Rohrleitungsnetze als unternehmerische Herausforderung: 22. Oldenburger Rohrleitungsforum am 07. / 08.02.2008

04.10.2007

Rohrleitungsgebundene Infrastruktur ist in doppelter Hinsicht Gegenstand unternehmerischer Tätigkeit: Einerseits sind Unternehmen zugleich Eigentümer und Betreiber von Leitungsnetzen der Ver- und Entsorgung, zum anderen werden alle Dienstleistungen von der Planung über den Bau bis hin zur Instandhaltung und Sanierung von Rohrleitungen gleichfalls von Unternehmen erbracht - von der Herstellung von Rohren und des technischen Equipments für Rohrleitungsbau und -betrieb ganz zu schweigen. Dies geschieht in einer Zeit sich rapide wandelnder Randbedingungen für unternehmerisches Handeln.

So ist es folgerichtig, dass das Institut für Rohrleitungsbau Oldenburg -iro- sich dieses zentralen Aspektes annimmt und es zum Leitthema des 22. Oldenburger Rohrleitungsforums macht, zu dem es am 07. und 08. 02. 2008 an den Standort Oldenburg der Fachhochschule OOW einlädt. Neben dem Fachkongress, der im kommenden Jahr 31 Einzelveranstaltungen mit 84 Vorträgen bietet, warten wiederum rund 250 Aussteller aus der Rohrleitungsbranche auf ihr Publikum.

Die auffälligsten unternehmerischen Veränderungen haben sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten zweifellos auf der Seite der Betreiber von Infrastruktur abgespielt. Ehemals öffentliche Infrastrukturbetriebe wurden privatisiert. Private Energieversorger befinden sich ebenso in einem Prozess des ständigen Umbaus wie die meisten städtischen Versorgungsbetriebe. Der Umbau betrifft nicht nur häufig wechselnde Kapitalbeteiligungsverhältnisse, sondern auch die strukturelle Aufstellung der Unternehmen, also den unternehmerischen Aufgabenbestand selbst. Es ist ein ganz klarer Trend hin zu Mehrspartenunternehmen erkennbar, das heißt zu Unternehmenseinheiten mit erweitertem technischen Aufgabenspektrum. Dass Stadtwerke Gas, Strom und Wasser aus einer Hand liefern, ist inzwischen schon fast eine Selbstverständlichkeit. Viele Versorger betätigen sich überdies zusätzlich als Telekommunikationsanbieter. Immer öfter übernehmen städtische Infrastrukturbetriebe aber auch die Rolle des Abwasserentsorgers. Bei diesen Entwicklungen wachsen automatisch die technische und rechtliche Betreiberverantwortung für Leitungsnetze unterschiedlichster Art ebenso unter einem Dach zusammen wie Kompetenzen prinzipiell ähnlicher, im Detail aber dann doch unterschiedlicher Art.

Mit den daraus resultierenden Chancen, neuen Aufgabenstellungen und Herausforderungen insbesondere organisatorischer Natur setzen sich unterschiedliche Vortragsblöcke auf dem 22. Oldenburger Rohrleitungsforum auseinander. Die Umstrukturierungen der letzten Jahre haben aber nicht nur für die Netzbetreiber als Unternehmen Folgen gehabt. Auch die Dienstleistungsmärkte rund ums Rohr sind tiefgreifenden Wandlungen unterworfen, die bis heute anhalten und neue unternehmerische Konzepte hervorgebracht haben. Selbst die traditionellen Aufgaben- und Klientelbestände der einschlägigen Fachverbände der Gas- und Wasserwirtschaft bzw. der Rohrleitungsindustrie bleiben von Diskussionen nicht unberührt: auch die Verbände sehen sich einem gewissen Druck ausgesetzt, die eigene Positionierung neu zu überdenken. Gleichfalls nicht ausgespart bleibt in Oldenburg die wichtige Frage, welche Zusammenhänge es zwischen der unternehmerischen Neuorientierung und Fragen der Personalführung gibt.

