Moderner Kanalbau mit Betonrohren und -schächten

04.02.2005

Zu den aktuellen Entwicklungen beim Bauen mit Rohren und Schachtbauteilen aus Beton und Stahlbeton äußerten sich kompetente Referenten im vergangenen Jahr bei den Tiefbauforen in Potsdam und Dortmund. Ein zentrales Thema waren die neuen Europäischen Normen. Die lebhafte Resonanz unterstrich den hohen Informationsbedarf zum Zeitpunkt einer wesentlichen Neuerung. Hintergrund: Seit dem 24. November dieses Jahres dürfen für Rohre und Schächte aus Beton und Stahlbeton nur noch die neuen Europäischen Normen und deren nationale Ergänzungsnormen angewendet werden.

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DIN 4032 (Betonrohre) und
DIN 4035 (Stahlbetonrohre)
DIN EN 1916 mit DIN V 1201
DIN 4034/Teil 1
(Schächte aus Beton für
Abwasserableitungen)
DIN EN 1917 mit DIN V 4034-1

Der Beratende Ingenieur und Referent Dr.-Ing. Gerfried Schmidt-Thrö erläuterte: "Die nationalen Ergänzungsnormen schließen die Lücke zwischen der harmonisierten EN-Norm, in der nur ein Teil der Anforderungen festgelegt ist, und den bisherigen Anforderungen in den nationalen Normen." In den nationalen Restnormen wird unterschieden zwischen Bauteilen nach:
  • Typ 1 , Expositionsklasse XA 1(vor allem für Regenwasserleitungen)
  • Typ 2 , Expositionsklasse XA 2 (auch für Misch- und Schmutzwasserleitungen)
Dr. Schmidt-Thrö wies darauf hin, dass sowohl die EN-Norm und nationale Norm als auch "Typ 2" angegeben werden müssen, um den bisher gewohnten Standard beizubehalten.

DIN V 1201 (Rohre) legt u.a. fest:
  • Beurteilung der Oberflächenbeschaffenheit
  • Maße und Grenzabmaße, einheitliche Verbindungsmaße bei integrierter Dichtung
  • Definition von Lastklassen (in Deutschland zurzeit noch keine Anwendung)
  • zusätzlich für "Typ 2"
    -Betonfestigkeitsklasse C 40/50 statt C 35/45-Mindestzementgehalt 320 kg/m? statt 280 kg/m?
    -Dichtheitsprüfung bis 1,0 bar (auch Strangprüfung)
    -Serienprüfung bis DN 1000 auf Wasserdichtheit und für Spitzendmaß
    -Prüfung Verbindungsmaße bei mind. 10% der Produktion (> DN 1000)
    -Fremdüberwachung zusätzlich zu werkseigene Produktionskontrolle (WPK)
  • für Stahlbetonrohre: 2-lagige Bewehrung für Wanddicke ab 140 mm
  • für Vortriebsrohre:
    -Betonfestigkeitsklasse immer mindestens C40/50
    -Mindestwanddicken in Abhängigkeit von Betonfestigkeit
    -Grenzabmaße zu Rechtwinkligkeit und Außendurchmesser
    -Mindestbewehrung und weitere Bewehrungsregeln
DIN V 4034-1 (Schächte, DN 1000 bis DN 1500) legt u.a. fest:
  • Beurteilung der Oberflächenbeschaffenheit
  • Maße und Grenzmaße, einheitliche Spitzendmaße
  • Mindestscheiteldruckkraft 80 kN/m, Einbau bis 10 m Tiefe (bei SLW 60) ohne weiteren Nachweis
  • Schachtring mit h=250 mm ersetzt durch h=750 mm bzw. durch Schachthals mit angeformtem Schachtring
  • Regelung für Lastübertragungselemente
  • Steighilfen werden vertikal und horizontal getestet
  • zusätzlich für Typ 2
    -Betonfestigkeitsklasse C 40/50 statt C 35/45
    -Mindestzementgehalt 320 kg/m? statt 280 kg/m?
    -Dichtheitsprüfung bis 1,0 bar (auch Strangprüfung)
    -Prüfung der Verbindungsmaße bei mindestens 10% der Produktion
    -Fremdüberwachung zusätzlich zu werkseigene Produktionskontrolle
Kennzeichnung der Rohre und Schächte mit CE, Normenangabe, Typ und weitere Angaben.

Der planende Ingenieur fordert entsprechende Lastklasse (LC) nach seinen Berechnungen oder gibt die notwendigen Vorgaben zum Einbau. Der Rohrhersteller weist die entsprechende Lastklasse nach oder ermittelt die Belastung nach den Vorgaben und bemisst die Rohre nach den Regeln des Beton- und Stahlbetonbaus gemäß DIN 1045-1. Die ausführende Firma sorgt für den Einbau gemäß Richtlinien.
Weitere Referenten waren Dipl.-Ing. Norbert Klose, Dipl.-Ing. Rolf Kampen (BetonMarketing West), Dr. Thomas Richter (BetonMarketing Ost), Dr.-Ing. Dietmar Beckmann und Dipl.-Ing. Hendrik Oettinghaus (Prof. Stein & Partner) sowie Dipl.-Ing. Martin Liebscher (IKT-Gelsenkirchen).

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