Polyethylen in der Freispiegelentwässerung: Detaillierte Einblicke in ein Kunststoff-Kanalrohrsystem

30.05.2005

Polyethylen-Rohre (PE-Rohre) werden aufgrund ihrer vielfältigen Vorteile nicht nur in der Druckentwässerung, sondern auch im Bereich der Kanalisation eingesetzt. Eine homogene Materialverbindung durch Heizwendelschweißen bietet höchste Sicherheit gegenüber den Beanspruchungen des dauerhaften Betriebes der Rohrleitung. Im System wird die bewährte Technik daher konsequent für Schachtanbindung, Hausanschluss und Rohrverbindung eingesetzt.

Die Wahl des Rohrwerkstoffes im Kanalbau

Durch die Auflage an den Betreiber, Kanäle und Abwasserleitungen regelmäßig zu untersuchen, die Schadensbilder zu klassifizieren und - als kostenintensive Konsequenz hieraus - Instandsetzungsmaßnahmen durchzuführen ist der Zustand unseres Kanalnetzes inzwischen gut bekannt. Undichte Kanäle und Abwasserleitungen stellen bei Abwasseraustritt eine potentielle Gefährdung des Grundwassers dar oder führen bei Infiltration zu einer Überlastung der Kläranlagen. Die Folge der Undichtigkeit sind Einschwemmungen und Wurzeleinwuchs, gleichzeitig Hinterspülungen im Bettungsbereich und in Folge dessen eine stetig wachsende Schädigung der Rohrleitung. Als häufigste Schäden an Kanalleitungen aus konventionellen, spröden Rohrwerkstoffen werden Risse, Scherbenbildung bis zum Einsturz des Kanals und Korrosion sowie undichte Muffenverbindungen und Muffenversatz erfasst.

Die in erster Linie mechanischen Versagensursachen – bedingt durch Sprödbruch bei Punkt- oder Linienlasten – können bei den so genannten „biegeweichen“ Rohren, z.B. aus Polyethylen, nicht auftreten. Durch die Flexibilität des Werkstoffes sind selbst größere Verformungen des Durchmessers laut statischer Berechnung nach ATV-A127 zulässig. Aufgrund der Bodenmechanik führt der so genannte Tunneleffekt zu einer Eigenstabilisierung des Erdreichs. Die Setzungserscheinungen sind in der Regel zum größten Teil nach etwa einem halben Jahr abgeschlossen. Die bis dahin eingetretenen Verformungen haben nachweislich auch langfristig keine Auswirkungen auf die statische Tragfähigkeit, die Funktion oder die Lebensdauer des Rohrsystems.

Kunststoffrohre für den Kanalbau

Für Abwasserrohre werden Rohre aus PVC (Polyvinylchlorid), PP (Polypropylen) und PE (Polyethylen) eingesetzt. Zur Gewichtsreduzierung werden z.B. Rohrkonstruktionen mit profilierter Wand, mit Hohlkammern oder geschäumtem Kern angeboten. Diese Rohrkonstruktionen sind nicht unumstritten, da mit material- und kostenreduzierten Versionen sowohl mechanische Eigenschaften als auch Verlege- und anwendungstechnische Eigenschaften in der Regel negativ beeinflusst werden. Die Verbindungstechnik basiert auf elastomergedichteten Steckmuffen. Der Werkstoff Polyethylen profiliert sich dagegen durch seine Schweißbarkeit, in Folge dessen durch eine materialhomogene Verbindung, die keine zusätzlichen Dichtelemente erfordert. Geschweißte Polyethylenrohre ermöglichen damit den Bau und Betrieb eines äußerst robusten und widerstandsfähigen, dauerhaft dichten und langlebigen Kanalrohrsystems.
Die Diagramme zeigen die Verteilung der Kunststoffrohrproduktion nach Anwendungsgebieten. „Der Anteil von Kunststoffrohrsystemen in der Abwasserentsorgung ist im Ausland bereits deutlich höher. Ein Umdenken bei den Entscheidern zugunsten des Einsatzes von Kunststoffrohrsystemen greift erst langsam. Die Schuldenlast und der Kostendruck der Kommunen mögen diesen Prozess beschleunigen, vor allem aber ein professionelles Management, das die Betriebssicherheit erhöht und Kosten senken hilft, wie es bei den Versorgungsunternehmen längst Standard ist (vgl. [1]).“

