung, KA – Abwasser, Abfall Nr. 2; 2005

[8] - private Anschlusskanäle: IKT vergleicht Sanierungsverfahren, IKT – eNewsletter Februar; 2004

[9] GÜNZEL, W., Sanierung von Hausanschlussleitungen, expert-Verlag Renningen; 2002

[10] STEIN, D., Aktuelle Entwicklung in der Regelwerksarbeit für die Kanalsanierung und deren Qualitätssicherung, KA – Abwasser, Abfall Nr. 6; 2005

Die Autoren

Frau Dipl.-Ing. Ingrid Hoffmann
Stadtentwässerung Dresden GmbH
Gebietsleiterin Invest Kanalnetz
IHoffmann@se-dresden.de

Herr Dipl.-Ing. Christian Scholze
Ing.-Ges. SCHOLZE&PARTNER mbH,Dresden
Geschäftsführer, Zertif. Sanierungsberater
kontakt@scholze-und-partner.de

Herr Dipl.-Ing. Hagen Müller
Ing.-Ges. SCHOLZE&PARTNER mbH,Dresden
Projektleiter, Zertif. Sanierungsberater
mueller@scholze-und-partner.de
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der bi UmweltBau. Mehr Informationen unter http://www.bi-fachzeitschriften.de.

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