Georessource Wasser: Herausforderung Globaler Wandel

07.03.2012

Der Globale Wandel wird laut einer Studie der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften den Wasserhaushalt in Deutschland destabilisieren, wenn nicht ein integriertes Wassermanagement gegensteuert. Absehbar nehmen im Südwesten Hochwasser zu, während der Nordosten mit Trockenphasen rechnen muss. Zudem kann sich die Schadstoffbelastung des Oberflächen- u. Grundwassers erhöhen. Auf diese Herausforderungen ist Deutschland auf Grund fragmentierter behördlicher Zuständigkeiten, des Abbaus v. Kompetenzen u. isolierter wissenschaftlicher Betrachtung v. Teilaspekten nicht optimal vorbereitet. Die Akademie unterbreitet Vorschläge für eine integrierte Wasserressourcenbewirtschaftung in Deutschland.

Deutschlands Wasserhaushalt ist verwundbar: Er reagiert empfindlich auf die Auswirkungen des Globalen Wandels, zu dem der Klimawandel, die Globalisierung der Märkte, der demografische Wandel, rasante technologische Entwicklungen und Veränderungen in der Landnutzung gehören. Klimatische Einflüsse lassen den Südwesten Deutschlands nasser und den Nordosten trockener werden. In jedem Falle steigt der Nutzungsdruck auf die Georessource Wasser, Zielkonflikte zeichnen sich ab.
 
"Wasser ist überlebenswichtig“, sagt Katherina Reiche, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit. „Als Trinkwasser, für Ökosysteme und die Nahrungsmittelproduktion. Es ist auch Grundlage vieler gewerblicher und industrieller Produktionsprozesse. Der konsequenter Schutz und die effiziente Nutzung des Wassers sind damit eine Grundvoraussetzung für eine nachhaltige Entwicklung, aber eben auch für Wachstum.“
 
Reinhard Hüttl, Leiter des interdisziplinären Projekts zur Georessource Wasser und Präsident der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften, empfiehlt daher: „Wir müssen unsere Wasserwirtschaft frühzeitig an den Globalen Wandel anpassen und ein integriertes Wassermanagement verwirklichen, das auch international vorbildlich sein kann. Wichtig ist, dass wir vorbeugen statt auf zunehmende Wetterextreme wie Trockenperioden oder Hochwasser nur zu reagieren."
 
Fragmentierte institutionelle Zuständigkeiten, der Abbau von wasserwirtschaftlicher Kompetenz, unzureichende Daten, eine fragmentierte Forschung und ein teilweise mangelndes öffentliches Problembewusstsein behindern in Deutschland eine vorausblickende und integrative Wasserbewirtschaftung. Wassereinzugsgebiete orientieren sich nicht an kommunalen Grenzen und föderalen Strukturen.
Deshalb empfiehlt die Akademie eine integrierte Untersuchung und Bewirtschaftung der Naturressourcen: Grundvoraussetzung ist das gemeinsame Management von Oberflächen- und Grundwasserressourcen über alle administrativen Ebenen hinweg. Eine wirkliche Integration muss die eng verflochtenen Ressourcen Wasser, Boden, Land, Wald und Gewässerökosysteme einschließen. Das Monitoring der Wasserqualität und -mengen muss im Sinne eines integrierten Monitorings systematisiert werden.
 
Zudem kann nach Einschätzung der Projektgruppe die Wasseraufbereitung effizienter und die Belastung mit Schadstoffen zugleich verringert werden. Viel Potenzial liegt noch in der Vermeidung und im Management von Schadstoffen. Die Risikobewertung muss Stoffgemische stärker berücksichtigen, statt allein einzelne Substanzen zu bewerten. Die Akademie empfiehlt eine stärkere Mehrfachnutzung von Wasser und eine selektive Aufbereitung je nach Nutzungsart. Dafür müssen in Deutschland und in der EU verbindliche Regeln geschaffen werden. Insbesondere mit dem Export von Technologien zur passgenauen Wasseraufbereitung kann Deutschland einen Beitrag zur Lösung globaler Wasserprobleme leisten.
 
Schon heute lassen sich die Folgen des Globalen Wandels auf die Ressource Wasser ablesen, beispielsweise am Pegel des Rheins, der in Köln im Sommerhalbjahr rund 20 Prozent mehr Wasser führt als vor hundert Jahren. Zugleich sinkt der Grundwasserspiegel in Teilen Ostdeutschlands teils dramatisch.
 
Problematisch wird nicht nur die ungleiche Verteilung, sondern auch die Qualität des Wassers. 60 bis 85 Prozent der Oberflächengewässer und mehr als die Hälfte der Grundwasserkörper werden voraussichtlich nicht den von der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie bis 2015 geforderten guten Zustand erreichen. Eine Ursache sind die Nährstoffeinträge aus der Landwirtschaft. Eine zunehmende Rolle spielen organische Spurenstoffe, deren Verhalten in komplexen Gemischen noch kaum erforscht ist. Ihre Konzentration steigt, wenn die Bevölkerung abnimmt, weil der Arzneimittelverbrauch mit dem Altersschnitt zunimmt.

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acatech - Deutsche Akademie der Technikwissenschaften

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