Entwicklung und Erprobung einer ganzheitlichen Inspektions- und Sanierungsstrategie für Abwasserkanäle und -leitungen am Beispiel der Kanalisation der Stadt Ahlen

08.08.2007

Vor dem Hintergrund aktueller Erhebungsergebnisse über den Zustand der Kanäle in Deutschland haben die Instandhaltung und der Betrieb des öffentlichen Kanalnetzes zunehmend an Bedeutung gewonnen. Die Wirkung ausgeführter Sanierungen an öffentlichen Abwasserkanälen bzgl. der Fremdwasserreduzierung bleibt aber beschränkt, solange die Sanierung der privaten Leitungen nicht durchgeführt wird.

Aus diesem Grund hat sich die Stadt Ahlen in einem Pilotvorhaben zusammen mit den Projektpartnern (S&P Consult, Bochum und FIW, Aachen) die Entwicklung und Prüfung neuer Techniken zur Erfassung des Zustandes von Grundstücksentwässerungsleitungen sowie die Erarbeitung einer Systematik zur ganzheitlichen Zustandserfassung und Sanierungsplanung zum Ziel gesetzt. Die Inspektion, welche das Abwasserwerk mit eigenem Geräte- und Personaleinsatz durchführte, umfasste die Untersuchung der öffentlichen Kanäle und der Grundstückenwässerungsanlagen von 205 Grundstücken in einem ausgewählten Untersuchungsgebiet vom Hauptkanal aus. Neben der TV-Inspektion zur Feststellung von Art und Lage der Schäden in den Grundstückentwässerungsleitungen mit der Lindauer Minischere der Fa. Jt-elektronik wurde auch der Leitungsverlauf mit dem System "ASYS" festgehalten mit dem Ziel, die Koordinaten in ein GIS-System einzubinden und eine automatisierte Auswertung zur Sanierungskonzeption zu erstellen.

Zur Detektion von Fremdwasser in Hausanschlussleitungen wurde erstmalig ein Messgerät entwickelt, konstruiert und gebaut, welches vorerst in Leitungen mit DN 150 eingesetzt werden kann. Ein wesentliches Ziel bei der Entwicklung war die Messung geringer kontinuierlich fließender Durchflüsse. Die guten Ergebnisse mehrerer Tests haben gezeigt, dass der entwickelte Prototyp diese Zielvorgaben erfüllt.

In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Kamerabefahrung der kompletten Grundstücksentwässerung vom Hauptkanal- bedingt durch Hindernisse oder Krümmer- kaum möglich ist. Außerdem ist die Handhabbarkeit der Aufzeichnung und Auswertung des Leitungsverlaufs noch praxistauglicher zu gestalten.

Im Zuge des Forschungsprojektes wurden allen beteiligten Grundstückseigentümern "Hausakten" mit einer erläuternden Infobroschüre ausgehändigt, die Aufschluss geben über die auf dem Grundstück durchgeführten Untersuchungen und mögliche Sanierungsmaßnahmen. Da die vorab beschriebene Vorgehensweise sehr zeit- und personalaufwändig ist, bleibt diese Systematik in Ahlen auf das Forschungsvorhaben beschränkt. Es wurde jedoch eine Vorgehensweise für das gesamte Stadtgebiet entwickelt, bei der das Abwasserwerk der Stadt Ahlen den Grundstückseigentümern unterstützend und beratend zur Seite steht.

Die Problematik undichter Grundstücksentwässerungsanlagen wird sowohl vor dem Hintergrund der Gesetzgebung (§45 LBauO NRW, oder in Kürze §61 LWG NRW) als auch im Hinblick auf das hohe Fremdwasseraufkommen in vielen Kanalnetzen auch weiterhin ein aktuelles Thema für alle Kanalnetzbetreiber bleiben. Die Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Forschungsvorhaben können dazu dienen, den Verantwortlichen bei den Kommunen die Umsetzung der Zielsetzung eines ganzheitlich dichten öffentlichen und privaten Kanalsystems zu erleichtern.

Kontakt:
Stadt Ahlen
Abwasserwerk
Dipl.-Ing. W. Funk
Westenmauer 10
59227 Ahlen
Tel.: +49 (0) 2382 59-365
Fax: +49 (0) 2382 59-483


Forschungsinstitut für Wasser- und Abfallwirtschaft an der RWTH Aachen FiW e.V.
Dipl.-Ing. S. Hüben
Mies-van-der-Rohe-Str. 17
52056 Aachen
Tel.: +49 (0) 241 80 2-3951
Fax: +49 (0) 241 87 09 24
eMail: fiw@fiw.rwth-aachen.de
Web: http://www.fiw.rwth-aachen.de


S & P Consult GmbH
Dipl.-Ing. A. Dyrbusch
Konrad-Zuse-Str. 6
44801 Bochum
Tel.: +49 (0) 234 51 67-166
Fax: +49 (0) 234 51 67-109
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Web: http://www.stein.de

Kontakt

W. Funk (Abwasserwerk Ahlen), A. Dyrbusch (S&P Consult, Bochum), S. Hüben (FIW, Aachen)

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