Der Werkstoff Polyethylen

Im Wasserhausanschlussbereich liegen Erfahrungen aus einer nahezu fünfzigjährigen Anwendung von Polyethylen vor. PE 80 wird bereits seit ca. 30 Jahren in der Gasversorgung eingesetzt. Mit dem Polyethylen der dritten Generation – PE 100 –, das seit etwa 12 Jahren auf dem Markt ist, stieg infolge der höheren mechanischen Beanspruchbarkeit und Festigkeit die Akzeptanz von Polyethylen in Wasserverteilungsnetzen in größeren Nennweiten. Vor allem im Bereich der Druckentwässerung und zunehmend in der Kanalisation sind PE80- und PE100-Rohre seit Jahren flächendeckend im Einsatz. Bild 1 zeigt die typische Situation der unterirdischen Infrastruktur für Ver- und Entsorgungsleitungen.

Die spezifischen Materialeigenschaften von Rohren aus Polyethylen ermöglichten eine Vielzahl von Einsatzbereichen. Vor allem die Verlegefreundlichkeit, die hohe Lebenserwartung und damit verbunden die Wirtschaftlichkeit von PE-Rohrleitungen bewirkte, dass der breite Einsatz des Werkstoffs im Leitungsbau für eine Vielzahl von Anwendungen erfolgte. Neben der konventionellen Verlegetechnik mit offenem Graben wurde speziell durch Polyethylenrohre die Entwicklung völlig neuartiger Verlegeverfahren möglich, z. B. Berstlining, Einpflügen oder Horizontalspülbohren.

Was bedeutet der Einsatz eines geschweißten Polyethylen-(PE-) Kanalrohrsystems für den Betreiber?

