Logistische Glanzleistung auf der A3. Sonderanfertigung von Westrohr in FBS-Qualität
20.09.2006
Das war eine Baumaßnahme gespickt mit Superlativen: Lediglich 52 Stunden dauerte die Vollsperrung der A 3 bei Köln zwischen dem Autobahndreieck Heumar und dem Autobahnkreuz Leverkusen. In der Zeit von Samstagnacht bis Montagmorgen erneuerte der Landesbetrieb Straßen NRW, Niederlassung Köln, in Absprache mit den Stadtentwässerungsbetrieben Köln, AöR (StEB), ein Kanalteilstück, das im Bereich der Anschlussstelle Köln-Dellbrück die Fahrstreifen der vielbefahrenen Verkehrsader unterquert. Nach der fachgerechten Erstellung der Sohle hob ein Mobilkran 17 so genannte Kanalzwillingsrohre im Rechteckprofil in die großdimensionierte Baugrube ein. Die rund 37 t schweren Doppelprofile, hergestellt bei der Westrohr Betonwerk Münster GmbH & Co. KG, waren zuvor auf Schwerlasttransportern just in time zur Einbaustelle geliefert worden.
"Die Baumaßnahme wurde nötig, da die A 3 zwischen dem Autobahnkreuz Köln-Ost und der Anschlussstelle Köln-Dellbrück im Rahmen der Gesamtmaßnahme zwischen Leverkusen und Heumar auf insgesamt acht Fahrstreifen ausgebaut werden soll", erläutert Dipl.-Ing. Uwe Dewes, Leiter der Niederlassung Köln, Landesbetrieb Straßen Nordrhein-Westfalen. Im Bereich der Bergisch Gladbacher Straße kreuzt ein bedeutender städtischer Abwasserkanal die Trasse der Autobahn. Er wurde bereits 1929 als Kreisrinnenprofil mit einem Durchmesser von fast 3,5 m aus Ortbeton erstellt.
Der Kanal, über den das Abwasser von rund 25 000 Einwohnern zur Kläranlage Stammheim geleitet wird, bildet einen wesentlichen Bestandteil der entwässerungstechnischen Entsorgung der rechtsrheinischen Kölner Stadtgebiete. "Im Rahmen der Ausbauplanung stellte sich heraus, dass der Abwasserkanal den statischen Anforderungen bei dem vorgesehenen Ausbau der Autobahn nicht mehr genügt", so Dewes weiter, "denn durch die Verbreiterung erfolgt eine zusätzliche Belastung, der der vorhandene Kanal nicht mehr standhalten könnte." Die Konsequenz: Die Funktionssicherheit und damit eine entwässerungstechnische Entsorgung der betroffenen Stadtteile wäre nicht mehr sichergestellt.
Ausführung in FBS-Qualität
Die Straßenbauverwaltung ersetzte ihn daher durch einen neuen Kanal, der aus einem Doppelprofil mit geringerer Bauhöhe besteht. Das neue Kanalteilstück wurde ca. 25 m südlich parallel zum vorhandenen Kanal in offener Bauweise erstellt. "Eine Vorgehensweise, bei dem das alte Teilstück während der Bauzeit nicht beeinträchtigt wurde und weiter voll funktionstüchtig bleiben konnte", erklärt Dipl.-Ing. Wolfgang Gordziel, Abteilungsleiter Netze (Planung und Bau) der Stadtentwässerungsbetriebe Köln, AöR. Zum Einsatz kamen 17 Stahlbetonprofile mit Rechteckquerschnitt. Die 5,10 m breiten und 2,45 m hohen Doppelkanal-Rechteckprofile sind 2,75 m lang und wurden bei Westrohr in Münster gefertigt. Westrohr-Rechteckprofile unterliegen der ständigen Überwachung durch den Güteschutz Beton, Nordrhein-Westfalen.
