Zwei Probleme gelöst mit nur einem System
28.10.2021
Mit D-Raintank 3000® für Dürre und Starkregen gewappnet
Die Göttinger Stadthalle wird seit 2019 kernsaniert. Bei den umfangreichen Maßnahmen steht auch ein verantwortungsvoller Umgang mit Regenwasser im Mittelpunkt. Eingebaut wurden daher D-Raintanks 3000®, eine Sedimentationsanlage sowie ein Entnahme- und Drosselschacht der Funke Kunststoffe GmbH. Ideen für einen zukunftsorientierten Umgang mit Niederschlagswasser hatte es in der Stadthalle Göttingen in der Vergangenheit schon vielfach gegeben – sie war bisher regelmäßig Veranstaltungsort der Göttinger Abwassertage.
Die Stadthalle im niedersächsischen Göttingen ist die größte Konzerthalle in der Region. Sie bietet sowohl den internationalen Händelfestspielen als auch dem Göttinger Symphonieorchester regelmäßig eine Bühne. Auch die Kanalbaubranche gibt sich hier im Rahmen der Göttinger Abwassertage (GAT) für gewöhnlich ein Stelldichein. Im Moment allerdings bestimmen nicht Musiker den Takt, sondern Baumaschinen. Und war der Umgang mit Starkregen immer wieder auch Thema von Vorträgen der GAT, werden derzeit vor der Stadthalle entsprechende Vorsorgemaßnahmen in die Praxis umgesetzt: Denn sowohl innen als auch außen wird der Anfang der 1960er Jahre errichtete Veranstaltungsort gerade auf den neuesten Stand gebracht. Dabei spielt auch eine vorausschauende Entwässerung eine Rolle.
Gute Erfahrungen mit Funke
Um eine Überlastung des bestehenden Kanals bei Starkregen zu verhindern, hatten die Göttinger Entwässerungsbetriebe zur Auflage gemacht, dass das Niederschlagswasser vom Dach der Stadthalle und von der Fläche ringsherum nur gedrosselt in den bestehenden Regenwasserkanal eingeleitet werden darf. Die Stadt Göttingen, als Auftraggeber für die Sanierung der Stadthalle, beauftragte daher die ortsansässige Bürogemeinschaft Hesse/Temme mit Planungen zur Regenableitung und -rückhaltung.
In der Vergangenheit hatte das Büro bei anderen Baustellen bereits gute Erfahrungen mit Produkten von Funke Kunststoffe gesammelt. Daher setzte man auch mit Blick auf die Göttinger Stadthalle auf die durchdachten Systemlösungen des Herstellers mit Sitz im westfälischen Hamm: Zum Einsatz kamen HS®-Kanalrohre, eine Sedimentationsanlage, ein Entnahmeschacht, ein Drosselschacht sowie ein unterirdischer Retentionsraum mit L/B/H 7,20 x 7,20 x 1,80 m. Letzterer besteht aus insgesamt 432 D-Raintank 3000®-Elementen und wurde dreilagig eingebaut und mit einer Kunststoffdichtungsbahn (KDB) aus PE-HD wasserdicht verschweißt. Damit konnte vor der Stadthalle in Göttingen ein unterirdisches Regenauffangvolumen von rund 93 m³ geschaffen werden.
Nur Teilmenge wird eingeleitet
In den Kanal wird nur eine Teilmenge des zulaufenden Niederschlagswassers über den Funke Drosselschacht DN 1000 mit 77,6 Litern pro Sekunde eingeleitet, wie Planer Luan Michel Luzza von der Bürogemeinschaft Hesse/Temme erklärt: „Wir haben für die Planung der privaten Entwässerungsanlage die vom Netzbetreiber vorgegebene hydraulische Einleitungsbeschränkung in den öffentlichen Regenwasserkanal berücksichtigt. Der Ablauf Richtung Drosselschacht befindet sich im unteren Bereich der oberen Lage, sodass die Sedimentationsanlage bei Vollfüllen der Rückhaltung nicht eingestaut wird.