  • Der Werkstoff PE zeichnet sich aus durch eine extreme Widerstandsfähigkeit gegen chemisch aggressive Durchleitungsstoffe und seine Korrosionsunempfindlichkeit. Auch in Unternehmen der chemischen Industrie ist daher oft PE der Werkstoff der ersten Wahl.
  • Die Oberfläche von PE-Rohren ist extrem abriebfest gegenüber Geschiebebewegungen aus den Inhaltstoffen im Abwasser. Durch das „Darmstädter Verfahren“ wird diese Eigenschaft eindrucksvoll nachgewiesen. In der Praxis werden PE-Rohre daher z.B. auch eingesetzt in Kieswerken zum Transport von scharfkantigen, harten Feststoffen mit gegenüber anderen Rohrwerkstoffen erheblich längeren Nutzungszeiträumen. Gleichzeitig verhindert die extrem geringe Oberflächenrauhigkeit das Entstehen von Ablagerungen und Inkrustierungen.
  • Durch die Flexibilität der Rohrleitungen werden sowohl statische als auch dynamische Lasten aus der Einbausituation aufgenommen. Wo spröde, bruchempfindliche Werkstoffe durch Punkt- oder Linienlasten längst versagen, bleibt der PE-Kanal ohne Einschränkung funktionsfähig. Dieser Effekt ist z.B. aus dem Flugzeugbau bekannt: Die Tragflächen müssen flexibel sein um die hohen Belastungen aufnehmen zu können. Eine steife, unflexible Tragfläche würde bei Böen und Turbulenzen brechen.
  • Durch das Heizwendelschweißverfahren, wird eine homogene Materialverbindung zwischen Rohr und Formstück erzeugt. Das geschweißte Rohrsystem besteht im Gegensatz zu konventionelle Steckmuffenrohrleitungen nicht mehr aus Einzelkomponenten, sondern aus einem einzigen homogenen Rohrstrang.
  • Der Verbindungsbereich ist sohlengleich, weist eine hydraulisch optimale glatte Oberfläche auf, ohne Muffenspalt, ohne Wulst und ohne Versatz. Ablagerungen, Blockaden und Funktionsstörungen durch behinderten Abfluss werden dadurch im Kanal von vornherein vermieden (Bild 2, 3).
  • Die eigentlich als „Störgröße“ auffällige Rohrverbindung übertrifft bei der Heizwendelschweißverbindung die Festigkeit des Rohres. Praktisch bedeutet das:
  • Die Verbindungsstelle der Schweißmuffe weist eine deutlich höhere Ringsteifigkeit als das Rohr auf, da die Rohrwanddicke im kritischen Verbindungsbereich quasi verdoppelt wird. Dennoch erfolgt bei entsprechender Krafteinleitung eine gleichmäßige Verformung der Verbindung. Bei herkömmlichen Steckverbindungen von biegeweichen Rohren wäre infolge der hohen statischen Lasten eine ungleichmäßige Verpressung der Elastomerdichtung gegeben. Damit besteht die Gefahr einer undichten Verbindung. Biegesteife Rohre brechen bei Überlast.
  • Die Verbindung ist zugfest, in der Regel sogar ausreisssicher. Die mechanische Belastbarkeit der Heizwendelschweißverbindung ist oft höher als die des Rohres. Die Verbindung, die bei herkömmlichen Techniken als „Schwachstelle“ angesehen wird ist hier im Gegenteil der Bereich der höchsten Festigkeit.
  • Die Schweißverbindung ist resistent gegenüber Wurzeleinwuchs. Die Mechanismen des Wurzeleinwuchses beruhen nach neuen Erkenntnissen auch bei dichten Rohrverbindungen nicht auf dem Vorhandensein von Wasser in der Rohrleitung, sondern auf der im Bereich der Rohrbettung bevorzugten Wuchsrichtung der Wurzel. Die Sandbettung bietet dem Wurzelwachstum geringeren Widerstand als der gewachsene Boden. Dem Rohr folgend stößt der Trieb früher oder später auf eine Muffe. Im Muffenspalt findet die Wurzel keinen Widerstand, wächst um den Rohrumfang und schneidet sich damit selbst den Weg aus dem Muffenspalt zurück ins Erdreich ab. Der zwangsweise Ausweg führt tiefer in die Steckmuffe, durch die Elastomerdichtung und schließlich in das Rohr. Dort findet die Wurzel Wasser und Nährstoffe, so dass sie weiter wachsen kann [2]. Die Folge ist ein im Laufe der Zeit zugewucherter Rohrquerschnitt und der Funktionsausfall des Rohrsystems. Im Gegensatz dazu bietet die Heizwendelschweißverbindung keine weitere Wachstumsmöglichkeit und der Trieb geht aufgrund des Nährstoffmangels ein.
Das Heizwendelschweißverfahren

Axiale Rohrverbindungen werden bei Druckleitungen in der Versorgung mit einem maximalen Betriebsdruck von 16 (25) bar durch Heizwendelscheißmuffen ab d 20 mm bis momentan d 710 mm durchgeführt. In der Entsorgung gibt es ein auf die spezifischen Anforderungen abgestimmtes System von Formstücken im Abmessungsbereich d 110 bis zur Zeit d 560. Diese Bauteile eignen sich für drucklos betriebene Freispiegelkanäle aus PE-HD ebenso, wie für Abwasserdruckleitungen bis zu einem maximalen Systemdruck von 10 bar.

