„Not-a-Boring Competition“: Studierendengruppe der TUM hat Finale erreicht
01.04.2021
Es geht um ein hochwissenschaftliches Hightech-Wettrennen – und zwar unter der Erde. Die Studierendengruppe TUM Boring beteiligt sich am vom US-Milliardär Elon Musk ausgeschriebenen Wettbewerb zur Entwicklung der schnellsten Tunnelbohrmaschine der Welt.
Und zwar erfolgreich: TUM Boring hat sich für das Finale in Kalifornien in diesem Sommer qualifiziert. Haokun Zheng, einer der Teamleiter, erklärt im Interview, welche Herausforderungen die Studierenden meistern müssen.
Worum geht es bei "Not-a-Boring Competition"?
Der Wettbewerb besteht darin, einen 30 Meter langen Tunnel mit einem Durchmesser von einem halben Meter zu bohren. Und das möglichst schnell. Organisator Elon Musk hat als Geschwindigkeitsreferenz angegeben, dass die Tunnelbohrmaschine schneller sein sollte, als eine Schnecke kriechen kann. Bislang sind Schnecken über zehnmal schneller als Tunnelbohrmaschinen.
Was macht das Tunnelbohren so komplex?
Erdmaterial muss abgebaut und abtransportiert werden, die Tunnelwand muss installiert werden, der Boden über dem Tunnel darf sich nicht heben oder absenken, man braucht Technik zur Navigation und zum Korrigieren der Tunnelroute und das alles in dem sehr eingeschränkten Platz unter der Erde. Dazu kommt der Fakt, dass die Beschaffenheit des Erdreichs bei jedem Tunnelprojekt anders ist und man die Systeme darauf anpassen muss. Das sorgt für viele technische Herausforderungen, welche das Bohren langsam und teuer machen.
Was macht Sie so zuversichtlich, das ändern zu können und im Wettbewerb gut abzuschneiden?
Wir haben an der TUM ganz exzellente Voraussetzungen. Da ist zum einen unser großes und extrem engagiertes Team. Außerdem können wir auf die Erfahrungen aus dem Hyperloop-Wettbewerb von Elon Musk zurückgreifen, der ja viermal von TUM-Teams gewonnen wurde. Dazu kommt ganz wertvolle Unterstützung durch Industriepartner, die uns Spezialteile und ein Fertigungsgelände in Garching zur Verfügung stellen. Unser Prototyp in einem kleineren Maßstab, den wir vergangenes Jahr gebaut haben, funktioniert schon sehr gut. Und unsere Universität unterstützt uns auch finanziell.
TUM Boring hat es ins Finale geschafft? Wie sehen Sie Ihre Chancen?
Natürlich kann man bei einer Wettbewerbssituation nichts versprechen, aber wir sind zuversichtlich und arbeiten mit Hochdruck daran, den Erfolg nach München holen zu können.
Wie sieht denn die Konkurrenz aus?
Sehr heterogen. Da sind Teams dabei von großen Universitäten wie der TUM, etwa das MIT aus den USA oder die ETH aus der Schweiz. Aber es gibt auch kleinere Hochschulen oder sogar private Projekte.
Wir können nicht über den Wettbewerb und Ihre Projektgruppe sprechen, ohne auf den kuriosen Namen „TUM Boring“ einzugehen, der sich auf Englisch ja als „TUM langweilig“ übersetzen lässt. Was steckt dahinter?
Elon Musk hat dem Wettbewerb bewusst den Namen „Not-a-Boring Competition“ gegeben und auch sein Unternehmen „The Boring Company“ setzt gezielt auf diese Doppeldeutigkeit. Wir haben uns daher passend zum Wettbewerbshintergrund „TUM Boring – Innovation in Tunneling“ genannt. Obwohl sich „boring“ neben dem Tunnelbohren auch als langweilig übersetzen lässt, steht dies natürlich in einem humorvollen Kontrast zu unserem Team und unseren Zielen und hilft uns, Aufmerksamkeit zu generieren.
Apropos Aufmerksamkeit, wie das das Tunnelprojekt der TUM denn begonnen und wie sind Sie dazugestoßen?
Kilian, einer von uns Projektleitern, hat sich schon lange privat für’s Tunnelbohren interessiert. Und die erste Bohrung unseres Prototypen fand auch in seinem Garten statt. Er ist einfach ein sehr begabter Tüftler. Und als dann im Juli 2020 die Wettbewerbsausschreibung kam, hat sich zunächst eine Handvoll Leute zusammengefunden und die Idee entwickelt, da mitzumachen. Ich selbst komme ursprünglich aus Düsseldorf, bin aber zum Studieren an die TUM nach München gegangen, weil dieses Hightech-Ökosystem und die vielfältigen Möglichkeiten mich angezogen haben. Und als angehender Informatiker begeistere ich mich für die Lösung von Problemen, einer der Gründe, warum ich mich bei diesem Projekt engagiere.
Was fasziniert Sie an dem Projekt?
Es geht ja nicht nur um Tunnel, sondern auch darum, wie künftig eine nachhaltige und funktionierende Verkehrsinfrastruktur in urbanen Regionen aussehen kann. Um nicht im Verkehr zu ersticken, müssen Städte dreidimensional gedacht werden. Und das funktioniert sehr gut und sicher über Tunnel. Das Thema hat also eine sehr starke gesellschaftspolitische Komponente.
Haokun Zheng studiert an der TUM Informatik im Bachelor. Der 20-Jährige gehört zum fünfköpfigen Führungsteam der inzwischen auf über 60 aktive Mitglieder angewachsenen Entwicklungsgruppe, in der 16 Nationalitäten vertreten sind. Das Durchschnittsalter liegt bei 23 Jahren
Besuchen Sie die Webseite der Studierendengruppe: TUM Boring
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