Hierbei verfügt der Retentionskörper in den beiden darunter liegenden Lagen der D-Raintank 3000®-Elemente über einen dauerhaften Regenwasserspeicher. Über den Entnahmeschacht kann dieser zum Wässern der Pflanzen rund um die Stadthalle genutzt werden.“ Funke-Fachberater Bernd Hölscher fügt hinzu: „Auf diese Weise wird das bestehende Kanalnetz bei Starkregen vor einer Überlastung bewahrt. Andererseits steht in Trockenzeiten genügend Wasser für die Bewässerung zur Verfügung. Mit einem System haben wir so gleich zwei Antworten auf sich verändernde klimatische Anforderungen gefunden.“
Äußerst stabil
Die minimal zulässige Überdeckung der D-Raintank 3000®-Elemente – sie verfügen über die DIBt Zulassung (Z-42.1-572) für Versickerung und Rückhaltung von Niederschlagswasser – beträgt bei SLW 60 nur 0,8 Meter, die maximale Überdeckung liegt bei 3,5 Metern. Durch die statisch optimierte Konstruktion aus dem widerstandsfähigen Kunststoff PVC-U mit jeweils vier lastabtragenden Säulen sind die D-Raintank 3000®-Elemente äußerst stabil und weisen dennoch nur ein Gewicht von weniger als 10 kg auf. Das erleichtert die Arbeiten ungemein.
Im Inneren kommt der Retentionsraum ohne zusätzlich stabilisierende Seitenplatten aus, was eine durchgehende Kamerabefahrung und Inspektion in alle Richtungen ermöglicht. Damit Wartungsarbeiten, Spülungen oder Befahrungen noch einfacher durchgeführt werden können, wurden in Göttingen zwei Inspektionsblöcke sowie ein Spülrohr integriert.
Hohe Reinigungsleistung
Bevor das Regenwasser allerdings in die D-Raintank 3000®-Anlage gelangt, durchläuft es die Sedimentionsanlage. Hier wird das Wasser von Schmutzpartikeln befreit. Die Funke Sedimentationsanlage ist für eine Anschlussfläche von bis zu 5.000 m² geeignet und erreicht ihre hohe Reinigungswirkung aufgrund ihres durchdachten Zwei-Kammer-Systems. Funke-Fachberater für Regenwasser Frank Horstmann beschreibt die Funktionsweise so: „In der ersten Kammer setzen sich die groben Sedimente ab, wobei die gegenüber dem Zulauf angeordnete, um 30° abgewinkelte Prallplatte die Strömungsrichtung vorgibt. In dem danach angeordneten Sedimentationsraum, der zweiten Kammer, werden die eher feinen Sedimente zurückgehalten.“
Prüfungen ergaben, dass die Funke Sedimentationsanlage einen AFS-Rückhalt von 72 Prozent erreicht (AFS = abfiltrierbare Stoffe). Mit Blick auf AFS63, also besonders feine abfiltrierbare Stoffe mit Korngrößen von 0,45 μm bis 63 μm, sind es stolze 55 Prozent. Damit kann die Anlage zur Entwässerung der Flächenkategorien I und II nach dem im Dezember 2020 erschienenen DWA-Arbeitsblatt 102 (Grundsätze zur Bewirtschaftung und Behandlung von Regenwetterabflüssen zur Einleitung in Oberflächengewässer) eingesetzt werden.
Neben dieser hohen Reinigungsleistung gehören auch der geringe Wartungsaufwand und der platzsparende Einbau der 2,20 Meter hohen und 4,30 Meter langen Anlage zu den Vorteilen.
Besondere Qualifikation erforderlich
Eigentlich ist die Rohrleitungs-, Straßen- und Tiefbau GmbH (RST) aus Bovenden mit Arbeiten rund um die Stadthalle betraut. Für das Verschweißen der Folie der D-Raintanks 3000® bedarf es jedoch einer besonderen Qualifikation nach der DVS-Richtlinie 2212-1 (Prüfung von Kunststoffschweißern – Prüfgruppen I und II). Hier vermittelte Funke kurzerhand an eine Fachfirma, die über die entsprechende Zertifizierung verfügt. Um den Retentionsraum zum einen gegen Bodeneintrag abzudichten und zum anderen vor Beschädigungen zu schützen, wurden die Elemente mit einer Lage Filtervlies, einer verschweißten Kunststoffdichtungsbahn (KDB) und einem weiteren Filtervlies ummantelt.
