Herstellerverantwortung im Wasserrecht verankern
19.05.2023
Anlässlich der Stellungnahmefrist zum Vorschlag der EU-Kommission für eine Novelle der Kommunalabwasserrichtlinie bekräftigte der BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Kreislaufwirtschaft e. V. zusammen mit weiteren Verbänden der Wasserwirtschaft seine Unterstützung für eine geplante Einführung der erweiterten Herstellerverantwortung in der Kommunalabwasserrichtlinie.
Der Ende Oktober veröffentlichte Vorschlag der EU-Kommission sieht vor, die Umweltschutzziele auf den Gesundheitsschutz sowie auf die Reduktion von Treibhausgasemissionen zu erweitern. Als Folge der Corona- Pandemie ist zudem ein regelmäßiges Monitoring von für die öffentliche Gesundheit relevanten Parametern im Abwasser vorgesehen.
Ein zentrales Vorhaben der Überarbeitung der Richtlinie sind außerdem neue Vorgaben für die erweiterte – vierte – Reinigungsstufe auf Kläranlagen. Sie sollen dabei helfen, strengere Grenzwerte für Mikroschadstoffe in Gewässern einzuhalten. Mit dem Aufbau eines dichteren Netzes an vier Reinigungsstufen geht die Einführung der erweiterten Herstellerverantwortung einher. So sollen Hersteller von Schadstoffen, namentlich die Produzenten von Arzneimitteln und Körperpflegeprodukten, stärker in die Pflicht genommen werden und die Kosten für die zusätzliche vierte Reinigungsstufe übernehmen. Die Verbände begrüßen dieses Vorhaben. Sie unterstützen die Politik bei dem Plan, das Verursacherprinzip stärker im Wasserrecht zu verankern. Nach Verbändeansicht sei dies eine seit langem überfällige Weiterentwicklung der europäischen Umweltpolitik. Durch die Regelung werden Anreize geschaffen, Schadstoffe gar nicht erst in die Gewässer einzutragen, sondern sie bereits an der Quelle zu verhindern und unbedenkliche Alternativstoffe zu entwickeln.
Die Verbände werden sich in den weiteren politischen Prozess der Überarbeitung der Kommunalabwasserrichtlinie einbringen und bei den politischen Entscheidungsträgern weiter für die Einführung der erweiterten Herstellerverantwortung werben.
BDE-Präsident Peter Kurth erklärt: „In der Abfallwirtschaft haben wir viele positive Erfahrungen mit der Einführung erweiterter Produktverantwortungssysteme gemacht. Sie können für einen Bewusstseinswandel bei den Herstellern sorgen und sind in ihrer Wirkung häufig effektiver als gebührenfinanzierte Systeme ohne Anreize und mit hohen Kosten am Ende des Kreislaufs. Ähnliche Systeme sollten folgerichtig auch im Bereich des (Ab-)Wasserrechts eingeführt werden.“
Erweiterte Herstellerverantwortung in der Europäischen Union in der Kommunalabwasserrichtlinie verankern!
Mit dem Vorschlag der EU–Kommission für eine erweiterte Herstellerverantwortung in der novellierten Kommunalabwasserrichtlinie sollen die Verursacher von Schadstoffeinträgen erstmals auch finanziell in die Pflicht genommen und Anreize geschaffen werden, um verursachergerecht Verunreinigungen zu vermeiden. Dies ist ein Meilenstein in der europäischen Gewässerpolitik. Das Prinzip der Herstellerverantwortung ist im europäischen Recht bereits fest etabliert und soll jetzt endlich auch in geeigneter Weise im Wasserrecht umgesetzt werden. Die unterzeichnenden Verbände unterstützen deshalb den Kommissionsvorschlag und fordern Bund und Länder auf, sich für die Herstellerverantwortung einzusetzen.
Sowohl für den Gewässerschutz als auch für die Entgeltbelastung der Bürgerinnen und Bürger sowie die energetische Bilanz der Abwasserreinigung ist es wesentlich besser, Schadstoffeinträge direkt an der Quelle zu vermeiden, oder zumindest Einträge zu minimieren, anstatt hochverdünnte Schadstoffe später mit technisch aufwändigen Verfahren vor dem Eintrag in die Gewässer zu reduzieren. Der Vorschlag der EU–Kommission sieht daher zu Recht vor, dass Hersteller bestimmter Stoffgruppen die vollen Kosten der Abwasserreinigung für die vierte Reinigungsstufe zu tragen haben. Damit wählt die Kommission anstelle ordnungsrechtlicher Verbote bewusst ein umweltökonomisches Anreizsystem.
