Im Doppelstrang durch den Geestedüker - Erneuerung des Fernwärmenetzes in der Seestadt Bremerhaven
24.09.2007
Im Zentrum der Seestadt Bremerhaven wird seit 2006 die Fernwärmeversorgung durch den Betreiber SWB Netze Bremerhaven GmbH & Co. KG schrittweise auf eine neue technische Grundlage gestellt. Dazu ersetzt man das vorhandene, rund 40 Jahre alte Heißdampfnetz im Zuge eines mehrjährigen Modernisierungsvorhabens seit 2006 durch ein auf Heißwasser basierendes Fernwärmesystem. Technisches „Highlight“ des diesjährigen Bauabschnitts ist die Unterquerung der Geeste in einem 18 Meter tiefen Dükerbauwerk unter der Kennedy-Brücke durch Experten der Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH, Dorum.
Im Sommer 2007 wird der zweite, etwa 1.850 Meter lange Bauabschnitt zwischen Columbusstraße, Kennedybrücke über Busse- und Ludwigstraße bis hin zur Claussenstraße durch die Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH, Dorum realisiert. Dabei wird neben einigen Wohngebieten auch das Kultur- und Dienstleistungszentrum Bremerhaven ans neue Heißwassersystem angeschlossen. Während man 1.540 Meter Vor- und Rücklaufleitungen in offener Bauweise verlegt, wartet inner- bzw. unterhalb der Kennedybrücke eine besondere verlegetechnische Herausforderung auf die Rohrleitungsbauer. Die Kennedybrücke überspannt die Geeste wenige hundert Meter vor ihrer Mündung in die Weser. Dabei enthält die Brücke nicht nur das wichtigste Fluttor zum Schutz der Stadt, sondern einen begehbaren, 30 Meter langen Dükertunnel, der in 18 Meter Tiefe die beiden Brückenpfeiler verbindet. Durch dieses Nadelöhr verlaufen praktisch alle Leitungsinfrastrukturen der Bremerhavener City. Neben den zur alten Fernwärmeversorgung gehörenden Dampfleitungen DN 175/300 bzw. DN 250/400 und der Kondensatleitung DN 150 enthält der Tunnel DN 1800 eine im Stahlschutzrohr verdämmerte Wasserleitung DN 250, ganze Bündel von Nieder- und Mittelspannungsstromleitungen sowie Melde- und Telekommunikationskabel. Die sensible Nachbarschaft zieht umfangreiche Sicherungsmaßnahmen nach sich: Sowohl während des vorgesehenen Ausbaus der Dampf- bzw. Kondensatleitungen als auch bei Installation der neuen Fernwärmeleitungen sind die Kabeltrassen durch eine Blechverschalung zu schützen. Gleiches gilt für die senkrechten, 18 Meter tiefen Zugangsschächte in den beiden Brückenauflagern. Bei der Arbeit im Dükertunnel gelten ganz besonders scharfe sicherheits- und gesundheitstechnische Auflagen. Insbesondere ist die Innenluft des Tunnels bei der Demontage der Dampfleitungen kontinuierlich zu filtern, da die mineralischen Faserdämmstoffe der alten Leitungen mit einem KI-Wert der Kategorie 2 als für den Menschen krebserzeugend eingestuft sind. Es dürfen daher keinesfalls Faserstäube freigesetzt werden. Entsprechend konsequent werden die Vorschriften zur ordnungsgemäßen Entsorgung dieses heiklen Materials überwacht. Der Leitungsdoppelstrang wird durch jeweils 2 Kernbohrungen DN 500 von außen in das nördliche Brückenbauwerk ein- und auf der südlichen Geesteseite wieder ausgeführt. Dabei verlässt die Fernwärmetrasse die Brücke auf der Südseite oberirdisch, verläuft oberhalb der Hochwasserspundwände und wird in Richtung Bussestraße oberirdisch weiterverlegt.
Im Verlauf der übrigen Trasse werden Vor- und Rücklaufleitungen in der Technik der "thermischen Vorspannung" verlegt. Dabei werden die im offenen Rohrgraben parallel verlegten, offen liegenden Vor- und Rücklaufleitungen an den offenen Enden über einen Kunststoffschlauch miteinander kurzgeschlossen. Durch das so entstehende geschlossene System pumpt ein Aggregat in Kreislaufführung große Mengen Heißluft. Unter stetiger Kontrolle der Temperatur wird das Rohr auf 50°C erhitzt. Da dies der halben späteren Betriebstemperatur von 100°C entspricht, wird bei diesem Prozess auch die Hälfte der temperaturbedingten Längenausdehnung der Rohre vorweggenommen. Die tatsächliche Ausdehnung wird über Meßmarkierungen im Rohrgraben nachgewiesen. Ist die volle thermische Vorspannung wie geplant erreicht, wird der Rohrgraben verfüllt. Die Reibungskräfte der Bettung verhindern, dass sich das Rohr bei zwischenzeitlicher Abkühlung wieder in den Ausgangszustand zurück bewegen kann: Seine Längenausdehnung wird quasi "konserviert". Um den eng gesteckten zeitlichen Rahmen des Vorhabens einhalten zu können, arbeiteten die Mitarbeiter von Wähler den Sommer über durchgängig mit drei Kolonnen am Projekt "Fernwärme Bremerhaven". Als FW 1- und SCC**-zertifiziertes Unternehmen kommen Wähler dabei seine hohe Qualifikation und der reiche Erfahrungsschatz zugute.