Grundlage für die Ausführungen, Anforderungen und Prüfungen ist die FBS-Qualitätsrichtlinie Teil 1 – 3 und die erhöhten Anforderungen der Stadtentwässerungsbetriebe Köln, niedergeschrieben in "Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen für den Bau von Abwasseranlagen in Köln (ZTV-AA K)". In dieser ZTV-AA K sind die technischen Anforderungen und besonderen Qualitätsanforderungen festgelegt, die von den Allgemeinen Technischen Vertragsbedingungen (ATV) der VOB/C, den relevanten DIN-Normen und sonstigen vertraglichen Bestimmungen abweichen bzw. sie ergänzen. Dazu kommt die Verwendung hochwertiger Materialien. Die Rechteckprofile sind wasserdicht und weisen eine hohe Beständigkeit gegenüber chemischen und mechanischen Belastungen gemäß DIN 1045-2 auf.
Dichtung nachträglich aktiviert
Neben den großen Dimensionen ist ein bautechnisches Merkmal besonders erwähnenswert. Die Profile verfügen mit der so genannten aktivierbaren Dichtung über eine Technologie, die bei Westrohr entwickelt worden ist. Das Spitzende des Rechteckprofils ist werkseitig mit einer Lippengleitringdichtung und einem aktivierbaren Dichtring aus hochwertigen Elastomeren ausgestattet. Auf der Baustelle wird dieser aktivierbare Dichtring nach dem Zusammenfügen der Profile vollständig mit PU-Material dauerelastisch ausgefüllt. "Fehler und Beschädigungen, die zu Bauverzögerungen oder gar Undichtigkeiten führen könnten, sind damit praktisch ausgeschlossen", erklärt Dipl.-Ing. Erich Valtwies, Geschäftsführer Westrohr Betonwerk Münster GmbH & Co. KG. Weitere Vorteile: Die Rahmenverbindung hält mindestens bis zu einem Druck von 1,0 bar, gemäß der FBS-Qualitätsrichtlinie, Teil 1 – 3, dicht. Selbst gegen drückendes Wasser von außen oder, wie bei Stauraumkanälen zeitweise erforderlich, gegen erhöhten Innendruck.
Logistische Maßarbeit
Die Baumaßnahme stellte sehr hohe Anforderungen an die Logistik und die Ausführung vor Ort. "Bedenkt man, dass für den Transport eines jeden Stahlbetonprofils mit einem Gewicht von 37 t ein Schwerlastfahrzeug notwendig war und die Gesamtkreuzungslänge ca. 46 m betrug, so musste vom Herstellerwerk in Münster bis zum Einbau in der Baugrube jeder Arbeitsschritt genauestens geplant werden", fasst Dewes die spektakulären Aktionen des Wochenendes zusammen. Auch das Einheben eines solchen Kolosses erfordert größte Präzision und eine sorgfältig vorbereitete Baugrube. Erwartungsgemäß klappte das Verlegen der 17 Schwergewichte reibungslos. Dazu beigetragen haben so genannte Zentrierbolzen, mit denen die Rechteckprofile zusätzlich ausgestattet sind. Diese ergänzende Verlegehilfe erleichtert das Zusammenführen der Profile ganz erheblich.
Nach der Montage werden die Rechteckprofile noch mit einer Trockenwetterrinne versehen. Während das Abwasser bei Normalbetrieb lediglich durch den linken Teil des Kanales fließen wird, nehmen bei Starkregenereignissen beide Segmente die erhöhte Abflussmenge auf. Das zeitmäßig aufwendige Einbinden der neuen Profile in die alte Trasse wird direkt im Anschluss in einem weiteren Bauabschnitt außerhalb der Autobahn im Bereich der Bergisch Gladbacher Straße durchgeführt. Nach der Inbetriebnahme des neuen Teilstückes wird das alte Kreisrinnenprofil mit Beton verfüllt. Danach können die eigentlichen Arbeiten zur Verbreiterung der Autobahn A 3 begonnen werden.
