Licht und Schatten in Marseille

03.04.2012

Die Umweltschutzorganisation WWF zieht zum Abschluss des Weltwasserforums 2012 in Marseille ein zwiespältiges Fazit. Die offizielle Ministerdeklaration habe nicht die Kraft, um den lokalen und regionalen Erfolgsmodellen einen ausreichenden globalen Rahmen zu geben, so der WWF.

Genau das sei jedoch notwendig, um den zunehmenden Herausforderungen durch Klimawandel und Bevölkerungswachstum zu begegnen und eine Zuspitzung der Wasserkrise zu verhindern. Immerhin werde die Umsetzung des Menschenrechtes auf Wasser und der Erhalt von natürlichen Feuchtgebieten und Flüssen gefordert. Zudem hätten die Teilnehmer anerkannt, das Wasser eine ökologische, soziale und ökonomische Komponente habe. Nahrungssicherheit und Energieversorgung hingen essentiell von einem nachhaltigen Wassermanagement ab. „Wer das Menschenrecht auf Wasser umsetzen und wirtschaftlichen Wohlstand sowie eine ausreichende Gesundheitsversorgung aller Menschen sicherstellen möchte, der muss die entsprechenden Süßwasservorkommen und die damit untrennbar verbundenden Ökosysteme schützen, so die Kernforderung von Martin Geiger, Leiter Bereich Süßwasser beim WWF Deutschland. Zugleich kritisiert Geiger, dass zwar viele, vornehmlich lokale Lösungen und Versprechen präsentiert wurden, dieser aber leider in ihrer Summe bisher nicht den dringend erforderlichen, globalen Aktionsplan darstellten. Als Beschlussgrundlage für den im Juni stattfindenden UN-Umweltgipfel Rio+20 in Brasilien tauge die Deklaration nicht, so das Urteil des WWFs.
 
Das ausgerechnet die brasilianische Umweltministerin Izabella Teixeira ankündigte, die Wasserproblematik von Marseille zur UN Umweltkonferenz nach Rio tragen zu wollen, mute angesichts des vom Parlament in Brasilia geplanten neuen Waldschutzgesetzes wie Hohn an. Bei Verabschiedung des Gesetzes würden die Entwaldung des Regenwaldes und die Degradierung von Flussauen und Quellgebieten massiv vorangetrieben. „Der Amazonas ist die größte Süßwassermaschine unseres Planeten und droht nun ins trudeln zu geraten“, sagt Geiger. Durch Erosion würden Unmengen an Sedimenten in die Flüsse gespült, die Abflüsse sich ändern und sehr wahrscheinlich die Niederschläge, speziell in Trockenperioden, noch weiter abnehmen. Verstärkt durch die Auswirkungen des Klimawandels könne der mögliche Trend zur Bildung von Savannen in bedeutenden Amazonasregionen an fataler Dynamik gewinnen. „Wenn Teixeira ihre eigene Ankündigung ernst meint, dann darf die brasilianische Regierung das neue Waldschutzgesetz nicht verabschieden. Das wäre entscheidend für den Erfolg von Rio“, sagt Geiger.
 
Positiver Aspekt des vergangenen Weltwasserforums sei, dass sich Luxemburg zur endgültigen Ratifizierung der Internationale UN-Konvention für ein grenzübergreifendes Management von Trinkwasservorkommen bekannten. „Unsere Hoffnung ist, dass die fehlenden Unterschriften, die für das in Kraft treten des Abkommens notwendig sind, in naher Zukunft geleistet werden. Am besten noch vor dem UN-Umweltgipfel“, sagt Martin Geiger. Nur so könnten in Zukunft Konflikte um das „blaue Gold“ vorgebeugt, geschlichtet und gelöst werden. Die UN-Konvention dient als Rahmen für die Bewirtschaftung grenzüberschreitender Süßwasservorkommen, wie etwa Flüsse, Seen oder unterirdische Wasserreservoire, die sich im Hoheitsgebiet mehrerer Staaten befinden. Deutschland hat das Abkommen bereits unterschrieben. Nach der Ankündigung von Luxemburg müssen noch zehn weitere Länder die Konvention ratifizieren.

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