Weitere News und Artikel
30.05.2023
News
Das Prinzip Schwammstadt für Straßenbäume: Regenwasser in nachhaltiger Nutzung
Bäume machen Städte grün, spenden Schatten und sorgen für gute Luft. Angesichts von Versiegelung, Platzmangel, Verkehrsdichte und zunehmenden Dürrephasen ist es deshalb notwendig, sich um das Wohlergehen von Stadtbäumen zu kümmern.
26.05.2023
News
Deutschland verlor in den letzten zwei Jahrzehnten durchschnittlich 760 Millionen Tonnen Wasser pro Jahr
Die letzten fünf Jahre in Deutschland waren von massiven Sommerdürren geprägt. Sehr viel Wasser ging verloren. Nur: Wie hoch die Verluste genau waren und ob sich daraus ein Trend für die Zukunft ableiten lässt, sind nach wie vor offene Fragen.
24.05.2023
News
Hauraton zeigt nachhaltiges Regenwassermanagement für Städte und Gemeinden
BUGA 2023 in Mannheim
22.05.2023
Fachartikel
Hausanschlusskanäle mithilfe von F-Liner saniert
Sanierung des Grundstücksentwässerungsnetzes beim Statistischen Bundesamt in Wiesbaden
17.05.2023
News
Von der Kartoffelschale zum Abwasserreiniger
Aktivkohle reinigt Abwässer in Kläranlagen – doch bislang wird sie meist aus klimaschädlicher Braunoder Steinkohle gewonnen. Ein Graduiertenkolleg der Universität Kassel erforscht nun Methoden, Aktivkohle effizient aus Bioabfall herzustellen, um in Städten Kohlenstoff-Kreisläufe zu schließen und damit dieCO2-Bilanz zu verbessern.
15.05.2023
News
BMBF-Fördermaßnahme zur nachhaltigen Grundwasserbewirtschaftung gestartet
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat die Fördermaßnahme „Nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung (LURCH)" aufgelegt. Sie ist Teil der BMBF-Strategie „Forschung für Nachhaltigkeit (FONA)“ und hat das Ziel, Grundwasser als wichtigste Trinkwasserressource und bedeutendes Ökosystem durch eine nachhaltige Bewirtschaftung zu schützen.
12.05.2023
News
Er träumt von einem Paradies aus Beton
Materialwissenschaftler Franco Zunino möchte den Beton revolutionieren. Durch die richtige Mischung des vielseitigen Baustoffs soll der CO2-Ausstoss massiv reduziert werden.
10.05.2023
News
Die „Wasserwende“ beschleunigen
Der Druck auf Gewässersysteme steigt – auch hierzulande. Dies betrifft sowohl die Wassermenge, wie der vergangene „Dürre-Sommer“ verdeutlichte, als auch indirekte Folgen z. B. den Rückgang der Artenvielfalt an den großen Flüssen. Eine neue Web-Applikation und innovative molekularbiologische Methoden zur …
03.05.2023
News
Innovative Technologien entfernen Arzneimittelrückstände aus Abwasser
Jedes Jahr im März erinnert der Weltwassertag an die Bedeutung einer der wichtigsten Lebensressourcen. Unser Planet ist zu fast zwei Dritteln mit Wasser bedeckt, aber nicht einmal drei Prozent sind trinkbares Süßwasser. Täglich gelangen große Mengen an Chemikalien in unsere …
02.05.2023
News
„Jeder kann mithelfen, unsere Wasserressourcen zu schützen“
BDEW veröffentlicht 5 Tipps, wie wir alle unser Wasser vor Verunreinigungen bewahren können
Kontakt
gwf Wasser | Abwasser - Vulkan-Verlag GmbH
Sina Ruhwedel
Redaktion
Friedrich-Ebert-Str. 55
45127 Essen
Deutschland
Telefon:
+49 201 82002-91