Kontakt:
Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V. (FBS)
Bettina Friedrichs
Schlossallee 10
53179 Bonn
Tel.: +49 (0) 228/9 54 56-44
Fax: +49 (0) 228/9 54 56-43
E-Mail: bettina.friedrichs@fbsrohre.de
Internet: http://www.fbsrohre.de
Weitere News und Artikel
26.04.2024
News
Klimawandel stellt Kanalnetze vor große Herausforderungen
Gutes Zusammenspiel von Städten, Bürgerinnen und Bürgern und Ruhrverband ist unerlässlich für ein funktionierendes Kanalsystem
Die Abwasserentsorgung ist eine Kernaufgabe des Ruhrverbands. …
24.04.2024
News
Schluss mit Schwachstellen bei Straßenabläufen!
Ehingen/ Donau setztDer Einbau von neun Funke Straßenabläufen in der Straße „Beim Zehntstadel“ in Ehingen/ Donau stieß auf großes Interesse. Vertreter aus umliegenden Kommunen, Ingenieurbüros und …
24.04.2024
Fachartikel
Alte Infrastruktur auf Neu trimmen!
Der hübsche Ort Weida am nordöstlichen Rand von Thüringen beherbergt ein in die Jahre gekommenes komplexes Entwässerungssystem. Dieses soll für ein Einzugsgebiet von ca. 50 Hektar unter hydraulischen und baulichen …
23.04.2024
News
Kanalgipfel 2024: Bedarfsorientierte Kanalinspektion – Aktivitäten der Stadt Remscheid und ihre Abstimmungen mit der Aufsichtsbehörde
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die …
22.04.2024
News
Kläranlagenkonzept: Wertstoffgewinnung statt Belebungsverfahren
Das Lehr- und Forschungsklärwerk Büsnau im Westen von Stuttgart reinigt nicht nur die Abwässer aus seiner Umgebung, sondern dient auch als Reallabor für Forschungsprojekte. Aktuell …
19.04.2024
News
Kein Kraftakt – dank GFK
Schachtabdeckungen aus Glasfaserverbund ermöglichen leichtes Ein- und Ausdeckeln
Schachtabdeckungen gibt es aus den unterschiedlichsten Materialien: Von Beton-Guss-Abdeckungen, über Edelstahl bis hin zu Kunststoffen bietet …
17.04.2024
News
Auszeichnung für innovative Ideen und Spitzenleistungen
Deutscher Baupreis 2024: Dommel erneut geehrt
Seit über 30 Jahren ist die Sanierungstechnik Dommel GmbH ein führender Anbieter im Bereich der grabenlosen Kanalsanierung. Bereits zum zweiten …
15.04.2024
News
„CROM – Zertifizierte Schachtsanierung“ geht in die nächste Runde
Im Februar 2024 fand im Schulungszentrum der MC-Bauchemie in Bottrop zum 14. Mal die jährliche „CROM“-Lehrgangsreihe (CROM = Certified Rehabilitation of Manholes) statt. Verschiedene …
12.04.2024
News
Kanalgipfel 2024: Methodik zur Bewertung von Bauwerken
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten …
12.04.2024
Fachartikel
Mit Netzwerk und Know-how nach Europa
Die Michels Corporation mit Hauptsitz in Brownsville, Wisconsin/USA, ist ein international renommiertes Unternehmen, das insbesondere auch im Bereich HDD sehr umtriebig ist. In Europa möchte man expandieren …
10.04.2024
News
Ein Blick unter die Erde von Bergisch Gladbach
Katec kombiniert Reparatur und Renovierung für umfangreiche Sanierungsmaßnahmen
Nachhaltige Infrastruktur, Umweltschutz und ein langlebiges Kanalsystem standen im Fokus der Sanierungsarbeiten in …
09.04.2024
News
Kanalgipfel 2024: Gebührenranking in der Abwasserentsorgung - Analyse und Bedeutung für Kommunen
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele …
Kontakt
Fachvereinigung Betonrohre und Stahlbetonrohre e.V. (FBS)
Schlossallee 10
53179 Bonn
Telefon:
0228-95 45 6-54
Fax:
0228-95 45 6-43