Eine besonders kontrovers betrachtete Entwicklung hat sich vollzogen, seit kommunale technische Betriebe zunehmend aus dem Verwaltungszusammenhang ausgegliedert und mehr oder minder weitgehend privatisiert werden. Da arbeitsrechtliche Vorgaben es oft nicht erlauben, bestehende Personalüberhänge im Zuge der Privatisierung einfach abzubauen, sind viele kommunale Wirtschaftsbetriebe dazu über gegangen, nicht nur ihre eigenen Netze mit technischen Dienstleistungen zu bedienen, sondern treten als Dienstleister auch in anderen Städten und Gemeinden an. Dabei treten sie zwangsläufig in Wettbewerb zu den einschlägigen örtlichen Diensteanbietern der mittelständischen Wirtschaft - sehr zu deren Missfallen, da sie einen nicht nur überflüssigen, sondern zudem auch noch unlauteren Wettbewerb befürchten - Stichwort Steuer-Privilegien. Die auf dem Oldenburger Rohrleitungsforum schon traditionelle Publikums-"Diskussion im Café" nimmt sich am zweiten Veranstaltungstag dieser Thematik an und geht der Frage nach, ob es sich bei den neuen kommunalen Wirtschaftsunternehmen um fairen Wettbewerb oder um den "ultimativen Sargnagel" der mittelständischen Dienstleistungswirtschaft handelt.

Während es bei der Diskussion im Café recht emotional zugehen dürfte, steht bei der Vielzahl der Vorträge die technische Ratio klar im Vordergrund. Neu ist, dass im Rahmen der Rohrwerkstoff-Vortragsreihe erstmals auch dem Rohr-Kunststoff GFK ein eigener Themenblock ("1001 GFK-Neuigkeiten: Neue Märkte, große Projekte") gewidmet ist, wie dies für das konkurrierende HDPE schon lange und im übrigen auch 2008 wieder der Fall ist. Auch das Bauen von Rohrleitungen und Netzen in seinen unterschiedlichsten Aspekten steht wieder im Fokus des Rohrleitungsforums. In diesem Zusammenhang müssen die Experten des Horizontal Directional Drilling natürlich auch diesmal nicht auf Ihren Doppelblock mit spektakulären aktuellen Baustellen und innovativen HDD-Entwicklungen verzichten. Artverwandt ist die Microtunneling-Technologie, die mit neuen Aspekte aus Theorie und Praxis auf dem Forum präsent ist. Im Leitungsbau ist das Umfeld des Rohrs naturgemäß von großem Interesse; die alte Bergmannsweisheit "Vor der Hacke ist es dunkel" bringt zum Ausdruck, dass der Informationsbedarf von je her weit größer ist als die vorhandene Informationsmenge über die Eigenschaften des Untergrundes. Dass sich hier aktuell etwas tut, verspricht ein Vortragsblock "Rohrvortrieb: vor der Hacke wird es heller", der sinnvoll flankiert wird durch einen Themenschwerpunkt zu Ortungsmethoden im Leitungsbau.

Ansonsten ist dem "großen Rohr" 2008 ganz besonderes Interesse gewidmet. Nicht nur, dass man Reinigung, Inspektion und Sanierung von Abwasserrohren speziell in großen Dimensionen thematisiert; eine weitere Schwerpunktsetzung gilt dem Verhalten von Kunststoff-Großrohren im Rohr-Boden-System. Gemeinschaftlich stellen in Oldenburg die Fachverbände GSTT und RSV Aktuelles aus ihrem Regelwerk vor, unter anderem die mit Spannung erwartete GSTT-Information Nr. 22 zum Einsatz von Flutungsverfahren in der Kanalsanierung.

Der Treff für Rohrleitungspraktiker aller Branchen ist neben dem eigentlichen Fachkongress auch im 22. Jahr des Oldenburger Rohrleitungsforums die begleitende Fachausstellung, die sich mit rund 250 Teilnehmern wiederum auf dem hohen Niveau der Vorjahres-Veranstaltung bewegt. Höchste Qualität in engem Zeitfenster auch bei Großprojekten und unter extremen logistischen Randbedingungen zu bieten, ist für viele Dienstleister ein erklärtes Unternehmensziel. Wer hier glaubt, noch Nachholbedarf zu haben, dem leistet in Oldenburg ein ganz besonderes Unternehmen sinnlich erlebbaren Anschauungsunterricht: Die Großküche der Weser-Ems-Halle bietet beim "Ollnburger Gröönkohlabend" Jahr für Jahr aufs Neue Spitzenqualität bei perfektem Timing. Davon können sich Netzbetreiber, Rohrdienstleister und Systemlieferanten auch 2008 eine Scheibe Kasseler oder ein Stück Räucherwurst abschneiden.

Kontakt:
iro Institut für Rohrleitungsbau Oldenburg
Ina Kleist
Ofener Straße 18
26121 Oldenburg
Tel.: +49 (0) 441 36 10 39 0
Fax: +49 (0) 441 36 10 39 10
eMail: ina.kleist@iro-online.de
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