Das Gesamtprojekt findet planmäßig im Jahre 2008 seinen Abschluss. Dann werden weite Teile der Innenstadt wieder mit umweltverträglicher Heizenergie auf dem neuesten Stand der Technik versorgt.
Kontakt:
Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH
Dipl.-Ing. Dipl.-Kfm. Heiko Braun
Im Speckenfeld 3a
27632 Dorum
Tel. 04742 / 92 97 - 0
Fax 04742 / 92 97 - 22
Weitere News und Artikel
14.05.2024
News
Kanalgipfel 2024: Praxisbeispiel Schwammstadt – Erfahrungen aus Hamburg
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht …
08.05.2024
News
Loyalität und Fachkompetenz als Erfolgsformel
Geiger Kanaltechnik würdigt langjährige Mitarbeiter
30 Jahre Unternehmensentwicklung sind für die meisten Firmen ein bedeutender Meilenstein. So auch für das Unternehmen Geiger Kanaltechnik, das zur …
07.05.2024
News
Kanalgipfel 2024: Überprüfung des Substanzerhaltungskonzepts für die Kanalisation des Abwasserverbandes Fulda
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, …
06.05.2024
News
Forschung enthüllt die Komplexität von Hochwasserereignissen
Das katastrophale Hochwasser in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz vor drei Jahren verdeutlichte die verheerenden Folgen von Flussüberschwemmungen. Um künftige Schäden zu minimieren …
03.05.2024
News
Effiziente Kreislaufwirtschaft durch Zero-Scrap-Production
Kabelwerk Eupen AG mit eigener nachhaltiger Kunststoffaufbereitung
Qualität und Nachhaltigkeit: Das sind Faktoren, denen sich die Kabelwerk Eupen AG seit vielen Jahren verschrieben hat. …
26.04.2024
News
Klimawandel stellt Kanalnetze vor große Herausforderungen
Gutes Zusammenspiel von Städten, Bürgerinnen und Bürgern und Ruhrverband ist unerlässlich für ein funktionierendes Kanalsystem
Die Abwasserentsorgung ist eine Kernaufgabe des Ruhrverbands. …
24.04.2024
News
Schluss mit Schwachstellen bei Straßenabläufen!
Ehingen/ Donau setztDer Einbau von neun Funke Straßenabläufen in der Straße „Beim Zehntstadel“ in Ehingen/ Donau stieß auf großes Interesse. Vertreter aus umliegenden Kommunen, Ingenieurbüros und …
24.04.2024
Fachartikel
Alte Infrastruktur auf Neu trimmen!
Der hübsche Ort Weida am nordöstlichen Rand von Thüringen beherbergt ein in die Jahre gekommenes komplexes Entwässerungssystem. Dieses soll für ein Einzugsgebiet von ca. 50 Hektar unter hydraulischen und baulichen …
23.04.2024
News
Kanalgipfel 2024: Bedarfsorientierte Kanalinspektion – Aktivitäten der Stadt Remscheid und ihre Abstimmungen mit der Aufsichtsbehörde
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die …
22.04.2024
News
Kläranlagenkonzept: Wertstoffgewinnung statt Belebungsverfahren
Das Lehr- und Forschungsklärwerk Büsnau im Westen von Stuttgart reinigt nicht nur die Abwässer aus seiner Umgebung, sondern dient auch als Reallabor für Forschungsprojekte. Aktuell …
19.04.2024
News
Kein Kraftakt – dank GFK
Schachtabdeckungen aus Glasfaserverbund ermöglichen leichtes Ein- und Ausdeckeln
Schachtabdeckungen gibt es aus den unterschiedlichsten Materialien: Von Beton-Guss-Abdeckungen, über Edelstahl bis hin zu Kunststoffen bietet …
17.04.2024
News
Auszeichnung für innovative Ideen und Spitzenleistungen
Deutscher Baupreis 2024: Dommel erneut geehrt
Seit über 30 Jahren ist die Sanierungstechnik Dommel GmbH ein führender Anbieter im Bereich der grabenlosen Kanalsanierung. Bereits zum zweiten …
Kontakt
Tief- und Rohrleitungsbau Wilhelm Wähler GmbH