Kanalgipfel: Überflutungsvorsorge als kommunale Gemeinschaftsaufgabe

27.08.2021

Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten technischen und wirtschaftlichen Bewertung dieser langlebigen Anlagen. Der Kanalgipfel bietet eine Hilfestellung für eine detaillierte und konsistente Wertermittlung unserer Entwässerungssysteme sowie für deren Werterhalt. Dr.-Ing. Hans-Otto Weusthoff berichtet über Faktoren für ein zukunftsfähiges Management urbaner Sturzfluten aus Sicht einer kommunalen Verwaltung.

Überflutungsvorsorge als kommunale Gemeinschaftsaufgabe

Insbesondere in den letzten beiden Jahrzehnten ist deutlich geworden, dass Starkniederschläge und urbane Sturzfluten zunehmend schwere Überschwemmungen mit enormen Sachschäden verursachen, vereinzelt sind auch schon Menschenleben zu beklagen gewesen. Im Juli 2021 haben nun die Überschwemmungen im Südwesten Deutschlands eindeutig katastrophale Züge angenommen. Viele Menschen sind ums Leben gekommen.

Deutliche Forderungen zur Verbesserung des Katastrophenschutzes standen deshalb zunächst im Vordergrund. Es ist aber damit zu rechnen, dass auf Bundes- und Landesebene Vorgaben überdacht werden, um im Bereich der Vorsorge einen größeren Handlungsdruck aufzubauen. In der Folge werden u.a. Städte und Gemeinden zusätzlich in entsprechende Gefahrenabwehrmaßnahmen investieren müssen.

Der Klimawandel erhöht in diesem Zusammenhang zusätzlich den Handlungsdruck für die kommunale Stadt- und Infrastrukturplanung, hier Anpassungsmaßnahmen und vor allem eine gezielte Vorsorge gegenüber Schäden aus derartigen urbanen Überschwemmungen zu ergreifen. Diese Maßnahmen sind mit Konzepten der dezentralen Regenwasserbewirtschaftung sowie mit Regen- und Brauchwassernutzungsansätzen zu kombinieren.

Ein zukunftsfähiges Management urbaner Sturzfluten kann in der kommunalen Verwaltung nur durch eine interdisziplinäre Arbeitsweise erreicht werden. Hierfür sind Lücken in der städtischen Aufgabendefinition und -verteilung für den Themenbereich Starkregen herauszuarbeiten und danach zu schließen. So ist die Überflutungsvorsorge zwingend als kommunale Gemeinschaftsaufgabe zu verstehen. Hierfür arbeitet die Stadtentwässerung Hannover schon heute sehr eng mit den Fachbereichen Planen und Stadtentwicklung, Tiefbau, Umwelt und Stadtgrün sowie mit der Berufsfeuerwehr Hannover zusammen.

Für das große Neubaugebiet Hannover-Kronsrode (früher Kronsberg-Süd) wurde z.B. eine Überflutungsberechnung beauftragt, die nachweist, dass bei künftigen Extremregenereignissen das anfallende Niederschlagswasser gezielt und schadlos aus dem Wohngebiet abgeleitet und einer geplanten Überflutungsfläche zugeführt werden kann. Das ausschließlich dafür notwendige Dükerbauwerk wurde hydraulisch für einen Oberflächenabfluss infolge eines 30-jährlichen Niederschlagsereignisses bemessen. Die Durchpressung im Rohrvortrieb mit Stahlbetonrohren, DN 1.200, führt unter der Haupterschließungsstraße und der Stadtbahnanlage hindurch, wurde im Juli 2019 fertiggestellt und hat allein ca. 600.000,- € gekostet.

Dieses sicherlich nicht auf jedes Wohngebiet in Gänze übertragbare Beispiel zeigt dennoch anschaulich, dass für ein zukunftsfähiges Management urbaner Sturzfluten herkömmliche Planungsansätze interdisziplinär zu erweitern und in der Folge auf kommunaler Ebene zusätzliche Investitionen zu tätigen sind.

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