Wasser bleibt im Stadtgebiet
17.02.2023
Über 20 Jahre wartungsfreier Betrieb mit Drainfix Clean in Walldorf
Ein Paradebeispiel für nachhaltiges und zukunftsweisendes Regenwassermanagement ist das Neubaugebiet Walldorf-Süd. Von der Stadt Walldorf im Jahr 2010 erschlossen, liegt es in einem Wasserschutzgebiet der Klasse III B. Aufgrund der Lage sind besondere Maßnahmen für den Schutz des Grundwassers erforderlich. Sämtliches anfallendes Niederschlagswasser bleibt im Stadtgebiet und wird vor Ort versickert.
Entsprechend komplex war die Erschließungsplanung des ersten Bauabschnitts, mit der zu dieser Zeit Diplom-Ingenieur Arno König beauftragt war. Inzwischen konnte auch der zweite Bauabschnitt im Neubaugebiet Walldorf-Süd mit dem Regenwassermanagement von Hauraton abgeschlossen werden. Anlass genug, um mit Arno König im Interview einen Blick auf die Herausforderungen und Erfahrungen von damals und heute zu werfen.
Herr König, welche Anforderungen wurden in Walldorf an die Entwässerung der Freiflächen gestellt – und wo lagen die besonderen Hürden?
Das Gebiet sollte so erschlossen werden, dass das Regenwasser vor Ort verbleiben kann. Es gab damals ein Modellprojekt des Fraunhofer-Instituts in Malsch bei Karlsruhe. Dort wird Schmutzwasser wie auch Regenwasser mittels Unterdruckentwässerung gesondert gefasst und behandelt. Diesem Prinzip sollte das Konzept der Stadt Walldorf folgen.
Es gab auch Überlegungen, gesammeltes Regenwasser zu nutzen, was uns einiges Kopfzerbrechen bereitete. Denn es war damals noch nicht so leicht, die Sicherheit gemäß der gesundheitlichen Rahmenbedingung für die Nutzung in Wohngebäuden zu garantieren.
Welche unterschiedlichen Areale mussten dabei beachtet werden? Kriterien wie Belastungssituation, Nutzung etc. verlangten ja nach einer besonderen Behandlung.
Unbedingt, alles sollte ineinandergreifen. Zunächst waren feste gestalterische Vorgaben wie Straßenverlauf und Bebauungsflächen zu berücksichtigen Diese waren im Bebauungsplan vorgegeben. Daneben gab es aber auch Freiflächen, Kinderspielplätze oder landschaftliche Ausgleichsflächen. Nach Süden wird das Neubaugebiet von einer Landstraße und einem parallel verlaufenden Lärmschutzwall begrenzt.
Anfangs dachte ich, wir könnten das Niederschlagswasser über schöne Grünflächen – Mulden – versickern. Aufgrund der Gestaltung des Lärmschutzwalls als flaches, unauffällig in die Landschaft integriertes Bauwerk reduzierte sich jedoch die mögliche Muldenfläche. Es musste eine andere Lösung gefunden werden, durch die das Niederschlagswasser dezentral versickert – unmittelbar dort, wo es anfällt. Das Wasser wurde somit direkt an der Straße gesammelt. Entweder musste es dann über vier bis fünf Meter breite, parallel verlaufende Muldensysteme versickert oder aber über Rinnensysteme gefasst werden.
Was war damals Stand der Technik, welche Möglichkeiten gab es?
Am Markt gab es damals nur ein mögliches System. Das Filterrinnensystem von Hauraton war zwar gerade entwickelt worden, aber die Zulassung stand noch aus. Das machte es etwas schwieriger für uns, das System in der Planung vorzusehen. Um es dennoch zu ermöglichen, wurde speziell dafür eine Einzelfallbewertung durchgeführt. Dabei konnten Regierungspräsidium und Landratsamt davon überzeugt werden, dass das neue Filterrinnensystem von Hauraton alle Anforderungen erfüllt und dauerhaft gut zu bewirtschaften ist. Auf dieser Grundlage wurde eine Sondergenehmigung mit diversen Auflagen erteilt.
