Überschnittene Bohrpfahlwand mit querendem Großprofil

14.01.2020

Das Verfahren der überschnittenen Bohrpfahlwand ist heute eine bewährte Bauweise zur Herstellung kreisrunder oder ovaler Start- und Zielbaugruben für den Rohrvortrieb. Wenn allerdings ein Bestandskanal mit großem Querschnitt integriert werden muss, sind besondere statische Überlegungen und spezielle konstruktive Maßnahmen erforderlich.

Die Baufirma Bernhard Heckmann GmbH & Co. KG hatte im vergangenen Sommer im Rahmen einer Vortriebsmaßnahme in Gelsenkirchen eine kreisrunde Baugrube mit überschnittenen Bohrpfählen herzustellen.

Der Innendurchmesser von 15,5 m und die Aushubtiefe von 12 m erforderten in der angetroffenen Geologie 16 m lange Bohrpfähle, die mit ihrem oberen Ende in einen massiven Ringbalken mündeten.

Bei dieser Pfahllänge wirken sich ungewollte Abweichungen der Bohrpfähle von der Lotrechten bereits erheblich aus, denn einerseits darf die Überschneidung von zwei benachbarten Pfählen aus statischen Gründen ein Mindestmaß nicht unterschreiten, um die Mindestwanddicke überall zu gewährleisten, andererseits dürfen sich die Sekundärpfähle nicht überschneiden, um das problemlose Einführen der Bewehrung nicht zu gefährden.

Einvernehmlich mit allen Beteiligten wurde festgelegt, dass die zulässigen Imperfektionen gemäß DIN EN 1536 im vorliegenden Fall verschärft werden und stattdessen die Werte aus der ZTV-ING gelten. Mit dieser Vorgabe wurde die Schrägstellung der Bohrpfähle von 2,0 cm pro m auf 0,5 cm pro m reduziert, was konstruktiv eine Reduzierung der Anzahl der Bohrpfähle (Durchmesser 100 cm) von 76 auf 66 ermöglichte.

Eine besondere konstruktive und statische Herausforderung war die Integration eines großen, die Baugrube diagonal querenden rechteckigen Bestandskanals aus Stahlbeton (lichte Maße 2,4 m x 2,4 m), der während der Baumaßnahme in Betrieb blieb und nicht beschädigt werden durfte. Somit mussten an beiden Durchtrittsstellen jeweils vier Primär- und drei bewehrte Sekundärpfähle in einem Sicherheitsabstand von 50 cm oberhalb des Rechteckprofils enden.

Dadurch war der statisch eigentlich notwendige Ringschluss des Ausbaus nicht nur im Bereich des Profils sondern auch unterhalb gestört, so dass ein zweiter Ringbalken (Gurtung) oberhalb der Öffnungen erforderlich wurde. Die offenen Bereiche des Verbaus wurden mit einem im Düsenstrahlverfahren hergestellten Dichtblock verschlossen, der für Erdlast- und Grundwasserdruck statisch nachgewiesen werden musste. Er stützt sich insbesondere an den ersten durchgehenden Bohrpfählen am Rand der Öffnung ab, die besonders stark bewehrt werden mussten.

Die Baumaßnahme konnte inzwischen erfolgreich abgeschlossen werden.

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