Durch Sattelformteile werden im gleichen Verfahren einfach und wirtschaftlich Abzweige aufgeschweißt. Der schweißbare Abwassersattel mit integriertrer Abgangsmuffe ermöglicht den Anschluss der PE-Hausabflussleitung in der Dimension d160/DN150. Neben der Verlegung in Strecke ist das Heizwendelschweißverfahren für Reparaturen am Leitungsnetz und bei Arbeiten unter beengten Platzverhältnissen, z.B. bei kleinen Baugruben oder Trassenkreuzungen, ein äußerst gut handhabbares Verfahren.

Funktionsprinzip

Die Verbindungsflächen - die Rohraußenfläche und die Innenseite der Muffe - werden mittels im Fitting integrierter Heizdrähte durch die Beaufschlagung mit elektrischem Strom auf Schweißtemperatur erwärmt. Dabei wird von beiden Bauteilen Schmelze aufgebracht. Nach der Abkühlung kommt es zu einer unlösbaren, homogenen Verbindung. Die entscheidenden Parameter für die Schweißung sind Schmelzetemperatur und Schweißzeit sowie Schmelzedruck.

Die Parameter „Temperatur“ und „Zeit“ werden über einen am Bauteil befestigten Barcode eingelesen und automatisch vom Schweißgerät eingestellt. Der erforderliche Schweißdruck resultiert aus der Volumenvergrößerung des erwärmten Polyethylens in Schmelze. Eine optimale Wärmeübertragung wird durch die freiliegenden Heizwendeln [3] erreicht. Die Energie wird infolge von Konvektion und Wärmestrahlung direkt auf die Rohroberfläche übertragen.

Gerätetechnik

Zum Abarbeiten der Oxidhaut (Bild 6), die sich während der Lagerung durch Sonneneinstrahlung auf der Rohroberfläche bildet, werden mechanische Schälgeräte empfohlen, die eine reproduzierbare Qualität in der Fügeebene gewährleisten. Diese Oxidhaut muss vor jeder Schweißung sorgfältig vom Rohr entfernt werden, da sie sonst eine homogene Verbindung der Materialien verhindert.

Die Verarbeitung von Heizwendelschweißfittings erfolgt durch automatische Schweißgeräte (Bild 4), die die bauteilspezifischen Schweißparameter über einen Barcode erfassen und die erforderliche spezifische Energie zuführt. Heizwendelschweißgeräte arbeiten mit Kleinspannung von maximal 48 Volt. Durch die im Barcode definierte und vom Schweißgerät umgesetzte Temperaturkompensation werden klimatische Umgebungseinflüsse selbstständig berücksichtigt. Der Schweißprozess wird beim Einlesen von Barcodes andersartiger Fittings nach der geräteinternen Prüfung des Wicklungswiderstandes nicht freigegeben. Ein versehentliches Schweißen mit abweichenden Schweißparametern wird damit ausgeschlossen.

Fehler, wie zum Beispiel Schweißabbruch durch Unterbrechung der Stromzufuhr oder vorzeitiges Abziehen der Schweißstecker, werden vom Gerät durch akustisches Signal gemeldet und über die Displayanzeige als Text angezeigt. Ein automatisch hinterlegtes Schweißprotokoll kann entsprechende Störungen angeben.

Für die Datenerfassung bieten die Schweißcomputer ferner die Möglichkeit, neben den Prozessdaten, z.B. auch Kommissionsnummer und Baustellenadresse zu erfassen. Die Daten können über parallele Schnittstelle ausgelesen und durch ein Datenbankprogramm benutzerfreundlich verarbeitet werden.

