Gemeinsam gegen Mikroverunreinigungen
19.11.2010
Umweltministerium fördert Forschungsvorhaben – Neue Versuchsanlage des Ruhrverbands in Schwerte
Umweltminister Johannes Remmel, Dr. Bernhard Görgens, Verbandsratschef des Ruhrverbands, und Prof. Harro Bode, Vorstandsvorsitzender des Ruhrverbands, nahmen die Versuchsanlage am heutigen 6. Oktober in einem offiziellen Termin in Betrieb, bei dem verschiedene Vertreter der deutschen Wasserwirtschaft, der Kommunen und der Presse zugegen waren.
Der neue NRW-Umweltminister Johannes Remmel erhofft sich von dem Forschungsvorhaben wichtige Erkenntnisse: „Wir brauchen deutliche Schritte für verbesserte Reinigungsverfahren. Die Elimination von Mikroschadstoffen soll künftig auch breit einsetzbar sein. Diese Anlage in Schwerte ist ein wichtiger erster Schritt. Der Gesundheitsschutz der Menschen und der Erhalt lebendiger Gewässer sind für uns zentral. Schädliche Stoffe gehören nicht in unsere Gewässer. Der beste Schutz für die Verbraucher ist daher, dass solche Stoffe gar nicht erst ins Abwasser gelangen. Dafür setzen wir uns ein.“
Professor Harro Bode sieht den Zweck des nun beginnenden Versuchsbetriebs darin, der Politik Daten und Fakten zur Verfügung zu stellen, um über die Frage weitergehender Reinigungsvorgaben für kommunale Kläranlagen beraten zu können: „Mit dieser Anlage, die mit einer europaweit einzigartigen Verfahrenskombination aus Aktivkohleadsorption und Oxidation mit Ozon ausgestattet ist, sollen die erzielbaren Eliminationsleistungen der einzelnen Verfahren, die mögliche Entstehung trinkwassergängiger nachteiliger Transformationsprodukte und die erforderlichen Investitions- und Betriebskosten in der Praxis untersucht werden. Auch gilt es, den hohen Energie- bzw. Betriebsmittelbedarf dieser Anlagen zu erfassen und nach Möglichkeit zu minimieren,“ sagte Prof. Harro Bode.
Der Verbandsratsvorsitzende Dr. Bernhard Görgens wies darauf hin, dass bei vielen Trinkwasserwerken an der Ruhr bereits erhebliche Investitionen in der Planung und teilweise auch bereits in der Umsetzung seien. „Dies ist ausschließlich dem Vorsorgeprinzip geschuldet. Das Trinkwasser der Ruhrwasserwerke entspricht natürlich durchgängig den hohen Anforderungen der deutschen Trinkwasserverordnung. Somit ist in keiner Weise akuter Handlungsbedarf gegeben,“ sagt Dr. Bernhard Görgens.
Die großtechnischen Versuche in Schwerte sind eingebettet in ein breit angelegtes Untersuchungs- und Forschungsprogramm des Umweltministeriums zum Thema „Spurenstoffe“. Der Ruhrverband ist an sieben Teilprojekten des Gesamtvorhabens mit vielen weiteren Projektpartnern von Universitäten und Forschungsinstitutionen, Anlagenbetreibern und Ingenieurbüros beteiligt. Bei diesen Projekten geht es im Einzelnen um das Eintragspotenzial von Industriechemikalien im Einzugsgebiet der Ruhr, um Eliminations- und Vermeidungsstrategien in Industriebetrieben, um Einsatz der UV-Behandlung auf Kläranlagen, um die Bildung von Metaboliten bzw.
Transformationsprodukten bei der Ozonierung, um den Energiebedarf bei Verfahren zur weitergehenden Elimination von Mikroverunreinigungen und um den volkswirtschaftlichen Nutzen der Ertüchtigung von Kläranlagen. Neben der Kläranlage Schwerte des Ruhrverbands sind auch die Kläranlage Bad Sassendorf des Lippeverbands und die Kläranlage Duisburg-Vierlinden der Wirtschaftsbetriebe Duisburg AöR eingebunden.
Auf der Anlage in Schwerte hat man bereits mit Vorversuchen begonnen. Dabei wurden die zahlreichen Mikroverunreinigungen im Abwasser detaillierter untersucht. Des Weiteren werden in Laborversuchen verschiedene Aktivkohlen bei unterschiedlichen Dosierungen getestet sowie deren Auswirkungen auf den belebten Schlamm, das sind die bei der biologischen Abwasserbehandlung eingesetzten sehr wichtigen Reinigungsbakterien, analysiert. Schließlich werden der Ozoneintrag und der Betrieb der Anlage im Verbund mit dem biologischen Reinigungsprozess mathematisch simuliert, um Regelungs- und Betriebsstrategien zu optimieren.
„Bei all unseren Bestrebungen, technisch aufwändige und letztlich auch kostenträchtige End-of-Pipe-Lösungen für die Verringerung der Mikroverunreinigungen zu finden, sollten wir das Verursacherprinzip nicht vernachlässigen“, appellierten Umweltminister Johannes Remmel und Prof. Harro Bode. „Es ist in jedem Fall günstiger und nachhaltiger, wenn bestimmte Chemikalien- oder Arzneimittelrückstände erst gar nicht in unsere Gewässer gelangen.“
Ruhrverband
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