Das 34. Lindauer Seminar
30.06.2022
„Praktische Kanalisationstechnik – Zukunftsfähige Entwässerungssysteme“ - ein Nachbericht
30 Referenten, 73 Aussteller und über 460 Teilnehmer: Diese drei eindrucksvollen Zahlen zeigen, dass technisch intakte und zukunftsfähige öffentliche und private Entwässerungssysteme nach wie vor eine hohe wasserwirtschaftliche und auch gesellschaftliche Bedeutung haben. Insbesondere aber wurde ein Zeichen deutlich gesetzt: Nach zwei Jahren trifft sich die Branche trotz Pandemie wieder in Lindau!
Unter der Leitung von Univ.-Prof. Max Dohmann, Univ.-Prof. Wolfgang Günthert, Prof. Karsten Kerres und Univ.-Prof. Karsten Körkemeyer wurden auf dem diesjährigen Lindauer Seminar unter anderem der Stand der Forschung wie auch praktische Erfahrungen vorgestellt und intensiv diskutiert. Qualitätssicherung war dabei ebenso Thema wie technische und organisatorische Konzepte zur effizienten Kanalinstandhaltung und Einsatzmöglichkeiten künstlicher Intelligenz beispielsweise bei der Zustandserfassung von Kanalisationen. Außerdem fand am Rande der Tagung ein gut besuchtes Ausstellerforum statt.
Zunächst wurden die aktuellen und zukünftigen Rahmenbedingungen aus politischer Perspektive aufgezeigt. Neben der Frage, ob die Covid 19-Pandemie Veränderungen für die Siedlungsentwässerung gebracht hat, wurden in diesem Zusammenhang von Ministerialdirigent Prof. Dr.-Ing. Martin Grambow der politische Stellenwert der Daseinsvorsorge am Beispiel der öffentlichen Abwasserinfrastruktur aufgezeigt. Jennifer Hölzlwimmer formulierte die Perspektive des Bayerischen Gemeindetags zu aktuellen Finanzierungsfragen der Abwasserentsorgung.
Im Folgenden wurden die Möglichkeiten und Notwendigkeiten der Qualitätssicherung bei der Kanalinstandhaltung dargestellt. Es wurde der aktuelle Stand der Handlungsempfehlungen des VSB sowie des RAL vorgestellt und, den Blick über den Tellerrand hinauswagend, den Richtlinien des VSA und Empfehlungen des ÖAWV gegenübergestellt.
Neue technische Konzepte im Kanalbetrieb waren Gegenstand des letzten Vortragsblocks am ersten Veranstaltungstag. Neben neuen bedarfsgerechten Kanalreinigungsstrategien, die auch Rohrmaterialien wie Asbestzement oder Inliner berücksichtigen, wurden Methoden zur Ablagerungserfassung bzw. -messung während der HD-Reinigung vorgestellt.
Schwerpunkte des zweiten Seminartages waren Einsatzmöglichkeiten der Künstlichen Intelligenz (KI) im Kanalbetrieb. Insbesondere wurde der Stand der Forschung bei der Zustandsbeschreibung vorgestellt: Die Systeme sind mittlerweile weit entwickelt und haben Praxisreife.
Der letzte Vortragsblock umfasste neue organisatorische Konzepte für die Kanalinstandhaltung. Neben Ausführungen zu Stand und Perspektiven von Dienstleistungen rund um die Kanalinstandhaltung wurden die Vorteile der interkommunalen Zusammenarbeit für kleinere Netzbetreiber dargestellt. Ebenfalls thematisiert wurden die so genannte Agile Verwaltung, die es Betreibern ermöglicht, sich auch immer komplexere Planungsaufgaben effizient zu stellen. Abschließend wurden zukünftige Herausforderungen und Lösungsansätze aus Sicht der Stadtentwässerung Dortmund skizziert.
Zusammenfassend wurden also auch bei dem diesjährigen Lindauer Seminar alle Facetten einer zukunftsfähigen Siedlungsentwässerung aus Sicht der Gesetzgebung, der Betreiber, der Planer und der Anwender vorgestellt und von den Teilnehmern angeregt diskutiert. Ein besonderer Dank geht im Namen aller Teilnehmer an die Familie Jöckel und alle Mitarbeiter der Fa. JT-elektronik GmbH für die hervorragende Gestaltung und Organisation des Seminars.
Das 35. Lindauer Seminar 2023 “Praktische Kanalisationstechnik - Zukunftsfähige Entwässerungssysteme“ findet am 09. und 10. März 2023 in Lindau statt. Die Details finden Sie unter www.jt-elektronik.de.
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