Das PE-Kanalrohrsystem

In der Regel wird das PE-Kanalrohr in der Dimensionierung SDR17,6 ausgelegt und erfüllt mit dieser gewählten Wanddicke die statischen Anforderungen. Bei geringeren Belastungen ist auch der Einsatz von dünnwandigen Rohren SDR33 möglich, bei hohen Anforderungen das dickwandige Rohr SDR11 und kleiner. Für ein PE-System sind neben dem Rohr geeignete Ver- und Anbindungsformstücke erforderlich. Das FRIAFIT®-Abwassersystem (Bild 7) besteht aus einer speziellen Einbindung an Betonschächte, der Heizwendelschweißmuffe, dem Hausanschlussaufschweißsattel sowie einer Vielzahl von Formstücken, z. B. Bögen und Reduzierungen sowie Übergangsstücke für Rohre aus anderen Werkstoffen. Für die Verarbeitung stehen neben dem Schweißgerät auch Schälgeräte, Rundungsschellen und weiteres Zubehör zur Verfügung. Für eine einfache Montage empfehlen sich Rohre mit eingeschränkter Durchmessertoleranz nach DIN 8074, bzw. DIN EN 13244-2. Die Rohre sollten entsprechend den Herstellerangaben so gelagert werden, dass keine Verformung eintritt.

Durch die homogene, längskraftschlüssige und dauerhaft dichte Verbindung kann das Abwassersystem auch als PE-Einrohrsystem in Wassergewinnungsgebieten (Schutzzone II) eingesetzt werden.

Ebenso ermöglicht die hohe Elastizität des Werkstoffes, zusammen mit der längskraftschlüssigen Heizwendelschweißverbindung die Verwendung in Erdsenkungsgebieten.

Heizwendelschweißmuffe

Die Muffe mit der unlösbar im Fitting verankerten Heizwendel ermöglicht die homogene Schweißverbindung zwischen Rohr und Muffe. Die im Strichcode hinterlegten Schweißparameter werden über einen Lesestift vom Schweißgerät erfasst. Nach dem Startbefehl verläuft der Schweißprozess vollautomatisch. Geschweißt werden können Rohre von d110 bis d560 (d710) in der Dimensionierung SDR 33 bis SDR 17. Durch die Verwendung als Überschiebmuffen eignet sich das Verfahren besonders für Einbindungsarbeiten oder Reparaturen am Kanal und Hausabflussrohr aus PE-HD.

Schachtanbindung

Für die Anbindung der Freispiegelleitung an den Betonschacht (Bild 8a, 8b) wurde speziell eine Kombination aus Abwasserschachtfutter ASF und Abwassereinschubmuffe AEM entwickelt. Aktuell wird das Programm um den Schachtanschluss ASF/AEM DN500/d560 ergänzt. Um den Anforderungen beim Anschluss an den Betonschacht gerecht zu werden, wird an diesem Punkt bewusst auf die konsequente Schweißung des Systems verzichtet. Zugspannungen sollen nicht auf das Betonbauwerk wirken. Die spezifischen Belastungen gerade im Bereich des Schachtes, wie Setzungen aber auch Längen-/Durchmesseränderungen des PE-Rohres durch Temperaturunterschiede erfordern zum einen die gelenkige Ausführung des Anschlusses, zum anderen an dieser Stelle gerade keine Längskraftschlüssigkeit. Die Steckverbindung lässt genügend Spielraum um die wirkenden Belastungen durch Bewegungstoleranz fernzuhalten. Die dreifache Dichtsystematik bietet ausreichend Sicherheit um diesen spezifischen Anforderungen gerecht zu werden.

Schachtfutter

Das Schachtfutter ASF (Bild 9) aus PE-HD ist konstruktiv mit einer hohen Ringsteifigkeit ausgelegt und wird durch die Außenprofilierung sicher im Betonschacht verankert. Rohrspannungen und Belastungen durch Schachtsetzungserscheinungen können durch die elastische Abwinkelung des Innenrings kompensiert werden, ohne Dichtheit oder Funktion zu gefährden. Auch ist das Bauteil in dieser Konstruktion so gestaltet, dass Spannungen durch thermische Ausdehnung flexibel abgebaut und damit vom Betonring abgehalten werden. Schnittbild 9a zeigt die Verkrallung der T-Stege am Futter im Betonschacht und die elastomere Zwischenschicht, die die Flexibilität der Schnittstelle gewährleistet. Das Bauteil ist entsprechend den Abmessungen der Betonfertigteilschächte dimensioniert. In der Regel wird das Abwasserschachtfutter vom Betonwerk bei der Herstellung mit einbetoniert, kann aber auch auf der Baustelle eingesetzt werden. Um Sohlengleichheit im Gerinne zu erreichen, ist es wichtig, dass bei der Gerinneauslegung des Schachtunterteils die Rohrwanddicke gewählten PE-Rohres sowie die Wanddicke der Abwassereinschubmuffe berücksichtigt wird.

