Optimierter Kanalbau in offener Bauweise. Weltpremiere in Dortmund.

18.07.2006

Das Dortmunder Tiefbauamt testet im Rahmen eines Pilotvorhabens neuartiges Rohrmaterial und ein optimiertes Verlegeverfahren im Kanalbau.

Das nach wie vor gebräuchlichste Verfahren beim Bau von Kanalisationsanlagen stellt die offene Bauweise dar. Dabei sind die Arbeitsabläufe trotz des Einsatzes von Spezialmaschinen durch einen hohen Anteil manueller Arbeiten gekennzeichnet.

Das führt einerseits zu einem hohen Lohnkostenanteil und stellt andererseits – wie verschiedene Untersuchungen eindeutig ergaben – eine wesentliche Ursache für Kanalschäden dar.  Im Rahmen eines vom Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes NRW geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojektes wurde jetzt ein neuartiges Rohrmaterial entwickelt, das statisch und verlegetechnisch bessere Eigenschaften als herkömmliches Material aufweist und so zur Vermeidung solcher Schäden beiträgt.

Zudem ist es im Zuge eines von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Fortsetzungsvorhabens gelungen, ein optimiertes Verlegeverfahren für diese Rohre zu entwickeln. Diesem Forschungskonsortium gehören an:
  • Prof. Dr.-Ing. Stein & Partner GmbH, Bochum (Initiator und Projektleitung)
  • Emunds & Staudinger GmbH, Hückelhoven (Entwicklung eines speziellen Linearverbausystems)
  • WIMAG GmbH, Obernburg (Entwicklung eines Rohrverlegegerätes)
  • E.J. Kronenberger ing. ing. Beratender Ingenieur GbR (Optimierung der Bodenaufbereitung zur Wiederverwendung des Aushubbodens)
  • Bauunternehmung Klaus Stewering GmbH & Co. KG, Borken (Ausführung der Pilotbaustelle in Dortmund)
Das Tiefbauamt der Stadt Dortmund setzt die Neuentwicklungen bei der Kanalerneuerung an der Wellinghofer Straße in Dortmund-Hörde erstmals unter realen Bedingungen ein. Dort werden Betonrohre von 700 mm Durchmesser auf einer Länge von 65 Metern erneuert. Das Tiefbauamt hat sich zum Einsatz der neuen Technik entschlossen, weil man sich bei erfolgreicher Bewährung künftig geringere Baukosten durch schmalerer Grabenbreiten und eine geringere Beeinträchtigung des Verkehrs durch weniger Platzbedarf verspricht.

Außerdem sollen durch die maschinelle Verlegetechnik und die Spezialform der Rohre die Qualität und Dauerhaftigkeit des Kanals noch weiter erhöht werden. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt übernimmt für die Pilotbaustelle zudem die Rohrkosten in Höhe von rund 10.000 Euro, so dass die Baukosten hier für die Stadt Dortmund geringer ausfallen als bei klassischer Kanalbauweise.
Als hauptsächliches Ziel des optimierten Verfahrens nannte Prof. Dr. Dietrich Stein, Verlegefehler auszuschließen und gleichzeitig Kosten einzusparen. Als wesentliches Element dient hierzu ein neu entwickeltes, statisch optimiertes Rohr mit geradem Fuß, das den für die Verdichtung der Bettungszone so kritischen Bereich des Zwickels entschärft.

Als zweites Kernelement wurde - als Anbaugerät für den Bagger – ein Verlegegerät entwickelt. Hiermit kann der Baggerfahrer das Rohr aufnehmen, in den verfahrensbedingt sehr schmal verbauten Rohgraben einfädeln und mit dem vorher verlegten Rohr zusammenschieben.
Die Bettungszone des Rohres wird aus aufbereitetem, verflüssigtem Bodenaushub von der Baustelle hergestellt. Eine mechanische Verdichtung entfällt in diesem Bereich.

Beim Verbau handelt es sich um einen modifizierten und dem Verlegeverfahren angepassten Linearverbau. In Dortmund soll das neue Rohr im Zusammenspiel mit der optimierten Bauverfahrenstechnik im praktischen Einsatz seine Vorteile unter Beweis stellen und sich anschließend am Markt etablieren. Argument hierbei soll neben den technischen Vorteilen ein deutliches Kosteneinsparpotential sein.

Prof. Stein sprach in diesem Zusammenhang von etwa 20 Prozent gegenüber der konventionellen offenen Verlegung. Ob sich diese Einschätzung realisieren lässt, wird die Zukunft zeigen und der Markt entscheiden.

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