Berufliche Fortbildung ist keine Frage des Alters: Qualifizierung älterer Arbeitnehmer wirkt dem Fachkräftemangel entgegen

02.03.2009

Mehr als jeder zweite der derzeit annähernd 41 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland ist über 40 Jahre alt. Zuwenig meinen Experten. Sie fordern, unter anderem durch qualifizierte Fortbildungsmaßnahmen, den Anteil von Fachkräften unter den älteren Arbeitnehmern zu erhöhen. Denn davon würde die gesamte Volkswirtschaft profitieren, da Arbeitgeber die Lücke an jungen Nachwuchskräften mit älteren qualifizierten Arbeitnehmern füllen und somit die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens sichern könnten.

Der demographische Wandel wird zu einem Fachkräftemangel führen, wenn es nicht gelingt, den Anteil älterer Arbeitnehmer zu erhöhen, erklärte unlängst zum Beispiel mit Nachdruck die bayerische Arbeitsministerin Christa Stewens. Dass Arbeitnehmer jenseits der 40 noch lange nicht zum "alten Eisen" gehören, beweist Sigrid Weibler. Die 47-Jährige nimmt derzeit an einem Masterstudiengang Software Engineering und Informationstechnik an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule in Nürnberg teil. "Ich möchte Neues erfahren und beruflich auf dem aktuellen Stand stehen", begründet Weibler ihr Fortbildungsengagement. Als freiberuflicher Dienstleister im Bereich Softwareentwicklung finanziert sie den berufsbegleitenden Masterstudiengang komplett aus eigener Tasche. "Ich habe noch keinen Cent bereut", sagt Weibler, die sich von ihrem Zertifikat fundiertes Wissen verspricht. Probleme, ihren Beruf mit der Qualifizierungsmaßnahme zeitlich zu vereinbaren, hat die Softwareexpertin nicht. "Weiterbildung ist für mich eine erfrischende Abwechlung im Berufsalltag."

Organisiert wird der Studiengang der Hochschule von der Verbund IQ gGmbH. Neben dem Masterstudiengang Software Engineering und Informationstechnik bietet die auf den Weiterbildungsbedarf von technischen Fach- und Führungskräften spezialisierte Verbund IQ auch weitere attraktive berufsbegleitende Fortbildungsmaßnahmen an, die von älteren Arbeitnehmern gerne wahrgenommen werden. Volker Hirschenkrämer zum Beispiel absolvierte an der Nürnberger Hochschule vor knapp einem Jahr mit Erfolg das ebenfalls berufsbegleitende Masterstudium zum Facility Manager. Diesen Masterstudiengang wählte der 45-jährige Maschinenbauingenieur, weil "ich im Hinblick auf künftige berufliche Veränderungen nicht nur bestens gerüstet sein wollte, sondern diese auch aktiv mitgestalten will". Die Wahl hat sich gelohnt. Heute arbeitet Hirschenkrämer als Fachbereichsleiter Facility Management bei der Hessenwasser GmbH & Co KG in Groß-Gerau, einem der größten Wasserversorgungsunternehmen in Deutschland. Hirschenkrämer kann aus eigener Erfahrung sagen, dass "berufliche Weiterbildung keine Frage des Alters ist, sondern in Zeiten schneller Entwicklungen zum alltäglichen Leben gehört". Bereut hat der Facility-Management-Experte die anderthalb Jahre dauernde berufsbegleitende Qualifizierungsmaßnahme nie. Nicht zuletzt "weil man in der heutigen Arbeitsmarktsituation für seinen Arbeitgeber interessant bleibt". Als älteres Semester habe er seiner Meinung auch disziplinierter als jüngere Kollegen an die Aufgabe herangehen können und immer versucht, die Lerninhalte auf Basis der vorhandenen Berufserfahrung in den täglichen Arbeitsprozess zu integrieren.

"Ich habe statistisch gesehen noch rund 25 Berufsjahre vor mir", beantwortet Jörg Richter die Frage nach dem Lebenslangen Lernen. Der 42-jährige Geschäftsführer einer Wohnungsverwaltungsgesellschaft ist zugleich Bürgermeister der sächsischen Gemeinde Langenweißbach im Erzgebirge und strebt eine Qualifizierung für Stadtentwicklung an. Von dem entsprechenden Masterstudiengang – ebenfalls von Verbund IQ organisiert – erwartet Richter praktisches Wissen und einen Zugewinn an Kompetenz, um anspruchsvolle Lösungen für infrastrukturelle Probleme in seiner Gemeinde umsetzen zu können. "Die Nachfrage nach Spezialisten für demografische Probleme in Deutschland wird künftig steigen", sagt Richter. Daher sei gerade für ihn als Bürgermeister und Führungskraft berufliche Weiterbildung ein permanenter Prozess, um Verantwortung übernehmen und Entwicklungen rechtzeitig erkennen zu können.

"Knapp 25 Prozent unserer Studierenden war bei Studienbeginn 40 Jahre oder älter", analysiert Verbund IQ-Geschäftsführerin Dr. Ursula Baumeister die interne Statistik. "Vor Aufnahme einer Qualifizierungsmaßnahme beschäftigt gerade diese Teilnehmer das Vorurteil, zu alt für ein Studium zu sein. Sie alle erleben dann aber diese Phase des intensiven Lernens als höchst anregenden Impuls für das Berufsleben." Akademische Weiterbildung auf hohem Niveau, dies zeige die Erfahrung, könne auch in der zweiten Hälfte des Berufslebens noch die Weichen neu stellen.


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