Abwassereinschubmuffe

Die Abwassereinschubmuffe AEM (Bild 9) ist die sinnvolle Ergänzung zum Abwasserschachtfutter ASF. Die Verbindung zum PE-Kanalrohr wird, analog zur Muffe AM, im Heizwendelschweißverfahren homogen und dauerhaft dicht ausgeführt.

Die Montage in das Schachtfutter erfolgt auf der Gegenseite der AEM durch Einschieben. Für die Abdichtung sorgen zwei elastomere Dichtringe. Zusätzliche Sicherheit bietet ein dritter, wasserquellfähiger Dichtring: Durch Wasserkontakt kann sich das Volumen des Sonderdichtrings um das bis zu Zehnfache vergrößern und schottet damit sicher den Schachtanschluss zum umgebenden Erdreich ab.
Hausanschluss

Der Abwassersattel ASA-TL stellt eine technisch intelligente und wirtschaftliche Lösung für die Einbindung von Hausanschlüssen an PE-Kanalleitungen dar. Der Systemgedanke des rundum dichten Systems durch homogene Materialverbindung wird dabei konsequent fortgeführt. Bild 10 zeigt den Anbohrvorgang des Sammlers.

Der Abwassersattel ASA-TL ermöglicht den Anschluss der PE-Hausabflussleitung d160/DN150 an den PE-Kanal in den Dimensionen d200 bis d560. Die Verbindung erfolgt jeweils - für Sattel und Hausanschluss - im Heizwendelschweißverfahren. Der Hausanschlussstutzen ist bereits als Heizwendelschweißmuffe ausgeführt und ermöglicht so die direkte Einbindung ohne störenden Versatz oder Abflusshindernisse. Ein Trennen der Rohrleitung bei nachträglichen Anschlüssen oder auch bei Sanierungsverfahren, z.B. Berstlining ist nicht mehr erforderlich.

IKT-Warentest: Hausanschlussstutzen

Im Rahmen eines Warentests „Hausanschlussstutzen“ an neun verschiedenen Fabrikaten durch das Institut für unterirdische Infrastruktur, IKT, Gelsenkirchen in 2002 wurde der FRIAFIT®-Abwassersattels ASA-TL mit der Bestnote 1,1 als Testsieger ermittelt.

Bild 11 zeigt eine Schnittdarstellung durch die Schweißverbindungen des ASA zum Rohr und zum Hausanschluss, Bild 12 den Hausanschluss von der Perspektive aus dem Sammler.

Die Montage des Abwassersattels wird durch ein kombiniertes Spann- und Anbohrgerät durchgeführt. Das Werkzeug sorgt zunächst für das ordnungsgemäße Aufspannen des Sattels währen der Schweißung. Nach Ablauf der Abkühlzeit erfolgt mit der Vorrichtung die Anbohrung der Kanalleitung unter Zuhilfenahme z.B. einer Akku-Bohrmaschine (Bild 10).

Das System ist so konzeptioniert, dass nach der Anbohrung kein Absatz oder Hindernis den freien Querschnitt DN 150 im Abflussbereich behindert.

