Schlauchliner-Qualität: Tendenz uneinheitlich

05.03.2009

Verbesserten sich Schlauchliner 2007 noch auf breiter Front, so sind 2008 sowohl Fort- als auch Rückschritte zu verzeichnen. Wo können einzelne Linersysteme besser werden?

Der mittlerweile fünfte LinerReport des neutralen und unabhängigen IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur beruht auf den Prüfergebnissen von knapp 1.400 Baustellenproben aus Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz. Ziel ist es, den Auftraggebern einen Gesamtüberblick über die auf Baustellen erzielten Sanierungsqualitäten zu geben.
Datenbasis
Dazu wird die Liner-Datenbank des IKT für 2008 ausgewertet. Dargestellt werden die Gesamtergebnisse derjenigen Sanierungsfirmen, von denen dem IKT mindestens 25 Linerproben von fünf verschiedenen Baustellen vorliegen. Diese Anforderung erfüllen 20 Firmen, vier mehr als im Vorjahr.
In 75% der Fälle beauftragen Bauherren (oder ihre Ingenieurbüros) direkt das IKT mit der Laborprüfung von Linerproben, die vor Ort entnommen wurden. Lediglich 25% der Aufträge stammen von den Sanierungsfirmen selber (siehe Tab. 1).
Soll-Ist-Analyse
Die IKT-Prüfstelle untersucht mechanische Kennwerte und Wasser-Dichtheit der Schlauchliner anhand von Linerproben. Verglichen werden die ermittelten Istwerte für E-Modul und Biegefestigkeit mit Sollwerten aus den DIBt-Zulassungen bzw. mit abweichenden Soll-Vorgaben des Auftraggebers für einzelne Baumaßnahmen, falls von diesem so gewünscht.
Wanddicken-Sollwerte werden anhand statischer Berechnungen festgelegt oder vom Auftraggeber vorgegeben. Die Wasser-Dichtheit wird nach APS-Prüfrichtlinie bestimmt. Das Resultat kann nur "dicht" oder "undicht" lauten. Bei Wiederholungsprüfungen gilt das zuletzt vom IKT festgestellte Ergebnis.
Die Prüfkriterien im Überblick
E-Modul (Kurzzeit-Biegemodul)
  • Schlauchliner müssen tragfähig sein gegen Lasten wie Grundwasser, Straßenverkehr, Erddruck
  • Elastizitätsmodul ist ein Kennwert für Tragfähigkeit
  • ist er zu gering, kann Standsicherheit gefährdet sein
  • Prüfmethode: Drei-Punkt-Biegeversuch nach DIN EN ISO 178 und DIN EN 13566-4

->Ergebnisse: siehe Tab. 2
Biegefestigkeit (Kurzzeit-σfb)
  • kennzeichnet den Punkt, an dem Liner wegen zu hoher Spannung versagt
  • wenn Biegefestigkeit zu gering, kann Liner brechen, noch bevor zul. Verformung erreicht ist
  • Prüfmethode: Laststeigerung im Drei-Punkt-Biegeversuch bis zum Versagen; nach DIN EN ISO 178 und DIN EN 13566-4 (Kurzzeit-Biegefestigkeit) 


->Ergebnisse: siehe Tab. 3
Wanddicke (mittlere Verbunddicke)
  • Mindestwert wird in der statischen Berechnung festgelegt
  • Wanddicke und E-Modul bestimmen gemeinsam die Steifigkeit des Liners
  • zu geringe Wanddicke kann Standsicherheit gefährden
  • Prüfmethode: mit Präzisionsschieblehre wird mittlere Verbunddicke nach DIN EN 13566-4 gemessen


->Ergebnisse: siehe Tab. 4
Wasser-Dichtheit (nach APS-Richtlinie)
  • Innenfolie einschneiden und Außenfolie entfernen, sofern vorhanden
  • rot gefärbtes Wasser innen auftragen
  • außen 0,5 bar Unterdruck aufbringen
  • Liner ist undicht, wenn Wasser durchdringt
  • Prüfdauer: 30 min.

->Ergebnisse: siehe Tab. 5

Vorjahresvergleich
Verglichen zu 2007 weisen die Mittelwerte von E-Modul, Biegefestigkeit und Wanddicke in 2008 leichte Verbesserungen auf. Sie steigern sich im Durchschnitt um bis zu 4,3 Prozentpunkte (%P). Lediglich Nadelfilz-Liner verschlechtern sich bei der Biegefestigkeit um 5%P (vgl. Tab. 7).
Augenfällig ist der deutliche Aufwärtstrend bei der Wanddicke, die in den Vorjahren der Schwachpunkt v.a. der GFK-Liner war. Zwar bleibt hier die Erfolgsquote der GFK-Liner immer noch deutlich hinter der der NF-Liner zurück, aber die Sanierungsfirmen nehmen sich dieses Punktes offensichtlich an und steigern sich um 5%P.
Bei der Wasser-Dichtheit ist das durchschnittliche Qualitätsniveau leicht rückläufig (-1,2%P). Im Vorjahr war hier noch eine stattliche Verbesserung um 5%P zu vermelden, bei Nadelfilz-Linern sogar um gut 7%P. In 2008 hingegen bleiben GFK-Liner mit -0,2%P fast auf Vorjahresniveau, während sich Nadelfilz-Liner mit -5,8%P verschlechtern.
Können Liner besser werden?
Insgesamt vermeldet der IKT-LinerReport 2008 ein ansprechendes Qualitätsniveau auf dem Schlauchliner-Markt. Vor allem die Prüfergebnisse beim E-Modul ragen mit im Mittel knapp 97% heraus. Aber auch die drei anderen Kriterien Biegefestigkeit, Wanddicke und Wasser-Dichtheit weisen mit durchschnittlich knapp 93% bestandener Prüfungen einen vergleichsweise guten Stand auf.
Ist damit das Ende der Fahnenstange erreicht? Sind diese Durchschnittswerte, die in den letzten Jahren kontinuierlich besser wurden, überhaupt noch zu toppen?
Betrachtet man die Ergebnisse differenziert nach Trägermaterial, so zeigt sich, wo trotzdem noch Verbesserungsspielraum zu finden ist: 
  • Während GFK-Liner die Laborprüfungen bei den Kriterien Wasser-Dichtheit, E-Modul und Biegefestigkeit durchschnittlich in 97 bis 99% der Fälle bestehen, tun dies Nadelfilz-Liner nur zu 72, 89 und 79 Prozent respektive.
  • Bei der Wanddicke ist dies genau umgekehrt, hier sind Nadelfilz-Liner mit 99% merklich besser als GFK-Liner mit 90%.
Damit ist offensichtlich, dass von GFK-Linern bei Wasser-Dichtheit, E-Modul und Biegefestigkeit kaum noch große Verbesserungssprünge zu erwarten sind, hingegen Nadelfilz-Liner hier noch ausreichend Luft nach oben haben. Genau umgekehrt verhält es sich bei der Wanddicke.
Die Einbauqualitäten sowohl von GFK- als auch von Nadelfilz-Linern müssen noch besser werden, um den Ansprüchen der aus guten Gründen kritischen Auftraggeber gerecht zu werden. Die Hersteller müssen daher den Markt in den kommenden Jahren mit echten technischen Innovationen überzeugen.
Inwieweit die Verringerung von Anforderungen oder zusätzliche Funktionen für bestehende Linerkomponenten dies tatsächlich leisten können, werden künftige Qualitätskontrollen und Gewährleistungsabnahmen zeigen.

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