Der 6. Deutsche Schlauchlinertag 2008 - Lange Schlauchliner-Lebensdauer: Mehr als eine Annahme

17.04.2008

700 Gäste, davon 550 Kongressteilnehmer und rund 40 ausstellende Unternehmen: Mit dieser Bilanz war der 6. Deutsche Schlauchlinertag am 8.4. 2008 in der Mainzer Rheingoldhalle -schon statistisch- die bislang erfolgreichste Veranstaltung dieser Reihe. Aber auch inhaltlich, darin waren sich viele Besucher einig, war das Symposium rund um die Schlauchlinertechnik in diesem Jahr aktueller und interessanter denn je.

Im Fokus der 11. Vorträge stand mittelbar oder unmittelbar immer wieder die Frage, was denn einen hochwertigen Schlauchliner ausmacht, an welchen Kriterien Qualität zu messen und wie sie nach außen hin zu dokumentieren ist. Wie so oft im Leben ist auch beim Schlauchlinereinbau entscheidend, was "am Ende dabei herauskommt". Und "am Ende" bedeutet sinnvollerweise: nach einer langen Betriebsdauer. Eine gute Gelegenheit also, im 25. Jahr der Schlauchlinertechnik in Deutschland eine Zwischenbilanz zu ziehen. Mit größtem Interesse verfolgten die Gäste im voll besetzten großen Saal der Mainzer Rheingoldhalle daher Dipl.-Ing. Franz Hoppes Präsentation von Prüfergebnissen "historischen Linern aus dem Hamburger Stadtgebiet. Hoppe, ein Mann der ersten Schlauchliner-Stunde in Hamburg und Mitinitiator des Schlauchlinertages, teilte einen rundum positiven Befund mit. Der Kern seiner Botschaft: Nach bis zu 25 Jahren Betriebsdauer wiesen alle untersuchten Proben, und zwar unabhängig von der Art des Liners, keine oder keine nennenswerten Abweichungen von den Material-Kurzzeitwerten zum Einbauzeitpunkt auf. Auch waren alle geforderten Wanddicken eingehalten worden und alle Proben erweisen sich als dicht nach den Prüfbedingungen der neuen "ZTV Materialprüfung". Daraus zog Hoppe die Schlussfolgerung, da die heute angebotenen Systeme deutlich besser und ausgewogener seien als vor 15 oder 25 Jahren, sollte man mit den Schlauchlinern von heute künftig zu mindestens gleichwertigen, wenn nicht gar noch besseren Ergebnissen kommen. Den Sachzusammenhang zwischen  Material-Kurzzeitwerten und Langzeit-Lebensdauer betrachtend, kam er zudem zu dem Fazit, dass die heute angesetzten Lebensdauern von 50 Jahren für Schlauchlinersysteme mindestens realistisch seien, sofern im Liner die Werte der Erst- und Eignungsprüfung erreicht würden. Es dürfe sogar mit einer hohen Wahrscheinlichkeit erwartet werden, dass die Lebensdauern von Neubaumaßnahmen erreicht werden können. In diesem Falle sei die Renovation per Schlauchliner einer Sanierung durch Erneuerung  wirtschaftlich klar überlegen.

Wie man Qualität im Sinne einer konsequent ganzheitlichen Sichtweise auch bei der Linersanierung von Hausanschlusskanälen und Grundleitungen sicher stellt,  ist eine Frage, der man in Solingen mit Akribie nachgeht. Das Solinger Konzept im Umgang mit Anschluss-Linern und die bisherigen Erfahrungen damit stellte Dipl.-Ing Manfred Müller von den Entsorgungsbetrieben Solingen vor. Interessant ist hier neben anderen Aspekten, dass man in Solingen auch die "privaten" Liner nicht ohne eine labortechnischen Fremdkontrolle davon kommen lassen mag. Um den technischen und wirtschaftlichen Aufwand bei aussagekräftigen Ergebnissen in einem vertretbaren Rahmen zu halten, setzt man hier auf das Prüfverfahren der DSC-Analyse. Zu dessen Durchführung sind nur minimale Materialproben erforderlich, die mit Hilfe eines Akkuschraubers mit Hartmetallbohrkrone auch aus jedem Anschluss-Inliner entnommen werden können. Die Analyse wirft Kosten von rund 150 Euro auf, was als absolut vertretbar bezeichnet werden muss. Am Detail wird jedoch noch gefeilt: Laufende Untersuchungen vertiefen derzeit die Erkenntnisse zur Korrelation von DSC-Prüfwerten mit den Befunden der klassischen linearen Bruchmechanik, um eine sichere Vergleichbarkeit zwischen beiden Kategorien von Prüfwerten herzustellen.