Formteilprogramm

Das PE-Abwassersystem wird ergänzt durch ein sinnvolles Formteilprogramm:

  • Bogen in 30, 45, 60 und 90°
  • Abzweige mit gleichem oder reduziertem Abgang in 45° und 60°
  • exzentrische Reduzierungen
  • Werkstoffübergang

Der Anschlussstutzen UKG (Bild 13) ermöglicht den Übergang auf Hausanschlussrohre aus z.B. PVC oder PP. Der Rohrstutzen des UKG wird dabei in die Abgangsmuffe des Abwassersattels ASA geschweißt. Die Steckmuffe des UKG dichtet mit einem Lippendichtring ab, wobei das eingeschobene Rohr mit dem integrierten Klemm- und Zentrierring lagefixiert wird. Die gleichmäßige Verpressung des Dichtelements wird dadurch gewährleistet und zusätzlich die Auszugskraft erhöht. Die Verbindung erfolgt sohlengleich, ohne störenden Versatz.

Aufgrund des erheblichen Wanddickensprungs zwischen Steinzeug- und PE-Rohr wurde speziell für diesen Werkstoffübergang das neue Formstück FRIAFIT USTZ (Bild 14) entwickelt. Hierdurch ist ein direkter Anschluss ohne weitere Formstücke möglich.

Fazit

Der Einsatz von Polyethylen im Rohrleitungsbau bewährt sich bereits seit fast fünf Jahrzehnten in den Druckrohrsystemen der Gas- und Wasserversorgung. Aufgrund der Vorteile, die PE-Rohre bei der Verlegung, im Betrieb und auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten bieten, ersetzten sie in zunehmendem Maße auch im Abwassersektor die konventionellen Rohrwerkstoffe. PE-Rohrsysteme für Entsorgungsleitungen bieten eine intelligente Antwort auf die dringenden Fragen zur geforderten Schadensbehebung im Kanal und vor allem zur zukünftigen Schadensvermeidung.

Heizwendelschweißverbindungen entsprechen dem Stand der Technik im PE-Rohrleitungsbau. Verfahren und Bauteile haben sich in der Praxis bewährt und konnten sich aufgrund der Sicherheit, die eine homogene Materialverbindung bietet, der einfachen Handhabung sowie der Verarbeitung durchsetzen.

Ein breites Formteilsortiment bietet dem Anwender Problemlösungen für nahezu jeden Bedarf und alle in der Praxis vorkommenden Einbausituationen. Der Abwassersattel für den Hausanschluss ermöglicht die konsequente Umsetzung eines rundum homogenen und geschweißten Entsorgungsnetzes.

Quellen:

[1] Die deutsche Kunststoffrohr-Industrie: Entwicklungen, Perspektiven und europäische Herausforderungen, Dr. Elmar Löckenhoff, KRV, Mai 2001

[2]"Kanal voll: Wenn Bäume in Rohren Wurzeln schlagen",  Prof. Dr. Stützel, Fakultät f. Biologie - Ruhr-Uni Bochum, Dr. Bosseler, IKT , RUBIN 1/03

[3] „Verbindungstechnik für PE-Rohre“, Konstruktive Merkmale für eine höhere Verarbeitungssicherheit von Heizwendelschweißformstücken, Dipl.-Ing. Robert Eckert, 3R international, März/April 2003, Vulkan-Verlag GmbH, Essen

Literaturhinweise:

  • „Gehört dem Kunststoff die Zukunft?“ – Rohrmaterialien im Vergleich, Interview mit Dipl.-Ing. Manfred Fiedler, wwt, 10-11/2003
  • „FRIAFIT-Abwassersystem für Freispiegelleitungen: Die sichere Verbindungstechnik für Schmutz- und Mischwasserrohrleitungen aus PE-HD, Montageanleitung
  • Rohrsysteme aus PE100 / Heiner Brömstrup (Hrsg.) – Essen: Vulkan Verlag, 2.Aufl. 2004
  • Kunststoffrohrsysteme in der Abwassertechnik, Kunststoffrohrverband e.V. Bonn (Hrsg.) – Essen: Vulkan-Verlag, 2003

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