Qualität, Wirtschaftlichkeit, günstige Abwassergebühren Ein Widerspruch in sich?

28.09.2004

In Zeiten leerer Kassen und hoher Belastungen für die Bürger erklärt mancher Gemeinderat die Belastungsgrenze durch kommunale Gebühren für erreicht. Die Frage stellt sich, ob die kommunale Infrastruktur im bestehenden Umfang qualitativ hochwertig erhalten werden muss und ob dies mit niedrigen Gebühren überhaupt geleistet werden kann? Ein oft unterschätzter Teil unseres Wohlstands beruht auf einer funktionierenden und bedarfsgerechten Infrastruktur. Hierbei zählt die Abwasserbeseitigung, die uns eine gute Trinkwasserqualität überhaupt nur aufrecht erhalten lässt, zweifelsohne zu den zwar oft verkannten, aber außerordentlich wichtigen Bestandteilen gesellschaftlicher Entwicklung.

Wenn es uns nicht gelingt, diese Einrichtungen der "Stadthygiene" bedarfsgerecht auszubauen und vor allem aber dauerhaft - also nachhaltig - instand zu halten, werden die Investitionen unserer Vorgängergenerationen uns zwar noch nützen können, unsere Nachfolgegenerationen werden jedoch vor kaum mehr lösbaren Aufgaben stehen. Günstige Abwassergebühren auf Dauer zu erzielen benötigt Weitsicht, Kompetenz und Beharrlichkeit im täglichen Handeln der Beteiligten (Verwaltung, Planer, Firmen). Jeder muss an seinem Platz seiner Verantwortung gerecht werden. Die öffentliche Verwaltung trägt die Hauptverantwortung. Sie wählt den nachweislich qualifizierten Fachplaner Ihres Vertrauens aus, sie führt das Vergabeverfahren von Bauleistungen durch und muss sicherstellen (lassen), dass das beauftragte Unternehmen auch die vollständige Leistung erbringt (quantitativ und qualitativ).
Wirtschaftlichkeit ist letztlich das Produkt von guter Leistung und langer Nutzungsdauer. Billig für kurze Zeit ist teuer auf lange Zeit, sei es in der Planung oder in der Bauausführung.

Die Lösungsansätze
  • Die Herausforderung in der Zukunft wird sein, die einmal geschaffenen Entwässerungskanäle und -anlagen nicht weiter abzuwirtschaften, sondern die vereinnahmten Gebühren im kalkulierten Umfang für zweckgebundene Reinvestitionen zu verwenden.
  • Die zuverlässigste Mittelverwendung geschieht bei primär qualitätsorientiertem Handeln. Hierzu gehören:
    - Planungen nach dem aktuellen Stand der Technik z.B. nach VSB1-Empfehlung Nr. 0.1 "Anforderungen an die Ingenieurleistungen bei der Kanalsanierungsplanung"
    - VOB-konforme Vergabeverfahren 80 % der Vergaben in der Kanalsanierung sind nach eigener Einschätzung VOB-widrig, weil keine ausreichend konkreten Planungen zu Grunde liegen sowie fehlende Qualitätsanforderungen in widersprüchlichen Leistungsverzeichnissen und der Blick auf das "billigste" Angebot die Regel darstellen
    - Ausführung nach klaren Qualitätsvorgaben von nachweislich qualifizierten Fachfirmen und mit überprüften Sanierungstechniken (i. d. R. z.B. auf Basis der VSB-Empfehlungen Nr. 1 ff.). Die überwiegende Mehrzahl der am Markt agierenden "Fach"-Firmen können diesen Anspruch bei genauer Betrachtung nicht erfüllen.
    - "Konsequente Örtliche Bauüberwachung" und "Erfolgskontrolle Bauüberwachung" ist mehr als Bauleitung, sie ist zeitintensiv und oft mit Ärger verbunden. Wer die gestellten Anforderungen nicht überprüft, sondern nur Arbeitschritte und Rechnungen kontrolliert hat das Problem nicht erkannt. Die Qualität kann nur mit zusätzlichem Aufwand überprüft werden. Viele Büros und Netzbetreiber lassen sich (bewusst?) mit schlechten Abnahmedokumentationen befriedigen, welche vorhandene Mängel nicht oder nicht vollständig aufzeigen.
Fazit
Reinvestitionen in ausreichendem Ausmaß sind Grundvoraussetzung, dass die Gesellschaftsaufgabe "Abwasserentsorgung" auch in Zukunft zu vergleichsweise günstigen Gebühren möglich sein wird. Die kurzsichtige Intension, sich den Wunsch nach hoher Qualität zu äußerst billigen Preisen erfüllen zu können, kann nicht mehr als ein Traum sein, widerspricht er doch den Gesetzen der Marktwirtschaft. Qualität hat ihren Preis. Ohne Qualität ist das Geld gerade für "billige Lösungen" sogar sinnlos verausgabt, da die daraus resultierende stark verkürzte Nutzungsdauer der Sanierung jegliche Wirtschaftlichkeit zerstört. Die erforderliche Fachkompetenz steht den Netzbetreibern über speziell ausgebildete Fachingenieure (z.B. "Zertifizierter Kanalsanierungsberater") zur Verfügung.

1 Verband zertifizierter Sanierungs-Berater für Entwässerungssysteme e.V. (VSB), Wolf-Huber-Straße 1, 84453 Mühldorf, Tel. 08631/163234

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Dipl.-Ing. Markus Vogel

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