Den inoffiziellen Titel des am meisten und am heftigsten debattierten Vortrages auf dem 6. Deutschen Schlauchlinertag erwarb sich Dipl.-Ing. Mario Heinlein, Nürnberg, der sich kritisch mit der Systematik und den Ergebnissen der bislang vorliegenden Schlauchliner-Reports von Prüfinstituten, namentlich des IKT Instituts für Unterirdische Infrastruktur, Gelsenkirchen, auseinander setzte. Er ging analytisch der Frage nach, worauf es zurück zu führen sein könne, dass es immer wieder zu teilweise signifikanten Abweichungen der Prüfresultate für gleiche Linersysteme bei unterschiedlichen Prüflabors kommt. Dabei wies er eine Reihe potentieller Schwachstellen bzw. Fehlerquellen nach. So forderte Heinlein, Materialkennwerte von Probestücken grundsätzlich mit den Sollwerten der Erst- und Eignungsprüfungen des fraglichen Systems zu vergleichen statt mit den Sollwerten statischer Berechnungen für den Einzelfall. Außerdem kritisierte er, dass hinsichtlich der Wandstärke vielfach im Lieferschein die Lieferwandstärke vermerkt sei und den Beurteilungen zugrunde gelegt werde, wohingegen man sich beim Soll-Ist-Vergleich dieses Parameters jedoch an der angestrebten Endwandstärke laut statischer Berechnung orientieren müsse. Ein wichtiger Aspekt ist darüber hinaus, die Frage, wo Proben für die labortechnische Überwachung entnommen werden. Heinlein kritisierte ausdrücklich die Praxis, dass dies fast immer im Schacht geschehe, wo eigentlich irreguläre Bedingungen herrschten oder jedenfalls andere, ungünstigere als in der Haltung. Außerdem müsse man, wenn eine Schachtprobe durch eine Haltungs-Probe ersetzt würde, erstere aus den statistischen Auswertungen zu dem jeweiligen Verfahren entfernen, um echte Repräsentativität der aggregierten Daten zu gewährleisten. Und schließlich sei es für das differenzierte Verständnis des Lesers der Reports überhaupt sinnvoller, Bandbreiten von Prüfergebnissen darzustellen statt eindimensionaler Ja/Nein- bzw. Rot/Grün-Beurteilungen. Letztendlich erinnerte Mario Heinlein aber auch die Auftraggeber und Systemhersteller an ihre Pflicht, kritische Resultate ernst und als Aufforderung zur Verbesserung zu nehmen.

Alles in allem und nach etlichen weiteren interessanten Beiträgen aus der Schlauchlining-Praxis fuhren die Fachleute aus Mainz mit dem guten Gefühl nach Hause, mit der Schlauchlining-Technologie auch langfristig auf dem sicheren Ufer zu sein. Für Veranstalter Dr.Igor Borovsky von der Technischen Akademie Hannover ist die vergleichsweise positive Grundstimmung, die der 6. Deutsche Schlauchlinertag hinterließ, nicht nur ein „gutes Omen“ für den Sanierungsmarkt, sondern auch für einen erfolgreichen 7. Deutschen Schlauchlinertag im kommenden Jahr.


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Technische Akademie Hannover
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30189 Hannover
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