Worauf geht die Pflicht zur Reinigung des Niederschlagswassers zurück?
Beim Neubaugebiet Walldorf-Süd handelt es sich um ein reines Wohngebiet. Deshalb war davon auszugehen, dass keine größeren Schadstoffmengen zu bewältigen sein würden. Das Land Baden-Württemberg verlangt jedoch vor dem Einleiten von Regenwasser in das Grundwasser eine Reinigung über den Oberboden oder über ein Substrat. Bei einer Reinigung über den Oberboden wäre die erforderliche Versickerungsleistung nicht erreicht worden. Zumal seitens der Stadt Walldorf ein hundertjähriges Regenereignis für die Bemessung zugrunde gelegt worden war. Selbst auf den ausgewiesenen Baugrundstücken ist ein zehnjähriges Niederschlagsereignis zu bewirtschaften. Eine stolze Forderung. Es war nicht einfach das umzusetzen, aber wir haben es mit den Rinnen von Hauraton und Muldenrigolen geschafft.
Welche Erfahrungen haben dazu beigetragen, beim jüngsten Bauabschnitt ebenfalls auf die Lösungen von Hauraton zu setzen?
Zwischen dem ersten und zweiten Bauabschnitt lagen rund zehn Jahre. In dieser Zeit gab es keinerlei Probleme bei der Bewirtschaftung. Das heißt, die Füllung der Rinnen hat sich wie prognostiziert verhalten – ja sogar noch besser. Es wurden nicht zu viele Fremdstoffe abgelagert. Der Bewuchs und die Biologie, die sich über die Jahre entwickelt hatten, zeigten, dass das System zuverlässig funktioniert. Deshalb wollte man im zweiten Bauabschnitt beim gleichen bewährten System bleiben.
Was waren die Anforderungen bezüglich der Wartung und wie sind die Erkenntnisse dazu aus heutiger Sicht?
Die Anforderung an die Wartung war damals zweitrangig. Zunächst einmal war die zuverlässige Versickerung entscheidend. Wichtig war auch das Verhalten der Lösung in einem Katastrophenfall, zum Beispiel bei einem Ölunfall. Was ist in einem solchen Fall zu tun, um das System wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen? Auch hierfür hatten sich die Drainfix Clean Filterrinnen mit einem guten Konzept präsentiert und durchgesetzt.
Überzeugende Kernerkenntnis war, dass sich die Angaben von Hauraton bezüglich der wartungsfreien Betriebszeit von zehn bis zwanzig Jahren bisher vollständig bewahrheitet haben. Ein Großteil der Filterrinnen, die im ersten Bauabschnitt eingebaut wurden, verfügen zum aktuellen Zeitpunkt, also nach 13 Jahren Nutzungsdauer, immer noch über mehr als 50 Prozent Puffer, so dass die vorausgesagten 20 Jahre ohne Wartungsbedarf garantiert überschritten werden. Dabei hängt es immer davon ab, aus welcher Quelle der Schutz stammt. Der stärkste Schmutzbeitrag fällt erfahrungsgemäß beim Bau der privaten Wohngebäude an. Hier hat sich aber weniger Schmutz angesammelt als vermutet, so dass die Lebensdauer aller Wahrscheinlichkeit nach sogar länger als 20 Jahre betragen wird.
Was würden Sie mit heutigem Wissenstand anders machen und warum?
Das ist eine gute Frage. Wichtig ist, den Auftraggeber genau nach seinen Zielen zu befragen und für konkrete Forderungen Lösungen zu schaffen. Es ist einfach, auf grüner Fläche zu versickern, doch diese Areale stehen nicht immer zur Verfügung. In diesem Fall, wie er uns auch in Walldorf-Süd begegnete, ist und bleibt die Regenwasserbehandlung über die Filterrinnen aus meiner Sicht eine optimale Lösung. Das behandelte Wasser wird in unterirdische Rigolen eingeleitet. Dabei werde ich planerisch künftig noch mehr Kontrollmöglichkeiten bzw. bessere Zugänglichkeiten vorsehen.
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