Hierfür legten die Arbeiter zunächst die erste Lage Filtervlies auf dem vorbereiteten Planum aus. Hierauf wurde die zwei Millimeter starke KDB verlegt und die einzelnen Bahnen verschweißt, bevor diese mit einer weiteren Lage Vliesstoff abgedeckt wurde. Auf diesen Schichten wurden die D-Raintank 3000®-Elemente dreilagig mit Verbindern verlegt und der fertige Retentionsraum mit Vlies, KDB und Vlies ummantelt, wobei die KDB wiederum zunächst verschweißt wurde.
Anke Thiele von RST zeigte sich auf der Baustelle begeistert von dem System: „Man merkt, dass es für die Praxis gemacht ist. Die Handhabung der Elemente ist einfach. Genau wie das HS®-Kanalrohrsystem, welches in unterschiedlichen Farben für Schmutz- und Regenwasser erhältlich ist, ist auch die Verbindung der Raintanks bei mehrlagigem Einbau ein von Funke gut durchdachtes System.“
Insgesamt wird an 36 Gewerken an der Stadthalle Göttingen gearbeitet, bevor sie voraussichtlich im Januar 2023 wiedereröffnen kann. Dann wird das markante Gebäude mit der Kachelfassade vermutlich auch der Kanalbaubranche wieder ein Forum und Besuchern einen Ideenpool bieten.
Weitere News und Artikel
17.04.2024
News
Auszeichnung für innovative Ideen und Spitzenleistungen
Deutscher Baupreis 2024: Dommel erneut geehrt
15.04.2024
News
„CROM – Zertifizierte Schachtsanierung“ geht in die nächste Runde
Im Februar 2024 fand im Schulungszentrum der MC-Bauchemie in Bottrop zum 14. Mal die jährliche „CROM“-Lehrgangsreihe (CROM = Certified Rehabilitation of Manholes) statt. Verschiedene Lehrgänge aus dem Bereich der Schachtsanierung boten den Teilnehmenden ein abwechslungsreiches und informatives Programm.
12.04.2024
News
Kanalgipfel 2024: Methodik zur Bewertung von Bauwerken
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten technischen und wirtschaftlichen Bewertung dieser langlebigen Anlagen. Der Kanalgipfel bietet eine Hilfestellung für eine detaillierte und konsistente …
10.04.2024
News
Ein Blick unter die Erde von Bergisch Gladbach
Katec kombiniert Reparatur und Renovierung für umfangreiche Sanierungsmaßnahmen
09.04.2024
News
Kanalgipfel 2024: Gebührenranking in der Abwasserentsorgung - Analyse und Bedeutung für Kommunen
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten technischen und wirtschaftlichen Bewertung dieser langlebigen Anlagen. Der Kanalgipfel bietet eine Hilfestellung für eine detaillierte und konsistente …
08.04.2024
News
Interessanter Input auf höchstem Niveau
rbv auf dem 36. Oldenburger Rohrleitungsforum
04.04.2024
News
terra infrastructure nimmt Kunststoffspundbohlen ins Programm
Eine wirtschaftliche, langlebige und wartungsarme Alternative
27.03.2024
News
Sauberer Phosphor 2029: Eine Initiative zur nachhaltigen Ressourcennutzung
Das Umweltbundesamt (UBA) ist Teil der Initiative Sauberer Phosphor 2029, die darauf abzielt, eine sichere und ökologisch nachhaltige Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm und Klärschlammasche zu fördern.
25.03.2024
News
Update DE-21: Neue Inhalte im Online-Kurs "Grabenloser Leitungsbau"
Online Weiterbildung zum Thema Leitungsverlegung im Tiefbau: Der grabenlose Verbau unterirdischer Entwässerungssysteme kann eine ressourcenschonende, klimafreundliche, zeitsparende und kostengünstige Alternative zur offenen Bauweise sein. Der UNITRACC-E-Learning-Kurs wurde um einige fachliche und visuelle Elemente zum Kanal- und Rohrleitungsbau ergänzt.
22.03.2024
News
LWG startet Wissenstransfer mit Su Canal in Moldawien
Internationale Zusammenarbeit zur Schaffung einer zukunftsorientierten Wasserinfrastruktur
Kontakt
Funke Kunststoffe GmbH
Siegenbeckstr. 15
59071 Hamm-Uentrop
Deutschland
Telefon:
+49 2388 3071 0
Fax:
+49 2388 3071 7550