Bleirückstände aus chinesischen Fabriken vergiften das Trinkwasser in Nordwesttibet

24.08.2011

Abwasserreinigung

Ungezügelter Bergbau und der Betrieb von Bleihütten in der Provinz Qinghai haben das Trinkwasser des wichtigen buddhistischen Klosters Kumbum und der umliegenden Dörfer im Bezirk Rushar (chin. Huangzhong), Präfektur Tsoshar (chin. Haidong), vergiftet, worüber die International Campaign for Tibet (ICT) in einem neuen Bericht informiert. Die Behörden zeigen sich demgegenüber gleichgültig und versuchen die Angelegenheit zu vertuschen.

Mönche des Klosters Kumbum appellieren an die Regierung. Das Kloster Kumbum im Bezirk Rushar ist der Geburtsort von Tsongkhapa, dem Gründer des Gelugpa-Ordens, der die meisten Klöster in Tibet zählt. Es wird von zahlreichen Touristen und Pilgern aufgesucht.
 
"Gravierende Umweltverschmutzung und die rücksichtlosen Abbaumethoden von Bodenschätzen haben die Ortsansässigen in Verbitterung und Unglück gestürzt", heißt es in einer Petition vom 30. Juni.

"Die Dorfbewohner haben sich schon vielfach gegen die Bergbauaktivitäten gewandt und verlangt, daß ein in der Nähe gelegener heiliger Berg verschont bleibe, sie baten das Kloster Kumbum als ihr offizieller Beschützer zu handeln."
 
Viele Bewohner dieser Gegend sind wegen der Schadstoffe, die durch den Bergbau und die Schmelzöfen in dem Ganhetan Instustriepark in Nordwesttibet ins Wassersystem gelangt sind, an Bleivergiftung erkrankt.
 
ICT zufolge wies die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua bereits im März 2006 auf die Umweltverschmutzung hin. In dem damaligen Bericht werden vier Bleihütten in dem "Ganhetan Industrial Distric" genannt, die für die Kontamination verantwortlich sind: Western Mining Co. Ltd. Branch Co., Ka’erduo Smelting Works, Western Regions Lead Smelting, Ganhe Smelting Works und Western Regions Lead Industries Ganhetan Crude Lead Factory. Und weitere Unternehmen seien im Bau, heißt es.
 
Von Anfang an haben korrupte chinesische Behörden die Resultate von Wasseruntersuchungen manipuliert. Sie vertrieben auch annähernd 30.000 Bauern von ihrem Grund und Boden, um die Industrieanlagen vergrößern zu können.
 
Ein Blogger aus Tibet, dessen wahrer Namen unbekannt ist, richtete einen dringenden Appell an den Staatsrat, die Provinz-, Bezirks- und Gemeindebehörden. Er beschrieb im Detail die Auswirkungen der hohen Bleibelastung des Trinkwassers durch die Abfälle aus dem Ganhetan Industriepark im Bezirk Rushar. Er berichtete, daß Ende Juni eine Petition herumging und den Behörden vorgelegt wurde. Darin hieß es, daß der "hemmungslose Bergbau die Bewohner in eine verheerende Lage gebracht hat".
 
Die Lage verschlimmerte sich im Mai und Juni noch mehr, als in acht Dörfern das Wasser in den Rohren nur noch trüb und übelriechend floß. Mehrere Mönche und Anwohner, die das schadstoffbelastete Wasser tranken, litten an Übelkeit, Schlappheit und Benommenheit. Einige mußten sogar ins Krankenhaus eingeliefert werden.
 
Blei ist giftig, und wenn es in den Körper gelangt, schädigt es das Herz, die Knochen, den Darm, die Nieren, die Fortpflanzungsorgane und das Nervensystem. Bleivergiftung kann zu Symptomen wie Anämie, Bauchschmerzen, Kopfweh und Reizbarkeit führen, und noch schlimmer zu epileptischen Anfällen, Koma, Blutkrankheiten, Krebs der Verdauungsorgane und schließlich zum Tod. Es kann auch die Entwicklung des Gehirns von Kindern beeinträchtigen und permanente Lern- und Verhaltensstörungen verursachen.
 
Der Blogger zitiert Untersuchungen, denen zufolge eintausend Kinder der Bleiverunreinigung ausgesetzt waren und über 100 daran erkrankt sind.
 
Die Dorfbewohner in Tibet haben immer wieder gegen den exzessiven Bergbau demonstriert. Ihre friedlichen Protestaktionen endeten jedoch 2010 mit dem Tod eines Tibeters, als nämlich die Polizei in die Menge der Demonstranten schoß.
 
Eine ähnliche Lage entstand im Mai 2010, als eine Gruppe von Tibetern, die beunruhigt über die Luftverschmutzung durch eine Zementfabrik in Amdo, anfing, eine Straße zu restaurieren, die durch die Expansion der Fabrik blockiert worden war. Die Polizei eröffnete das Feuer auf die Tibeter, und 15 von ihnen erlitten Schußverletzungen.
 
Im Juni berichtete die New York Times, daß in Qinghai Tausende von Dorfbewohnern, Kindern und Arbeitern in den letzten zweieinhalb Jahren toxischen Mengen von Bleiverunreinigungen ausgesetzt waren, hauptsächlich aus Batteriefabriken und Metallschmelzöfen. "Diese Fälle weisen ein Muster allgemeiner Gleichgültigkeit der chinesischen Regierung gegenüber einem Industriezweig um den anderen auf, während das Land sich in ein immer größeres Wachstum stürzt, jedoch unter Vernachlässigung elementarer Sicherheitsmaßnahmen".
 
 

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