Säurefest durch die Idylle - GFK-Wickelrohre für die Abwasserschiene Schnaittachtal

07.10.2005

Frühere Abwassereinleitungen eines Milchwerks hatten dem Abwassersammler Simmelsdorf-Hedersdorf des Abwasserzweckverbandes Schnaittachtal so zugesetzt, dass er zum Sanierungsfall wurde. Bei der Durchführung der Reliningmaßnahme kamen GFK-Wickelrohre des Systems FLOWTITE von Amitech Germany, Mochau, zum Einsatz. Das Einschieben der Rohre in die bis zu 233 Meter langen Sanierungsabschnitte wurde durch eine besondere technische Finesse erleichtert.

Wenn Betonrohre der Betonkorrosion zum Opfer fallen, ist meist biogene Schwefelsäurebildung das Grundproblem. Nicht so in dem Abwasser-Sammelkanal, der das idyllische Schnaittachtal am Rande der fränkischen Schweiz nördlich von Nürnberg entwässert. In das 2,9 Kilometer lange Betonrohr DN 500 leiten nicht nur die Anrainergemeinden ihr Abwasser ein, sondern seit Jahren auch ein großes Milchwerk. Über lange Zeit war die gemischte Abwasserfracht im Sammler so sauer, dass sie die Substanz des Rohrs unmittelbar angriff. Dies war daran erkennbar, dass sich die Korrosionsschäden nicht im Gasraum über der Wasserlinie, sondern im Sohlbereich konzentrierten. Um die Substanz und Funktionsfähigkeit des wichtigen Abwasserrohrs nachhaltig zu sichern und Umweltschäden vorbeugend auszuschliessen, veranlaßte der Abwasserzweckverband Schnaittachtal als Betreiber des Kanals dessen Sanierung und beauftragte das Ingenieurbüro Miller, Nürnberg, mit der Erarbeitung eines Sanierungskonzeptes.
Die Ingenieure entschieden sich nach Abwägung der Vor- und Nachteile unterschiedlicher Verfahren letztlich für ein Relining des Abwasserkanals mit GFK-Rohren DN 400/PN 1. Die Sanierung der Strecke im Schlauchlining schied als Option aus, weil man dafür in dem feuchten und  streckenweise unwegsamen Gelände eine Wasserhaltung über die volle Länge hätte aufbauen müssen. Dies verschob aber die Kostenkalkulation klar zugunsten des Relining, bei dem auf eine Überleitung verzichtet werden konnte. Hier setzte man auf oberhalb vorhandene Speicherkapazität und den Umstand, dass man ein auch nur teilweise eingeschobenes Relining-Rohr bei überraschendem Starkregen schadlos hätte fluten können -ein Fall, der in der Praxis jedoch nicht eintrat.
Im Rahmen der Ausschreibung setzte sich letztlich ein Angebot auf der Basis des GFK-Wickelrohrsystems FLOWTITE von Amitech Germany durch.  Die Rohre wurden in 6-Meter-Längen geliefert und eingebaut. Zur Installation unterteilte man die Abwassersammler Schnaittachtal durch 11 an den Knickpunkten der Trasse gelegene Baugruben in Sanierungsabschnitte von bis zu 233 Meter Länge. In diesen Baugruben schnitt man den defekten Kanal im Kämpferbereich auf und entfernte die Scheitel-Halbschale, so dass man die GFK-Rohre samt der zum FLOWTITE-System gehörenden REKA-Kupplungen einlegen konnte. Mit einem vom Verlegebagger angetriebenen mechanischen Stempel schob man den schrittweise wachsenden Rohrstrang dann in den alten Betonkanal ein. Dabei kam ein technischer Kunstgriff zum Tragen, der auf eine Idee des Ingenieurbüros und des Rohrherstellers zurück zu führen war. Da angesichts der üblichen Toleranzen von verlegtem Betonrohr mit gewissen Muffenversätzen  zu rechnen war, bestand die Besorgnis, dass sich die außen liegenden Kupplungen  beim Vorschub gegen diese Stufen hätten festfahren können. Dies hätte bei den teils recht erheblichen einzuschiebenden Gewichten ernsthafte Probleme bereiten können. Um solches zu vermeiden, wurden alle in diesem Projekt verwendeten REKA-Kupplungen werkseitig im 15°-Winkel angefast, so dass sie über eventuelle Versatze hinweggleiten konnten – ein System, das tatsächlich  hervorragend funktionierte.
Die komplett eingeschobenen Relining-Rohrstränge wurden im Übergang zu den Baugruben jeweils mit PU-Schaum abgedichtet, um den vorhandenen Ringraum schließlich mit einem mineralischen Dämmer verfüllen zu können. Änderungen des Trassenverlaufs in den Schachtbauwerken führten dazu, dass die Gerinne im Schacht mit horizontal halbierten und in Laminatechnik verbundene Segmentbögen ausgekleidet wurden. Auch die Schachtbauwerke selbst waren Sanierungsgegenstand. Sie wurden, so weit erforderlich, abgedichtet, bevor man die Schachtunterteile durch eine Beschichtung mit Epoxidharz präventiv gegen eventuelle, durch Betriebsstörungen hervorgerufene chemische Belastungen im pH-Wert-Bereich zwischen 3 und 11 schützte. 
Begünstigt durch eine überwiegende Trockenwetterlage während der Bauzeit, entwickelte sich das Sanierungsprojekt Schnaittachtal in jeder Beziehung zu einem Erfolg für alle Beteiligten, mit dem selbst die Planer in dieser Form nicht gerechnet hatten.  Von Juni bis Ende September konnten 2,9 Kilometer FLOWTITE-Rohr störungsfrei eingebaut werden, so dass die Abwasserschiene Schnaittachtal künftig unter keinen denkbaren Umständen ein Entsorgungs- oder Umweltrisiko mehr darstellt.

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